Kampagne: Den besten Kraken sieht man nicht - Danyal Khaye

  • Du bist ein Agent ohne Verbindungen in Lehim, ein offizieller Gesandter um einfach nur die Gesellschaft zu erleben, damit der Großwesir offiziell ein besseres Bild erhält als durch irgendwelche Spione. Das Problem ist auch nicht die Gesellschaft. Diese ist herausragend. Aber sie ist massivst ungeschützt, weil Lehim dem keine Bedeutung einräumt, weil es eine halbe Welt entfernt liegt.

    Und wenn ein Atash dir gegenüber nicht weisungsbefugt ist, dann ist es ein Firouz erst recht nicht. Der Zeitrahmen ist erstmal offen, aber ich gehe nicht davon aus, dass es zwei Monate dauern wird - das auch nur im Höchstfall. Aber Lehim ist das tropische Paradies schlechthin; du kannst also die restliche Zeit dort auch Urlaub machen. So als Urlaub. Entsprechende Gelder und Technik erhältst du dann vor Ort, gemeinsam mit den Siegeln. Der Atash wird dir einen Raum zur Verfügung stellen, in welchem du dann sicher arbeiten kannst. Dort wirst du aber vielleicht nicht jeden Tag hinzurückkommen.

    Xaxai Anwar, Gesandte der Hegemonialregierung beim Hohen Rat

    bekannt auch als "Die Hexe der dreizehn Wetterleuchten"

  • R O L L E N S P I E L:

    Er läuft also während des Auftrags parallel nebenher, ein Anhängsel mit eigener Funktion, nicht Teil der Gruppe. Wahrscheinlich werden sie ihm misstrauen. Das wird die Zusammenarbeit zu einer Herausforderung machen. Auch daran, dass nicht einmal der Atash ihm gegenüber weisungsbefugt ist, wird Danyal sich gewöhnen müssen und der Atash wohl auch. In der Theorie hört sich das einfach an, doch in der Praxis verströmen Befehlshaber dieses Ranges eine derartige Autorität, dass es schwer ist, sich dem zu entziehen.

    Er notiert sich alles. Auf die Versiegelung ist er gespannt. Bleibt die Frage nach dem optimalen Medium zum Informationstransfer.

    Mir kam die Idee, dir die Berichte via Postweg zu schicken. Analoge Informationen sind nicht so einfach auszulesen wie digitale, auf jeden Fall meines Wissens nach nicht automatisiert, sondern man müsste manuell etwas in die Wege leiten und Personal abstellen, was einen Mehraufwand bedeutet, der nur bei entsprechendem Nutzen gerechtfertigt ist, so dass das wohl nicht allzu oft geschieht. Und falls doch, ist leichter nachzuvollziehen, wo die Lücke sich befindet, so dass man sie schließen kann. Digitale Informationen erscheinen mir insgesamt weniger sicher als gewöhnliche Briefe. Allerdings bin ich im Unklaren darüber, wie das nach einer Versiegelung aussieht, das ist für mich Neuland. Was hältst du von meinem Vorschlag?

    R O L L E N S P I E L:

    Auch Ghazi spricht mit Tiam nicht auf digitalem Weg. Wie genau sie kommunizieren, hat Tiam Danyal bislang nicht verraten, aber es läuft nicht über Datenpads. Danyal nervt es, dass alles immer über Tiam laufen muss. Er vertraut ihm nicht, die tatsächlichen Inhalte eins zu eins zu übermitteln, aber anders kommt er momentan nicht an Ghazi heran. Vielleicht werden die Karten nun mit seinem neuen Job neu gemischt ... wer weiß, was für Möglichkeiten sich ergeben ... und er kann Tiam die Fäden früher oder später aus der Hand nehmen.

  • Wenig. Die Umlenkung der meisten Abläufe auf den digitalen Weg hat die moderne Verwaltung überhaupt erst möglich gemacht. Schriftstücke müssten dann von einer Vielzahl von Menschen erhalten, sortiert und ausgewertet werden. Das würde dem Wesen der Agenten widersprechen, wenn wir jetzt für diese auch noch ein Mehr an Verwaltung brauchen, dass vor der Schaffung des Großwesirats gerade erfolgreich abgebaut wurde. Post kann viel leichter abgefangen, gelesen, verfälscht und dupliziert werden als eine gesiegelte digitale Nachricht, die von drei Seiten geschlüsselt wird. Wenn du unbedingt alles analog aufschreiben willst, dann ist das deine Entscheidung. Im Notfall hast du aber mehr zu verstecken oder zu zerstören als ein Datenpad. Die Lücke ist zudem bekannt und liegt in der mangelnden Sicherung deines alten Datenpads begründet. Darauf kann jeder Interessent Zugriff nehmen.

    Xaxai Anwar, Gesandte der Hegemonialregierung beim Hohen Rat

    bekannt auch als "Die Hexe der dreizehn Wetterleuchten"

  • Im Rahmen des Auftrags sicher. Der Mann gehört zu den kompetentesten Assassinen der Hegemonie mit fast vier Jahrzehnten Berufserfahrung. Das bedeutet auch, dass du ihn mit formalen Respekt behandeln solltest. Aber er ist professionell genug, um Eventualitäten herum zu planen. Und wenn er doch nicht mit dir kann. Noch zwei Jahre, dann ist er definitiv zu alt und wird wohl einem regierenden Shaikh entweder in Banaba, Vashir oder Onak als Berater zugewiesen, so dass das keine Rolle mehr spielt.

    Xaxai Anwar, Gesandte der Hegemonialregierung beim Hohen Rat

    bekannt auch als "Die Hexe der dreizehn Wetterleuchten"

    Einmal editiert, zuletzt von Xaxai Anwar (13. Dezember 2021 um 00:04)

  • Dann wünsche ich dir viel Erfolg. Dein neuer Flug geht in zwei Tagen nach Ashar. Du bekommst heute nachmittag in der futunischen Vertretung in Hatha deinen Ausweis und das versiegelte Datenpad. Dort kann man dir auch eine angenehme Unterkunft vermitteln. Ein Wagen wird dich in anderthalb Stunden dorthin abholen. In Ashar wird dich ein Mitarbeiter direkt am Flughafen abholen. Wegen der Sturmwarnungen ist Hatha bis dahin von der Außenwelt abgeschnitten.

    Xaxai Anwar, Gesandte der Hegemonialregierung beim Hohen Rat

    bekannt auch als "Die Hexe der dreizehn Wetterleuchten"

  • Danke. Du wirst von mir lesen.

    R O L L E N S P I E L:

    Hören hoffentlich nicht, denn das würde einen Notfall implizieren. Da er als Untergebener nicht das Recht hat, das Gespräch zu beenden, wartet Danyal, bis sie sich verabschiedet hat, ehe auch er Abschied nimmt und auflegt.

    Die anderthalb Stunden nutzt er, seinen ersten Bericht auf dem noch unversiegelten Datenpad zu verfassen, der noch wenig Spektakuläres enthält, jedoch den Anfang einer sorgfältigen Protokollierung von Danyals Arbeit bildet und so seine eigene Bedeutsamkeit genießt: Danyals Dokumente Unmittelbar nach der Fertigstellung schickt er den Bericht an Xaxai Anwar.

    Dann sind die anderthalb Stunden auch schon vorüber. Mit seinem Gepäck schaut Danyal nach, ob der versprochene Wagen bereitsteht, der ihn aus diesem ungemütlichen Betonklotz herausholen soll. Er schaut nach draußen, tritt jedoch nicht in den Regen, froh darüber, dass seine Uniform wieder getrocknet ist.

    • Offizieller Beitrag
    R O L L E N S P I E L:

    Die Gesandte legt einfach auf ohne einen weiteren Kommentar. Nach den versprochenen anderthalb Stunden und wahrscheinlich knapp bevor man in dem Kunstraum den Verstand verliert meldet die Rezeption in einer monotonen und schläfrigen Stimme die Ankunft eines Wagens. Und das obwohl Danyal direkt sieht, dass er ankommt und schon im Begriff ist, das Gebäude zu verlassen. Ein älterer Mann mit schon ergrauenden Haaren, glatt rasierten, leicht faltigen Gesicht, aber lebendigen dunklen Augen, die über seinem verschmitzten Lächeln funkeln, betritt das Foyer und nickt Danyal zu.

    "Willkommen in Hatha, ich bin Sayaad Zaal, die ehrbare Xaxai Anwar hat mich geschickt, um dich zur Botschaft zu fahren. Ich kann fast nicht glauben, dass man diese Gefängnis hier immer noch benutzt. Da haben ja die Flughafenlandebahnen mehr Persönlichkeit. Nun, Ahura Mazda sei Dank, wir können hier raus."

    R O L L E N S P I E L:

    Er gestikuliert lebhaft in Richtung des Wagens, einem knallgelben Verbrechen auf Rädern, mehr gemütlich als sachdienlich oder zweckgemäß. Jemand, der so ein Auto fährt, nimmt wahrscheinlich weder sich selbst noch sonst irgendjemand besonders ernst. Das Vordach wird derweil weiter vom Regen gepeitscht. Wahrscheinlich muss man auch leicht verrückt sein, bei dem Wetter durch die Gegend zu fahren.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal schaut sich noch einmal im Eingangsbereich um, seine Mundwinkel zucken amüsiert. Wer auch immer aus dem alten Gefängnis eine Unterkunft für Fluggäste gemacht hat, besitzt Humor. Der Mann, der ihn abholt, wirkt wie ein fröhlicher Fremdkörper in der Tristesse der Betonbauten. Das reißt Danyal etwas aus seiner Müdigkeit, denn die paar Stunden Schlaf sind für ihn zu wenig gewesen.

    Angenehm, Danyal Khaje. Stammst du von hier, Sayaad?

    R O L L E N S P I E L:

    Das grelle Gelb des Wagens induziert eine Wellenbewegung seiner Augenbrauen, als müsste er die passende Mimik für diesen markanten Anblick erst suchen. Innerlich ist er noch auf das seelenlose Graubraun des Flughafens eingestellt. Tiam wäre von dem Wagen begeistert, so viel steht fest. Nur, dass dessen Karre die Verkehrsteilnehmer in Warnwesten-Orange mit Tigerstreifen blendet. Danyal selbst hat kein Auto. Er kommt zu der Schlussfolgerung, dass das Gelb für die technische Funktionstüchtigkeit keine Rolle spielt. Seine Mimik beruhigt sich. Er wuchtet sein Gepäck in den Kofferraum, ehe er auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, wo er sich anschnallt.

    Bei diesem Wetter wird man uns auf jeden Fall hervorragend sehen. Die Farbe ist der Verkehrssicherheit dienlich. Was ist das für ein Modell? Mit Autos kenne ich mich nicht gut aus, ich nutze meist Mitfahrgelegenheiten oder öffentliche Verkehrsmittel.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Starkregen klatscht erbarmungslos auf die Frontscheibe, der Wind rüttelt an der Karosserie. Es verspricht, eine interessante Fahrt zu werden. Danyal hofft, dass der andere ein sicherer Fahrer ist. Da fällt ihm etwas ein.

    Ähm, ich habe vergessen, was zu essen und mir fehlt mein Kaffee. Kannst du eben noch Bescheid sagen, dass sie mir das rausbringen oder soll ich es schnell noch holen gehen? Ich würde die Ration dann später essen, ich will ja deinen Wagen nicht voll kleckern, aber sie hier zu lassen, wäre Verschwendung.

    R O L L E N S P I E L:

    Zudem gehört er nicht zu der Sorte Mensch, die Hunger einfach ignorieren können oder wollen, gibt das aber ungern zu. Bevor er sich entschlossen hatte, zum Militär zu gehen und mit zielgerichtetem Training begann, um sich auf die Eignungstests vorzubereiten, war er viele Jahre ziemlich pummelig gewesen.

    • Offizieller Beitrag
    R O L L E N S P I E L:

    Sayaad hockt sich - jedenfalls zieht er seine Gliedmaßen albern auf dem Sitz zusammen - hinter das Steuer und stiert mit einem irren Grinsen aus dem Fenster hinaus.

    Keine Sorge, ich bin nicht von hier. Ich habe mich daher freiwillig für den Dienst hier gemeldet, weswegen die meisten immer verwirrt sind. Sie verstehen nicht, dass Hatha das lustigste Land von allen ist. Und das ist mein Koba Hazzu, den ich selber hier aus fehlerhaften Karren zusammengeschraubt habe. Toll, nicht? Man kann sogar den Kraftstoff so genial strecken. Das gibt Extrabums.

    R O L L E N S P I E L:

    Er fummelt wild an einigen seltsamen Hebeln und Knöpfen, greift dann in ein Fach und zieht eine seltsame Pilotenbrille hervor. Der Wagen beginnt seltsam zu brummen. So gar nicht wie ein Auto.

    Essen können wir in der Botschaft, das ist besser als der Fraß hier. Da gibt es auch richtige einheimische Küche und nicht immer nur die dämliche Rationierung zugeteilter Nahrung. Steig ein und schnall dich an. Oh, und du solltest besser einen der Helme aufsetzen.

    R O L L E N S P I E L:

    Er hat bereits halb die Brille aufgesetzt, hält aber inne und hält einen deutlich mit Polstern und Stahl verstärkten, knallgelb gestrichenen Helm hervor. Eine rote Zwei ist deutlich darauf zu sehen.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyals Mundwinkel sacken ab bei der Aussicht, sein Essen zurückzulassen, aber er will nicht, dass man ihn für verfressen hält. Also sagt er nichts und stülpt sich den eigenwilligen Helm über den Kopf. Wenn es der Sicherheit dient ... einen Helm im Auto hat er auch noch nicht getragen.

    Wofür steht die Zwei? Für den Beifahrer?

    R O L L E N S P I E L:

    Mühsam fummelt er den Verschluss unter dem Kinn zusammen. Er besinnt sich darauf, dass der äußere Schein nicht der Dinge Wesen ist und das Auto sicher besser fährt, als es aussieht. Er hofft inständig, dass der Mann professioneller Kfz-Mechaniker ist und nicht nur irgendein Hobby-Schrauber, traut sich aber nicht, das zu fragen, um seine letzte Hoffnung nicht zu zerschlagen.

    Und wie willst du die Pedale bedienen, wenn du so auf dem Sitz hockst? Oder machst du das alles mit den Händen? Gibt ja so Fahrzeuge, die auch von Beinamputierten bedient werden können ...

    R O L L E N S P I E L:

    Was an Hatha lustig sein soll, das ihm bisher von dem schrägen Vogel und dem stürmischen Wetter abgesehen grauenvoll langweilig erscheint, wird sich vielleicht in der Botschaft erweisen, falls sie lebend dort ankommen.

    • Offizieller Beitrag
    R O L L E N S P I E L:

    Der Mann fuchtelt kurz mit den Armen herum, dann lässt er vorsichtig die Beine herab. Einen Moment geschieht gar nichts. Dann nebelt eine gewaltige Dampfwolke in grün und orange den Wagen ein und verdeckt kurz den Regen. Es riecht nach verbrannten Zucker.

    Wenn ich sie einmal absenke, dann kann ich es kaum mehr stoppen.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Wagen steht in der Wolke da, fast in frommer Erwartung, bevor er zu beben beginnt, so als wolle er sich wie ein Tier schütteln. Unter den Sitzen beginnt irgendein Monstrum zu kreischen, dann macht der Wagen einen Satz und die Fahrenden werden in den Sitz gepresst. Der Mann lacht irre, während der Wagen immer mehr beschleunigt, völlig ungebremst vom fast senkrecht fallenden Starkregen, eventueller Nässe auf der Straße oder der Vorstellung von Verkehrsregeln. Durch den bunten Rauchen wirkt der Regen auch wie eine schillernde Wassershow. Es stellt sich das wage Bangen ein, das Menschen empfinden, wenn sie sich ihres Platzes im Universum unsicher sind.

    Leider wird unsere Fahrt nicht lange dauern. So weit ist es nicht zur Botschaft.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Wagen nimmt nicht etwa die Kurven wie man das bei Autorennen sieht, sondern springt sie großzügig ausholend entlang. Das Gelände scheint dabei mehr als Bande zu fungieren als die tatsächliche Fahrbahnbegrenzung. Bei dem was das Auto auszuhalten scheint, würde es wohl auch einen Panzer über den Haufen fahren können. Nach ein paar knappen, aber auch sehr aufregenden Minuten, in denen Hirn, Herz, Lunge und Magen großzügig die Plätze zu tauschen scheinen und man mit den Augen schmecken kann, hält der Wagen in einem Innenhof mit Glasüberdachung. Bunter Nebel wabert. Der Fahrer grinst.

    Wir sind da.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal, so ruhig er sonst ist, brüllt seinen Sitznachbarn während der gesamten Fahrt zusammen. Unter anderem fragt er, ob Sayaad durchgedreht sei, fordert, dass er langsamer fahren solle, gegen Ende schreit Danyal nur noch, Sayaad möge anhalten. Zu Fuß durch den Sturm zu gehen erscheint ihm sicherer, als diese Fahrt.

    Was er sieht, scheint sich auf einer anderen Ebene als der Realität abzuspielen. Danyal muss unter Drogen stehen. Anders ist das nicht zu erklären. Die wenigen Erfahrungen, die er mit Drogen machte, beschränken sich auf Situationen, in denen irgendwer ihm präparierte Lebensmittel angedreht hat, nun augenscheinlich ergänzt um eine drogengeflutete Fahrerkabine.

    Als das Auto endlich anhält, reißt Danyal sofort die Tür auf, damit Sayaad nicht auf die Idee kommt, wieder anzufahren, und streckt ein Bein heraus, steigt aber nicht gleich aus. Seine Knie erscheinen ihm wie aus Gummi. Noch immer wabert bunter Nebel. Danyals Blicke lecken wie eine Zunge darüber und seine Pupillen schmecken Karamell.

    Er sammelt genügend Konzentration, um ruhig eine Frage zu stellen, ohne Sayaad gleich wieder zusammenzubrüllen.

    Was war das für ein bunter Nebel? Sayaad?! Und wieso kann dein verdammtes ... Auto ... springen?!

    R O L L E N S P I E L:

    Sayaad Zaal ist entweder ein Genie oder vollkommen wahnsinnig. Vielleicht auch beides zugleich, das ist ja nicht so selten.

    Mit zittrigen Fingern öffnet Danyal den Verschluss unter seinem Kinn und setzt den Helm ab. Dann öffnet er, noch angeschnallt, umständlich seine Jacke, um besser atmen zu können. Erst danach öffnet er den Gurt. Scheinbar ist er noch völlig durcheinander.

    • Offizieller Beitrag

    Du bist sehr laut, Danyal. Das ist nicht nötig. Ich verstehe dich gut.

    R O L L E N S P I E L:

    Eine Schildkröte, die sich hier im Garten aufhält, übergibt sich geräuschvoll und herzhaft im Hintergrund. Der Ara, welcher auf einem Ast saß, fällt derilierend ins Gras. Der Rauchnebel wabert herum, trägt Noten von Zimt, Haselnuss und brennenden Reifen in sich. Auf der Straße hinter ihnen bildet sich durch Rauch und Regen eine Art Schlacke, bevor sie davongespült wird,

    Das ist nur meine spezielle Gewürzmischung. Und mein Auto springt nicht. Es fällt nur nicht um wie geringere Autos.

    R O L L E N S P I E L:

    Er klopft auf den Lenker, wobei ein seltsames Glockengeräusch erklinkt.

    Lass uns reingehen. Ich koche uns was oder lassen den Koch ran. Das ist vielleicht besser, aber ich mache in gemeines Frikassee, versprochen. Und mein Kaffee ist auch nicht schlecht. Oder das Schokomus. Aber der Koch schmollt immer, wenn ich in seiner Küche bin.

  • Natürlich ist das Auto gesprungen, ich habe es ja selbst gesehen. Außerdem war irgendein Tier unter dem Sitz. Und das hier ist die Botschaft, ja?

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal bemüht sich, langsam und in angemessener Lautstärke zu sprechen. Er ist nicht sicher, ob er etwas essen will, was dieser Mann kocht, kann aber eine gewisse Neugier auf die Architektur und Innenausstattung der Küche nicht verhehlen. Er blinzelt mehrmals in dem Versuch, seine visuelle Wahrnehmung zu korrigieren. Da sieht er den Ara, der auf höchst unnatürliche Weise fallend und singend der Schwerkraft folgt.

    Scheiße. Ich bin hackedicht!

    R O L L E N S P I E L:

    Während der Dienstzeit!

    Was waren das für Gewürze?

    R O L L E N S P I E L:

    Auf seinen Gummibeinen kommt Danyal zum Stehen. Als er sich umschaut, sieht er weitere Dinge, die nicht der Norm entsprechen, wie den Schlamm, der sich aus der Verbindung von Rauch und Regen bildet. Völlig wider der Physik ist das. Irgendwo müssen Angestellte der Botschaft sein ... irgendwer Normales.

    Und was wird das für ein ... Frikassee?! Ich mag meistens kein Fleisch.

    R O L L E N S P I E L:

    Er bleibt stehen und dreht das Handgelenk mit seiner Uhr in dem Versuch, die Himmelsrichtung zu orten, obwohl seine Augen nun nach Zuckerwatte schmecken und deshalb beim Zwinkern kleben. Er muss herausfinden, ob sie in die richtige Richtung gefahren sind.

    • Offizieller Beitrag

    Dann lass dir besser vom Koch helfen.

    R O L L E N S P I E L:

    In diesem Moment bricht eine Menge von Personen aus den Türen und verteilt sich auf dem Hof. Erst reden sie alle gleichzeitig, so dass man nichts versteht. Dann nehmen drei eindeutig als Sicherheitsleute identifizierbare Männer große Tücher, um den Rauch davonzuwehen. Einige Frauen reden schwallartig auf den Fahrer ein, der das ungerührt über sich ergehen lässt. Eine streng aussehende hochgewachsene Frau, die Danyal sogar überragt, baut sich über ihm auf, wirft ihm aber einen sorgenvollen Blick zu.

    Danyal Khaje? Ich bin Botschafterin Faydia Wazi, alles in Ordnung mit dir?

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal beobachtet interessiert, wie die Sicherheitsleute mit ihren Tüchern den Rauch davon wedeln. Zwar ist Danyals Mimik den Umständen entsprechend so nichtssagend wie möglich, man will sich ja vor so vielen Fremden keine Blöße geben, aber er findet das Treiben trotzdem amüsant. Vor allem aber sind diese Männer Sicherheitsleute, gute Leute, Uniformierte, Kameraden! In dem Moment ist Danyals Welt wieder vollkommen in Ordnung und die Situation für ihn wieder unter Kontrolle. Alles ist gut und Danyal ist glücklich.

    Der irre (oder geniale?) Fahrer muss derweil eine Salve von Worten abhalten, die aufgrund der hohen Frauenstimmen, die sie ausstoßen, besonders spitz und schmerzhaft für die Ohren klingen. Eins muss man ihm lassen - langweilig war die Fahrt nicht. Allerdings hat Sayaad Zaal vermutlich gegen hundert Gesetze, Verordnungen und Regelungen gleichzeitig verstoßen, was man ihm nun zurecht zum Vorwurf macht. Zumindest glaubt Danyal, dass es darum geht.

    Eine riesige Bohnenstange von einer Frau reißt Danyal aus seinen Betrachtungen. Er muss zu ihr aufblicken und es dauert eine Weile, ehe sein Blick ganz oben angekommen ist.

    Ja, Danyal Khaje. Masa al'hrem, ehrbare Botschafterin Faydia Wazi! Es ist mir unangenehm, das zuzugeben, aber ich fürchte, ich bin berauscht. Es sei denn, dieses Auto da ...

    R O L L E N S P I E L:

    Er zeigt auf das grellgelbe Gefährt.

    ... kann wirklich durch Zeit und Raum springen und hat ein Monster unter dem Sitz hausen.

    • Offizieller Beitrag

    Masa an'nur, Danyal Khaje, alles in Ordnung mit dir? Als wir den Anruf bekamen und du abgeholt werden solltest, rannte der Fahrer schon los. Auf der anderen Seite kann auch nichts ihn aufhalten außer vielleicht die Götter oder ein Weltuntergang. Aber selbst dessen bin ich mir nicht sicher. Hast du etwas zu essen von ihm angenommen? Bitte, sag nicht, dass du etwas zu essen angenommen hast! Ich lasse den Arzt rufen, nur keine Panik!

    R O L L E N S P I E L:

    Ihre Stimme wird immer gehetzter und höher. Wenn hier jemand in Panik zu verfallen droht, dann eindeutig sie. Der Qualm hat sich unterdessen verflüchtigt. Der Wagen hockt unschuldig im Innenhof. Ein paar Angestellte kümmern sich um die leidenden Tiere. Es riecht nur noch entfernt nach Karamel und Sonnenaufgang.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal fummelt seine Jacke wieder zu. Im Dienst mit offener Jacke herumzulaufen, das geht nicht. Auch stülpt er sich jetzt die zur Uniform gehörende Mütze über den Kopf und nimmt mehr oder weniger korrekt Haltung an. Seine Motorik scheint sich langsam wieder zu beruhigen, auch seine Augen hören auf, bei jeder Bewegung an der Luft herumzulecken und zu probieren, wie wohl dies und das schmeckt. Da man beim Gespräch sein Gegenüber für gewöhnlich ansieht, hätte er das auch für unhöflich gehalten. Er holt gedanklich aus, weil ihm eine linguistische Hürde bevorsteht.

    Botschafterin, ich habe eine Inhalationsintoxikation mit Halluzinationssymptomatik und synästhetischer Wahrnehmungsverzerrung.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal spricht im Tonfall eines militärischen Rapports, vermutlich, weil andere Uniformierte anwesend sind und sie als sein Normalitäts-Anker herhalten müssen, obwohl sie gar nicht mit ihm interagieren. So redet er mit der Botschafterin wie mit einem militärischen Befehlshaber.

    Wenn es eine Straftat ist, das jemandem ungebeten anzutun, hat dieser Mann da sie begangen, allerdings wirkt er kaum zurechnungsfähig und ist darob wohl nicht zu belangen, er gehört zum eigenen Schutz in Ausnüchterungsarrest oder eine Entzugsklinik. In diesem Zustand ist er mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit gefahren und sein Auto hat eine viel zu intensive Federung, es springt wie ein buckelndes Pferd, wenn es sich in die Kurven legt. Es kreischt unter dem Sitz und sein Lenkrad läutet wie eine Tempelglocke, wenn man draufhaut. Eine geeignete Stelle sollte das Fahrzeug einer Überprüfung unterziehen, er gefährdet damit sein heiliges Leben und das anderer Verkehrsteilnehmer, sofern es solche auf Hatha überhaupt gibt. Ansonsten geht es mir gut, danke der Nachfrage.

    R O L L E N S P I E L:

    Für ihn selbst klingt das brauchbar.

    Etwas zu Essen habe ich nicht angenommen, aber ich habe Hunger. Der Fahrer hat mir ein Frikassee angeboten, Kaffee und Schokomus, aber mir schmeckt Fleisch nicht sonderlich. Erst recht nicht, wenn es dermaßen zerhackt ist, dass man nicht mehr sieht, von welchem Tier und welchem Körperteil es stammt. Allerdings hatte der Großwesir vor zwei Tagen ... oder drei? ... einen köstlichen Tintenfisch.

    R O L L E N S P I E L:

    Da die Dame besorgt wirkt, lächelt er etwas, um sie zu beruhigen. So herzlich und freundlich wie in diesem Moment sieht Danyal sonst nie aus.

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