Beiträge von Thandara

    R O L L E N S P I E L:

    So groß die Probleme der Weltpolitik schienen, so klein waren andere Probleme dann doch nicht. Wie etwa die schiefe Böschung über dem Bahndamm. Alle fünf Jahre kam es zu einer Prüfung. Und alle fünf Jahre verschob man das Problem, weil es ja nicht kritisch war. Für alle möglichen Feste und Mode hatte man Geld, aber eine simple Böschung zu stützen, sichern oder abzutragen, war dann eine verschmerzbare Leistung, die nicht getätitigt werden musste. Die Prioritätenliste war hier auf dem Land einfach nicht vorhanden. Man hatte ruhig zu sein und einfach nur Ackerprodukte zu liefern. Service war wirklich mangelhaft.

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    Man hatte nach Verteidigung geschrien und erhielt wohl nun die Quittung. Der Bund des Einhorns hielt darum an, die Tourismusindustrie im Land zum Laufen zu bringen und gleichzeitig den Bewohnern modernes Wohnen anzutun. Das passte dem Akash nun gar nicht. Am Ende kamen die Leute noch auf die Idee, sie würden mehr als nur Dauerfeiern verdienen oder könnten jenseits davon Geld verdienen als er es für nötig erhielt. Aber er hatte um Hilfe gerufen, also konnte er nun schlecht nein sagen. Immerhin waren ein paar Leute zufriedener, auch wenn der Akash nicht verstand, warum damit und nicht mit seinen Feiern.

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    Die Marinebasis war mehr als nur der Hegemonie sicher. Im Schatten des Krieges lebte das Akashir in der täglichen Angst, von anderen Parteien wegen der Beteiligung der Hegemonie überfallen zu werden, vor allem weil der Großwesir die paar Schiffe in den Häfen des Akashirs abgezogen hatte. Allgemein war man so vereint wie noch nie zuvor und sowohl Akash, futunische Oberschicht, Kirche wie auch Einheimische wirkten ungewöhnlich geeint. Die ständigen Feierlichkeiten hatte man abgesagt. Stattdessen fanden Jahrmärkte statt, um sich abzulenken. Auch der Akash hatte eine Art Sinneswandel vollzogen und fing an, sich wie ein richtiger al-banabi zu benehmen. Aber ob dieser "Dienst am Volk" anhielt, wenn die Krise überstanden war? Oder eskalierte?

    R O L L E N S P I E L:

    Die Hegemonie hat ihr Ersuchen um eine Marinebasis erneuert. Zum ersten Mal wird diese Geste nach den vorherigen Erlebnissen ernsthaft erwogen, aber letztendlich ist eine solche eher Risiko als Gewinn für Thandara. Gerade durch die Distanz zur Hegemonie hat es Thandara zu einem neutralen Umgang mit den Nachbarn und seinem Wohlstand gebracht. Man sieht sich immer noch mehr als Vermittler und Zwischenhändler gegen Antica und nicht als wirkliches Glied.

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    Bei der jüngsten Sitzung des Akash wurde darüber spekuliert, dass die politischen Winkelzüge des Großwesirs furchterregend sind. Seitdem er Tiam Torabi nach dem Lodenreich entsandt hat, war nichts mehr von ihm oder denen gehört worden. Das war brutal effektiv. Vielleicht ist man nur mit Mühe und dem Segen der Götter dem eigenen Untergang entgangen? Auf jeden Fall werden die Gesandten des Kernreichs dieser Tage besonders freundlich behandelt.

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    Dieser Tage finden die Theaterwochen statt. Natürlich in ordentlich belüfteten Hallen, um der Hitze zu entkommen. Aber vor allem der Nachwuchs zeigt hier sein Talent und zwar egal ob es um futunische Stücke geht oder um die anticäischer Meister oder gar moderne Interpretationen. Entgegen weit verbreiteter Propaganda vermag auch die Beobachtung durch den Tempelkult hier keine Zensur hervorrufen, denn Zensur wäre doch im höchsten Maße ketzerisch. Dann schreibt man lieber alles um und fälscht die Aufnahmen. Wenn man sich denn die Mühe machen will.

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    Lange hat die Feierabstinenz des Akash nicht angehalten, allerdings ist der Schleiertanz in diesem Jahr weit privater und verborgener und nur ausgewählte Gäste wurden hinzugerufen. Und eine Menge junger Frauen, denn der Akash kann scheinbar nicht ohne sie - oder will es eben nicht. Erstaunlich wenige Futunen bis auf ein paar Verwandte und die übliche Posse des Akash, dafür mehr euskalische Geschäftsleute und Amtsinhaber. Der Bischof wurde wieder nicht geladen, aber damit hat dann auch niemand gerechnet. Egal wie viele Änderungen es geben mochte, über diesen Schatten würde man sicher nicht springen.

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    Angesichts der Verschwiegenheit der Nachbarn kommt die Furcht auf, sie könnten entweder in Instabilität verfallen, was erhebliche Folgen für die Region hätte, oder würden gar einen Angriff planen. In der paranoiden Gesellschaft voller Mysterienfanatiker und Weltuntergangspropheten, die neben einfacher Landbevölkerung, futunischer Oberschicht und Kirche bestehen, und durch die Kultur der Kunst und Übertreibung befördert werden, droht in einigen Orten eine Massenpanik. Dabei hilft es auch nicht, dass offizielle Sprecher von berechtigten Befürchtungen sprechen, die nur eben hier und jetzt nicht relevant wären. Aber dass die Regierung des Akashir eine vernünftige Beratung brauchte, war nunja wirklich keine Neuigkeit.

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    Ein lokales Wahrzeichnen mitten im Nirgendwo war die Säule von Campere, die aus den Zeiten vor der Annektion stammte, aber scheinbar auch keine christlichen Wurzeln hatte. Einige primitiven Sternendeuter hatten dort ein ziemlich genaues Bild des Himmelszeltes zu der Zeit in die Säule gemeißelt. Da sich der Sternenhimmel mit der Zeit zumindest geringfügig ändert, war das nicht nur ein kultureller, sondern auch ein wissenschaftlicher Schatz. Allerdings musste die durch Wetter und Zeit angegriffene Säule nunmehr fast völlig von einem Glaskasten verborgen werden.

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    Ein alter Bauer war ob des Modewahns völlig durchgedreht. Schon hatte er seine leichtgläubigen Enkel und einige andere einfach zu beeindruckende Kinder überzeugt, in Schafsfellen gewandet grölend absonderliche Tänze auf Dorfplätzen aufzuführen und dabei auf irgendwelchen Trommel dissonante Stücke zu schlagen. Die Eskalation des Ganzen war sein Erschöpfungsanfall als er in Spätfrühlingshitze trommelnd durch die Vororte der Hauptstadt zog und Neigung sowie Wasserbedarf gehörig unterschützte. Die Behandlung wurde dann durch die wild trommelnden Halbstarken behindert, die ob des Fehlens ihrer Inspiration in ein noch verrückteres Tanzen ausbrachen.

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    Zur Feier des Jubiläums von 200 Jahren hat der Paketdienst eine Ausstellung der schwierigsten Lieferungen eröffnet. Darunter die Torte des Akashs Vadarr, welche frisch bei seiner Cousine in Futuna ankommen musste - vor hundert Jahren ohne moderne Kühlgeräte. Das Gemälde "Die schweigenden Schweine von Thume", welches durch ein unbedachtes Wort als wertvolles Meisterwerk galt und seinen tatsächlichen Wert weit übertraf, so dass jeder Kunstdieb von Rang und Namen hinter dem Bild her war. Das Räsel des Kapertu Bergune, einer erdachten Personen, welche einer anderen erdachten Person ein echtes Paket zu schicken gedachte. All diese Sendungen wurden trotz ihrer Aberwitzigkeit zuverlässig zugestellt.

    R O L L E N S P I E L:

    Wichtiges Handelsgut ist immer noch die futunische Seide, nunmehr durch chinopischen Zersplitterung das wertvollste Seidenprodukt der Welt und das trotz Beeinträchtigungen durch Saredash. So werden nicht nur Seidenprodukte, sondern eben auch Seidenballen über Thandara an den hungrigen Markt in Antica verkauft. In Renzia ist dafür ja Diyarasu zuständig, in Nerica Bokuruge und bei den anderen Kontinenten wetteifern die drei auf Außenhandel ausgelegten Gebiete um Märkte und Absatz. Thandara kann in diesem Bereich jedenfalls auch durch seine Mode und Modeereignisse punkten.

    R O L L E N S P I E L:

    Zu den üblichen Verbrechen in Thandara gehört die so bezeichnete Neuinterpretation. Diese wohl hässlichste "Schule" "moderner Kunst" vermengt Gegenwartskritik mit anticäischen und futunischen Stilen, um Werke zu produzieren, bei denen Wut und Tränen noch die geringste Reaktion ist. Mit diesen Schandwerken versuchen Jugendkünstler seit Jahren die Innenstädte und auch öffentliche Plätze allgemein vollzümüllen. Es ist nicht auszuschließen, dass ein boshafter Gönner das alles als peride Terrorattacke inszeniert.

    R O L L E N S P I E L:

    Mit dem Besuch des Großwesirs findet eine seltsame Normalität ihren Platz. Statt ständiger Feiern und Feste gehen die Bewohner der Abwechslung mal einer ruhigeren Tätigkeit nach. Statt der zwanzigsten Sportvorstellung, Dauerbespaßung oder Kunstvorführung liegen die meisten am Strand oder an beheizten Thermen, je nach Wetterfühligkeit. Andere verbringen die Zeit mit mehr Spaziergängen. Die Künstler selbst sind immer noch im Anwesen gefragt, weil der Großwesir aus irgendeinem Grund etwas über Bezahlung, Behandlung und Überstunden wissen möchte.

    Wie dir das ohne Dolmetscher gelingen wird, wäre sicher interessant zu beobachten. Aber das ist ja nicht mehr mein Problem. Ich wünsche dir und deiner Begleitung eine gute Reise. Ich muss mich wieder um die Regierung kümmern. Weißt du, das nächste Fest will organisiert werden. Das ist sinnvoller als in das öde Bleireich zu fahren. Aber ich bin sicher, die Gesandte des Wesirats für Kultur wird ein paar Worte an dich richten wollen.

    R O L L E N S P I E L:

    Damit gehen der Akash und sein Verwandter. Es wirkt fast, als wollten sie Tiam bei der Gesandten vom Wesirat abladen.

    Ich fürchte, diese Irren sind sie ich der Bedeutung des Großwesirs nicht bewusst. Und es ist wie so oft mit ahnungslosen und blinden Barbaren: Ihre Kultur ist schlicht zu jung, um die Hegemonie auch nur zu begreifen. Aber keine Sorge. Für deine Sicherheit ist gesorgt. Die Loden werden sich wohl kaum an dir vergreifen, um den Zorn der Hegemonie auf sich zu ziehen. Dagegen wäre Saredash dann das geringere Übel. Das Blut spricht dafür, dass die Götter wahrhaftig mit uns sind.

    Hintergrund:

    Licht 3, Finsternis 1: Akash oder nicht, der Mann hat eindeutig einen an der Klatsche. "Das Blut spricht" und "wahrhaftig mit uns"? Die Drogen will wohl sicher nichtmal Tiam kosten.

    Hintergrund:

    Licht 3, Sturm 2: In diesem Moment wird ihm bewusst, wie dämlich sein Handeln ist. Der hiesige Akash hat ihm gegenüber klar gemacht, dass sie sich ziemlich ähnlich sind, und der Akash herrscht über einen der übelsten Orte in der ganzen Hegemonie, der voller Intrigen und Probleme ist. Und sowohl der Wesir als auch der Akash gehören zur Phönixdynastie und der Großwesir kann ihm hier nicht helfen, wenn der Wesir seine Fraktion noch dazu abgesichert als Kronprinz bevorzugt. Der Akash wird jede noch so kleine Geste sofort erkennen und wenn der Wesir sie erkennt, so wird sie ihm wohl egal sein.

    Unser Gast scheint ein paar Probleme zu haben und die Phönixdynastie zu unterschätzen. So als wären wir dumme barbarische Bauern und wüssten nicht viel länger als die Mechaniker aus Yanth wie man das Spiel spielt. Ich fürchte, unter diesen Umständen muss ich die großzügigen Vorteile versagen, welche die Delegation von uns erhalten hätte. Wer uns für Barbaren hält und gleichzeitig zu feige ist, die volle Freiheit der Meinungsäußerung zu nutzen, um uns die Meinung ins Gesicht zu sagen, muss eben eigene Dolmetscher nach Lodenrijk mitnehmen. Wir ziehen unsere wieder ab. Das sollte Lektion genug sein. Vielleicht lernt der Agent seine Lektion ja bis zu seinem nächsten Besuch. Die Phönixdynastie ist auch großzügig und gibt jedem eine zweite Chance.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Akash schüttelt einfach nur enttäuscht den Kopf. Die Delegation, welche Tiam noch verbleibt, bedenkt ihn mit eher unfreundlichen Blicken. Der Wesir und die Abgesandte des Wesirats für Kultur haben nur Verachtung für Tiam übrig, so als wäre er ein blutiger Anfänger, der sich wie ein Kind in die Debatte Erwachsener einmischt. Aber he, immerhin hat man ihm einen zweiten Besuch in Aussicht gestellt.

    R O L L E N S P I E L:

    Die Sekretärin vom Wesirat für Kultur will vortreten, doch irgendetwas hindert sie daran, auch nur einen Ton oder Schritt zu tätigen. So ein Zufall aber auch. Der Rest schweigt peinlich lächelnd oder wie der Alte absolut unbeeindruckt. Der Akash winkt mit einer Hand.

    Alles klar, oh Neffe meines Cousins. Deine Ansprache hat sicher dazu geführt, dass allen Bedeutung und aktuelle Informationen noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Ich bin sicher, der Agent des Großwesirs und seine Begleitung sind der Aufgabe gewachsen. Nicht wahr, Tiam Torabi?