Beiträge von Danyal Khaje

    Danke, schlaf auch gut.


    R O L L E N S P I E L:

    Nachdem Thar gegangen ist, macht Danyal sich bettfertig und stellt den Wecker. Der letzte Nachrichtencheck beruhigt ihn etwas. So wird er schlafen können. Was für ein Tag. Den Kuschelpfau stopft er sich als Kopfkissen unter, dann schließt er die Augen. Es dauert nicht lange, bis er in das gewohnt wirre und lebhafte Geschehen seiner Traumwelten eingetreten ist.

    Wäre es möglich, dass Xaxai Anwar eine Zwillingsschwester oder Doppelgängerin hat? Oder dass die zeitlichen Angaben für die Besprechungen im Hohen Rat gefälscht wurden?


    Ich denke bezüglich der Uhren aus Yanth ähnlich wie du. Diese Schnickschnack-Uhren sollen den Verkauf ankurbeln, einige sollen scheinbar in Konkurrenz zu den Datenpads treten, aber schon allein aufgrund der Winzigkeit und dem fehlenden Komfort macht das keinen Sinn. Immerhin sind sie gute Geschenke, wenn man nicht weiß, was man jemandem sonst schenken soll, und irgendwie sind sie doch auch ganz drollig. Die Yanthi und ihre Uhren.


    Von meiner Seite aus war es das ansonsten für heute. Es sei denn, du möchtest noch etwas besprechen. Ishri war das Einzige, was ich mit dir vorher klären wollte.

    R O L L E N S P I E L:

    Das Lächeln erwidert Danyal gequält, denn damit trifft Thar den Nagel auf den Kopf.


    Das ist die Sorte Uhr aus Yanth, die sie an Urlauber verkaufen oder an irgendwelche Leute verschenken, die sie für nicht in der Lage halten, die wirklich guten Uhren zu würdigen. In meinem Fall trifft das in der Tat zu, ich habe keine Ahnung, was an den Uhren aus Yanth so besonders ist, abgesehen von ihrer Haltbarkeit und der extremen Präzision, die im Alltag für den durchschnittlichen Anwender völlig unnütz ist. Für mich ist das einfach eine Uhr, die mit allerlei Technik vollgestopft wurde und sich durch ihre unintuitive Bedienung auszeichnet. Wobei ich dir generell nicht sagen könnte, wofür man eine teure Uhr benötigt, wenn eine billige die Zeit genau so gut anzeigen kann. Andere Leute könnten dir das besser erklären, bevorzugt die aus Yanth.


    R O L L E N S P I E L:

    Er mag seine Uhr trotzdem, auch wenn sie spinnt. Sie hat ihm schon gute Unterhaltung beschert. Man kann endlos an ihr herumspielen und immer neue Menüpunkte entdecken.


    Du meinst, Xaxai Anwar wäre in persona an zwei Orten anwesend?! Ich dachte eher an eine Übertragung in Echtzeit. Natürlich kann niemand an zwei Orten zugleich sein. Wenn es Hexen gibt, dann nicht einmal die, das widerspricht allen Erkenntnissen. Es muss einen Trick geben, wenn sie diesen Eindruck erweckt.


    Ob Leute sich mit dem Großwesir anlegen würden, weiß ich nicht, aber da sie auch mit mir herumstänkern, obwohl ich in dessen Auftrag agiere, halte ich das für im Bereich des Möglichen.

    R O L L E N S P I E L:

    Natürlich weiß Danyal, dass die Entscheidung über die Teilnahme von Ishri und auch Thar bei ihm liegt. Ihm ging es vor allem darum, Thar zu beruhigen indem er ihm versichert, dass sich die traumatischen Erlebnisse mit Ishri in Danyals Gegenwart nicht wiederholen werden. Nichtsdestoweniger hält er die pro forma gestellte Frage auch für wichtig, um Thar Gelegenheit zum Einspruch zu geben. Zwar ist Danyal der Leiter, aber das heißt nicht, dass ihn die Ansichten seiner kleinen Truppe nicht interessieren, ganz im Gegenteil. Um Menschen zu führen, muss man sie verstehen.


    Es freut mich zu hören, dass du dich mit Ishris Präsenz arrangieren kannst. Was Xaxai Anwar betrifft, so dachte ich sogar schon an ein Implantant im Hirn, aber ich glaube, so weit ist die Wissenschaft noch nicht. Vielleicht hat sie aber auch nur ein Mikrofon im Ohr und macht die Eingabe ihrer Worte irgendwie verborgen, vielleicht mit einer Armanduhr oder so, in Yanth gibt es die verrücktesten Dinger.


    R O L L E N S P I E L:

    Er hebt das Handgelenk mit seiner Uhr aus Yanth, die unschuldig weiß leuchtet und sich in letzter Zeit erstaunlich vorbildlich verhält.


    Bei einigen Modellen ist das Ablesen der Zeit nur eine Nebensache, ähnlich wie das Telefonieren beim Datenpad nur eine Funktion unter vielen ist. Manche Uhren aus Yanth sind schon fast mit Armband-Datenpads zu vergleichen, aber es gibt auch andere Spezialmodelle. Meine hat ein winziges Messer im Gehäuse, eine Angelschnur und Feuer anzünden kann man mit ihr auch. Das Armband besteht aus einer geflochtenen Schnur, die man aufdröseln und verwenden kann. Einen Kompass habe ich auch entdeckt. Ich glaube, es ist eine Art Überlebens-Armbanduhr, aber Tiam hat mir nichts verraten, ich soll alles selbst herausfinden. Es würde mich nicht wundern, wenn Xaxai Anwar auch eine Spezial-Uhr aus Yanth besitzen würde, mit der sie ihre Tricks umsetzt.


    Und Xanu, na ja. Der war als Leibwächter eines durchgedrehten, aber genialen Mechanikers oder Ingenieurs auf Hatha. Ich wollte Xanu eigentlich helfen, habe aber stattdessen seine Schutzperson geärgert und in Gefahr gebracht. Das nahm er mir sehr übel. Die Schutzperson ebenfalls, sie hat mir zum Dank einen Elektroschock verpasst.


    Ansonsten mag es noch sein, dass ein gewisser Firouz, der in der Botschaft durch Untätigkeit glänzte, nach meinen Berichten an den Großwesir Ärger bekommen hat. Meine Schilderungen haben wohl keinen anderen Schluss zugelassen, als jenen, dass er wegsah, während Saredash sich gemütlich einnistete.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal wiegt missbilligend den Kopf.


    Es mag sein, dass Ishris Methoden in dem Moment am effektivsten waren, aber das heißt nicht, dass es auch die besten Methoden waren. Ich weiß, es gibt Leute, die nur in die Tempel gehen, um die Orgien zu besuchen, aber ich nehme meinen Glauben ernst. Unsere Aufgabe als Blutgeborene ist es, die Schöpfung zu ehren und das Leben zu bewahren. So lange ich ein Wörtchen mitzureden habe, wird eine derartige Folter nicht geschehen. Falls doch, werde ich mich gegenüber dem Großwesir von dieser Person distanzieren. So darf nicht mit Menschen umgegangen werden.


    Ich werde dazu mit Ishri persönlich sprechen, damit wir eine gemeinsame Linie finden, mit der wir arbeiten können. Falls deine Vermutung stimmt, und sie eine Autistin ist, sollte sie für rationale Argumente zugänglich sein, auch wenn die Qualen ihrer Opfer ihr Herz nicht erreichen mögen.


    Kannst du dir unter diesen Voraussetzungen eine Zusammenarbeit mit Ishri während dieser Mission vorstellen?


    Was die Hexen betrifft, so lasse ich mich gern vom Gegenteil überzeugen. Ich bin offen für neue Erkenntnisse. Aber dafür bedarf es mehr als nur Ishris Brillianz und Skrupellosigkeit. Auch wenn ich zugeben muss, dass Xaxai Anwars Art, mit dem Hohen Rat zu kommunizieren, zumindest bemerkenswert ist.


    R O L L E N S P I E L:

    Aufgrund von Thars Nähe zu Faantier Gried geht Danyal davon aus, dass sein neuer Mitarbeiter Xaxai Anwar ausreichend kennt, um ihre scheinbar thelepatische Art, mit dem Hohen Rat zu kommunizieren, bemerkt zu haben. Darauf weiß Danyal sich in der Tat keinen Reim zu machen, und beantworten wollte sie ihm die entsprechende Frage bei ihrer ersten Begegnung nicht.


    Warum Aszanah, die Akademie oder die Stiftung es auf mich abgesehen haben könnten, weiß ich nicht. Aber auf Hatha habe ich mir sicher Feinde gemacht, mindestens einen gewissen Xanu vom Fischsee, und für manch einen mag die Tatsache genügen, dass ich Agent bin, um mich plagen zu kommen oder Schlimmeres.

    Wer "wir" ist könnte ich auch nur raten, Thar. Eigentlich wurde mein Datenpad versiegelt und auch die Technik hier sollte gesichert sein. Das macht mir Sorgen, das muss sich schnellstmöglich jemand ansehen. Unsichtbare Zuhörer, die nicht autorisiert wurden, können wir nicht gebrauchen. Für heute können wir uns weiter unterhalten, aber wenn es an sensible Themen wie die Einsatzbesprechung selbst geht, sollten wir uns von der Technik hier fernhalten und auch die Datenpads komplett ausschalten, also auch den Akku herausnehmen, falls das bis dahin nicht in Ordnung gebracht wurde. Xaxai Anwar ist schon informiert.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal bewertet die Handlungen von Ishri indes völlig anders als Thar. Er ist während der Schilderung erfreut über ihren Eifer, welchen er bei jenen Parshans, mit denen er bisher zu tun hatte, leider oftmals vermisste. Ihn schaudert eher, wenn er an den harmlosen, aber auch völlig nutzlosen Firouz auf Hatha zurückdenkt, dem die Sicherheit der Menschen in der Botschaft scheinbar nichts bedeutete.


    In Anbetracht dessen, was du sehen musstest, kann ich deinen Abscheu gegen Ishris Person verstehen. Wenn ich dabei bin, wird das anders laufen. Es gibt heute bessere Methoden der Informationsgewinnung, die vielleicht mehr Zeit in Anspruch nehmen mögen, aber der Heiligkeit des Lebens Rechnung tragen. Diese Methoden wurden von Psychologen entwickelt und sind genau so effektiv. Ich selbst bin damit nicht vertraut, aber es gibt Experten dafür, die ich im Fall der Fälle anfordern würde.


    Unabhängig davon würde ich gern wissen, was Ishri dazu brachte, so zu agieren. Wie schätzt du sie ein, was ist ihre Motivation für diese Skrupellosigkeit? Ist sie eine Psychopathin oder vielleicht eine Sadistin? Nahm sie vor dem Einsatz Drogen? Stand sie unter großem Erfolgsdruck, vielleicht, weil Verwandte von Saredash entführt worden sind? Oder wollte sie für ihre Karriere jemanden damit beeindrucken? Bekam sie dafür eine besonders dicke Stange Geld? Oder ist sie innerlich schlichtweg dermaßen abgestumpft, dass sie in Anbetracht solcher Taten nichts mehr spürt? Was, Thar, macht Ishri deiner Meinung nach so skrupellos?


    R O L L E N S P I E L:

    Die Beantwortung dieser Frage hält Danyal für wichtig, um mit Ishri angemessen umgehen zu können. Laut Thar ist sie schwer oder gar nicht zu lenken, doch wenn sie miteinander arbeiten wollen, muss Danyal versuchen, einen dienstlichen Draht zu ihr zu finden, ansonsten macht ihre Begleitung keinen Sinn. Die Taten einer Verzweifelten sind anders zu bewerten als die Taten einer Sadistin, die einer Drogenabhängigen anders als die einer Karrieristin.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal ist gerade mit seiner Arbeit fertig geworden und schiebt das Datenpad zurück in die Hose. Trotz ihres vorherigen kurzen Disputs freut er sich, Thar zu sehen. Damit er nachhaltig beleidigt wäre, müsste mehr passieren.


    Das Lichterspiel habe ich nicht bewirkt. Du erinnerst dich an den Tag unserer ersten Begegnung in der Akademie, als mein Datenpad durchdrehte? Jetzt tat es das wieder und die restliche Technik gleich dazu. Diesmal lautete die Botschaft: Hier kommen wir! Kannst du dir einen Reim darauf machen?


    Setz dich kurz, es dauert nicht lange. Ich habe dich hergebeten, um mit dir unter vier Augen über Ishri sprechen zu können. Eure Aversion ist schwer zu übersehen. Woher rührt sie - nur von dem allgemeinen Disput zwischen Stiftung und Akademie, oder gibt es konkretere Gründe? Was hältst du generell davon, Ishri in diese Mission einzubeziehen? Sprich bitte offen darüber, was du von ihr hältst, kein höfliches Herumgeeier, dann kommen wir schneller zu einem Ergebnis.


    R O L L E N S P I E L:

    Höflichkeit außen vor zu lassen sollte Thar ja nicht schwer fallen, stellt Danyal milde amüsiert fest.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal erschrickt bei der Veränderung der Bildschirme, gerät aber nicht mehr in Panik, wie sie ihn überkam, als ihm Vergleichbares in der Akademie widerfuhr. Sei es, weil eine Routine als Agent sich einzustellen beginnt oder weil der Großwesir explizit davon sprach, dass er geprüft werde. Unruhig ist er trotzdem, dann geht auch noch das Licht aus.


    Ah, nein! Nicht jetzt!


    R O L L E N S P I E L:

    Der kurze Ausbruch des Unmuts, weil der Stromausfall ihn an Hatha erinnert, löst sich in Erleichterung auf, als das Licht wieder angeht. Nun geht er näher an den veränderten Monitor heran und betrachtet ihn voll Misstrauen. Wer ist "wir"? Ein Versuch, das Ganze mit dem Datenpad zu dokumentieren, scheitert daran, dass auch dieses korrumpiert wurde. Das widerum ist ausgesprochen unschön. Es war doch versiegelt worden!


    Kaum, dass sich die Situation normalisiert hat, schreibt Danyal eine entsprechende Nachricht an Xaxai Anwar. Gleich danach protokolliert er die Ereignisse, bevor er die Details vergessen könnte, um das Protokoll ebenfalls an die angebliche Hexe zu schicken.

    Verstanden. Danke, dir gleichfalls, Jaavid.


    R O L L E N S P I E L:

    Eine Weile starrt Danyal auf den schwarzen Monitor. Vielleicht könnte man ein ansprechendes Standbild aktivieren, aber Danyal mag schwarze Flächen. Sie entspannen ihn.


    Irgendwann wendet er sich ab, macht es sich auf dem Sofa bequem und betrachtet in der Stille seines Quartiers das Sternenpanorama vor seinem Fenster. Noch mehr Dunkelheit, von den Göttern geschmückt. Irgendwie muss er sich in der Zeit vertan haben, als er Thar für später zu sich bestellte. Nu ja, sein neuer Mitarbeiter würde es überleben.


    Da Danyal noch satt ist von der letzten Mahlzeit - ein bei ihm seltener Zustand - wartet er dösend ab, bis Thar eintreffen müsste.

    R O L L E N S P I E L:

    Da lässt sich nichts machen. Danyal muss sich weiter durch das Labyrinth der Unwissenheit kämpfen und selbst damit fertig werden. Ob Ishri und Thar sich miteinander - und mit ihm - arrangieren können werden, muss sich zeigen. Am Ende der Mission wird Danyal vermutlich nicht nur graue Haare, sondern auch noch Halbglatze haben.


    Danyal überlegt, ob er weitere Fragen stellen will. So oft bekommt er den Großwesir schließlich nicht an den Apparat. Leider fallen ihm keine ein. Das wird vermutlich pünktlich dann geschehen, wenn Jaavid Gried die Verbindung gerade beendet hat.


    Dann habe ich im Moment keine weiteren Fragen. Hast du welche? Oder weißt du alles, was du wissen musst?

    Dann hat die Propaganda jemand geschrieben, der vom Militär kommt, nehme ich an. Er oder sie hat jene Dinge, die in der Gruppe wirklich gut funktionieren, in anschauliche Worte gekleidet.


    Es wird keine Alpträume geben. Nicht von Dingen, die für mich noch abstrakt sind, und auch ansonsten bin ich recht resilient. Trotzdem danke für deine Rücksichtnahme. Wenn die Hegemonie brennt, werden wir verhindern, dass sie zur Aschewüste wird. Das mag sich wieder wie ein Spruch aus der Propagandaabteilung anhören, aber dafür stehen wir letztlich ein. Würden wir nicht an den Erfolg glauben, bräuchten wir es nicht versuchen. Aber das tun wir, wir sind hier. Mit all jenen, die an der Rettung mitwirken, kommt eine gewaltige Expertise in den unterschiedlichsten Bereichen zustande.


    Du und dein Bruder habt die Kontrolle über eine Vielzahl von Kräften, während das Feuer, das die Hegemonie verzehrt, an tausend Stellen einzelne Schwelbrände bildet. Dort ist kein Zusammenhalt. Das sollte gefördert werden, wo es nützt. Und in den eigenen Reihen geändert, wo es schadet. Warum gibt es beispielsweise solch eine Zwietracht zwischen Stiftung und Akademie, wenn du und dein Bruder ihnen doch jeweils vorsteht? Lässt sich das nicht irgendwie aufbrechen, damit die Kräfte gebündelt werden können, ohne sich in internen Kleinkriegen zu verlieren? Im Fall von Thar und Ishri wird mich das noch viele Haare kosten, aber sie werden sich arrangieren müssen.


    Und ich habe noch eine persönliche Frage. Sie wird mir immer wieder gestellt und ich konnte keine zufriedenstellende Antwort geben. Warum wurde ausgerechnet ich zum Agenten berufen? Ich freue mich natürlich über die Möglichkeiten und die Arbeit ist interessant. Aber warum ein Grünschnabel ohne Rang und Namen und kein erfahrener Offizier?

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal wünscht, er hätte seriös an einem Tisch gesessen, als er die Nachricht tippte, am besten noch mit ein paar ausgebreiteten Unterlagen. Wenigstens ist er in Uniform und hat es sich nicht in Unterhose gemütlich gemacht. Verlegen setzt er sich auf, das Datenpad verschwindet in den Untiefen seiner tausend Hosentaschen. Er nickt respektvoll, sein Gesicht zeigt sich leicht beschämt, aber freundlich.


    Großwesir. Masa al'hrem.


    R O L L E N S P I E L:

    Die private Szene, in welcher der Großwesir sich zeigt, wirkt in mancherlei Weise auf Danyals Gemüt. Sie lässt Jaavid Lya Gried menschlich erscheinen, mehr "Jaavid" als "Großwesir". Außer dem Gefühl, ein wenig zu stören, welches sich bei Danyal einschleicht, fühlt er noch etwas anderes: Leere. Ihn trifft die Tiefe des Blickes zwischen den beiden Männern, der ihn das Nichts spüren lässt, das ihn umgibt, jenes Fehlen, das von keinem Besuch in den Tempeln ausgefüllt werden könnte.


    Danke für die freundlichen Worte, Jaavid. Ich bin froh, wenn ich dazu beitragen konnte, die Lage in Hatha zu beruhigen. Für was genau werde ich denn geprüft?


    Mit Ishri habe ich kein Problem, aber ich glaube, Thar Hanum und sie haben eins miteinander. Ich weiß nicht, wie tief das sitzt, ob ich das ausgleichen kann. Ich möchte zunächst Thar darauf ansprechen. Andererseits weiß ich, dass eine neu zusammengestellte Gruppe sich immer erst einschleifen muss. Auf die freundliche Kennenlernphase folgt das Austesten der Grenzen, die üblichen Machtgerangel.


    Bei uns dreien kam es ziemlich schnell dazu, was aber daran liegen mag, dass Ishri und Thar es gewohnt sind, Menschen zu führen, einander als Rivalen zu betrachten scheinen und beide in ihrem Leben schon viel mehr gesehen haben als ich. Wahrscheinlich nehmen sie mich als grünschäbligen Agent nicht sonderlich ernst. Es liegt an mir, in der kommenden Zeit zu beweisen, dass ich ihr Vertrauen wert bin. Das braucht seine Zeit. Ich halte es für falsch, aufzugeben, nur weil der Ton einmal rauer wurde. Dafür bin ich nicht Parshan geworden und noch weniger Agent. Es gibt etwas, das wichtiger ist als persönliche Befindlichkeiten.


    Fragen habe ich in der Tat. Die erste hat nichts mit der Mission zu tun: Bin ich wirklich von der Propagandaabteilung ausgebildet worden, oder war das nur so ein Spruch, der mir da entgegen schlug?

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal verlangsamt kurz seine Schritte, hört noch zu, überlässt Thar dann aber das letzte Wort und setzt seinen Weg fort. Während er sich in seinem Quartier einrichtet, grummelt er eine Weile gedanklich vor sich hin. Thar ist scheinbar der Meinung, eigenständiges Denkvermögen und Hellsehen seien sinnverwandt. Er packt seine Kleider aus der Tasche in die Schränke, die Badesachen extra, damit sie griffbereit liegen. Wenn die Propagandaabteilung die vernünftigste ist, will er nicht wissen, welche Zustände in den anderen Abteilungen herrschen. Er stellt sich ein entsetzliches Chaos vor, endlose Debatten über Kleinigkeiten, vergleichbar mit denen im Hohen Rat.


    Inzwischen ist er im Bad angelangt, wo er den Inhalt seiner Waschtasche entleert und das Handtuch über den warmen Heizkörper fädelt. Die Zusammenarbeit mit Ishri und Thar droht ein Graus zu werden. Er ist Parshan, kein Moderator einer Diskussionssendung! Noch immer verdrossen ob der Zustände kehrt er ins Wohnzimmer zurück. Mit dem Datenpad wirft er sich auf das Sofa, prüft kurz die eingegangenen Nachrichten. Tiam hat sich schon recht lange nicht gemeldet. Sonst meldet er sich mehrmals am Tag, wenn Danyal nur häufig genug antwortet, und sei es mit geistreichen Bildern. Noch ist der Zeitraum nicht lang genug, als dass Danyal sich sorgen würde, allerdings hätte ihm ein wenig Ablenkung durch Tiams geistige Ergüsse gut getan.


    So ist ihm keine Sekunde privater Interaktion vergönnt und er wendet sich wieder dienstlichen Belangen zu. Er wälzt sich auf den Bauch und tippt stattdessen eine Nachricht an Xaxai Anwar, in der seine Ankunft mitteilt und sich danach erkundigt, inwieweit Ishris Teilhabe berechtigt ist sowie in welcher Position er und sie stehen. Außerdem fragt er, wann er auf die Assassinen treffen wird.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal ist ebenfalls angefressen ob des unnötig provokanten Tonfalls. Er starrt Thar nicht an, sondern steigt ohne Zuhilfenahme der Hände in seine Stiefel und nimmt sein Gepäck auf.


    Das ist ganz einfach: Würdest du keine Vorschläge machen, die du ohnehin nicht in Erwägung ziehst, wären wir schon einen Schritt weiter. Und gäbe es klare Einsatzbefehle, Lagebesprechungen und kein notorisches Wischiwaschi, mit dem ich jonglieren muss, könnten wir uns Diskussionen wie diese ebenfalls sparen. Das ist etwas, das wir auf jeden Fall anders haben müssen. Ob es bei einer Besprechung in der Woche bleibt, lasse ich offen. Zynismus, Widersprüchlichkeit und die Pflege kleinlicher Animositäten gestalten die Gespräche vielleicht derart zäh, dass wir uns sehr viel öfter treffen müssen. Wer weiß?


    Normalerweise diskutiert man in Momenten wie diesen hier überhaupt nicht, man tauscht Informationen aus und handelt. Genau das werden wir jetzt tun. Du hast zwei Stunden Zeit, dich hier einzurichten, etwas zu Essen oder irgendwelche Telefonate zu führen, danach erwarte ich dich bei mir zur Besprechung. Ich möchte zunächst mit dir allein reden, ehe wir uns morgen mit Ishri treffen.


    Und bring bessere Laune mit.


    R O L L E N S P I E L:

    Damit stapft er in seinen offenen Stiefeln davon und sucht sich das Quartier, das dem von Thar am nächsten liegt.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal versteht das neu erwachte Gemecker nicht, dem er keinen inhatlichen Bezug zum zuvor Gesagten entnimmt, begreift ebenso wenig, warum Thar einen Vorschlag unterbreitet, wenn er diesen von Anfang an gar nicht in Erwägung zu ziehen gedachte.


    Zur Klarstellung: Ishris Einschätzung meiner Person ist völlig irrelevant und deine auch. Hier geht es nicht darum, mich zu einem euch genehmen Mann zu erziehen, sondern um unsere Aufgabe. Du bist nicht als mein Ausbilder hier, sondern als mein Mitarbeiter, und Ishri momentan als überhaupt nichts, bis ich keine anderslautende Information von oben erhalten habe. Wir müssen hier noch einige Wochen miteinander auskommen und du wirst im Interesse deines Nervenkostüms gut daran tun, dich an meine Eigenheiten zu gewöhnen, denn ich habe noch viel mehr davon. Ihr werdet mich nehmen, wie ich bin.


    Warum du aufgrund weniger MInuten der Rücksprache am Tag so viel Platz zu brauchen meinst, während wir beide mehrere Stunden täglich miteinander arbeiten müssen, erschließt sich mir nicht. Ich sehe das militärisch und halte nichts davon, Kräfte sinnlos auseinander zu ziehen und die Kommunikationswege zu verlängern. Insbesondere nicht nach den Ereignissen in der Botschaft auf Hatha. Ist es gestattet, nach deinen Prioritäten zu fragen, wenn du so unabhängig von Faantir Gried agierst, wie du behauptest?


    R O L L E N S P I E L:

    Wenn Thar stur bleibt, muss Danyal wegen jeder winzigen Absprache anrufen oder an Thars Tür klopfen gehen und damit rechnen, dass dieser gar nicht da ist und er ihn in der ganzen Botschaft suchen muss. Ihn nervt dieses ungeordnete Zivilleben, in dem die Menschen wie ein wirrer Sack Flöhe agieren anstatt effizient wie ein Schwarm.

    Kann schon sein, dass ich das auch tue. Es ist, wie du sagst, eine Frage der Vehemenz, ob noch genügend Flexibilität bleibt, um eine Fehleinschätzung zu erkennen und die Schublade wieder zu öffnen. Daneben gibt es Informationen, die besser erstmal in der Schwebe bleiben sollten, weil es nur Fragmente sind, die ohne Kontext keinen verwertbaren Sinn ergeben. Zum Thema Vorschussvertrauen: Ishri kenne ich nicht, mit dir hatte ich schon einmal das Vergnügen.


    R O L L E N S P I E L:

    Was für eine lahme Ausrede bei einem einzigen zusätzlichen Treffen, die hinkt ja mal an allen Ecken und Enden. Da ihm sogar selbst auffällt, wie grauenhaft sie geraten ist, fügt er hinzu:


    Und manchmal entscheidet eben einfach die Sympathie. Wenn du nichts dagegen hast, nehmen wir eine gemeinsame, äh, Wohnung und ich schlafe auf dem Sofa. Ich bleibe jetzt bei diesem Begriff, da Zimmer für mich nach einem einzelnen Raum klingt und nicht nach einer Ansammlung von Räumen. Dann kannst du dich ins Schlafzimmer zurückziehen, wenn du deine Ruhe brauchst, und falls ich Ruhe wünschen sollte, suche ich sie mir auf der Terrasse oder im Schwimmbad.


    R O L L E N S P I E L:

    Er schaut auf den Ausweis, der ihm hingehalten wird, und nickt respektvoll. Thars Spitzfindigkeit ignoriert er. Wenn es Thar entspannt, soll er Danyal eben pieksen, der hat ein dickes Fell.


    Inwieweit bist du von Faantir Gried unabhängig? Vollständig? Irgendeine vereinbarte Linie muss es doch geben.

    R O L L E N S P I E L:

    Kampfstiefel sind aufgrund der Stahlsohle auf lange Sicht unbequem, besonders auf hartem Untergrund. Im Gelände mag es noch gehen. Der herumgeisternde Danyal genießt die Luft an seinen Füßen und das Gefühl, wie sich die befreiten Muskeln und Gelenke lockern. Doch dann hält inne in seiner Erkundung und sieht Thar ernst an. Hier kam etwas völlig falsch herüber.


    Ich zog den Gruppenschlafraum als Vergleich heran, da ich auf keinen anderen Vergleich zurückgreifen kann. Und Nein, übel war es dort nicht, nur laut. Mir ging es eigentlich nur darum, dir die Wahl zu überlassen, weil mir selbst der Schlafplatz gleichgültig ist. Ich wollte nett sein. Tut mir leid, wenn ich das Gegenteil war. Jedenfalls kannst du dir gern als erster ein Bett aussuchen.


    Was das Bewerten von Informationen angeht, widerspreche ich dir. Eine Bewertung macht erst Sinn, wenn man genügend Puzzleteile beisammen hat, sonst urteilt man vorschnell. Das Resultat kennt man als Schubladendenken. Damit kann man viel Schaden anrichten. Man benötigt eine kritische Menge an Eckpunkten, um das Gesamtbild realistisch einschätzen zu können. Aber irgendwann muss eine Bewertung erfolgen, klar. Beim Einsatz sowieso, da bleibt wenig Zeit, aber das ist etwas anderes als Ermittlungsarbeit.

    R O L L E N S P I E L:

    Dass Thar aufgrund der Erläuterung diese Ansicht teilt, erwartet er nicht, aber es geht auch nicht darum, ihn von seiner Sicht zu überzeugen, sondern darzulegen, warum Danyal es eben anders sieht, damit er versteht, warum Danyal so handelt.


    Was meinst du damit, dass jemand sich Positionen anmaßen würde, welche seine Vollmachten einschränken?


    R O L L E N S P I E L:

    Die Frage zu den Hexen spart er sich noch auf. Vielleicht stöbert er auch selbst dazu im Weltnetz. Thar scheint bei dem Thema nicht zu wissen, was er davon halten soll, er wirkt unsicher.


    Bist du nun eigentlich wirklich Firouz? Und davon, dass Shaikh und Großwesir sich abgestimmt haben, gehe ich fest aus.

    Was Ishri über dich berichtet, kann wahr sein oder falsch, ich kann es nicht wissen. Ich nehme die Information auf, ohne sie zu bewerten. Für mich bist du mein Mitarbeiter und für mich bist du ein anderer Parshan beziehungsweise sogar Firouz, sofern das nicht Teil deines Spiels in der Akademie war. Diese beiden Dinge sind für den Auftrag relevant. Vom privaten Thar erzählst du mir vielleicht hin und wieder, was mich freuen würde, vielleicht behältst du diese Seite auch lieber für dich. Was du aber für den Shaikh von Alegon bist, ob die linke oder rechte Hand oder überhaupt nichts, geht mich nichts an. Für unser Verhältnis spielt es keine Rolle, zumindest für mich nicht. Drum sei unbesorgt.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal steigt aus den Stiefeln, stellt sein Gepäck auf ab und stöbert in Socken im Quartier herum.


    Was für sechs Hexen? Wofür sollte Faantir Gried uns deiner Meinung nach bestrafen? Wir machen unsere Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen. Ich muss mich heute noch erkundigen, inwieweit Ishris Gegenwart tatsächlich beabsichtigt ist. Mir wurde jedenfalls nicht mitgeteilt, dass sie zu uns stoßen würde. Dir?


    R O L L E N S P I E L:

    Zwar trifft die fehlende Mitteilung über die künftige Zusammenarbeit auch auf Thar zu, doch diesen Umstand wischt Danyal in gekonnter Ignoranz beiseite. Er hat nicht vor, eine entsprechende Erkundigung einzuholen, zu groß ist die Sorge, dass man hier einen Fehler erkennt und Thar wegschickt. Also stellt Danyal sich mit Freuden dumm - und merkt, dass er hier seine erste zaghafte und vermutlich leicht durchschaubare Lüge webt.


    Such dir ein Bett aus, mir ist egal, wo ich schlafe - gegen den Gruppenschlafraum in der Kaserne ist alles Luxus.

    Warum findest du, dass die Bildung bei Zaina Bel-Hak komplett versagte, wenn sie derart viel Wirksamkeit beweist? Die Digitalisierung macht logistische Prozesse effizienter als je zuvor. Damit ist die Frau eine Wegbereiterin für Futunas Zukunft.


    R O L L E N S P I E L:

    Das Schwimmbad lockt ihn, doch er muss sich gedulden. Auch die Terrasse und der Ruhegarten wirken einladend. Höchst zufrieden betrachtet er das Quartier.


    Ich würde sagen, wir machen für heute Feierabend, richten uns in Ruhe ein und sprechen morgen. Wo wollen wir uns treffen?

    Nein, ich weiß nicht, wer Zaina Bel-Hak ist.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal relativiert seine bisherigen Aussagen nicht, sondern nimmt Ishris Eigenbewertung kommentarlos zur Kenntnis. Jedoch merkt er sich ihre Aussagen ebenso wie Thars Reaktionen, Puzzlestücke zur Gewichtung, vielleicht hilfreich zur Evaluierung, womöglich aber auch nicht. Wenn er bislang etwas gelernt hat während seines ersten Einsatzes als Agent, dann, Menschen nicht vorschnell zu beurteilen, sondern alle Informationen und Eindrücke erst einmal wirken zu lassen, bis das Bild sich klärt. Das gelingt ihm noch nicht vollumfänglich, aber er glaubt, auf einem guten Weg zu sein.


    Die kaum erkennbare Gebärdensprache zwischen Ishri und dem Botschafter nimmt Danyal hingegen mit größter Faszination in sich auf, neidisch, dem kaum als solchen erkennbaren Gespräch nicht folgen zu können, gleichsam verärgert, weil sie bewusst auf eine Weise sprechen, die er nicht versteht. Zwar könnte das genau so gut Thar gelten und nicht ihm, doch das macht für Danyal keinen Unterschied, so lange Thar und er zu einer kleinen taktischen Einheit verwoben sind.


    Das Botschaftsgebäude betrachtet er mit Freude. Zwar neigt er nicht zu Dekadenz und sein eigenes Haus würde er stilistisch anders halten, doch was sieht gefällt ihm.


    Wie alt ist das Gebäude? Gehört es zu einer alten Epoche oder ist das ein modernes Werk?


    R O L L E N S P I E L:

    Er stellt seine Frage, während Ishri eine Tür auf sehr merkwürdige Weise öffnet. Danyal schaut sich im kleinen Saal um und fragt sich, ob das der allgemeine Waschtrakt ist, oder wozu er dienen mag, als Ishri sich selbst scheinbar häutet. Da er darauf nicht vorbereitet ist, fährt ihm ein Schreck durch alle Glieder und seine Nackenhaare stellen sich auf. Doch es ist nicht aufgrund dessen, was unter der Hülle hervortritt, sondern aufgrund der unerwarteten Handlung.


    Kein Parshan, der die Bezeichnung verdient, würde einen vernarbten oder verstümmelten Kameraden verspotten. Im Gegenteil zeigen solche Spuren, was derjenige überlebt hat. Sie sagen viel über den Feind aus, dem man sich hatte entgegenstellen müssen.


    Warum Ishri solch eine Maskerade trägt, leuchtet ihm nun ein. Vielleicht fühlt sie sich unwohl mit den schweren Narben, vor allem aber ist der Anblick zu markant für jemanden, der eher unbemerkt operieren möchte. Was Danyal betrifft, so gefällt ihm diese Ishri besser als das, was sie zu sein vorgab oder was sie vielleicht tatsächlich einst war, doch er hütet sich, einen wertenden Kommentar von sich zu geben. So etwas ist guten Bekannten vorbehalten, abgesehen davon, dass er niemand ist, der viel auf Äußerlichkeiten gibt. Zumal sein Geschmack sich von dem des Durchschnitts unterscheidet und er Menschen, die Schauspielern ähneln, nichts Anziehendes abgewinnen kann. So kann er den strafenden Blick nicht einordnen, den sie ihm scheinbar zuwirft. Stattdessen verspürt er einen Anflug von Stolz, richtig gelegen zu haben mit seiner Einschätzung, was ihr künstlich wirkendes Erscheinungsbild betrifft.


    Die Zimmer zuerst, bitte, damit wir unser Gepäck ablegen können.