Kampagne "Die Spaltung ist unser Untergang" - Prolog: Ein Nachmittag in Timor

"Wie ihr sicherlich wisst, ist der Beginn der Konferenz vorgezogen worden, was unter anderem daran liegt, dass die Vorboten selbst zerstritten sind. Diese Streitigkeiten sind mitunter einseitig. Haashur Barazin - der nichts mit dem Prinzen, mit dem ihr gerade zu tun hattet, außer dem Vornamen gemein hat - der Vorbote des Lichtes, ist den anderen Vorboten etwa durch seinen Idealismus und seine Suche nach Kompromissen ein Dorn im Auge. Farash Edaan, der Vorbote der Finsternis, dagegen vermag es, faktisch jeden Gesprächspartner gegen sich aufzubringen. Die anderen Vorboten sind der Ansicht, dass sie bei den Verhandlungen nur stören würden. Allerdings sind sie dabei bei der Mahdia nicht weitergekommen, denn diese wird erst direkt auf die Bewegung eingehen, wenn alle Vorboten versammelt sind. Allerdings haben die verbliebenen bereits mit der Hohepriesterin von Tatakoto verhandelt. Dabei wurde ein vorläufiger Kompromiss vereinbart, wonach die Vorboten ihr Wirken auf Alegon, Tarawa und Vashir beschränken. Dies soll eine weitere Abspaltung von Tempeln in der gesamten Hegemonie verhindern. Im Gegenzug werden die bereits inhaftierten Mitglieder der Vorbotenbewegung freigegeben und nicht mehr wegen Ketzerei angeklagt."

"Eine weitere Einigung wurde durch die Störung des Netzwerkes in Tatakoto untergraben. Selbst das interne Netz im Hochtempel funktionierte die letzten beiden Tage nur eingeschränkt. Warum auch immer Aszanah der Ansicht ist, dass damit nicht der letzte verstanden hat, dass sie die Konferenz als Möglichkeit sehen, den Tempelkult zu beerben, kann sich niemand wirklich erklären. Ab morgen wird das Netz jedoch zweifelsfrei wieder funktionieren, weil die Delegation der Akademie eintrifft und diese haben die Zugangscodes für die internen Bibliotheksknoten dabei."

"Morgen früh wird euch jemand über die angeblichen Wurzeln der Vorbotenbewegung auf Lehim aufklären, doch die Umwälzung ist nur eine Restauration der alten Verhältnisse vor der Zentralisierung des Tempelkultes. Bei der Einigung Futunas war der Shah erheblich auch auf die einigende Wirkung des Tempelkultes angewiesen und um aus den futunischen Gebieten ein einheitliches Reich zu machen, mussten auch die Tempelstrukturen angeglichen werden. Im Austausch gegen politische Macht wurde der Tempelkult daher zentralisiert. Ob man die Hohepriester nun Vorboten oder Hohepriester nennt, ist an sich egal, an ihren Funktionen ändert das wenig. Die Vorboten wollen nun mehr so sein wie Schamanen, eher Ideale und Vorbilder als regionale Administratoren. Dies würde die gesamte Struktur des Tempelkultes zerbrechen und ein einheitliches Wirken unmöglich machen. Da sich die Vorboten zudem absolut uneins sind und auf Konsens angewiesen, steht eine mögliche weitere Eskalation von Bewegungen und Häresien an, so dass eine Eskalation möglich ist. Da in den Futunischen Reichen Ketzerei wegen der Verstrickung von Organen und Glaube auch ein zivilrechtlicher Tatbestand ist, mag es zu erheblichen Belastungen des Justizsystems kommen."

"Die Vorbotenbewegung eskaliert die Konfrontation, weil der Tempelkult oder zumindest der politische Teil von diesem, die Unabhängigkeit der einzelen Tempelgemeinden weiter einschränken will, um eben solche Abweichungen im Keim zu ersticken. Die Mahdia und ein erheblicher Teil des oberen Klerus sind der Ansicht, dass die bisherige Toleranz ein erheblicher Faktor in den wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit Totenwald ist. Dies ist natürlich falsch, aber da einige Gemeinden auch als Schlupflöcher herhalten, nicht völlig von der Hand zu weisen oder zu entkräften.

"Dies ist der Kern des Ganzen: Den einen geht es um mehr Kontrolle zur endgültigen Zerschlagung des Sektierertums, den anderen um die Bewahrung der Unabhängigkeit der einzelnen Gemeinden bei Berufung auf eine Struktur von vor mehr als zwei Jahrtausenden. Die Vorboten sind zerstritten in ihrer Umsetzung der Forderungen. Aszanah will einen Sieg der Vorbotenbewegung zur Erlangung des Status als Großer Fraktion, um das futunische Weltraumprogramm an sich reißen zu können. Die Phönixdynastie will die Macht ihres ältesten Verbündeten bewahren. Der Großwesir will einen Kompromiss, weil ihm eine weitere Krise Probleme bereiten würde."

"Tiamat weiß doch in der Regel selbst nicht, was es überhaupt will. Das wolltet ihr doch hören, oder?"

"Aber ich glaube nicht, dass Tiamat plant, sein Weltraumprogramm Aszanah zu überlassen. Das sollte reichen als Aussage zur Einstellung. Und was die Akademie angeht: Jeder würde euch gutes Geld bezahlen, ein Leben in Luxus und Wohlwollen, wenn ihr auch nur den Hauch einer Ahnung davon hättet, was sie will. Aber das ginge nicht, weil ihr in diesem Fall entweder dazugehört oder nie existiert habt."

"Was nun die Stiftung selbst angeht, so erwarte ich, dass ihr intelligent genug seid, um beurteilen zu können, warum ich euch den Vortrag gehalten habe. Bitte enttäuscht mich nicht."

"Wenn es eine solche Person gäbe, meinst du nicht auch, dass die ganze Problematik mit den Vorverhandlungen dann nicht vorhanden wäre? Aber um eurer Einführung morgen früh vorwegzugreifen: Haashur Barazin ist der Vorbote des Lichtes, Arzt, Diplomat und für einen Kompromiss. Farash Edaan ist der Vorbote der Finsternis und ein gradliniger Mann, der vorher als Kadi für Erbschaftsangelegenheiten gearbeitet hat. Una'ara Hashim ist die Vorbotin des Feuers und Hauptverfechterin der Erneuerung, sie war früher Kandidatin für das Amt der nächsten Hohepriesterin von Timor. Zaryaa Vedash ist die Vorbotin des Schattens und Sufi für Religionsfragen und Geschichte und hat von allen Vorboten wohl die meiste Verortung in der Historie. Bina Aswar ist die Vorbotin des Eises und war einst Profiboxerin, bevor sie als Trainerin gearbeitet hat. Und Hannaa Zhadash ist die Vorbotin des Wassers und soll angeblich mal als Archivarin gearbeitet haben."

"Bei den Göttern, ihr seid genauso nutzlos wie die letzten Agenten. Was auch immer sich der Großwesir dabei gedacht hat. Ich sagte gerade wortwörtlich 'Una'ara Hashim ist die Vorbotin des Feuers und Hauptverfechterin der Erneuerung'. Gute Nacht und mögen die Götter mit uns sein, die Agenten können uns scheinbar nicht helfen!"