Beiträge von Danyal Khaje

    Ich kann darauf verzichten. Es wird zwar ungewohnt, aber ich habe ja eine große Auswahl an Büchern zum Lesen, und eine Uhr, die mit etwas Mühe auch als Wecker eingestellt werden kann.

    R O L L E N S P I E L:

    Er überlegt kurz, ob er wirklich mit zum Strand gehen soll, wobei er sich die schrecklichste nur denkbare Variante vorstellt, Handtuch an Handtuch liegende Unsympathen an Land und eine Quallenplage und Tangwälder im Wasser. Er denkt aber auch an das Dunkel, das in der Einsamkeit lauert. Er beschließt, dass jetzt Schluss mit irgendwelchen Sorgen sein muss, die wahrscheinlich nur in seinen Gedanken existieren. Er wird sein Hirn umkonditionieren und unter die Leute gehen. In Tzaris ging das schließlich auch. Warum sollte es auf Lehim anders sein, nur weil er es nicht kennt?

    Ja, ich begleite euch an den Strand. Gibt es dort was zu Essen? Sonst packen wir besser was ein.

    R O L L E N S P I E L:

    Viereinhalb Stunden sind eine lange Zeit und schwimmen macht Danyal hungriger als jede andere Sportart.

    Parshans unterliegen anderen Gesetzen, so dürfen wir zum Beispiel bei Gefahr im Verzug Gewalt anwenden, Sachgegenstände - wie zum Beispiel Türen oder Fenster - zerstören oder in Gebäude eindringen. Wir dürfen auch Platzverweise ausstellen oder Straßen sperren oder Personalien fordern. Wir dürfen auch Leute der Freiheit berauben und sie mitnehmen. Es ist also schwierig, einen Parshan im Dienst auf rechtlicher Ebene mit einem Zivilisten zu vergleichen. Sollte derjenige, der die Drohung aussprach, sich als Parshan herausstellen, wird es in der Tat schwieriger.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal grinst etwas zurück. Er gibt sich alle Mühe, die Dinge zu begreifen, welche die Zwillinge ihm verständlich machen wollen, merkt aber, dass er dort an seine Grenzen stößt. Es bleibt die Unsicherheit, ob das am mangelnden Wissen liegt. Wenigstens kann man mit den beiden reden, ohne dass sie gleich den Raum verlassen oder loszanken.

    Ich erkläre euch mal die üblichen Abläufe:

    Leichtes Fehlverhalten eines Parshans wird gerügt oder man diszipliniert ihn. Er muss zusätzlichen Wachdienst leisten, was putzen oder dergleichen. Bei grobem Fehlverhalten wird auch dessen unmittelbarer Vorgesetzter angesprochen. Der Vorfall wird unter den Offizieren ausgewertet, der Parshan diszipliniert oder in Extremfällen vom Dienst suspendiert. Passiert unter dem Kommando dieses Vorgesetzten öfter so etwas oder ein besonders dramatisches Ereignis, so bekommt er widerum von seinen Vorgesetzten einen kräftigen Warnschuss vor den Bug oder man empfiehlt ihm in schweren Fällen den Rücktritt. Bei den hohen Tieren kommt es vor, dass man sie wegbefördert, sprich, man befördert sie, nur um sie an einen Ort zu versetzen, wo sie dann keinen Schaden mehr anrichten können, oder sie gehen nach der Beförderung gleich in den Ruhestand.

    Man hat also ausreichend Handlungsspielraum abseits einer Verhaftung oder Verurteilung. Beides kommt innerhalb der Streitkräfte nur in Ausnahmefällen vor. Ich denke, ähnlich funktioniert das auch bei zivilen, ähm, Strukturen.

    Ich frage mich also, wenn man die Täter ausfindig macht, ob da ein Bürgerkrieg wirklich unsausweichlich ist, oder ob es nicht klügere Methoden gibt. Um das herauszufinden steht an erster Stelle, zu ermitteln, wer das war.

    Wieso denn ein Bürgerkrieg? Ihr gebt mir gerade das Gefühl, dass die Hegemonialregierung ineffektiv organisiert ist, wenn sie nicht für Ordnung sorgen kann. Vielleicht verstehe ich sie auch nur falsch. Aber es gibt mir zu denken, dass die Fraktionen die Familien der Agenten des Großwesirs bedrohen dürfen, ohne dass man ihnen beikommen kann.

    R O L L E N S P I E L:

    Er hofft, dass er sich irrt. Falls nicht, muss er noch einmal darüber nachdenken, wie zu verfahren ist. Ein leichter Kopfschmerz klopft hinter seinen Schläfen.

    Alles? Ich spreche von den Dingen, die ich beeinflussen kann. Wenn irgendein anonymer Mensch von der Nummer Xaxai Anwars aus Drohbotschaften gegen einen Agenten richten kann, ist das etwas, wo ich nicht untätig bleiben kann, wenn ich dieser Agent bin. Danke im Übrigen. Bitte gebt mir Bescheid, wenn ihr euch um die Sicherheit meiner Eltern und um das Datenpad gekümmert habt.

    Ich finde das nicht konstruiert, Familie ist Familie. Und ich plane doch gar nichts und will mich auch gar nicht opfern. Ich möchte die Dinge in Ordnung bringen, die in der Hegemonie schieflaufen.

    R O L L E N S P I E L:

    Er atmet durch. So wird das nichts. Am Ende wittern die Zwillinge nur Saredash oder Makratiin.

    Egal. Sorgt bitte einfach dafür, dass meinen Eltern nichts geschieht, und organisiert mir ein sicheres Dienst-Datenpad, wenn das in eurer Macht liegt.

    R O L L E N S P I E L:

    Die Zwillinge scheinen völlig ernst zu meinen, was sie sagen. Irgendjemand mit sehr viel Einfluss scheint die Akademie in der Form lenken zu können, wobei die Zwillinge genau zu wissen scheinen, wie man argumentieren muss und was dann geschieht. Danyal blickt ein wenig verwirrt. Er versteht nichts von den Dingen, in die er hier geraten ist, klammert sich an das, was er während seiner Ausbildung gelernt hat und das abstrakte Konstrukt aus Erfahrungen, Gefühlen, Wissen und Illusionen, was in der Summe seine persönliche Weltanschauung ergibt.

    Ihr scheint die Macht zu besitzen, diese Dinge, die zum Schutz meiner Eltern notwendig sind, in Gang zu setzen. So bitte ich euch, das zu tun. Und ich wäge Leben nicht ab wie ein ... wie ein Krämer. Ich habe nur versucht, euch meine Beweggründe verständlich zu machen. Wenn euer Vater in Gefahr wäre und ihr könntet ihn schützen, würdet ihr das dann nicht auch tun, selbst wenn es euch in Gefahr bringen würde?

    Mein Leben ist nicht wertvoller als das anderer Blutgeborener. Hinzu kommt etwas, das sich Gewissen nennt. Es gibt sicher viele, die Untätigkeit in Notsituationen mit ihrem Gewissen vereinbaren können, aber ich gehöre nicht zu diesen. Jetzt hat es meine Eltern erwischt, die wegen meinem Fehler in den Fokus von irgendeinem Spinner geraten sind. Das sind gleich zwei Leben, aufgewogen gegen eines.

    R O L L E N S P I E L:

    Er sieht die Zwillinge, die sich Van und Fir nennen, unsicher an, da er vermutet, dass sie seine Sorgen und Beweggründe nicht verstehen, die nichts mit dem sklavischen Fanatismus zu tun haben, der Danyal andernorts vorgeworfen wurde, sondern mit Verantwortungsgefühl und tief empfundener Liebe.

    Dass ihr mir die Namen der Agenten nicht nennen dürft, sehe ich ein. Dass das Datenpad auch ohne sichtbare Veränderung gesichert werden kann, ebenfalls. Aber was meine Eltern betrifft, könntet ihr mir wenigstens einen Anhaltspunkt geben, wie sie gesichert werden, damit ich den Kopf wieder für andere Dinge frei habe, und nicht ständig an sie denken muss.

    Doch wohl mindestens zwei? Oder zähle ich nicht?

    R O L L E N S P I E L:

    Die Frage meint Danyal ernst, einigermaßen pikiert. Er findet doch, dass er sich nach seinen Möglichkeiten nach Kräften engagiert und dabei wenig Rücksicht auf sich selbst nimmt.

    Wer ist der weibliche Agent? Abgesehen davon möchte ich mich, was die Sicherheit meiner Familie betrifft, nicht auf Spekulationen verlassen. Das ist ganz sicher kein Problem, was ich alleine lösen kann, ohne sinnvoll nutzbares Datenpad. Falls doch, möchte ich gern mal hören, wie ich das anstellen soll.

    Siegel für Blutgeborene? Wie soll das denn funktionieren? Vielleicht wäre es passend, wenn wir den Großwesir um Rückruf bitten ... dann wird er nicht aus einer Sitzung gerissen oder was man als Großwesir eben so tut. Aber wir sollten ihn informieren, ja. Wenn jemand meine Familie als Druckmittel verwendet und mein Dienst-Datenpad für jedermann offen liegt, kann ich nicht mehr vernünftig arbeiten. Es kann nicht im Interesse von Jaavid Gried sein, dass seine Agenten von irgendwem stillgestellt werden, und er davon keine Mitteilung erhält.

    R O L L E N S P I E L:

    Im Zweifelsfall muss Danyal eben eine weitere Rüge über sich ergehen lassen. Im Vergleich dazu, was andernfalls seiner Familie drohen könnte, ist das ein geringer Preis.