Beiträge von Diyarasu

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    Ein Großbrand im eng bebauten Armenviertel fordert Hunderte Opfer und führt zur Überlastung der medizinischen Infrastruktur. Dem folgt ein Aufstand der Unterschicht, weil ihr zeitweise Unterbringung im Zentrum und im Hafen versagt wird. Die meisten Familien müssen in Notzelten oder den Ruinen campen, welche nur unzureichend gegen Wetter und Temperaturen geschützt sind. Auch sind die Notrationen oft nur fahrlässig und ohne Rücksicht auf tatsächliche Bedürfnisse verteilt. Nur die überwältigende Brutalität der Konzernwachmannschaften sorgt dafür, dass die Regierung die Kontrolle behält.

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    Die militärische Konzentration hatte einen Stand erreicht, der nicht mehr geleugnet werden konnte. Zwar war Diyarasu Haupthafen der Ost-Asurik-Flotte, aber die Anzahl an Kriegsschiffen hatte sich nunmehr fast verdoppelt. Die Zahl der Parshans und die Material- und Tankgrößen bedeuteten neben der Mehrbelastung an Spannung und knappen Raum auch einen erheblichen Gewinn für alle legalen Arbeiter und Unternehmer Diyarasus. Es war nur fraglich, gegen wen oder was sich diese Eskalation richten würde und ob Diyarasus Anteil daran in Profit oder Betroffenheit umschlagen würde.

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    Zum Empfang des Bhun aus Óc Es waren viele Straßen gesperrt. An sich würde man die Wirtschaft nicht für einen dahergelaufenen Staatsführer stoppen, doch der bescheidene König ließ sogar die kalten Herzen der Finanzhaie ein wenig wärmer schlagen. Außerdem brachte der Mann Pilger in die Stadt und so kam vielleicht auch etwas Geld herum. Der Ratsvorsitzende ertappte sich gar dabei, wie er leicht vor sich hinsummte. Seine Gedanken drehten sich um Dinge, die man nicht kaufen konnte und für die niemand bezahlen sollte. Er nahm sich fest vor, seiner Nichte zum Geburtstag das Nashorn zu zeigen, das sie schon immer mal sehen wollte.

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    In der größten Not hilft die Hegemonie, wohl aber nur wegen der Marinebasis, die sie ja anderswo nicht bekommen können, aber sie hilft. Die elektronischen Angriffe werden eingedämmt und Reparaturen an der Energieversorgung vorgenommen. Zwar müssen einige bei Temperaturschwankungen noch Hitze leiden, aber bald sind Lüftungen und Strom wieder frei verfügbar. Allerdings ist es wie bei allem, was aus der Hegemonie kommt: Die eigentliche Rechnung ist hinterher wesentlich höher als es zunächst den Anschein hatte. Deswegen gilt die Hegemonie für die christlichen Minderheiten in Diyaraus, Thandara und Bokuruge ja auch als der Teufel, mit dem man keine Geschäfte machen sollte, weil man nicht den Teufel ändern kann, sondern der Teufel einen selbst ändert.

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    Der Irrsinn der barbarischen Feste löste einen Konsumrausch unter den wohlhabenden Gästen der Stadt aus, so dass so manche rote Zahl dann doch noch angenehm schwarz wurde. So wird der Irrsinn der Stromschwankungen und elektronischen Angriffe für einen Moment von der Freude über gesicherte Geldquellen übertrumpft. Und dann war der Moment vorbei.

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    Eine trügerische Ruhe liegt über der Stadt. Es wird ein Besuch der Wesirin für Wirtschaft erwartet, welche sich mit Vertretern von Unternehmen und Stadtrat treffen will, also eigentlich den gleichen Leuten, wohl gleich zweimal, damit es wirkt. Daneben sind einige Führungskräfte der Streitkräfte anwesend, die eine Inventur der Basis vorantreiben sollen. Dazu fallen einem nunmehr die jüngsten Zwischenfälle und Schwächen auf. Schon lange lauert die Hegemonie angeblich darauf, Diyarasu auf "Linie" zu bringen, was auch immer das heißen mag. Gerade die Freiheiten und Dynamik machen Diyarasu doch gerade erfolgreich, oder?

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    In einer Razzia im Hafen wurde nicht nur eine gewaltige Menge illegaler Drogen beschlagnahmt, sondern auch ein Mädchenschmuggelring ausgehoben. Die zum Teil noch minderjährigen, vorpubertären Mädchen waren dazu ausersehen, für einen Ring perverser Kriminelle Hentaipornographie nachzuspielen und Nötigung wie Gewalt unterworfen zu werden. In einer seltsamen Missachtung der Grundrechte ertranken mehrere der Rädelsführer in einem kniehohen Becken voller Tintenfische. Im Zeitungsbericht über die Razzia wirkte der überlebende Tintenfisch Rai-Roki geradezu beleidigt auf der Titelseite des virtuellen Magazins.

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    In der Stadtverwaltung fiel am frühen Nachmittag fast eine Stunde lang das Netz und schließlich auch der Strom aus. Eine Erklärung für diese Vorfälle gab es nicht. In dieser Zeit blieben dreihundertachtzehn Anfragen unbeantwortet und siebzehn Schmiergelder flossen ins Nirvana. Ein mittlerer Konzern büßte seine gesamte Dividende ein. Neuzehn Personen verloren ihre Anstellung und zwei wanderten direkt in die Untersuchungshaft. Ein Mensch kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Zehn Datenpakete ließen sich nicht mehr auch nur ansatzweise rekonstruieren.

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    Der Unterschied zwischen futunischer Oberschicht, futunischer Angestelltenschaft, renzianischen Angestellten und Unterschicht hat sich in den letzten Jahren dramatisch vergrößert. Die Futunen der Stadt wohnen alle im Oberviertel und selbst die Angestellten sind an dessen Rändern angesiedelt worden. Hier sind großzügig auch moderne Wohnkonzepte mit einer gesunden Lebenswelt umgesetzt worden. Grünanlagen und Farbe sorgen für Abwechslung und Inspiration. Die anderen Viertel sind abseits von Konzernanlagen und wichtigen infrastruktuellen Punkten wie Bahnhöfen, Flughafen und Hafen mehr oder minder der bloßen Verwaltung und auch zum Teil dem Verfall preisgegeben, da dies die Gewinne erhöht und an Arbeitskräften kein großer Mangel besteht. Daneben sind die Lebenserhaltungskosten so hoch, dass sich viele Services wie Trinkwasser, Wärme oder Abfallentsorgung vielen Bewohnern verschließen. Neben dem größten Luxus in der Hegemonie gibt es daher hier in Diyarasu auch erschreckende Armut, weit drastischer als etwa im bäuerlichen Hatha oder den abgehängten Teilstaaten des Kernreichs.

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    Bei all den üblichen kapitalistischen Exzessen gibt es auch die ein oder andere eher positive Nachricht und so konnte der Energieverbrauch in den Wohngebieten durch bessere Isolation und Erneuerung von Wärmezufuhrleitungen um siebzehn Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig führte die Erneuerung der Wasserrohre zu einer deutlichen Verringerung des Wasserverlustes, womit die kritischen Trinkwasservorräte geschont werden.

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    Der neueste Trick beim "Sparen" ist der Verkauf von Müll an das entwicklungsbedürftige Ausland. Damit wird das Müllproblem um einen geringfügigen Schritt in der Finanzierung geringer und die Umweltsünde um ein Vielfaches größer. Nur eben nicht mehr vor Ort. Unbeachtet vom Stadtrat, welcher sich unbeobachtet führt, geht beim Wesirat für Kultur ein weiterer negativer Bericht über Diyarasu ein. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass das Wesirat für Kultur sich gerne Kompetenzen anmaßt und nur nach Anlässen sucht, Körperschaften in der Hegemonie seinen Willen aufzwingen zu können.

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    In den frühen Morgenstunden versagt die Taktfolge und Hafeneinfahrtregelung und es kommt zur Blockade einer der vier Schiffrouten von und nach Diyarasu. Der daraus resultierende Rückstau ergibt weitere Verzögerung, Irritationen und Geldverluste, vor allem weil es in Diyarasu erhebliche Probleme mit Korruption gibt und so nun fast jeder mit etwas mehr Geld zuständige Stelle zu schmieren versucht, um einen Vorteil zu erlangen. Einige unkündbare Beamte suchen da nun noch mehr Extraeinnahmen abzustauben. Wahrscheinlich ist auch der ursprüngliche Fehler auf eine Bestechung zurückzuführen. Aber selbst unkündbare Beamte könnten sich bedroht fühlen, wenn der Ärger im Stadtrat überkocht. Diese Situation zeichnet sich mehr und mehr ab.

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    Der Stadtrat hat seine Handlungen für diesen Monat ausgesetzt, nachdem sich die Mitglieder nicht auf ein Budget und das Vorgehen in Bezug auf die Wärmeversorgung der Stadt einigen konnten und daraufhin die Klimakontrolle außer Kraft gesetzt wurde. In dem Sitzungsraum ist es damit so heiß und stickig, dass man darin nicht länger als in einem üblichen Saunagang verweilen könnte. Die futunischen Unternehmen bleiben durch digitale Lösungen immerhin handlungsfähig, doch Renzianer erledigen die Gespräche lieber direkt und sind so im Hintertreffen. Derweil sind immer weitere Teile ohne Kühlung oder Wärmezufuhr und das wird sicher auch bald auf die Wohnbereiche ausgedehnt werden. Spätestens dann kann sich die Verwaltung auf ernsthaften Protest einstellen.

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    Im örtlichen Aquarium - denn trotz der Seelage und dem begrenzten Platz leistet man sich natürlich ein Aquarium - wurde dem Hai als nationalen Tier eine gewaltige Sektion eingeräumt. Sollte es eine Haiart geben, egal wie obskur und selten sie ist, man findet diese hier. Und die Haie sind immer gut gefüttert und auch angenehm aggressiv, wenn mal wieder ein übereifriges Kind nervig an die Scheiben klopft. Zwar sind die Scheiben sicher, aber die agressive Reaktion sorgt dafür, dass das Kinder nie wieder Tiere durch Klopfen nervt. Ein offenes Maul voller Zähne ist doch abschreckend genug.

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    Als einziges futunisches Gebiet in den Fängen der Marktwirtschaft fällt die Silvesterstatistik ernüchternd aus. Fast vierzig Prozent der Stadt sind durch die Feierlichkeiten für die Ungläubigen und Touristen durch Müll und Verunreinigungen betroffen. Siebenundvierzig Personen wurden wegen Randale und hundertdreiundreißig wegen Trunkenheit festgenommen. Sieben starben durch falsche Handhabung von Feuerwerkskörpern oder groben Leichtsinn. In der Mehrheit dabei durch das Verschulden anderer. Es entstand erheblicher Sachschaden. Ein wirklicher finanzieller Vorteil durch das Geschäft mit Genussmitteln und Feuerwerkskörpern ist auch nicht ermittelbar.

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    Im Gegensatz zum Rest der Hegemonie übte man sich in Diyarasu in beispielloser religiöser Toleranz, aber auch das war nicht spannungsfrei. Immer wieder kam es zu Reibereien zwischen Radikalen und kleinen Sekten und Banden, von denen alle immer die wahren Götter, Wahrheiten oder eine Mischung aus allem besitzen und verbreiten würden. Mit Fanatikern konnte man keine Diskussion gewinnen, weil Glaube weitab von Vernunft und Empirie stand und großteils von Emotionen bestimmt wurde. Natürlich war es auch nicht Ansicht der Stadtregierung, dies zu unterbinden, denn im normalen Fall sorgte solch ein Glaube auch für ein mehr an Innovation und Investitionen, gerade weil Fanatiker Gönner hatten, die ihren eigenen Wahn gerne indirekt durch erstere auslebten, oder eben durch Konflikte fruchtbare Ergebnisse hervorbringen konnten. Dem Rest der Hegemonie wiederum nutzte Diyarasu als schlechtes Beispiel der religiösen Toleranz, welche nur zu Chaos und erhöhten Verwaltungsausgaben führen würde.

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    Es sollte auch nicht verwundern, dass Diyarasu durch seine lasche Wirtschaftsgesetzgebung geradezu hemmungslose Innovationsversuche anzieht, wozu auch die komplette virtuelle Begehung der Stadt gehört, welche so Platz für Unternehmen sparen will, indem sie diese rein virtuell ansiedelt. Allerdings will Aszanah für diese Investition größere Mitspracherechte erhalten, weswegen der Modus nur im Test läuft und eingeschränkte Funktionsfähigkeiten hat, was zu Unmut auf allen Seiten führt, also sowohl bei reinen Konsumenten als auch bei den potentiellen Firmenkunden und auch Datenschützern, welche einen hemmungslosen Ausverkauf derselben über dieses utopische Netzwerk fürchten. Daneben ist dieses Projekt auch finanziell geradezu astronomisch belastet und ausgestattet, was den Konflikt weiter antreibt.

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    Ungeachtet der Probleme ist die Stadt wirtschaftlich immer noch außerordentlich erfolgreich. Im gesamten Vergleich der Hegemonie sind wohl nur die Heiligen Städte sowie Ashar in Lehim wohlhabender in Bezug auf ihre Finanzmittel, letzteres vor allem wohl deswegen, weil es mit Lehim im Vergleich zu Diyarasu sowohl Platz als auch eine agrarwirtschaftliche Basis besitzt. Besondere Bedeutung hat in der Stadt die Schwerindustrie, dabei vor allem der Schiffbau und die Flugzeugfertigung, der Platzfresser schlechthin, sowie die Finanzspekulation, welche im Rest der Hegemonie unterbleibt. Dabei wird vor allem auf die Krisen und Nöte in Renzia spekuliert, es handelt sich also um ein absolut moralfreies Geschäft. Mit bestimmten Strategien wird etwa der Reispreis recht oft in die Höhe getrieben, um an der Not der Ärmeren dann Gewinn abzuschöpfen.

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    Der Ruf nach mehr Wohnraum ist auch für die Wirtschaft störend, denn eine verarbeitende Wirtschaft braucht Fertigungsstandorte, Verwaltungen und Verkaufsräume. Besonders die Aeronautikindustrie, der Schiffbau und die Automobilindustrie sind sehr platzverbrauchend. Der nur langsam zu gewinnende Raum in Form einer künstlichen Insel hemmt daher das Wachstum genauso sehr wie der stetige Hunger nach weiterem und immer besser spezialisierten Personal. Gleichzeitig gilt jedoch ein Gebot, dass nur der in Diyarasu arbeiten kann, der dort auch wohnt, was den Druck weiter ansteigen lässt.

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    Ein schier unüberwindbares Problem ist die Umsetzung zwischen den Wirtschaftssystemen aus dem Rest der Hegemonie nach Diyarasu und zurück. Es funktioniert an sich nicht wirklich und der durch Bürokratie und Korruption verlorene Anteil ernährt genug Familien um gar als Wirtschaftsfaktor messbar zu sein. Der Zinseszins der Marktwirtschaft kann kaum als Wert in der Freiwirtschaft abgebildet werden, wodurch der theoretische Mehrwert entweder dazukommen oder verschwinden muss ohne die Waren über oder unter Wert zu verkaufen. Natürlich kann der Verkauf zu anderen Werten vorkommen, aber da Warenaustausch auf Grundlage von Verträgen funktioniert, ist diese Spanne nicht so groß als dass sie so flexibel wäre. Bei einem direkten Verkauf über die futunischen Freihäfen ans Ausland ist das einfacher, aber an sich muss innerhalb der Wirtschaft der Hegemonie ein Wert weitgehend erhalten bleiben, um keine plötzlichen Währungsschwankungen auszulösen. Allerdings wäre es wohl fatal, wenn die Finanz- und Währungshoheit über Diyarasu schwinden würde, denn das hätte auch politische Folgen - nicht nur in Diyarasu sondern auch in anderen Teilen der Hegemonie.