Beiträge von Lehim

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    Das ist durch ein inzwischen heißes ersetzt worden - und scheinbar hat Danyal gerade andere Bewohner verpasst, denn dort ist eindeutig gegessen worden, auch wenn man dies nur erkennen kann, indem man die fehlenden Inhalte der verschlossenen Speisebehälter überprüft. So gibt es heiße Fischsuppe, dampfendes gefülltes Brot, mit Wurzeln eingeriebene Ente, Muschelmoussaka und Obstcremetorte.

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    Vielleicht weckt ihn der Hunger oder der Geruch des Ozons kurz vor dem nachmittäglichen Regen, aber irgendwann wird er dann doch wieder wach, wobei ihn das Bild von einem Schwarzstreifenwels begrüßt, der in den Küstenregionen Lehims nach kleinen Grundwesen hascht und als Delikatesse gilt. Diesmal hat er nicht von irgendwelchem Irrsinn geträumt, aber vielleicht kann er sich auch einfach nicht daran erinnern.

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    Die Lektüre ist anscheinend weder Märchenbuch noch rein historische Betrachtung einer einzelnen Person als eine Analyse verschiedener als Hexen identifizierter Gestalten in der Geschichte. Trotz der Mittagssonne, welche in die Fenster des Archivs scheint, mag es auch ein wenig gruselig sein. So ist eine der analysierten Hexen nur als Xa bekannt, lebte im Alegonischen Weltreich und war für die Fähigkeit bekannt an mehreren Orten zugleich zu sein. Dann las er später von einer Hexe, welche der Shaikh von Banaba ausschickte, um die tarawarischen Stämme zu unterwerfen. Diese wurde Ishtar benannt und war ganz und gar von Narben verunziert. Schließlich trat bei Gründung des einheitlichen Futuna eine Hexe namens Zaide auf, um die streitenden Parteien an den Tisch zu zwingen und sie einzuwickeln. Aber auch andere seltsamen Hexen traten auf, um Archive zu sichten, schrille Prophezeiungen der Mahdia zu deuten und für angenehme Umstände zu sorgen. Schließlich mündet das Ganze in der Frustration über die Zensur bei der Hexe von Enda'ar, der angeblich bedeutensten Hexe von allen, welche die Grenze zwischen Leben und Tod durchstoßen konnte. War sie jetzt eine besonders gute Ärztin? Eine begabte Lügnerin? Im Schlusswort findet sich ein Interview mit der Nachlassverwalterin des Autors, die von seinem bedauerlichen Hinscheiden im Alter von nur 47 Jahren sprach, wobei der Mann ja stabil wie ein Büffel wirkte.

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    Am hinteren Ende des Stockwerkes findet er dann auch neben Fahrstuhl auch die zweite Treppe, mit denen man nicht nur zum Dach, sondern wohl auch nach unten kommen kann. Auf dem Dach kommt er erstmal in den versprochenen Dachgarten, an den sich an der Seite der Parkour anschließt. Auf einer kleinen Wiese im Gesträuch ist neben einem langen Tisch aus Sandstein auch eine Fläche mit Wärmeplatten und Isolation aufgebaut, auf welcher verschiedene Töpfe mit Suppen, Salaten, Brotsorten, Käse und Aufstrichen stehen. Dazu kommen Kannen Kaffee, Kakao und Tee, allesamt wohl auch dem Kernreich importiert, wenn man den Beschriftungen trauen kann. Der in Lehim gewonnene Kakao ist nur eine kleine Produktion und wird vor allem für Schokolade verwendet. Tee und Kaffee werden hier nicht angebaut.

    Auf dem Tisch findet sich auch Geschirr und Besteck, dazu noch Sitzangelegenheiten in Form von Gartensesseln, Hockern und Kissen. Ein regenfester aufgespannter Stoff schützt vor Nachmittagsregen und Sonneneinfall. In der Nähe steht eine leicht nach Gewürz riechende Flammenschale. Solche Schalen sind üblich, um Insekten abzuhalten und auch Vögel und kleine Nager eher abzuschrecken.

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    Draußen steht entgegen seiner Erwartungen kein Wagen mit Essen, sondern lediglich eine Mitteilung, dass Essen im Garten erfragt werden kann, oder er sich am Buffet auf dem Dach bedienen mag. Und Zaina würde ihn danach schon treffen, wenn er satt ist. Wie auch immer sie wissen will, wann er das ist. Als letzte Mitteilung erfährt er noch, dass heute nachmittag frisches Kokosnusseis hergestellt wird.

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    Vielleicht ist an der Hexerei doch etwas dran, wenn er nur diesen einsamen großen blauen Fleck über den geprellten Rippen davongetragen hat. Oder die Ärzte von Lehim haben diese Heilung verbrochen. Klar, für die nach Lotterie ausgewählten kann man auch in Mehita oder Goman von den besten Ärzten operiert werden, aber das ist eher für Priester gedacht, nicht für Parshans, für die Wunden und Narben nun nichts Verwerfliches wären. Da ist es doch glatt fraglich, warum man ihm immer noch einen Verband gab.

    Und dann mag ihm einfallen, dass ihm heute morgen Zaina ein paar Übungen zeigen wollte. Ob es dafür aber heilungsmäßig schon reicht?

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    Erschöpfung und Stress sorgen dann für eine seltsam erholsame Nachtruhe, bei der er wundersamer Weise in einer bequemen Haltung aufwacht. Es gab keinen Wecker, keinen Ruf, nur das Streichen eines Sonnenstrahls der späten Vormittagssonne über Danyals Gesicht. Draußen hört man weit entfernt nur das Krächzen eines heiseren Papageis. Ansonsten ist es ruhig, friedlich und bequem. Keine Spuren von Attentätern, Irren und Stress weit und breit. Vielleicht hat das mit der Ruhe des Meeres tatsächlich eine Bedeutung und Wirkung.

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    Das vermeintliche Archiv entpuppt sich deutlich weniger vermeintlich. Sieben Regale zieren die die Außenwände, die vordersten voll von Werken über Fische und Fauna von Seen, Flüssen und Meeren, aber es gibt auch Platz für die Natur der Inseln und Kartenwerke. Dazu seltsame Auslassungen über Architektur und verborgene Winkel, skurile Zierfiguren, unaufgeklärte Todesfälle, ein Buch über die berühmteste aller Hexen auf einem Stuhl vor einem Regal, ein anderes Regal voller Krimis und einen halben Schrank voller Morsecodebücher. Vervollständigt wird das durch einen Tisch, zwei Sessel und eine Musikspielapparat mit digitaler Bibliothek.

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    Auf der Suche tritt er hinaus auf die Terasse in das warme Licht der tropischen Nachmittagssonne. Der tägliche Regen wird wohl bald eintreffen. Auf der Terasse findet Danyal gut abgeschirmt durch Palmenpflanzen den versprochenen privaten kleinen Pool sowie eine Liege mit Schirm, einen kleinen Tisch und einen Stuhl. Dann schweift sein Blick Richtung Tor. Moment mal? Ist das nicht die Irre mit der Kralle, an der Blut heruntertropft. Ihr Gesicht ist zu einem höhnischen Grinsen verzogen, dass Danyal trotz der Entfernung deutlich sehen kann. Und zu ihren Füßen liegt der blutverschmierte, zerschlagene Leichnam von Thar. Plötzlich muss Danyal um sein Gleichgewicht kämpfen. Ein Keuchen entfährt ihm unwillkürlich und als er sich wieder fängt, sieht er eindeutig den Gang im Krankenhaus vor sich! Er hat sich das Ganze nur eingebildet. Zaina ist nie gekommen, um sie darauf zu holen! Die Irre wird sie töten und alles in die Luft jagen und Thar wird drinnen im Zimmer vergiftet und hilflos sterben, während Danyal hier draußen ausblutet. Er fährt herum, aber es ist nicht wirklich er, der sich da bewegt.

    Der Boden bewegt sich! Richtig, er sitzt mit Thar im Auto, auch wenn es nicht Thar ist, sondern der Alte von der Insel! Und da am Steuer sitzt die Irre. Alle sind blutbeschmiert und der Alte grient Danyal boshaft an. Wahrscheinlich, weil er nicht erraten konnte, ob er ihm als erstes Herz oder Nieren herausschneiden würde. Und dann befinden sie sich schon im Landeanflug auf Lehim, wo Ishri ihn endlich in ihre Finger bekommen, um ihn zu vergiften und durch die Botschaft zu jagen. Weil er nicht Hexe werden wollte.

    Dann erklingt ein Muschelhorn und holt Danyal aus seinem Katapultalptraum in die Wirklichkeit zurück. Trotz der Hitze läuft ihm eiskalter Angstschweiß den Rücken hinab. Der Ton war wohl das Zeichen für sein Essen, aber es dauert noch etwas, bevor er Speichelfluss und schwarze Flecken vor den Augen kontrollieren kann. Beim erneuten Umschauen entdeckt Danyal weder Krallenfrauen noch Leichen, dafür jedoch die zweite Tür, die scheinbar von der Terasse ins Archiv führt.

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    Die Tür gleitet fast geräuschlos auseinander und öffnet den Blick auf einen Raum, der wie die Grotte eines Tiefseeraubtieres wirkt. Dazu passend auch die Deckenlampe in Form eines Anglerfisches. Scheinbar war nur das untere Stockwerk für das Süßwasser, hier steht alles im Dienst des Meeres. Nach einem kurzen Augenblick wird klar, dass der Raum keinesfalls wie eine Grotte ist. Eher wurde mit Tricks gearbeitet, um farblich und architektonisch Tiefe und Unförmigkeit vorzugauckeln und den Raum nur so erscheinen zu lassen. Der Fels in der Mitte entpuppt sich als Sitzgruppe um einen Planungstisch oder vielleicht auch Esstisch. Zwei kleine Türen, die leicht geöffnet sind, führen in ein gemütliches Schlafzimmer, wo die Decke in einem beruhigendes Meeresblau gestrichen ist und die Umgebung eher wie ein Atoll wirkt sowie auf eine Terrasse mit dem versprochenen Ausblick nach Süden über die Stadt auf das Meer. Das flauschige Bett im Schlafzimmer ist wie Meeresschaum gestaltet. Vom Schlafzimmer gelangt man noch in ein geräumiges Bad, das eher zweckmäßig gehalten ist. Nur die Hähne in Form von Seepferdchen sind ein Eingeständnis an die Marotten des Vorbesitzers.

    Dann gute Besserung. Ich drücke den Klingelknopf sobald ich das jeweilige Essen abliefere. Stell dann bitte hinterher einfach die Wagen wieder dorthin, wo du sie gefunden hast.

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    Die Treppe führt auf einen Absatz, der von Fischen in Marmor eingerahmt wird, welche um einen Delphin herum zu springen scheinen. Das vergewaltigungsfreudige Säugetier schaut in Richtung einer Pforte, welche mit einem kleinen Bild von Danyal behängt ist, welche einen lebensechten Rochen abbildet. Dessen Schwanz ist gar der Türgriff. Davor ist ein elektronisches Lesegerät und ein Roter Klingelknopf zu sehen. Weitere Türen mit Schwertfischen gehen vom Absatz ab.

    Die Tür ist nach meinen Informationen mit deinem Ausweis zu öffnen. Ich tue mich mit dieser digitalen Wende ja noch etwas schwer, aber ihr Jungvolk kommt damit ja sehr gut klar. Sicher, dass du dich nicht schonen willst? Die geehrte Dame hat angedeutet, dass du mögliche Anstrengungen vermeiden solltest. Ansonsten einfach die Treppe rauf oder mit dem Fahrstuhl hinterm Haus, wenn du nicht Treppen steigen willst. Das dauert allerdings auch, dorthin zu laufen. Eine letzte Frage: Das Abendessen mit dem Personal gemeinsam oder auch allein oder mit der geehrten Dame?

    Oh ja, das große Aquarium in der Stadt, wo der vorherige Hausbesitzer als Dozent und wissenschaftlicher Berater gearbeitet hat. Aber da sollte man an einem Tag hingehen, wo man die Ausdauer dafür hat und nicht in deinem sichtlich angeschlagenen Zustand. Lass dein Gepäck hier. Sevel wird es nachher mit nach oben bringen. Willst du die Erfrischungen draußen im Garten, hier im Esszimmer, bei dir in der Zimmerflucht oder oben auf dem Dach einnehmen?

    Hintergrund:

    Danyal ist schon bewusst, dass es schier unmöglich ist, Hunderte private Anwesen zu haben, auch als Großwesir, da aller Grund und Boden im Kernreich der heiligen Natur gehört und Besitz jenseits einer Grundgrenze bei Nichtverwendung massiv besteuert wird, also auch Gebäude, die nicht benutzt werden. Damit wäre der Großwesir bei Hunderten Anwesen sofort pleite.

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    Er betritt einen kleinen Raum, wo man offenbar Straßenkleidung in Hauskleidung wechseln kann, mit Arbeitsschuhen fürs Haus, Pantoffeln oder Latschen in verschiedenen Größen, mit einem Schmutzfänger und Bänken, bevor es auf Parkettboden weitergeht in eine kleine Halle mit Treppenhaus an der Seite nach oben und unten sowie Fluren in beide Richtungen und einer großen Tür gegenüber vom Eingang. Der Raum ist mit Parket mit einem gewaltigen Plamenmuster und Hunderten verschiedenen und farblich gemarkerten Abbildungen von Süßwasserfischen an den Wänden ausgestattet, die fast die Wandlung zu schwimmen scheinen. Von der Decke spenden fischförmige Lampen ein beruhigendes Licht. Ein großer Spiegel gegenüber vom Treppenhaus vervollständigt den Raum. Bis auf eine kleine Bänke gibt es keine weiteren Möbel im Raum. Ein Mann von ungefähr Danyals Größe, jedoch deutlich älter mit weißem Haar und Schnurrbart, aber kräftiger Gestalt ohne Bauch, hält inne dabei eine der Bänke abzuwischen, und nickt ihm freundlich zu.

    "Masa al'hrem, lieber Gast. Kann ich irgendwas für dich tun? Weißt du schon, was du heute abend essen willst? Also grob vegetarisch, Fleisch, Fisch oder gar nichts?"

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    Eine verhutzelte kleine Frau schneidet dort die Sträucher und sortiert die abgefallenen Palmenblätter in verschiedene Haufen. Ihr mondförmiges, faltenreiches Gesicht lässt unendliche Geduld und winzige Krähenfüße erkennen. Sie sieht erstaunlich zufrieden und auch gut im Schuss aus. Danyal scheint sie nicht bemerkt zu haben. Auf einer kleinen Terrasse stehen verschiedene Korbsessel und eine abgedeckte Schale mit Früchten und Gebäck. Ein paar Schmetterlinge, Ameisen und Raupen vervollständige das Ganze.

    Die ganze Situation ist lächerlich. So schnell kannst du den Agenten gar nicht ernsthaft verletzten, wie wir dich zur Strecke bringen. Und auf die Sache mit dem Hüter lege ich es an.

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    meint der Anführer der Wachen nur. Allerdings stehen da immer noch die Männer in Tarnanzügen und er sieht sie wohl als bedrohlicher als die Frau an.

    Auf den Boden legen, habe ich gesagt! Sofort!

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    Doch das wird wohl ignoriert. Auch der Befehl an die Frau, deren belustigtes Glucksen an Danyals Ohr dringt. Das Chaos scheint ihr zu gefallen. Es ist nicht mal klar, ob sie nun blufft oder nicht.

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    Als er ihr hinterher rennt, schreit die Schwester erschrocken auf und um Hilfe. Auch wenn Danyal sie erreichen könnte, so ist sie eher in einer Position, ihm nicht den Rücken zuzudrehen und dann gibt es ja noch eine Person, die sie gehört haben kann: Der Wachmann, vor dem gewarnt wurde. Hört Danyal da etwa schon seine Schritte?