Beiträge von Danyal Khaje

    Natürlich ist das Auto gesprungen, ich habe es ja selbst gesehen. Außerdem war irgendein Tier unter dem Sitz. Und das hier ist die Botschaft, ja?

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal bemüht sich, langsam und in angemessener Lautstärke zu sprechen. Er ist nicht sicher, ob er etwas essen will, was dieser Mann kocht, kann aber eine gewisse Neugier auf die Architektur und Innenausstattung der Küche nicht verhehlen. Er blinzelt mehrmals in dem Versuch, seine visuelle Wahrnehmung zu korrigieren. Da sieht er den Ara, der auf höchst unnatürliche Weise fallend und singend der Schwerkraft folgt.

    Scheiße. Ich bin hackedicht!

    R O L L E N S P I E L:

    Während der Dienstzeit!

    Was waren das für Gewürze?

    R O L L E N S P I E L:

    Auf seinen Gummibeinen kommt Danyal zum Stehen. Als er sich umschaut, sieht er weitere Dinge, die nicht der Norm entsprechen, wie den Schlamm, der sich aus der Verbindung von Rauch und Regen bildet. Völlig wider der Physik ist das. Irgendwo müssen Angestellte der Botschaft sein ... irgendwer Normales.

    Und was wird das für ein ... Frikassee?! Ich mag meistens kein Fleisch.

    R O L L E N S P I E L:

    Er bleibt stehen und dreht das Handgelenk mit seiner Uhr in dem Versuch, die Himmelsrichtung zu orten, obwohl seine Augen nun nach Zuckerwatte schmecken und deshalb beim Zwinkern kleben. Er muss herausfinden, ob sie in die richtige Richtung gefahren sind.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal, so ruhig er sonst ist, brüllt seinen Sitznachbarn während der gesamten Fahrt zusammen. Unter anderem fragt er, ob Sayaad durchgedreht sei, fordert, dass er langsamer fahren solle, gegen Ende schreit Danyal nur noch, Sayaad möge anhalten. Zu Fuß durch den Sturm zu gehen erscheint ihm sicherer, als diese Fahrt.

    Was er sieht, scheint sich auf einer anderen Ebene als der Realität abzuspielen. Danyal muss unter Drogen stehen. Anders ist das nicht zu erklären. Die wenigen Erfahrungen, die er mit Drogen machte, beschränken sich auf Situationen, in denen irgendwer ihm präparierte Lebensmittel angedreht hat, nun augenscheinlich ergänzt um eine drogengeflutete Fahrerkabine.

    Als das Auto endlich anhält, reißt Danyal sofort die Tür auf, damit Sayaad nicht auf die Idee kommt, wieder anzufahren, und streckt ein Bein heraus, steigt aber nicht gleich aus. Seine Knie erscheinen ihm wie aus Gummi. Noch immer wabert bunter Nebel. Danyals Blicke lecken wie eine Zunge darüber und seine Pupillen schmecken Karamell.

    Er sammelt genügend Konzentration, um ruhig eine Frage zu stellen, ohne Sayaad gleich wieder zusammenzubrüllen.

    Was war das für ein bunter Nebel? Sayaad?! Und wieso kann dein verdammtes ... Auto ... springen?!

    R O L L E N S P I E L:

    Sayaad Zaal ist entweder ein Genie oder vollkommen wahnsinnig. Vielleicht auch beides zugleich, das ist ja nicht so selten.

    Mit zittrigen Fingern öffnet Danyal den Verschluss unter seinem Kinn und setzt den Helm ab. Dann öffnet er, noch angeschnallt, umständlich seine Jacke, um besser atmen zu können. Erst danach öffnet er den Gurt. Scheinbar ist er noch völlig durcheinander.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyals Mundwinkel sacken ab bei der Aussicht, sein Essen zurückzulassen, aber er will nicht, dass man ihn für verfressen hält. Also sagt er nichts und stülpt sich den eigenwilligen Helm über den Kopf. Wenn es der Sicherheit dient ... einen Helm im Auto hat er auch noch nicht getragen.

    Wofür steht die Zwei? Für den Beifahrer?

    R O L L E N S P I E L:

    Mühsam fummelt er den Verschluss unter dem Kinn zusammen. Er besinnt sich darauf, dass der äußere Schein nicht der Dinge Wesen ist und das Auto sicher besser fährt, als es aussieht. Er hofft inständig, dass der Mann professioneller Kfz-Mechaniker ist und nicht nur irgendein Hobby-Schrauber, traut sich aber nicht, das zu fragen, um seine letzte Hoffnung nicht zu zerschlagen.

    Und wie willst du die Pedale bedienen, wenn du so auf dem Sitz hockst? Oder machst du das alles mit den Händen? Gibt ja so Fahrzeuge, die auch von Beinamputierten bedient werden können ...

    R O L L E N S P I E L:

    Was an Hatha lustig sein soll, das ihm bisher von dem schrägen Vogel und dem stürmischen Wetter abgesehen grauenvoll langweilig erscheint, wird sich vielleicht in der Botschaft erweisen, falls sie lebend dort ankommen.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal schaut sich noch einmal im Eingangsbereich um, seine Mundwinkel zucken amüsiert. Wer auch immer aus dem alten Gefängnis eine Unterkunft für Fluggäste gemacht hat, besitzt Humor. Der Mann, der ihn abholt, wirkt wie ein fröhlicher Fremdkörper in der Tristesse der Betonbauten. Das reißt Danyal etwas aus seiner Müdigkeit, denn die paar Stunden Schlaf sind für ihn zu wenig gewesen.

    Angenehm, Danyal Khaje. Stammst du von hier, Sayaad?

    R O L L E N S P I E L:

    Das grelle Gelb des Wagens induziert eine Wellenbewegung seiner Augenbrauen, als müsste er die passende Mimik für diesen markanten Anblick erst suchen. Innerlich ist er noch auf das seelenlose Graubraun des Flughafens eingestellt. Tiam wäre von dem Wagen begeistert, so viel steht fest. Nur, dass dessen Karre die Verkehrsteilnehmer in Warnwesten-Orange mit Tigerstreifen blendet. Danyal selbst hat kein Auto. Er kommt zu der Schlussfolgerung, dass das Gelb für die technische Funktionstüchtigkeit keine Rolle spielt. Seine Mimik beruhigt sich. Er wuchtet sein Gepäck in den Kofferraum, ehe er auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, wo er sich anschnallt.

    Bei diesem Wetter wird man uns auf jeden Fall hervorragend sehen. Die Farbe ist der Verkehrssicherheit dienlich. Was ist das für ein Modell? Mit Autos kenne ich mich nicht gut aus, ich nutze meist Mitfahrgelegenheiten oder öffentliche Verkehrsmittel.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Starkregen klatscht erbarmungslos auf die Frontscheibe, der Wind rüttelt an der Karosserie. Es verspricht, eine interessante Fahrt zu werden. Danyal hofft, dass der andere ein sicherer Fahrer ist. Da fällt ihm etwas ein.

    Ähm, ich habe vergessen, was zu essen und mir fehlt mein Kaffee. Kannst du eben noch Bescheid sagen, dass sie mir das rausbringen oder soll ich es schnell noch holen gehen? Ich würde die Ration dann später essen, ich will ja deinen Wagen nicht voll kleckern, aber sie hier zu lassen, wäre Verschwendung.

    R O L L E N S P I E L:

    Zudem gehört er nicht zu der Sorte Mensch, die Hunger einfach ignorieren können oder wollen, gibt das aber ungern zu. Bevor er sich entschlossen hatte, zum Militär zu gehen und mit zielgerichtetem Training begann, um sich auf die Eignungstests vorzubereiten, war er viele Jahre ziemlich pummelig gewesen.

    Danke. Du wirst von mir lesen.

    R O L L E N S P I E L:

    Hören hoffentlich nicht, denn das würde einen Notfall implizieren. Da er als Untergebener nicht das Recht hat, das Gespräch zu beenden, wartet Danyal, bis sie sich verabschiedet hat, ehe auch er Abschied nimmt und auflegt.

    Die anderthalb Stunden nutzt er, seinen ersten Bericht auf dem noch unversiegelten Datenpad zu verfassen, der noch wenig Spektakuläres enthält, jedoch den Anfang einer sorgfältigen Protokollierung von Danyals Arbeit bildet und so seine eigene Bedeutsamkeit genießt: Danyals Dokumente Unmittelbar nach der Fertigstellung schickt er den Bericht an Xaxai Anwar.

    Dann sind die anderthalb Stunden auch schon vorüber. Mit seinem Gepäck schaut Danyal nach, ob der versprochene Wagen bereitsteht, der ihn aus diesem ungemütlichen Betonklotz herausholen soll. Er schaut nach draußen, tritt jedoch nicht in den Regen, froh darüber, dass seine Uniform wieder getrocknet ist.

    Bericht

    - Rekrutierung von Danyal Khaje und Anreise nach Persuna -


    Parshan Danyal Khaje bekam von seiner Vorgesetzten Atash Thadiya Avahti das Angebot übermittelt, für den Großwesir Jaavid Lya Gried als freier Agent zu arbeiten. Er war von der Ehre überrascht und stimmte zu. Zwei Stunden später stieg er bereits von Plattform 7 aus in den zivilen Hubschrauber, der ihn nach Persuna bringen sollte. Auf der Plattform warteten zwei uniformierte Männer, die sich schweigsam gaben.

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    Details zu den Männern:

    Pilot - Der kleinere der beiden war über 40 und hatte wohl eine entsprechend lange Dienstzeit hinter sich. Seine Hände wirkten geübt und tastsicher.

    Begleiter - Der größere Mann war um einiges massiger, aber ohn,e dass sich daraus teigigere Gesichtszüge oder Falten ergaben und er war wohl nicht älter als Mitte 20. Seine Stimme klang emotionslos, aber dunkel und kraftvoll.

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    Der Hubschrauber steuerte auf den kleineren der beiden Flughäfen von Tzaris zu, der in der Regel für den militärischen Verkehr bestimmt ist. Dort wurde der Umstieg in ein Überschallflugzeug vorbereitet. Das Wetter verschlechterte sich, ein Sturm zog auf. Noch immer schwiegen die beiden Begleiter, während eine dritte Person als Pilotin bereits im Flugzeug saß. Der ältere Begleiter war abgestellt, den Hubschrauber zurückzubringen und bestieg die Maschine nicht.

    Das Überschallflugzeug war von der Pilotin, Danyal und seinem Begleiter abgesehen leer, aber sehr modern und komfortabel ausgestattet. Auf eine Rückfrage hin weigerte sich der jüngere Mann, ihre Namen zu nennen. Zudem versteckte er sich ganz am Ende des Flugzeugs hinter seinem Datenpad. Nach etwa einer Stunde Flugzeit erreichte die Maschine Persuna.

    Danyal Khaje wurde nach dem Aussteigen von einer kleinen Delegation aus Angestellten gastfreundlich empfangen. Ein schwarzes Dienstfahrzeug setzte den Weg zur Akademie fort. Außer ihm stieg auch die ehrbare Xaxai Anwar ein, Gesandte der Hegemonialregierung im Hohen Rat. Sie überreichte dem neuen Agenten seinen Dienstausweis und informierte ihn darüber, dass dieser nur mit seiner physischen, lebendigen und nach eigenem Willen entscheidungsfähigen Präsenz gültig sei.

    Zur späten Dämmerung erreichten sie die Akademie.


    VERMERK

    Der organisatorische Rahmen war so gestaltet, dass die gesamte Reise zügig und reibungslos verlief. Für das scheue Verhalten des Flugbegleiters und dessen fehlende Selbstvorstellung und Geheimniskrämerei gibt es jedoch keine befriedigende Erklärung. Eine Aufklärung über seine Person und die Gründe für sein Verhalten wäre wünschenswert, genießt jedoch zum Zeitpunkt des Schreibens keine Priorität.


    UNTERSCHRIFT DES AGENTEN

    Danyal Khaje

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal pflegt das Verzeichnis seiner Dokumente so, dass auch ein fremder Agent damit weiterarbeiten könnte. Er weiß, dass seine Arbeit riskant ist und möchte sichergehen, dass sie nicht umsonst war, sollte er eines Tages nicht mehr von einem Einsatz zurückkehren. Auf diesem versiegelten Datenpad ruht sein ganzes Vermächtnis, denn dies ist alles, was er der Nachwelt hinterlassen kann.

    R O L L E N S P I E L:

    Er läuft also während des Auftrags parallel nebenher, ein Anhängsel mit eigener Funktion, nicht Teil der Gruppe. Wahrscheinlich werden sie ihm misstrauen. Das wird die Zusammenarbeit zu einer Herausforderung machen. Auch daran, dass nicht einmal der Atash ihm gegenüber weisungsbefugt ist, wird Danyal sich gewöhnen müssen und der Atash wohl auch. In der Theorie hört sich das einfach an, doch in der Praxis verströmen Befehlshaber dieses Ranges eine derartige Autorität, dass es schwer ist, sich dem zu entziehen.

    Er notiert sich alles. Auf die Versiegelung ist er gespannt. Bleibt die Frage nach dem optimalen Medium zum Informationstransfer.

    Mir kam die Idee, dir die Berichte via Postweg zu schicken. Analoge Informationen sind nicht so einfach auszulesen wie digitale, auf jeden Fall meines Wissens nach nicht automatisiert, sondern man müsste manuell etwas in die Wege leiten und Personal abstellen, was einen Mehraufwand bedeutet, der nur bei entsprechendem Nutzen gerechtfertigt ist, so dass das wohl nicht allzu oft geschieht. Und falls doch, ist leichter nachzuvollziehen, wo die Lücke sich befindet, so dass man sie schließen kann. Digitale Informationen erscheinen mir insgesamt weniger sicher als gewöhnliche Briefe. Allerdings bin ich im Unklaren darüber, wie das nach einer Versiegelung aussieht, das ist für mich Neuland. Was hältst du von meinem Vorschlag?

    R O L L E N S P I E L:

    Auch Ghazi spricht mit Tiam nicht auf digitalem Weg. Wie genau sie kommunizieren, hat Tiam Danyal bislang nicht verraten, aber es läuft nicht über Datenpads. Danyal nervt es, dass alles immer über Tiam laufen muss. Er vertraut ihm nicht, die tatsächlichen Inhalte eins zu eins zu übermitteln, aber anders kommt er momentan nicht an Ghazi heran. Vielleicht werden die Karten nun mit seinem neuen Job neu gemischt ... wer weiß, was für Möglichkeiten sich ergeben ... und er kann Tiam die Fäden früher oder später aus der Hand nehmen.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal wiederholt die Zusammenfassung, um sicherzugehen, dass er diesmal richtig zugehört hat.

    Vanesh al-banabi ist Atash der Assassinen. Er ist der Einsatzleiter. Ich bin offiziell als Stimmungsmesser in Lehim Mitglied seines Teams. Nur das Team kennt den tatsächlichen Auftrag, die Ermittlung im Fall Saredash, bei dem ich sie als Sprecher und Ermittler unterstütze. Wissen die Leute außerhalb des Teams, dass ich Agent bin, oder bin ich für andere offiziell nur irgendein Parshan?

    R O L L E N S P I E L:

    Er fährt nach der Frage in seiner Wiederholung fort, um zu überprüfen, dass alles seine Ordnung hat.

    Die Hüter unterstehen ebenso wie die Assassinen dem gemeinsamen Einsatzleiter, Vanesh al-banabi. Ich habe keine Befehlsgewalt über irgendein Mitglied des Teams inne, unterstehe selbst ausschließlich dem Einsatzleiter und stehe ansonsten neben der Befehlskette. Heißt also, auch ein Firouz wäre mir gegenüber in dem Fall nicht weisungsbefugt.

    Ich werde dich nur im Notfall anrufen, ehrwürdige Xaxai Anwar, sei dir dessen versichert. Die Informationen, die ich dir bereits schickte, werde ich dir noch einmal in einem vernünftigen Bericht übermitteln. Wie ist das Zeitfenster für meinen Auftrag?

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal möchte einen guten Job machen, so dass er alles fragt, was er für wichtig hält. Die ganze Zeit über huscht sein Stift über einen Notizblock. Digitale Informationen kann man auslesen - analoge nicht. Er ist noch unsicher, wie er das in Zukunft handhaben soll. Der Eindruck in der Akademie von Persuna hat gesessen.

    Irgendwo muss ich die Daten sammeln. Werde ich ein abhörsicheres Zimmer zum Arbeiten zur Verfügung gestellt bekommen? Ein Dienst-Datenpad wäre vielleicht auch ratsam, ich fürchte, meins ist nicht sicher, irgendwer hat darauf unbefugt Zugriff genommen. Ein Kamerad meinte, man könnte Datenpads irgendwie versiegeln, das wäre sonst auch eine Option, dann speichere ich die Daten direkt darauf.

    R O L L E N S P I E L:

    Vor die Wahl gestellt, mit Parshans der härteren Kaliber bei einer lebensgefährlichen Mission zusammenzuarbeiten, die seinen ganzen Ruf ruinieren kann, oder mit Zivilisten im Rahmen eines Auftrags, bei dem viel weniger auf dem Spiel steht, muss Danyal nicht überlegen.

    Guten Morgen, ehrwürdige Xaxai Anwar. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich für die erste Variante, die Ermittlung gegen Saredash auf Lehim.

    R O L L E N S P I E L:

    Sogleich beginnt er, sich Notizen zu machen.

    Sowohl für die Assassinen, als auch für die Hüter und mich als Agent ist es von Bedeutung, die Befehlskette genau zu kennen. Ich bitte darum, dass die exakte Hierarchie der Teilnehmer untereinander im Vorfeld geklärt wird. Sprich, ich benötige auch eine Information, an wen ich mich wenden kann, wenn ein Teilnehmer den Erfolg der Mission gefährdet, sei es aufgrund einer Verletzung oder aufgrund von Unwillen. Parshans neigen zu der Angewohnheit, die Befehlskette in den ungünstigsten Augenblicken infrage zu stellen und dann funktioniert alles nur mit halber Effizienz oder gar nichts mehr. Mit Saredash als Ziel darf das nicht passieren. Eine verbindliche Auflistung der Teilnehmer und ihrer genauen Ränge und Kompetenzen wäre für die Vorbereitung daher hilfreich.

    Und noch eine Verständnisfrage habe ich: Da die Ermittlung der Spezialkräfte verdeckt ablaufen soll, würde ich als Gesicht der Ermittlungsarbeit folglich vorgeben, allein zu ermitteln?

    R O L L E N S P I E L:

    Er lässt sich nicht anmerken, dass es ihn verstört, wie Xaxai Anwar scheinbar nebenbei irgendwie mit dem Großwesir kommuniziert.

    Die Beziehungen zu Hatha gestalten sich also ... kühl, wenn ich das richtig interpretiere.

    Und ehe ich es vergesse: Ich hatte dir vor meiner Abreise von der Akademie einiges an Material geschickt, hat dich das erreicht? Leider kam ich zu diesem Zeitpunkt nicht dazu, eine Erklärung zu verfassen, da alles drunter und drüber ging. Ähm, ich hoffe es ist richtig, dass ich die Materialien und am Ende den Einsatzbericht dir zukommen lasse.

    R O L L E N S P I E L:

    Als Danyal sich aus den zerwühlten Bettzeug schält, sitzt seine Frisur immer noch. Er liest die Nachricht auf dem Datenpad, während er sich die Bartstoppeln reibt. Da er den Wecker immer so stellt, dass ihm ausreichend Zeit zum Dienstantritt oder Termin bleibt, verschwindet er vor der Kontaktaufnahme erstmal eine Weile im Badezimmer, ehe er als zivilisierter Mensch wieder herauskommt. Das Haargel erweist sich als wahre Wunderwaffe, er hat es selbst mit Shampoo kaum auswaschen können, um seine Frisur frisch einzukleistern. Perfekt. Er möchte in Gegenwart wichtiger Leute nicht aussehen wie ein explodierter Besen, wenn er die Kopfbedeckung absetzt. Immerhin repräsentiert er jetzt den Willen des Großwesirs.

    Er überprüft anschließend seine aufgehängten Kleider. Die schwarz-rote Uniform und die Stiefel sind in den letzten Stunden getrocknet. Wenn man aus dem Fenster schaut, mag das vergebens erscheinen, jedoch verhindert das zwischenzeitliche Trocknen die vorzeitige Schimmelbildung bei anhaltender Nässe. Da Danyal keine Ahnung hat, wann er dazu kommen wird, seine Sachen zu waschen, behält er die momentane Garnitur an Unterbekleidung an und spart sich seine letzten frischen Unterhosen und Socken für eine andere Gelegenheit auf.

    Bereit zum Abmarsch, in welche Richtung auch immer, ruft Danyal Xaxai Anwar an. Auch wenn er sich nicht vorstellen kann, wohin er bei solchem Wetter marschieren sollte. Während er wartet, ob sie rangeht, beobachtet er die Wasserbäche, die das Fenster hinunterströmen. Der Sturm bläst so stark, dass die Fensterscheiben wackeln. Langsam macht ihm das Wetter doch Sorgen, da er sich fragt, wie lange er auf dieser trostlosen Insel am Arsch der Welt festsitzen wird, während er eigentlich eine Mission zu erfüllen hätte.

    R O L L E N S P I E L:

    Nachdem Danyal sich so weit eingerichtet hat, wie es sich für ein paar Stunden lohnt, schaut er sich in seiner Unterkunft um. Er versucht, der kulissenhaften Künstlichkeit etwas abzugewinnen, wie er es bei den tristen Räumlichkeiten des Militärs in Tzaris vermag, wo der Geruch von Bohnerwachs, Stiefelfett, Bettwäsche oder Kantinenessen stets einen Hauch von Nostalgie und Heimatgefühl wecken. Im Flair dieser Unterkunft liegt überhaupt nichts, die Umgebung ist geruchlos, farblos und seelenlos. Wahrscheinlich hat eine artifizielle Intelligenz dieses Design entworfen. Fast fühlt Danyal sich, als würde er hier unter Laborbedingungen observiert werden.

    Er entscheidet sich dafür, die nassen Klamotten aufzuhängen, in der Hoffnung, dass sie bei der hohen Luftfeuchtigkeit etwas trocknen. Die Unterwäsche und die Socken lässt er an und legt sich aufs Bett, wo er sich die Zeit mit dem Datenpad vertreibt in der Hoffnung, davon müde genug zu werden, um ein paar Stunden zu schlafen.

    Mal sehen, was es Neues gibt ...

    Tiam hat ihm ein Bild von seiner neuesten Einsatzverletzung geschickt, eine Reihe von Blutergüssen, die gesamte Flanke und den Oberschenkel hinab. Tiam erklärt, dass diese glatte Treppe ein harter Gegner gewesen sei. Er hätte jedoch den Arm noch rechtzeitig hochreißen können, so dass er auf die Rippen gestürzt wäre und nicht auf die Uhr. Danyal wechselt das Thema, um nicht zu streiten. So erzählt er die Anekdote, wie er versehentlich den Arm des Kameraden befummelt hat. Gehässig fragt Tiam, ob es wenigstens ein schöner Arm gewesen sei. Sie albern ein wenig herum, ehe sie sich verabschieden, weil Danyal noch etwas schlafen will. Den Sturm erwähnt er nur beiläufig, damit niemand sich Sorgen macht. Was für ein Tag.

    Er stellt den Wecker und legt das Datenpad beiseite. Während der Regen gegen das Fenster schlägt und der Sturm in der Lüftung brüllt, fällt Danyal bald in den Schlaf. Entweder aufgrund des Gesprächs über Thars Arm oder weil Faantir Gried ihm eine Einladung versprach, sorgen leidenschaftliche Träume dafür, dass Danyal im Schlaf das gesamte Bettzeug durchwühlt.