R O L L E N S P I E L:
So ist es leider oft, denn eine Auswertung heißt auch, Fehler einzugestehen. Es liegt auf der Hand, dass man das nur auf Augenhöhe zu tun bevorzugt und nicht gegenüber rangniedrigeren Personen. Leider sorgt das auch für eine Mentalität, die Probleme nach außen hin negiert. Danyal neigt den Kopf nach links, dann nach rechts. Irgendwelche Verspannungen knacken leise.
Ein interessantes Thema, aber auch kompliziert.
R O L L E N S P I E L:
In seinen Bemühungen, die Funktionsweise seiner Mitmenschen zu begreifen, liest Danyal viel zum Thema. Er beobachtet genau, vergleicht mit dem Gelesenen und versucht auf diesem Wege, zu verstehen, wofür ihm die Intuition fehlt.
Es geht ja schon los damit, dass solche Auffälligkeiten einer hohen Komorbidität unterliegen. Die meisten Betroffenen haben ein ganzes Arsenal an Störungen vorzuweisen. Und was macht man mit denen, die trotz ihrer Störung funktional agieren? Ein intelligenter Psychopath beispielsweise muss kein Krimineller sein, sondern kann es weit bringen und einen Konzern optimieren, selbst wenn er kein netter Vorgesetzter sein wird.
Was Soziopathen betrifft, sind die nicht immer so übel. Im Gegensatz zu Psychopathen sind sie nicht herzlos, auch wenn es den meisten von ihnen gefällt, wenn man das von ihnen annimmt. Sie haben nur eine besonders harte Kruste mit extra langen Stacheln, ähnlich wie die "Grenzgänger" mit ihrer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung.
R O L L E N S P I E L:
Etwas Sorge bereitet Danyal, dass das Fehlen von Empathie - etwas, dessen Danyal sich schuldig bekennen muss - scheinbar ebenfalls als gefährlich genug wahrgenommen wird, um Betroffene durch Assasinen entfernen zu lassen.
Es ist ein komplexes Feld, für mich als Agent nicht nur privat von Interesse. Vielleicht muss ich irgendwann mal ein Profil erstellen, da ist es gut, sich mit solchen Themen auszukennen.
R O L L E N S P I E L:
Genau genommen ist es das, was er die ganze Zeit über tut, wenn er mit Menschen interagiert: Er analysiert und seziert ihre Psyche, womit er sich von einem Psychopathen auf Beutezug kaum unterscheidet, auch wenn er weiß, dass er keiner ist, denn Danyal ist zu Liebe fähig, zu Kameradschaft und er weiß, was ein Gewissen ist. Seine Analyse zielt nicht auf Manipulation, sondern auf Begreifen.
Die Maske, die der Shaikh trägt, wurmt ihn, weil sie seinen Versuch, dem Mann nicht nur zuzuhören, sondern ihn tatsächlich zu verstehen, unterminiert.
Mich würde in dem Zusammenhang interessieren, ob das Wissen um eine solche Störung das Schicksal des Betroffenen in der Hegemonie leichter macht - oder ob im Gegenteil im Sinne der Prävention eine entsprechende Diagnose auch ohne kriminelle Verfehlung bereits Todesurteil sein kann? Wenn ja, dann tritt die Stiftung hier als Lebensretter auf, wenn sie solche Blutgeborenen unter ihre Fittiche nimmt. Dann ist das Anliegen der Stiftung ein geheiligtes.