Beiträge von Danyal Khaje

    R O L L E N S P I E L:

    Da das Thar das Thema nicht weiter vertiefen möchte, beendet Danyal es ebenfalls an dieser Stelle. Ihm hat es gut getan, ein wenig ungezwungen privat zu plaudern, doch da es für Thar genug ist, fährt auch er nun wieder mit den rein dienstlichen Themen fort.

    Ja, klar, ich bin gespannt, wen du anbieten kannst.

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    Er nimmt einen Schluck Kaffee und bemerkt, dass er nichts zu Essen hat.

    Wir haben das Frühstück vergessen!

    Als Fixierung auf das Alter würde ich es nicht unbedingt bezeichnen, ich fand es damals angenehm so. Aber ich suche nicht gezielt nach einem Älteren. Wenn es passt, dann passt es.

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    Oder auch nicht. Danyal ist augenscheinlich unfähig, sich einen geeigneten Partner zu suchen, wie der schwärmende Thar ihm erneut beweist. Und weil Danyal auch nicht zum Zwecke des Vergnügens die Tempel besucht, muss er wohl den Rest seines Lebens wie ein Mönch verbringen und sich in Träumen wälzen, die niemals Wirklichkeit werden.

    Er öffnet den Geschirrschrank und stellt ihnen zwei Tassen hin. Vorsichtig schenkt er ein, wobei es ihm dank der in höchster futunischer Ingenieurskunst geformten Tülle gelingt, keinen Tropfen zu verkleckern.

    Im Tempel war ich jedenfalls noch nie zu diesem Zweck. Ich hatte nur den einen Partner und sonst niemanden.

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    Was die Hexen betrifft, runzelt er nachdenklich die Stirn.

    Wozu sollte irgendjemand diese Frauen trainieren? Und vor allem - wer? Natürlich könnte man eine von ihnen treffen, würde man es denn wollen. Kugeln fliegen mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit, da kann niemand ausweichen. Einfache Regel: Wenn man getroffen wird und den Schuss hört, ist der Schütze ein Idiot.

    Das Alter erwähnte ich eigentlich nur, weil die meisten wohl eher jüngere Frauen als niedlich bezeichnen würden. Ältere Menschen sind erfahren, strahlen Souveränität aus. Das kann wohltuend sein. Mein Partner war auch viel älter als ich. Zaina Bel-Hak ist obendrein ein kluger Kopf und hat ein einnehmendes Wesen. Sie ist sicher keine schlechte Partie.

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    Allerdings sieht Danyal ein anderes Hindernis: Sofern sie nicht in festen Händen sein sollte, wird sie einen geistig mindestens ebenbürtigen Gegenpart benötigen, um glücklich zu sein - falls die Hexen überhaupt solche Bedürfnisse verspüren und nicht derart vergeistigt sind, dass sie über solche Wünsche erhaben sind.

    Als sie das Quartier erreichen, hält Danyal ihm die Tür auf, damit Thar ungehindert mit der Kanne passieren kann.

    Ob Ishri die Assassinen alle hätte überwältigen können, möchte ich nicht ausprobieren, Thar. Jeder Verletzte oder gar Tote ist einer zu viel. Aber warum glaubst du, dass Ishri ausgerechnet an Zaina Bel-Hak gescheitert wäre? Die wirkte doch körperlich vollkommen harmlos. Die Liste ist eine gute Idee, das machen wir.

    Ich weiß nicht, ob Zaina Bel-Hak heiß ist. Da kann ich nicht mitreden, Thar. Ich fand sie eher niedlich, wie sie da mit ihrem Kleidchen stand, auch wenn sie viel älter ist als ich.

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    Einen kleinen Stich der Eifersucht spürt er, als sein Mitarbeiter so über die Frau spricht. Danyal hat augenscheinlich ein Talent dafür, sein Herz zu geißeln. Seine erste Liebe war ein Mann, den jeder außer ihm als einen Widerling bezeichnen würde und der nun folgerichtig in Hassakur sein Dasein fristen muss, ohne dass Danyal nach der Verurteilung seine Gefühle zu korrigieren in der Lage gewesen wäre. Und nun, ein Jahr später, verguckt Danyal sich zielgerichtet in einen zwielichtigen Hetero.

    Mich würde interessieren, was die Unmengen von Archivaren denn alle hier wollen.

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    ... und wie er so im Gehen zu Thar herüberblickt, das Gesicht und die Bewegungen des Hüters betrachtet, spürt er, dass er es auch diesmal nicht kann.

    Was die neuen Mitarbeiter aus Lehim betrifft - wen würdest du empfehlen? Ich muss erst noch mit Ishri reden, um eine Entscheidung zu treffen. Sich so zu gebärden, gar jemanden mit dem Tode zu bedrohen, das geht nicht.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal, der gern mit den banabischen Spießern zusammengearbeitet hätte, atmet langsam durch die Nase aus, um seinen Frust einzudämmen, während er den davonmarschierenden Assassinen nachsieht. Wenigstens hat Thar gute Laune, was ja auch nicht selbstverständlich ist, und ihn über die vergeigte Besprechung hinwegtröstet. So gelingt es Danyal, sich ein schiefes Lächeln abzuringen, während Thar sich kaputtlacht.

    Dann sind wir wohl jetzt auf uns allein gestellt. Wo wäre ich nur ohne dich. Machen wir es uns in meinem Quartier bei einem Frühstück gemütlich und besprechen unser weiteres Vorgehen?

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    Danyal ist nicht glücklich über den Verlauf des Gesprächs, er findet das Urteil des Atashs vorschnell, hat aber schon geahnt, dass es wieder so enden würde.

    Wollen wir es nicht einfach mit einer Lagebesprechung versuchen, bevor wir eine Zusammenarbeit zerstören, die noch nicht einmal begonnen hat?

    R O L L E N S P I E L:

    Die Frage klingt hilflos. Wahrscheinlich ist die Ablehnung der Preis, den er dafür zahlen muss, einen der verhassten Hüter an seiner Seite zu haben. Eine ohnmächtige Wut steigt in Danyal auf, von der man allerdings nichts sieht. Man würde sie vielleicht bemerken, würde man sich in seine Uhr aus Yanth einhacken, die auch seine Vitalfunktionen misst, und gerade die Displayfarbe auf Eisblau wechselt, um sein Gemüt abzukühlen.

    R O L L E N S P I E L:

    Jetzt tut der Atash ihm leid, weil Danyal zu wissen meint, wie der Mann sich gerade fühlt. Aber es nützt ja alles nichts.

    Weil ich die Lage nicht kenne und du schon vor der Besprechung eine Zusage oder Ablehnung hören wolltest. Was bleibt mir da anderes übrig, als abzulehnen? Vielleicht wandelt sich meine Einschätzung im Laufe der Besprechung ja noch. Im Moment aber sehe ich keinen nachvollziehbaren Grund, warum wir die alte Einsatzplanung, die es ja sicher gibt, aufgrund des Wunsches einer Außenstehenden komplett über den Haufen werfen sollten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die einsatztaktischen Faktoren zufällig genau deckungsgleich mit den Bedürfnissen von Aszanah sind

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    Es ist ja nicht so, dass Danyal es nicht geahnt hätte.

    Einer Zuteilung ohne Lagebild widerspreche ich in jedem Fall. Bei allem gebotenen Respekt, aber so lasse ich mich nicht abspeisen, Atash. Wir sollen die Sache gemeinsam angehen, also ist es erforderlich, dass alle auf dem gleichen Kenntnisstand sind, was die Lage betrifft, und ihre Aufgaben aufeinander abstimmen.

    Sicher. Jetzt erinnere ich mich wieder daran.

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    Eine glatte Lüge, aber er kann dem Atash schlecht unter die Nase reiben, dass er, so einträchtig mit Thar hinter dem Sofa verknotet, nicht im Vollbesitz seiner Konzentrationsfähigkeit gewesen war. Besonders nicht, wenn jener Thar zuhörend in der Nähe steht, der ihm vorsichtshalber bei ihrer ersten Begegnung schon einen Korb ins Gesicht gedroschen hatte.

    Nein, ich bin keineswegs mit einer Zuteilung an einem sicheren Ort am Rand des Geschehens einverstanden. Aber ich würde einen Gegenvorschlag unterbreiten, wenn ich Genaueres wüsste.

    Ah, ja. Kann sein, dass der Name in dem Durcheinander untergegangen ist. Ich habe in der Tat auch einen Wunsch, aber der betrifft nicht Zaina Bel-Hak, sondern dich, Atash: Eine Lagebesprechung, mit allem was dazugehört. Für das Führen mit Auftrag und vor allem beim Bewältigen von längerdauernden Einsatzlagen ist ein gemeinsames, möglichst vollständiges und aktuelles Lagebild ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

    R O L L E N S P I E L:

    Da der Mann auf klare Hierarchien Wert zu legen scheint und dem Militär entstammt, hofft Danyal beinahe schon flehentlich, dass er diesmal alle Informationen erhalten wird, die er für seine Arbeit benötigt. Doch eine leise Stimme im Hinterkopf bezweifelt, dass man es ihm so einfach machen wird.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal gräbt in seinem Gedächtnis, während er den Atash betrachtet und dieser ihn. Der Mann war ihm angekündigt worden, zumindest geht er davon aus, dass es sich um jenen handeln müsse.

    Atash Vanesh al-banabi?

    R O L L E N S P I E L:

    Zur Einsatzplanung hätte er in Anwesenheit von Zaina Bel-Hak auch von sich aus nichts gesagt, denn das hätte die formale Leitung des Atashs ad absurdum geführt. Dass dieser zustimmte, damit Zaina beruhigt ist, geht für ihn in Ordnung. Für Danyal selbst ist das nicht bindend. Ganz sicher lässt er sich nicht von irgendeiner Außenstehenden in seine Arbeit reinreden, ohne dass ihm triftige Gründe dafür angeboten werden, und wenn diese Außenstehende sich noch so entzückend gibt. Die politischen Gründe mögen mit den Wünschen des Großwesirs übereinstimmen, oder auch nur vorgeschoben sein - am Ende ist Danyal nicht als Diplomat, sondern als Agent vor Ort.

    R O L L E N S P I E L:

    Bevor Danyal sich erkundigen kann, wie er seine Wünsche übermitteln soll, erlischt die Verbindung. In sein eines Ohr redet Thar, ins andere der Atash. In der Mitte steht Danyal und versucht auf beide gleichzeitig zu hören, bis Zaina sie unterbricht. Nun braucht er nur noch auf eine Stimme zu achten, aber ihm schwirrt immer noch der Kopf.

    Ein Umtrunk ist eine gute Idee.

    R O L L E N S P I E L:

    Damit erstmal alle wieder zur Ruhe kommen, ihn selbst eingeschlossen. Auf die Information von Saeed Habib ist er gespannt. Außerdem fragt er sich, warum Kaya Saif Thar so angeschaut hat. Es muss wohl damit zusammenhängen, dass Aszanah die Hüter nicht eben wertschätzt. Thar wird ihm später garantiert erklären können, warum.

    Der Hüter ist geeignet,

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    insistiert Danyal stur.

    Sonst wäre er nicht bei mir.

    R O L L E N S P I E L:

    So, Zirkelschluss, bei dem Punkt ist er bockig. Und momentan ist jener verhätschelte Hüter sogar lieb. An den Shaikh hat Danyal schon lange nicht mehr gedacht und erst, als der Atash ihn erwähnt, wird Danyal wieder bewusst, dass Thar dessen Augen und Ohren ist. Wahrscheinlich lacht der Hüter sich ein Ei ab, weil Danyal es ihm so dermaßen leicht macht, seinen Auftrag zu erfüllen, aber es hat schließlich seine Ordnung. Danyal gönnt sich ja sonst nichts und diese winzige Eigensucht sei ihm gestattet.

    Er schaut sich den Saal an. Dann fällt sein Blick auf die Übertragung. Rostbraune Augen? Das erinnert ihn an Hatha ... doch bevor er sich weitere Gedanken machen kann, beginnt die Frau zu sprechen. Kaya Saif, soso. Es scheint unterschiedliche Meinungen darüber zu geben, welche der Frauen nun Wegbereiterin der digitalen Revolution gewesen ist. Oder einer lügt, wieder mal.

    Ja, ich bin der Agent. Ishri hat momentan anderes zu erledigen.

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    Auch wenn er sich über sie geärgert hat - noch ist sie Teil des Teams und er wird sie nicht in die Pfanne hauen. Allerdings ist er gespannt auf ihre Erklärung.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyals linke Braue schiebt sich nach oben, als über Thar gelästert wird. Dann stellt man ihm auch noch Forderungen. Er sollte an seinem autoritären Auftreten arbeiten, aber bisher hat das meistens nur funktioniert, wenn er stumm blieb und eisig dreinstarrte, was widerum in einem Gespräch, das auf Austausch abzielt, kontraproduktiv ist.

    Der Hüter gehört zu mir und da bleibt er auch. Was meine Angestellte betrifft, so werde ich mich später um sie kümmern. Fürs Erste wäre ich dankbar, wenn wir uns zum Bestimmungsort begeben könnten, Atash.

    R O L L E N S P I E L:

    Er sieht nun freundlich Zaina Bel-Hak an.

    Um gemeinsam ein gutes Ergebnis zu erreichen, sind wir letztendlich hier.

    R O L L E N S P I E L:

    Außerdem fragt er sich, wieso Ishri nun auf einmal Thar zunickt, den sie vorher nicht mochte. Wahrscheinlich liegt er mit seinem Verdacht, dass dies ein abgekartetes Spielchen von ihr ist, genau richtig.

    R O L L E N S P I E L:

    Was das Wesirat für Kultur neuerdings so alles treibt ... Danyal runzelt die Stirn. Er ist mit der Situation nicht im Mindesten einverstanden, aber das interessiert wieder mal keinen. Selbst wenn er die Gefährlichkeit von Zaina Bel-Hak genau so einschätzen würde wie Ishri: Die Assassinen würden nicht tatenlos zusehen, wenn die Frau im Schmetterlingskleid festgesetzt werden würde. Wie das für Danyals Truppe ausgehen würde bei Drei gegen Sieben, kann jeder sich ausrechnen. So knurrt er:

    Komm zur Vernunft, Ishri. Und es geht hier nicht um meinen Vorteil, sondern um den Schutz der Hegemonie. Eigentlich wollten wir deswegen zu einer Besprechung und nicht zu einem Gefecht! Die Voraussetzungen hast du jetzt vermutlich gründlich versaut.

    R O L L E N S P I E L:

    Wahrscheinlich bedarf es nicht nur einer guten Portion Leidensfähigkeit, sondern regelrechten Masochismus, um als Agent irgendwie voranzukommen. Dass Ishri meint, Danyal könne nach all den Strapazen, die er in letzter Zeit auf sich genommen hat und dem, was er gerade wieder an Ungehorsam und Blamage ertragen muss, auf seinen eigenen Vorteil bedacht sein, ist beinahe schon amüsant. Allerdings ist Ishri ziemlich schlau. In seinem Hinterkopf formt sich der Gedanke, dass sie die Besprechung mit Absicht sabotiert haben könnte. So fügt er hinzu:

    Wir sprechen später über die Situation. Der jetzigen Besprechung allerdings werden Thar und ich ohne dich beiwohnen.

    R O L L E N S P I E L:

    Und es ist ihm dabei völlig schnurz, dass Thar während seiner pathetischen Worte noch immer hinter dem Sofa im Staub liegt.

    R O L L E N S P I E L:

    Die mitschwingende Verachtung der beiden Frauen wundert ihn. Danyal seinerseits ist vom Auftreten der Gruppe beeindruckt. Und neidisch über die Klarheit der Strukturen, die bei diesen Assassinen und ihrem Vorgesetzten herrscht. Dagegen mutet sein Trupp an wie herumhüpfende Flöhe. Jeder tut irgendwas, keiner hört auf Danyal. Gestern musste er sich vollzanken lassen. Er ist einfach zu freundlich. Und wenn ihm ausnahmsweise recht wäre, dass er das Kommando an einen seiner militärisch erfahrenen Begleiter abgeben könnte, starrt alles erwartungsvoll auf ihn, so wie jetzt, und rührt nicht einen Finger. Es kostet ihn einige Mühe, all den Neid und das Schamgefühl herunterzuschlucken, das er in Anbetracht der vorbildlich salutierenden Assassinen empfindet.

    Der Hüter gehört ebenfalls zu mir.

    R O L L E N S P I E L:

    Und versteckt sich nach wie vor hinter dem gegen Schusswaffen vollkommen nutzlosen Sofa. Ehe die Situation in Anwesenheit der Assassinen völlig eskaliert, geht Danyal zu Ishri und hält ihr die offene Hand hin, damit sie ihm die Pistole übergibt. Er nimmt die Assassinen mehr als ernst, auch wenn er nach außen hin ruhig bleibt, und sieht Ishri tief in die Augen.

    Gib mir die Waffe, den Rest klären wir später. Ich habe keine Lust darauf, dass du mir angeschossen wirst.