Kampagne: Den besten Kraken sieht man nicht - Danyal Khaye

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal wendet Thar sein ramponiertes Gesicht zu. Etwas stimmt nicht, etwas liegt in der Luft. Er will etwas sagen, aber hat das Gefühl, dass etwas passieren könnte, das er bereut, wenn er die falschen Worte wählen sollte.

    Du prüfst mich, oder? Thar, du kennst mich doch inzwischen, meinen Auftrag und meine Überzeugung. Also weißt du auch die Antwort.

    R O L L E N S P I E L:

    Mehr wagt er nicht zu sagen. Nicht, weil er an der Richtigkeit seiner Überzeugung zweifelt, sondern an seinen Fähigkeiten, sie richtig zum Ausdruck zu bringen. Es ist viel schiefgelaufen in letzter Zeit, weil er die falschen Worte fand oder schlichtweg ein Tollpatsch ist.

    Er wendet sich ab und starrt angestrengt aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu betrachten. Ihm ist unwohl und er merkt, dass seine Hände weiß und kalt sind. Er wünscht sich eine Decke, in die er sich einrollen und darunter verkriechen kann, bis dieser Moment vorüber ist.

  • Hä? Nein, ich will das einfach nur wissen.

    R O L L E N S P I E L:

    In diesem Moment kommen sie mitten in der tropischen Hitze zu stehen. Der Wagen hielt auf einem kleinen weißgepflasterten Platz von einem zweistöckigen Haus mit Palmengarten eingerahmt durch eine stockwerkhohe Mauer. Ein Paradiesvogel mustert den Wagen kritisch. Davon abgesehen ist es ruhig und friedlich.

  • Du weißt es doch, Thar. Was auch immer du dir Desaströses ausmalen magst, es stimmt nicht.

    R O L L E N S P I E L:

    Hartnäckig starrt Danyal aus dem Fenster und betrachtet den Palmengarten, dessen Idylle ein wenig von der hohen Mauer gestört wird, in der Hoffnung, dass Thar das Thema wechselt, hin zu etwas Unverfänglichem, damit sie morgen immer noch zusammen Kaffee trinken und Pläne schmieden können. Man sieht es Danyal nicht an, aber er hat heftiges Herzklopfen.

    Daynals Blick verharrt auf dem Paradiesvogel. Er überlegt, ob er Thar und Zaina auf das schöne Tier aufmerksam machen soll, aber es würde nur wie ein Ablenkungsmanöver wirken, also schweigt er.

  • Aha, ich weiß es also. Warum spricht dann dein Sagen und Verhalten eine andere Sprache?

    R O L L E N S P I E L:

    Zaina steigt inzwischen aus und öffnet den Kofferraum, nimmt eine Tasche und öffnet die Tür, um hineinzugehen. Sie scheint keine Beachtung mehr für die beiden übrig zu haben.

  • Ich fürchte viele Dinge. Im Moment will ich einfach nur wissen, was du über die Hegemonie denkst. Ohne weitere Ausflüchte.

    R O L L E N S P I E L:

    Er weicht dem Blick nicht aus, sondern wirkt aufmerksam und abwägend.

  • Dann präzisiere ich meine Frage: Was befürchtest du von mir?

    R O L L E N S P I E L:

    Noch immer drückt Danyal sich vor einer klaren Antwort. Er hat das Gefühl, selbst eine falsche Betonung, ein Verhaspeln oder ein falscher Gesichtsausdruck könnte bei dem launischen Thar eine ewige Unversöhnlichkeit auslösen, die durch keine Erklärung je wieder geradezubiegen wäre.

  • Dass ich hier an Altersschwäche sterben werde, bevor ich eine Antwort bekomme. Oder dass wir verhungern, weil du dich drückst. Vielleicht finden uns auch deine zahlreichen Bekannten und Freunde, die uns etwas antun wollen, bevor du klare Aussagen tätigst.

    R O L L E N S P I E L:

    Er verdreht die Augen.

  • Mein lieber Thar. Jetzt hörst du mir mal zu. In meinem ganzen Leben habe ich exakt einen einzigen Freund gefunden und einen weiteren, der ein bisschen mehr war. Und ehe ich uns beiden wegen einer blöden Formulierung oder weil ich wegen des Verbandes um meinen Schädel schief dreinblicke noch mehr Ärger einbrocke, als wir in den letzten Tagen ohnehin schon hatten, schlage ich vor, dass wir aussteigen. Wenn du was gegessen und einen Kaffee getrunken hast, überlegst du dir bitte in Ruhe, wie realistisch deine Befürchtung ist, dass ich ausgerechnet dir etwas Schlechtes will, hm?

  • Ich bin nicht dein lieber Thar und der Ton ist nach deinem Auslassen über die Hegemonie unangemessen. Ich will nichts überlegen, sondern einfach nur eine einfache Frage beantwortet haben ohne dämliche Unterstellungen.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Angriff hat ihn deutlich in Rage versetzt.

  • Pft. Dann eben nicht.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal schnallt sich ab und macht sich ans Aussteigen, was mit einer Rippenprellung alles nicht so einfach ist, wie man sich das vorstellen möchte, denn auf dieser Seite beginnt die Schulter langsam aber sicher ihren Dienst zu versagen, so dass er den Arm kaum noch gebrauchen kann. Eigentlich nur noch die Hand.

  • Alles klar, wenn du die Frage nicht beantworten kannst oder willst, muss ich wohl die Konsequenzen ziehen. Ich habe es versucht.

    R O L L E N S P I E L:

    Er holt sein Datenpad heraus und beachtet Danyals Leiden kein bißchen. Nach ein paar Momenten meldet sich eine Stimme am anderen Ende.

    Mein Shaikh, du hast zu mir gemeint, dass ich eine Wahl hätte, wenn ich keinen Gewinn für Hegemonie oder die Stiftung erkennen kann. Dieser Moment ist eingetreten. Ich halte den Agenten für ungeeignet zum Erfüllen der Aufgabe und bitte um den Abzug meiner Person von Lehim. Ein weiteres Verweilen wird nur das Ansehen der Stiftung hier in Lehim dauerhaft beschädigen.

    R O L L E N S P I E L:

    Er lauscht lange auf die Antwort. Es scheint ihm nicht zu gefallen, was er da hört. Dann legt er auf und meint Richtung Danyal ohne diesen anzusehen.

    Ich kündige hiermit meinen Dienst bei dir, Agent. Keine Sorge, ich werde dir nicht länger zur Last fallen und du kannst dir willfährige Helfer bei deinem Versuch der Ketzerei suchen. Der Shaikh von Alegon wird dir sogar einen Dummen zusenden, welchen er als meinen Nachfolger ausersehen hat, warum auch immer er dir noch Vertrauen entgegen bringt.

    Hintergrund:

    Schatten 4, Licht 1: Er hat bis zum Ende gehofft, dass Danyal ihm wohl einfach nur ehrlich antwortet. Da das nicht möglich war, hat er eine Entscheidung getroffen, die ihm sichtlich schwer fiel. Selbst sein so teilnahmsloses Verhalten ist nur Maske, aber für ihn überwog wohl die Notwendigkeit jeden guten Willen Danyal gegenüber. Dazu kommt noch deutlicher Zweifel, weil Faantir Gried wohl weiter hinter Danyal steht.

  • R O L L E N S P I E L:

    Leider ist Danyal des Hellsehens so wenig mächtig wie Thar. Und so scheitern sie beide an der gleichen Maske, die jeder von ihnen trägt - der Eine, um eine undefinierbare Regung zu überspielen, der Andere aus schierer Angst. Wie oft mag das in Futuna tagtäglich geschehen, dem Land der tausend Masken? Zwei haben dasselbe Ziel, spielen die gleiche Lüge vor und kommen doch am Ende zu einem unterschiedlichen Ergebnis, weil die Fantasie ihnen einen Streich spielt.

    Du bist ein freier Mann

    R O L L E N S P I E L:

    sagt, Danyal, noch immer darum bemüht, nicht durchdringen zu lassen, was in ihm vorgeht und dass sein beschleunigter Herzschlag kurz zu stolpern scheint. Nein, er ist ganz sicher nicht teilnahmslos. Er wollte nur keine weiteren Missverständnisse erzeugen, nachdem so viel schief lief in den letzten Tagen, weil er zu viel sagte und zu viel tat. Für diesen weiteren Fehler bleibt ihm nichts anderes, als ihn ziehen zu lassen, den Mann, für den er ohne zu zögern sein Leben gegeben hätte.

    Ich bin kein Feind der Hegemonie. Aber wie hätten Worte dich überzeugen können, wo Taten es nicht vermochten. Mögen die Götter mit dir sein, Thar Hanum.

    R O L L E N S P I E L:

    Er will gehen, doch spürt plötzlich keine Kraft mehr dazu und lehnt sich mit dem Gesäß gegen den Kofferraum, um Thar den Vortritt zu lassen, damit dieser nicht sieht, wie hundeelend Danyals Bewegungen aussehen.

  • Worte sind wichtig. Leute, die immer nur auf Taten achten, können genauso getäuscht werden wie Personen, denen nur Worte wichtig sind. Umso besser, wenn beides übereinstimmt. Bei dir weichen Worte immer von deinen Taten ab. Leb wohl, Danyal Khaje. Der Shaikh von Alegon schickt dir wahrscheinlich die Zwillinge, womit auch immer du das verdient hast.

    R O L L E N S P I E L:

    Damit nimmt er kopfschüttelnd seine Taschen aus dem Kofferraum und macht sich in seinem durchaus noch angeschlagenen Zustand aus dem Hof heraus und in die Ortschaft hinaus, während er halb auf sein Pad starrt.

    Hintergrund:

    Licht 1: Er wirkt ziemlich frustriert als er von den Zwillingen sprach. Scheinbar ist es eine Ehre, die Danyal in seinen Augen nicht verdient.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal wartet, bis Thar weit weg ist. Dann wendet er den Blick ab und richtet sich auf. Er will niemanden sehen und geht nicht ins Haus, sondern in den Palmengarten, wo er nach einer einsamen Bank oder einem weichen Stück Wiese Ausschau hält. Ihm sind die Zwillinge egal, die bei seinem Glück zwei sogenannte Hexen sind, und in dem Haus wird er nur wieder angeraunzt, sobald er sich als Agent vorstellt oder zur falschen Zeit nach Kaffeesahne fragt. Was er jetzt benötigt, ist ein Moment der inneren Einkehr, um sich zu sammeln.

  • R O L L E N S P I E L:

    Eine verhutzelte kleine Frau schneidet dort die Sträucher und sortiert die abgefallenen Palmenblätter in verschiedene Haufen. Ihr mondförmiges, faltenreiches Gesicht lässt unendliche Geduld und winzige Krähenfüße erkennen. Sie sieht erstaunlich zufrieden und auch gut im Schuss aus. Danyal scheint sie nicht bemerkt zu haben. Auf einer kleinen Terrasse stehen verschiedene Korbsessel und eine abgedeckte Schale mit Früchten und Gebäck. Ein paar Schmetterlinge, Ameisen und Raupen vervollständige das Ganze.

    Das Shaikhan Lehim ist ein futunisches Reich im Orceanik.

  • R O L L E N S P I E L:

    Die Sitzgruppe auf der Terrasse sieht einladend, aber zu privat aus, um sich dort einfach unangemeldet niederzulassen. Der Mitleidsbonus aufgrund des Verbandes und der offensichtlichen Verletzungen hält sich für einen stattlich gebauten Parshan nach Danyals Erfahrungen auch in Grenzen. Ihm wird niemand verzeihen, einfach irgendwo zu sitzen, wo er nicht sitzen sollte.

    Sein alter Feind ist erwacht und zeigt sich von seiner hässlichen Seite: Ihn nervt die Welt mit ihren abstrusen Gesetzmäßigkeiten und unverständlichen Bewohnern und wünscht sich anstelle der einsamen Bank ein Schneckenhaus oder besser einen Schildkrötenpanzer, und dazu einen dickflüssigen Kakao und ein Fachbuch über Süßwasseraquaristik, in das er sich versenken kann, um die Außenwelt zu vergessen.

    Hat er Gepäck oder liegt das noch im Lazarett? Er schlurft zurück zum Wagen und schaut in den Kofferraum, gedanklich ganz woanders.

  • R O L L E N S P I E L:

    Die Sitzgruppe auf der Terrasse sieht einladend, aber zu privat aus, um sich dort einfach unangemeldet niederzulassen. Der Mitleidsbonus aufgrund des Verbandes und der offensichtlichen Verletzungen hält sich für einen stattlich gebauten Parshan nach Danyals Erfahrungen auch in Grenzen. Ihm wird niemand verzeihen, einfach irgendwo zu sitzen, wo er nicht sitzen sollte, ob verwundet oder nicht.

    Sein alter Feind ist erwacht und zeigt sich von seiner hässlichen Seite: Ihn nervt die Welt mit ihren abstrusen Gesetzmäßigkeiten und unverständlichen Bewohnern und er wünscht sich anstelle der einsamen Bank ein Schneckenhaus oder besser einen Schildkrötenpanzer, und dazu einen dickflüssigen Kakao und ein Fachbuch über Süßwasseraquaristik.

    Hat er Gepäck oder liegt das noch im Lazarett? Er schlurft zurück zum Wagen und schaut in den Kofferraum, gedanklich ganz woanders.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyals Gepäck liegt säuberlich in vier entsprechend gezeichneten Taschen im schon teilweise geleerten Kofferraum, oben auf einem ein an ihn adressierter Brief mit einer sauberen, eleganten Handschrift:

    Lieber Danyal,

    ich habe diesen Brief verfasst, da ich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon schlafe, aber dir eine kurze Einweisung zum neuen Ort geben will. Du bist hier in einem privaten Grundstück eines Freundes des Großwesirs, der leider nicht mehr unter uns weilt. Allerdings ist der Großwesir in gewisser Weise Erbe des Freunde, was im Kernreich natürlich unmöglich wäre, wo Grundstücke der heiligen Natur und keinem Menschen gehören. In Lehim sind die Regeln ein wenig lässiger.

    Alle Angestellten - eine Gärtnerin, zwei Sekretäre, eine Haushälterin und ein Koch - stehen dir während dieser Zeit zur Verfügung. Beachte aber weiterhin, dass es keine Bediensteten sind, auch wenn Lehim im Grenzbereich der Hegemonie ist. Sie haben immer noch den gleichen theoretischen Blutgeborenenstatus wie alle Lehimi und können nicht nach Belieben herumkommandiert werden. Die Angestellten haben bis auf die Gärtnerin und den Koch Wohnungen in der Stadt, die beiden sind verheiratet und haben lebenslanges Wohnrecht im Erdgeschoss in einer kleinen abgetrennten Wohnung auf der Rückseite des Hauses. Im unteren Teil befinden sich ansonsten ein kleiner Saal, Sanitäranlagen, ein Empfangsraum und ein Werkzeugraum für den Garten und die Hauspflege. Im Untergeschoss sind eine Sauna sowie eine Tiefgarage für einen gepanzerten Wagen und die Privatwagen der Angestellten.

    Das Obergeschoss besitzt einen abgetrennten Bereich nur für dich mit Terassenbalkon Richtung Garten mit einem kleinen Badebecken mit Heizung nur für dich. Dazu kommt ein privates Schlafzimmer, ein Besprechungsraum, ein Bad und ein Archiv. Zwei kleinere Gästetrakte vervollständigen das Ganze, einen habe ich für Thar, den anderen für mich reserviert. Über eine Treppe im Besprechungsraum kommt man auf den Dachgarten, wo neben Küchenkräutern auch ein Schmetterlingsgarten und ein kleiner Trainingsparkour existiert. Im Archiv gibt es neben den Fachbüchern eine gewaltige Auswahl an Büchern über Süßwasserfische, weil der verstorbene Freund aus irgendeinem Grund darauf spezialisiert war.

    Nutze die Zeit, dich zu erholen und zu entspannen. Ich bin sicher, dass der Koch aus deiner Nahrungszuteilung ein Essen deiner Wahl zubereiten wird. Ansonsten steht im Garten sicher auch ein wenig Obst für die Gäste bereit, bediene dich da einfach. Auf dem Dach sollte ein kleiner Kühlschrank mit Eis und Früchten und ein paar Getränken sein, wenn dir eher danach ist.

    Erhol dich gut.

    In Kameradschaft

    Zaina Bel-Hak

    Hegemoniale Gesandte, ehemalige Wesirin für Inneres

    Auch bekannt als "Die Hexe der Hundertzwei Erinnerungen"

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal liest in Ruhe den Brief. Thars Name versetzt ihm einen Stich, führt dazu, dass er kurz das Gesicht vor innerem Schmerz verzieht, ehe er sich wieder im Griff hat und weiterliest. Die Unterkunft hört sich nach einem Ort an, an dem er zur Ruhe kommen kann, auch wenn er das Gefühl hat, nie wieder glücklich sein zu können.

    Ihn verwundert, dass der Großwesir sein privates Anwesen zur Verfügung stellt, aber vielleicht hat er hunderte und es ist gar nichts Besonderes?

    Er faltet den Brief vorsichtig zusammen, steckt ihn ein und nimmt das Gepäck mit dem Arm der gesunden Seite auf. Er freut sich auf die Bücher, die ihn träumen und sein künftiges Aquarium planen lassen werden. Vielleicht, wenn er nicht mehr in einer Kaserne wohnt oder herumreist.

    Er schlägt den Kofferraum zu und buckelt seine Sachen ins Haus, wo er schaut, ob er jemanden sieht, bei dem er sich anmelden kann.

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