Minkampagne: Im Schatten der Mühlen fliegt der schwarze Phönix - Tiam Torabi

Die Statuen zeigen gar nichts außer ein wenig zuviel kranker Phantasie. Und offenbar färbt das auf den Alten ab. Der ist ja völlig kirre. Hat der so ein irres Lachen drauf? Nein, das ist nur die Statue hinter ihm . . . oder steht sie hinter Tiam?

Von wegen! Gar nichts wünscht Tiam dem Alten, außer, dass er ihn mit seinen wirren Gedanken in Ruhe lässt! Als das Kichern ertönt, sieht sich Tiam misstrauisch um, während er sich von dem Mann in jene Richtung entfernt, wo er den Ausgang vermutet.

Bei näherer Betrachtung stellt sich der Ausgang als ein weiterer Spiegel heraus. Vielleicht ist das gar kein Raum, sondern eine Mischung aus Schreckensgalerie und Labyrinth? Hat ihm die Marmorfrau mit den verdrehten Augen gerade zugeblinzelt? Und zeigt eine Statue nicht auf ihn? Nein, nur in den Spiegel vor ihn. Moment mal.

Sturm 2: Vielleicht hat der alte Irre ja recht, die Statuen stehen nicht zufällig so, das ergibt ein Muster. Aber was für ein Muster? Und wofür?

Schließlich findet er eine kleine Tür. Doch diese ist verschlossen. Aber die nächste Tür ist offen und führt in einen Säulengarten. Die Leute hier haben soviel Geld, dass sie es für bescheuerte Gestaltungsprojekte verschwenden können.

Tiam will schon an diesem scheußlichen Spiegellabyrinth verzweifeln, als er endlich den Ausgang findet! Ohne sich noch einmal nach dem wirren Alten umzudrehen, flüchtet er in den Säulengarten. Freiheit! Endlich! Die wurde ihm hier entschieden zu oft geraubt, und nur als die Typen in den Ganzkörperanzügen im Spiel waren, war das spaßig. Tiam schaut, ob ihn schon irgendwer erwartet.

Eine müde Krähe auf dem nahen Ast ist das einzige Lebewesen, das Tiam sofort sieht und sie wirkt nicht, als würde sie ihn erwarten. Im Garten sind seltsame Stelen aufgebaut, verziert mit Mustern barbarischer Kulturen aus der ganzen Welt, so als würde man diesen Narren hier tatsächlich ein Denkmal setzen. Auf der anderen Seite ist der Garten wohl so abgelegen, dass niemand von ihm weiß und dann ist das wohl nicht kritisch. Jedenfalls wird da keiner Amok laufen wegen ein paar Markierungen. Eine kleine Pforte scheint in den größeren Teil des Gartens zu führen, wo anscheinend mal wieder gefeiert wird. Ansonsten bleibt nur der Weg zurück und anderswo suchen.

Sollte Tiam durch die Pforte gehen, kommt er tatsächlich in einer Zirkusshow an, bei der Feuerspucker und Jongleure eine doch recht zerknautschte Ansammlung übermüdeter Gäste zu unterhalten versuchen. Der Messerwerfer verfehlt Tiams Gesicht nur um Haaresbreite, da er scheinbar die Pforte als Oberfläche nutzt. Das entlockt den Gästen allerdings auch nur ein müdes Zucken.

Tiam setzt das übliche Grinsen auf. Die zerknautschten Gäste sind vielleicht die Teilnehmer der gestrigen Veranstaltung, aus der er unsanft entführt wurde, um ausgefragt zu werden, ehe es dann noch angenehm wurde. Er sucht sich irgendwen aus, der so aussieht, als könne man ihn ansprechen, ohne aufgefressen zu werden.

Der Mann, ein gemütlicher älterer Herr mit einem dicken Gesicht, aber eher durchschnittlichen Körper und einer Glatze schaut Tiam träge mit seinen freundlichen Schweinsäuglein an. Sein breiter Mund enthüllt den Blick auf einen prachtvoll großen Schlund und ebenmäßige Zähne.

Sturm 2: Ja, warum eigentlich, wenn selbst sein Datenpad heute morgen verkündete, dass er eine halbe Woche Zeit hätte? Vielleicht ist Tiam in einer anderen Welt erwacht als die anderen hier?

Tiam erleidet eine Gesichtsentgleisung, als ihm bewusst wird, dass er noch eine halbe Woche mit dem gruseligen alten Sack, der um hässliche Statuen schleicht, in einem Haus verbringen muss. Dann lacht er.

Trotzdem muss es doch einen verdammte Ausgang geben! Tiam sucht weiter.

Ausgänge gibt es hier eine ganze Menge. Mindestens drei führen auf verschiedene Gänge, zwei davon nach einigen Nachdenken auf den gleichen. Eine verborgene Tür führt gar auf eine halb zerstörte, ungesicherte Außentreppe, welche an einem Fels Richtung Meer abfällt. Hier kann man deutlich Abenteuer und wahrscheinlich auch sicheren Tod genießen. Ein Tor führt in einen Blumengarten. Ein weiteres in einen wirklichen Irrgarten. Zur genaueren Untersuchung muss sich Tiam entscheiden. Wenigstens gibt es dort wo er ist sanitäre Anlagen, Getränke, Speisen und Unterhaltung.

Die Treppe ist ihm zu gefährlich. Besonders in seinen schicken neuen Kleidern! Der Irrgarten wirkt einladend, aber will Tiam sich noch mehr verlaufen? Wer hat nur solch ein Anwesen entwerfen lassen?! Er würde stattdessen eine Rutsche von den oberen Etagen bauen lassen. Ein Hüpfburg-Zimmer, eine automatische Korbschaukel und weitere Dinge, einen Spielplatz für Erwachsene, der besonders unter Drogeneinfluss äußerst spaßig sein würde.

Doch weil der momentane Spielplatz einem gänzlich anderen Geist entspang, ist er davon verwirrt und geht etwas zögerlich in den Blumengarten, wo er sich umschaut. Tiam in einem Blumengarten! Leise kichert er.

Der irre Alte hockt vor dem Kornblumenfeld und kritzelt die ganze Zeit auf einen Block. Wie primitiv! Er nimmt nicht mal ein Datenpad. Wo haben sie den ausgegraben, in der Steinzeit?

Den Schatz. Was für eine eigenartige Person. Und scheinbar verfolgt sie Tiam unter fadenscheinigen Vorwänden!

Die tatsächlichen Wünsche für den Alten unterscheiden sich beträchtlich von dem, was Tiam gesagt hat.

Bei der Beschreibung findet man Tiam bestenfalls nie wieder. Das kann sich doch niemand merken, wenn man überhaupt weiß, wo das ist. Und vielleicht schickt er Tiam ja absichtlich auf den falschen Weg für den Schatz.

Den Kerl fragt er nie wieder etwas! Entweder ist das ein totaler Spinner oder jemand, der seine alltägliche Maskerade auf die Spitze treibt und absichtlich bekloppt wirken will. So oder so ist er Tiam nicht geheuer, so dass er sich beeilt, den Alten hinter sich zu lassen. Aber wohin soll er sich nur wenden? Scheinbar ist das gesamte Anwesen ein Barbarische-Kunst-Labyrinth! Tiam betrachtet das Gebäude von außen auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen zur Orientierung.

Es wirkt eher wie eine Mischung aus futunischer und barbarischer Baukunst, mit Absicht angeleget, um eben barbarische Angreifer, die niemals kamen, in den Wahnsinn zu treiben. Es ist viel zu einfach den Gegner zu schlagen, also sollte das diesem selbst überlassen sein. So jedenfalls die futunische Ansicht. Warum auch nur aus einer Richtung angreifen oder mit einer Methode? Der gegnerische Geist muss überladen werden, denn die primitiven Barbaren können komplexe Spiele einfach nicht begreifen. Die Lösung liegt wohl auf der Hand, wenn der Alte von einer Allee gesprochen hat. Über eine Mauer ohne Tor erspäht Tiam eine Reihe gleichförmiger Bäume mit Abständen, wie bei einer Allee. Doch wie er dort hinkommt, ohne sich zu verlaufen, ist nicht klar.

Tiam wird hier elendig verdursten und verhungern und sein Leichnam zwischen diesen barbarischen Machwerken verroten, weil niemand ihn finden kann, um ihn zu bergen, oder für ein weiteres Ausstellungsstück hält! Entschlossen, einen direkten Weg zur Alle zu finden, schaut er, ob die Mauer irgendwie überklettert werden kann, sei es über ein Dach, einen Baum oder stapelbare Gegenstände.

Verdursten wird er wohl kaum, wenn es beim Fest genug Getränke gibt, aber die hohe Mauer ist dann doch mit Sicherheit nicht ungefährlicher als die Treppe vorhin. Er kann natürlich zurückgehen oder eine der drei Türen ins Gebäude nehmen, auf die Gefahr hin, sich da drin weiter zu verlaufen. Oder vielleicht jemanden zu finden.

Wer setzt hier SO eine Mauer hin! Mit wachsender Verzweiflung kehrt er zu den Leuten zurück, wo er laut in die Runde fragt:

Dabei behält er sicherheitshalber auch den Messerwerfer im Auge.

Eben jener tritt aus der Menge hervor, die Tiam irritiert anschaut. Wahrscheinlich halten sie ihn trotz seiner Kleidung und futunischen Abstammung für einen verkleideten euskalischen Bauern, der sich nicht auskennt. Nur der Akash grinst vor sich hin.

Was trotz der eigenwilligen Wortwahl erleichtert klingt. Tiam muss nicht mehr herumirren und seine Gebeine werden nicht in diesem Labyrinth verrotten, zumindest vorerst nicht.