Beiträge von Yanshir al-banabi

    Einige Naturschreine sind nur deswegen überhaupt heilig, weil sie in der relativ unberührten Natur liegen. Die meisten sind halt sogar in Schreinstaaten, also geschützte Orte voller Wildnis und leider auch Gefahren mit nur wenigen Pilgerwegen und einigen Dörfern, wenn überhaupt. Ich fürchte, wenn wir uns über Gebühr an der Schöpfung vergreifen würden, wären wir der Ketzerei schuldig. Was bedeutet denn langsam? Und in welchem Ausmaß muss ich mir das vorstellen?

    Nun, schlicht würde ich es nicht nennen. Es wäre Ketzerei, Repräsentationsgebäude und Amtssitze nicht mit Sorgfalt und Kunst zu verschönern. Vor allem da Architektur die Domäne des Tempelkultes ist. Aber der Großteil der Anlagen stehen auch Pilgern offenen, gerade wegen der religiösen Bedeutung vieler Teile der Paläste und Tempel.

    R O L L E N S P I E L:

    Er weist ohne direkt auf Personen zu zeigen auf einen stetigen Strom von Menschen in Kutten, Hosen, Roben und Kleidern auf einem nahen Weg den Berg hinauf hin, deren Verhalten wohl ohne diesen Hinweis kaum nachvollziehbar gewesen wäre.

    Die Pilgerschaft ist vor allem religiöse und persönliche Selbstversenkung vieler junger Menschen, um Kultur, Erbe und Natur in ihrer heiligen Vielfalt erfahren zu können. Der Großteil älterer Pilger ist entweder in religiösen Funktionen unterwegs oder als Anleiter für die Jüngeren oder die schwierigen Pfade, denn einige Stätten liegen durchaus in für Menschen gefährlichen Gebieten mit Raubtieren oder tückischer Geographie.

    Es gibt in dem Sinne mehr Paläste als Schlösser. In der Regel handelt es sich dabei um Regierungssitze oder Amtsstuben. Nur der Palast des Wassers in Goman beherbergt noch einen Thron, den der Mahdia. Alle anderen wurden am Ende des Großreichs verbrannt. Der Unterschied von damals zu heute ist halt der zwischen Regieren und Herrschen. Oder Repräsentieren, wenn man von meinem Fall ausgeht. Mein - also nicht wirklich mein - Palast trägt nun einmal den Namen Schloss des Weißen Kranich oder Rashkal as-Sari Dan. Ich halte mich dort nur zu Berufszwecken aus und mir würde es auch davor grauen, dort leben zu müssen. Da hat man nie seine Ruhe außer in den Gästequartieren.

    Nun denn.

    R O L L E N S P I E L:

    Die Wagen werden hinfort gebracht zusammen mit dem Großteil der Delegationen bis auf Leibwächter und Dolmetscher, dann wird man per Rampe auf den Elefanten gesetzt. Dieser kann schon einiges an Masse transportieren, aber bei mindestens sieben Personen - je ein Leibwächter und ein Dolmetscher und der Führer - ist das schon eine Menge. Schließlich setzt sich das doch sehr ledrig riechende Tier in Bewegung. Natürlich gibt es in Futuna auch weiße Elefanten, aber diese sind für solche Lasten nicht geeignet und deswegen werden futunische Waldelefanten verwendet, welche größer und kräftiger sind als die futunischen Savannenelefanten und die doch eher zierlichen weißen Zuchtelefanten.

    Hier zur Linken sehen Sie den modernen Industrie- und Frachthafen in all seiner industriellen und zweckmäßigen "Pracht" und rechts normale Wohn- und Geschäftsviertel. Die Altstadt liegt den Berg hinauf, genau wie das Schloß. Ich wohne ja auch in der Altstadt. Das Schloß beherbergt die Wesirate sowie mein Amtszimmer und das des Großwesirs sowie einige Gästequartiere für Staatsgäste. Gibt es bei Ihnen Schlösser?

    Dann sollten Sie allerdings auch wissen, dass die Datenmengen unserer Nachrichtendienste so hoch sind, dass sie nicht mehr ansatzweise vernünftig ausgewertet werden können. Dass wir dennoch genug auswerten können, ist nur der Digitalisierung zu verdanken. Damit konnte der Verwaltungswasserkopf vernünftig eingespannt werden.

    Und das mit dem Aussehen ist so eine Sache, Hochfutunen und Tarawari sind recht unterschiedlich, aber es sind beides Futunen.

    Also lieber im Garten essen?

    Ist es Ihnen genehm, wenn neben dem Essen Gedichte vorgetragen werden? Ich habe mir sagen lassen, dass solche Anlässe bei Ihnen daheim immer musikalisch oder dichterisch untermalt werden. Zumindest ich bevorzuge mein Essen in Ruhe einzunehmen, mit offener Tür zum Garten, um das Geschrei der Papageien und das Knabbern der Schildkröten an den Blättern wahrzunehmen. Jedenfalls hat das mein Ausbilder in Poesie immer empfohlen. Doch ich bin nun wirklich kein Poet und das ist auch nicht meine Aufgabe. In der Hinsicht bin ich wohl nicht repräsentierend für die Blutgeborenen. Aber Sie sind ja sicher keine Barbarin, die annehmen würde, dass alle Futunen bei gleicher rechtlicher Stellung auch sonstwie alle gleich sind, so als Masse ohne Individuen. Solch westliches Schubladendenken ist ja immer Ausdruck tiefster Primitivität.

    R O L L E N S P I E L:

    Hier in Timor ist man so einiges gewöhnt. Entsprechend lässt der Ashantir das über sich ergehen ohne groß die Miene zu verziehen. Die Geschenke werden kurz mit einem Blick bedacht, dann verpackt und wegtransportiert.

    Ich danke Ihnen. Wollen Sie dann weiter mit dem Großwesir Gespräche führen oder erstmal mit mir im Schloss des Weißen Kranichs essen? Ich glaube, da er erst in diesen Minuten aus Mehita ankommt, dürfte ein Essen für alle Parteien erholsam sein.

    R O L L E N S P I E L:

    Die bereitstehenden Wächter des Waldes, die futunische Ehrengarde, salutieren allesamt auf futunische Weise mit der Faust über dem Herzen. Das diplomatische Personal aus Helfern, Sekretären, Übersetzern und offiziellen Schriftführern mit Versiegelungen umschwirrt den Ashantir, der in einer leichten Robe von der Hitze unbeeindruckt scheint. Ein kleiner tragbarer Pavillion mit Kissen, Getränken - Wasser, Kymiss, Saft, Timor Altbier, Eistee, Tee, Kaffee und Kakao - und Obst ist an der Seite aufgebaut. In der Nähe steht ein vorwitziger Jugendlicher udn filmt das Ganze ungeniert mit seinem Datenpad. Ein kleiner Junge rennt weinend davon als er Alrun lächeln sieht. Der Ashantir stellt sich Alrun gegenüber auf. Da es nicht üblich ist, andere zu berühren, weil das nur unter Freunden und Familie nicht als Aufforderung zum Sex gilt, erfolgt keine solche Geste und Verbeugungen sind für die Blutgeborene auch schon untereinander unangemessen, denn das Blut der Schöpfung neigt nicht den Kopf.

    Masa al'hrem und herzlich willkommen in der Futunischen Hegemonie, ehrbare Alrun Amalbalde. Ich hoffe, Sie hatten einen entspannten Flug. Es wurden Erfrischen für Sie vorbereitet.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Ashantir spricht in einem ruhigen, gelassenen Tonfall auf Hochfutunisch, welches durch einen Übersetzer danach ins Irkanische übersetzt wird, der selbst auch eine klare, akzentfreie, wenn auch wenig betonte Sprache verwendet. In der Zeremonie fehlen Fahnen und Hymnen wie in barbarischen Nationen üblich völlig, aber irgendwo in einem nahen Park schreit ein Papagei scheinbar erbost.

    Kein Problem, sprich wie immer du es für richtig hältst. Wer bin ich, dir das zu versagen? Beim Kaffee ist das sicher besser, das stimmt. Und das System ist halt schwer zu übertragen, aber ich kann nicht erahnen, ob es anderen vielleicht leichter fällt. Mir mangelt es an der Vorstellungskraft, die Umsetzung vorauszusehen.

    Sollen wir zum Quartier mit Kamel oder Elefant reiten oder soll es doch eine Wagenkolonne sein?

    Ich denke, wenn es sich nicht so eingestellt hätte, wie es in der Gründungsphase der Hegemonie der Fall war, so würde die Nahrung sicher anders verteilt werden und wohl auch wesentlich weniger reguliert. Aber so kann man aus dem System kaum entkommen ohne eine Hungersnot und soziale Verwerfungen zu riskieren und damit ist die Spekulation wenig zielführend. Wir können also nur das Beste daraus machen.

    R O L L E N S P I E L:

    Er hält einen kurzen Moment inne, wohl um sich zu sammeln.

    Und in gewisser Weise sind wir auch sehr gesegnet durch unser reiches Land mit seinen fruchtbaren Böden und der Erfahrung, diesen zu bestellen. Entsprechend ist unser Modell der Nachhaltigkeit erstens neu durch die Koordination mit den digitalen Netzen und zweitens schwer übertragbar in etwa Regionen, die nicht so wasserreich sind, wie zum Beispiel auch Targa, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

    Aber wir werden uns natürlich gerne austauschen, vielleicht können wir auch eher von euch lernen.

    Sah- ich meine Yanshir ist völlig ausreichend. Und du kannst mich entsprechend ansprechen - außer du bestehst auf Formalitäten. Damit habe ich auch kein Problem. Und diese Steinfiguren und das traditionelle Würfelset sind sehr interessant, aber ich muss zugeben, mit dem "targischen" Kaffee aus Kijanibonde bin ich besonders glücklich. Ich muss es mir noch ernsthaft überlegen, ob ich meinen Brüdern auch nur einen Schluck aus einer Kaffeetasse überlasse. Er ist so ganz anders als tarawarischer Kaffee.

    R O L L E N S P I E L:

    Wie es einer hohen Zivilisation angemessen ist, wird das fremde Staatsoberhaupt durch den Ashantir und dessen Entourage aus Assassinen, Wächtern und Wachen sowie zivilen Personal höchstselbst begrüßt. Anschließend wird der hohe Gast in den Palast des gefallenen Sterns gebracht, einen Flügel der offiziellen Residenz, der aufwändig aus Metallen gefertigt wurde, die dereinst mit einem Asteroiden in einer Zeit vor der Ankunft der Menschen in Vashir niederging und mit erlesenen Stoffen künstlerisch verschönert wurde.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Ashantir lässt seine Rede zum Nationalfeiertag - Gründung des vereinten Futunas vor 2021 Jahren - wie seit seinem Amtsantritt üblich vorrangig über digitale Medien ausstrahlen. Entsprechende Fernsehdokumentationen folgen dann im Laufe des Tages.

    Ehrbare Blutgeborene, Bürger der futunischen Reiche, Mitglieder der Hegemonie, ein weiteres Jahr ist zu Ende gegangen und ein neues in unserer langen Geschichte beginnt. So wahr es auch sein mag, dass diese Geschichte eine lange und bewegte ist, so sehr ist doch zu betonen, dass der Blick in die Vergangenheit weder den auf die Zukunft noch den auf das Jetzt trüben sollte. Geschichte ist nicht das, was uns ausmacht, es ist wie wir aus ihr lernen und mit ihr umgehen. Die Gründung des vereinten Futunas ist daher kein Anlass um innezuhalten und andächtig daran zu erinnern, sondern eine Aufforderung, die Zukunft zu umarmen und im Jetzt zu leben. Es ist das Leben und das Streben der Menschen in der futunischen Hegemonie jetzt und in diesem Moment, was die futunische Zivilisation ausmacht, nicht allein der Weg, welcher uns hierhin führte. Die futunische Zivilisation sind wir alle, die wir jetzt und in diesem Leben uns verwirklichen. Und auch wenn die Götter mit uns sind oder die Geister uns Rat schenken, so ist es doch in erster Linie an uns und unseren Möglichkeiten und Kräften, die Zivilisation voranzubringen. Licht und Finsternis, Wasser und Schatten, Feuer und Eis, Ordnung und Chaos und Gleichgewicht bringen uns voran. Der ewige Konflikt stärkt uns und lässt uns ständig neu emporsteigen.

    Doch seid auch mutig und entschlossen und hoffnungsvoll, denn keiner von uns ist allein, wir haben uns gegenseitig als Wetzsteine in diesem Konflikt, als Leitern und Stützen in diesem Ringen mit uns und der Welt, als Wegbegleiter und Helfer. Es ist meine Aufgabe und meine Pflicht, aber auch mein Stolz und meine Freude, unsere großartige Zivilisation zu führen und ihr dabei zu helfen, diese Großartigkeit zu bewahren und neu zu entfachen. Und ich weiß, dass ihr dabei stets an meiner Seite sein werdet. Es ist ein Privileg, der futunischen Zivilisation auf diese Art und Weise zu dienen, so wie wir das alle tun. Vergessen wir nicht, dass alle Blutgeborenen gleich sind, erhaben durch ihr Blut über allen Potentaten und Möchtegernmachthabern der Welt. Aber vergessen wir auch nicht die Bewohner der Hegemonie, welche zwar nicht das heilige Blut der Schöpfung in sich tragen, aber dennoch wesentlich an ihrem Erfolg beteiligt sind. Auch sie stehen über den gewöhnlichen Menschen dieser Welt als unermüdliche Helfer und Ideengeber.

    Ich bin mir sicher, dass sich die futunische Zivilisation, die Hegemonie, die futunischen Reiche und abhängigen Gebiete auch dieses Jahr wieder neu erfinden werden und so einer neuen Version der Geschichte Luft und Raum verschaffen werden. Wir stehen auf stabilen Fundamenten und auch wenn wir diese einreißen müssten, um den Herausforderungen der Zeit gerecht zu werden, bleibt doch im Herzen unsere Zivilisation vereint. Und dafür danke ich euch allen. Ich freue mich auf das neue Jahr und was wir erreichen werden.

    Möge mit euch sein, woran auch immer ihr glaubt - natürlich soweit dies im Rahmen der Blutgesetze ist - und mögen wir gemeinsam Würde und Weisheit erlangen.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Ashantir tritt vor den Hohen Rat.

    Werte Mitglieder des Hohen Rates, es ist an der Zeit, die regionalen Feste der Teilstaaten in ein Programm zu vereinen, welches im nächsten Jahr auf der Ebene der Hegemonie veranstaltet werden soll. Leider wird es mir nicht möglich sein, allen Festen beizuwohnen. Ich will jedoch jedem Teilstaat die Möglichkeit geben, neben den Heiligen Städten Gastgeber für einen Auftritt meinerseits bei einem besonderen Festakt zu sein. Ich verspreche, dass ich jeden Staat, den ich auch besuche, für dieses besondere Engagement belohnen und auszeichnen werde. Allerdings erwarte ich dafür auch eine ansprechende Präsentation, den ich werde nicht jedem Fest einfach nur beiwohnen, weil es besonders blumige Worte für mich gab. Bedenkt: Es geht hier um die Verschmelzung eurer teilstaatlichen Festtradition mit den Werten und der Bedeutung der Hegemonie. Welche Konzepte mich überzeugen, dorthin werde ich dann auch reisen. Ich freue mich auf jeden Fall über euren Einsatz.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Allherrscher hat sich dann doch die Zeit genommen, den Debatten beizuwohnen.

    Ehrbare Blutgeborene, es ist mir eine große Ehre, heute zu euch sprechen zu dürfen. Als Repräsentant der Hegemonie und der in ihr vertretenen Reiche und assoziierten Gebiete bin ich in erster Linie unser aller Vertreter und daher liegt Neutralität mir natürlich am Herzen. Dennoch ist es meine Absicht, diese heute einmal zu brechen und eine Empfehlung für alle jene Gebiete zu geben, welche besondere Lasten für die Hegemonie tragen und an unserer Verteidigung wesentlichen Anteil haben. In den kommenden Stunden werde ich über jeden einzelnen der betreffenden Staaten sprechen, doch zum Anfang will ich Orak Atansh hervorheben.

    R O L L E N S P I E L:

    Yanshir gestattet sich ein kurzes Lächeln.

    Die Phönixdynastie und besonders meine Linie ist sich der Schuld gegenüber der Ebene bewusst, die von unseren Vorfahren unter Mithilfe und Duldung aller Parteien für die strategische Notwendigkeit aber im Frevel gegen die heilige Natur verwüstet wurde. Umso mehr ist die Anstrengung und der Enthusiasmus hervorzuheben, mit denen die auserwählten Parshans und deren Familien die wiedergewonnenen Lande in den vergangenen Jahrhunderten pflegen und zu erheben suchen. Eine solche Aufopferung, die über alles hinausgeht, was normalerweise von den Staaten der Hegemonie verlangt wird, sollte auch entsprechend entlohnt werden. Es ist klar, dass die Hegemonie von vielen Problemen heimgesucht wird, aber es sollte offensichtlich sein, dass die Verwaltung eines fast toten Gebietes, das zudem schlecht zu schützen ist, eine gewaltige Herausforderung darstellt, die dennoch kein Gegner beeinträchtigen konnte und bei der die dort lebenden Futunen immer noch von einer goldenen Zukunft träumen. Diese Art, die aufzugeben und nur das Beste anzustreben, macht den Kern der Futunischen Zivilisation aus. Ich erkenne dies bewundernd und respektvoll an. Und ich hoffe, der Hohe Rat kann dies ebenso tun.

    R O L L E N S P I E L:

    Er nimmt einen Schluck Wasser aus einem vor ihm abgestellten Glas.

    Und nun zu . . .