Beiträge von Gilgamesh

    R O L L E N S P I E L:

    So wird er am nächsten Morgen nur durch den Wecker aus dem Schlaf gerissen. Draußen geht erst gerade die Sonne auf. Es ist geradezu pervers ruhig und friedlich. Nur wenn er auf einen Balkon zum Garten hinausgeht, kann Danyal ein paar Vögel hören. Auf seinem Pad erwartet ihn eine Anrufbitte von Xaxai Anwar nach dem Gespräch mit den Kräften vor Ort.

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    Zum Tanz findet er nichts direktes, aber Gao Fu war ein legendärer Dieb, der einst das Geheimnis der Seidenherstellung stahl und an den Meistbietenden verkaufte. Dummerweise war das ein entsendeter Söldner der Seidenproduzenten und so kam er dabei um. Vor ein paar Tausend Jahren angeblich. Es gibt auch ein Restaurant, das so heißt, hier in Diyarasu. Aber das ist offenbar für den bescheidenen Geldbeutel ohne viel Anspruch. Sogar das Wasser soll dort nur abgestanden serviert werden.

    Hintergrund:

    Sturm: Nach einigem Herumprobieren denkt sich Tiam, dass die Reihenfolge und Passwortlänge wohl eher etwa "Ich bin ein_ Wort Wort Wort" ist. Da sind wohl noch ein paar Adjektive enthalten.

    R O L L E N S P I E L:

    So passiert erstmal gar nichts. Aber Tiam kann ja immer noch mit seinem Arbeitspad arbeiten, das er am Anfang bekommen hat. Er musste ja sein altes Pad beim Großwesir nicht abgeben.

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    So gelangt er schließlich an das Ufer, das nach Abfall, Abwasser, Salz und Fischabfall stinkt. Seltsamerweise sind alle Eingänge in potentielle Bauten einstöckige Kästen, jedenfalls Richtung Ufer, dort wo seine Räume liegen sollen. So steht er schließlich vor einem solchen Kasten und soll entweder sein Pad vorweisen oder einen komplexen achtstelligen Code fehlerfrei eingeben. Dann öffnet sich die Tür zu einem Fahrstuhl nach unten. So Tiam entsprechende Ängste hat, kann er sich darauf einstellen, wohl mit den Fischen zu schlafen oder jedenfalls in deren Tiefe. Der Fahrstuhl bringt ihn dann mit seinem zweiten Code oder auch seinem Pad in eine nur für ihn gedachte Etage, die sich nach einem kleinen Vorraum in einen großen Raum mit Panoramafenster auf das Wasser des Deltas öffnet. Er dürfte wohl etwa zwölf Meter unter der Wasseroberfläche sein. Draußen schwimmen neben einigen kranken Fischen nur Plastikreste vorbei.

    Das Zimmer ist in hellen Farben gehalten und mit Teppichen ausgestattet. Schwere Vorhänge lassen sich vor das Panoramfenster ziehen. Ansonsten ist der Raum wohl zum Wohnen und Arbeiten geeignet. An der Seite gibt es eine getrennte Nische für die Essenszubereitung mit Elektroherd, Kühlfach und Spüler. Das Kühlfach ist mit Fertigmahlzeiten gefüllt. Dazu kommen in einer Ecke mehrere Getränke. Neben der Küchennische führt eine Tür in ein kleines Bad mit Lüftungssystem, Dusche, Toilette, Spiegel und Waschbecken. Es ist gerade mal so groß, dass man die Dusche erreichen könnte und sich in ihr umdrehen könnte oder zur Toilette am Waschbecken vorbeigehen kann und sich dort umdrehen könnte.

    Hinter einem Vorhang findet Tiam ein kleines getrenntes Schlafzimmer mit Doppelbett und verschiedenen Decken und Kissen, dazu ein kleineres Fenster in Richtung See, das auch verdeckt werden kann. Dort steht auch noch ein großer Schrank, gut für Kleidung geeignet sowie eine Kommode. Regale derweil sind im Wohnzimmer vier neben den dreien aus der Küche vorhanden. Es ist also durchaus geräumiger als seine Kasernenunterkunft aber kaum vergleichbar mit dem edlen Zimmer, in dem er eine Nacht untergebracht wurde. Allerdings muss der Komplex wohl durch zwei Lüftungssysteme im Bad und im Aufzugschacht ständig versorgt werden - wenn die ausfallen, dürfte Tiam recht schnell die Luft knapp werden.

    Aha, das hat vor allem praktische Gründe. Das Gelände wäre sonst einfach nur eine irrsinnige Verschwendung. Gebäude müssen auch genutzt werden. Mit Gastfreundschaft hat soetwas nichts zu tun. Gastfreundschaft ist nicht in materiellen Werten zu suchen, sondern im Handeln und im Benehmen einer Person. Das an Materiellem zu messen ist dann ein wenig barbarisch. Meiner Erfahrung nach testet die Akademie sehr gerne und auch zu oft. Allerdings stamme ich selbst aus ihren Reihen vor meinem diplomatischen Dienst und kann nicht umhin, darauf hinzuweisen. Es gibt nicht immer nur Schwarz und Weiß und Absolutheiten. Hier in Lehim wirst du vieles als durchmischt erleben und auch akzeptieren müssen. Bist du dazu bereit?

    Ohja, ich habe einen ganzen Flügel für deine Arbeit reserviert. Eigentlich war der dafür gedacht, die Mahdia zu beherbergen, falls sie nach Lehim kommt, aber das steht wohl auf lange Zeit aus. Da ist der volle Komfort zu haben, also im Vergleich zu dem, was der Ashantir bekommen würde. Da haben wir Marmorhallen, unzählige Büros, Gärten, gute Köche, ein seriöses Dienstpersonal, ruhige Enzelzimmer, Konferenzräume, modernste Technik, Bibliotheken, persönlicher Transportservice. So bequem kommt man sonst nie in der Hegemonie unter außer halb im Palast des Wassers in Goman, in Mehita oder im Schloß des weißen Kranichs in Timor. Und vielleicht in Mashin. Aber sonst unerreicht. Da könnt ihr dann mal Luxus haben, vielleicht bekommen wir dann auch bessere Ergebnisse.

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    Das klang fast wie ein Scherz, aber er scheint das völlig ernst zu meinen. Und wenn man weiß, dass die Mahdia wegen der Vorbotenbewegung Lehim wie die Pest meidet, dann mag das durchaus stimmen.

    Nein, ich bin der Ansprechpartner für alle Dinge hier in Lehim. Auf allen Inseln, die zum Shaikhan gehören. Zumindest soweit wie sie Futunen aus dem Kernreich betreffen. Die Botschaft ist nichts weiter als eine Residenz. Ist ja nicht wie in Hatha, wo die Botschafterin sich in ihrer Botschaft verschanzt und sich kaum um die Inseln kümmert. Oder wie bei Khadesh, wo das Mandat auf einen Vertragshafen beschränkt ist und der Botschafter fast wie ein Bettler erscheint, der kaum Zugang hat, während die Zuständigen der Akademie frei raus und rein gehen.

    Ich bin der Botschafter des Kernreichs beim Shaikhan Lehim. Einst wurden alle Botschaften bei den futunischen Reichen durch das Wesirat für Kultur besetzt, da sie nicht wirklich Ausland waren. Die Großwesire haben mich in diesem Amt schließlich bestätigt. Manche Lehimi sehen in mir daher auch den Repräsentanten der Hegemonie, auch wenn ich da kein wirkliches Mandat besitze. Als Futunen bin ich für euch daher verantwortlich. Im Grund operiert ihr aus meinem Verantwortungsbereich heraus und repräsentiert wohl zum Teil die Botschaft und das Kernreich. Aber wohl eben auch die Hegemonie, wenn ich richtig vermute, welche Funktion du ausfüllst. Es ist ziemlich schwierig den Unterschied zwischen Hegemonialverwaltung durch die Wesirate und Hegemonialregierung durch den Großwesir zu erklären. Und die Fülle der Privilegien von Jaavid Gried ist nun auch nicht einfach zu beschreiben.

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    Er grinst etwas schief. Langsam kommen sie der Insel mit der Altstadt und dem imposanten Vulkankegel näher. Sicher werden sie diesen Ort in einer viertel Stunde erreichen.

    Nun, eigentlich sollte sie ja niemand erkennen. Ich kenne sie ja auch nur wegen der Kommunikation bei der Aufstandsbekämpfung genau wie Thar Hanum. Aber ich denke, ich weiß nun, warum ihr hier seid. Ich werde euch entsprechende Hinweise zukommen lassen. So ich recht habe, werden sie euch nützen. Je weniger über die Sache bekannt wird, umso besser. Aber hüte dich vor Unvorsicht, Danyal Khaje, die Lehimi sind der Akademie mehr als gewachsen, wenn es um Zwischen-den-Zeilen-Lesen geht. Deswegen trauen sie ihr auch so wenig.

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    Er nippt an einem Glas mit Kräuterlikör.

    Ich sollte wohl erwähnen, dass die Botschaft noch andere Gäste hat. So ist Sibaya Adi hier, eine Diplomatin vom Bund des Einhorns, welche die schwierige Aufgabe hat, die Gemüter der lehimischen Regierung wegen Jiklà zu beruhigen, wobei ihr auch noch Handlungsspielräume fehlen, weswegen ich dahingehend fragte. Außerdem haben wir einen der Sufi von der Forschungsreise immer noch zu Gast, weil er mit einem Fieber niedergekommen ist. Zhar Japari ist sein Name.

    Gibt es einen speziellen Grund, warum du den Ostwind dabei hast? Die Lehimi haben der Akademie von Persuna stets den Zugang verweigert bis auf die Expedition, welche vor einigen Tagen hier vorbeikam und an sich die Naturlandschaft im Nationalpark im Süden untersuchen will. Wenn irgendjemand feststellt, wen du da dabei hast, kann das schon zu einer Krise führen. Den Eingeweihten ist sehr wohl bewusst, wozu die Frau fähig ist, welche die Niederwerfung von Saredash koordiniert hat. Oder die . . . ähm, ist ja auch egal . . .

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    Er ist deutlich eingeschüchtert durch ihre Gegenwart, doch Ishri wirft daraufhin kurz mit einer abwehreden Geste ein.

    Ich bin lediglich eine Gelehrte und Koordinatorin, viele Hände waren an der Sache beteiligt. Meine Arbeit hier wird durch Danyal Khaje sicher angemessen koordiniert werden.

    Hintergrund:

    Hintergrund Schatten 4: Thar Hanums Gesicht besteht aus Stein, aber dem geübten Menschenbeobachter ist klar, dass er am liebsten laut loslachen würde.

    Nein, ich habe keine Vermutung. Dieser Schleier aus Lügen, der im Kernreich gewoben wird, ist mir nach all den Jahren hier zutiefst zuwider. Aber du hast ja dessen willfährige Hände dabei.

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    Er wirft einen missbilligenden Blick auf Ishri, welche das mit einem freundlichen, aber durchaus herablassenden Lächeln quittiert. Dann blickt er kurz zu Thar, aber zuckt dann nur entschuldigend mit den Schultern.

    Anhand deiner Begleiter ist klar, dass beide Brüder tief in deinem Auftrag involviert sind. Auch wenn ich der Akademie noch weniger traue als der Stiftung. Nach der jüngsten Aktion der Phönixdynastie im ehemaligen Jiklà dürften aber beide eher gut ankommen als Vertreter von dort. Der Fall müsste auch noch geklärt werden. Was passiert mit den Siedlern dort nachdem das Gebiet an Lehim abgetreten wurde. Sind es nun Lehimi, einfach nur Futunen oder ganz andere? Wer bezahlt für die Schäden dort? Ob das dein Auftrag ist oder nicht, danach wird man dich fragen. Und da Lehim in der Theorie auf Augenhöhe Mitglied der Hegemonie ist, solltest du ihnen auch eine Antwort geben, die nicht nur aus offensichtlichen Gewäsch besteht. Anders als vielleicht Hatha und Deret kann man Lehim und Khadesh nicht einfach übergehen, da ist mehr Fingerspitzengefühl gefragt.

    Ich glaube, du verwechselst da eine ganze Menge. Zum Ersten ist das Shaikhan Lehim kein Teilstaat, sondern ein futunisches Reich im Rahmen der Hegemonie. Die Teilstaaten sind explizit die Einzelglieder des Sha'in Futuna und nicht des Sha'nat Futuna. Das Sha'nat besteht aus dem Sha'in Futuna, dem Shaikhan Lehim, Hatha, Deret und den Monarinseln und den abhängigen Gebieten Bokuruge, Diyarasu, Sibal und Khotso. Das Sha'in Futuna wiederum besteht aus Teilstaaten. Zum Zweiten ist es doch gegen das Blutgesetz, Blutgeborene von ihren Stimmrechten auszuschließen. Oder wie siehst du das?

    Kein futunisches Reich hat Stimmrechte. Hatha und Deret haben ja auch keine. Der Hohe Rat regiert theoretisch die Hegemonie ist aber eigentlich nur Willensausdruck der Teilstaaten des Kernreichs. Ich dachte, dieses Dilemma ist jedem bewusst? Wirtschaft, Außenpolitik, Religion und Verteidigung liegen bei der Hegemonie, hier haben weder die futunischen Reiche noch die abhängigen Gebiete Mitbestimmungsrechte. Und eigentlich sollte der Hohe Rat ja den Willen der futunischen Zivilisation formen. Da ist eine deutliche Diskrepanz.

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    Er lehnt sich seufzend wieder vor und nimmt eine weitere Scheibe. Sie haben nunmehr den Hafen verlassen und beginnen mit der Überfahrt. Durch das stetige Einlaufen von Frachtschiffen muss die Fähre eine knappes Zeitfenster erwischen, um die Meeresstraße zu queren.

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    Auf dem Weg zurück kommt er am Verfolger vorbei. Es ist ein Junge, der vielleicht so zehn oder elf Jahre alt ist, hochgewachsen mit kurzem, dunklen Haar und hellen, wachen Augen. Irgendwie sind die Gesichtszüge jemanden anderen ähnlich auch wenn nicht gleich klar wird, wem aus Tiams Vergangenheit. Er ist eindeutig hochfutunischer Abstammung, aber das war es dann auch schon. Wirklich beachten tut er Tiam auch nicht, sondern geht den Weg locker weiter. Ein Weg an einer Straße, die genau wie die Gehwege bis auf die beiden mittlerweile menschenleer ist.

    Die Bürogebäude sind derweil genau so wie nur Minuten zuvor. Noch immer sagt ihm seine Intuition das vordere zu Gunsten des hinteren zu ignorieren und auch die Lagerhallen abzuhaken.

    Die Frage erscheint mir seltsam. Was wäre, wenn ich auf Vashir geboren, in Alegon und Solaman aufgewachsen wäre und Lehim als meine Heimat betrachte. Was genau würde das über mich aussagen? Ansonsten sollte die demokratische Teilhabe doch Ziel genug sein. Im Moment stimmen Teilstaaten in der Hegemonie über alle möglichen Dinge ab und Lehim hat da kein Mitspracherecht. Das kann doch nicht in deinem Sinne sein.

    Uns verfolgt jemand? Wer denn?

    R O L L E N S P I E L:

    Er wirft einen Blick hinter sich und runzelt nochmal die Stirn. Dann zieht er sein Helmvisier runter, vielleicht um eine Zoomfunktion zu erhalten.

    In Ordnung, es war interessant, sich mit dir zu unterhalten. Aber ich glaube, ich werde doch einmal darauf verzichten, das heute zu vertiefen. Ich rufe dich an! Viel Erfolg in Diyarasu!

    R O L L E N S P I E L:

    Die letzten beiden Worte hat er gerufen, weil er sich nun im Laufschritt entfernt. Tiam müsste ihm schon nachrennen, um ihn nicht in den Straßen zu verlieren.

    Ich bin nur der Botschafter der Hegemonie in Lehim. Von mir kannst du wohl kaum genau erfahren, wie die Lehimi ticken. Das habe ich selbst noch nicht so genau verstanden und meine Frau ist eine. Aber ich kann gerne ein paar Fragen beantworten.

    R O L L E N S P I E L:

    Gleichzeitig winkt er sichtbar ab.

    Schon gut, dass mit der Befragung war auch mehr Wunsch meinerseits. Immerhin ist das Shaikhan nur beobachtend im Hohen Rat. Ich dachte, dass der Großwesir nunmehr Schritte unternimmt, um Lehim auch Stimmrechte zu verschaffen.