Beiträge von Gilgamesh

Ein gehetzt wirkender Mann, dem man Müdigkeit an seiner schlaksigen Statur und den braunen, freundlichen Augen ansieht, taumelt trotz seiner Jugend aus einem der Buss am frühen Montagmorgen in Richtung der Wartenden. Er verfällt in eifriges Stottern und errötet leicht bei seiner Ankunft:

Er fasst sich nur langsam, spricht dann aber deutlicher weiter.

Die Eröffnungsveranstaltung findet in der Altstadt von Ashar statt. Auch wenn kaum ein Gebäude aus der mittlerweile mythischen Ankunftszeit von vor fast dreitausend Jahren (ca. 875 v.u.Z.) überlebt hat, so wurde die Altstadt als Residenzen der Händlerfamilien sowie der Regierungsgebäude und Volksvertretungen regelmäßig repräsentabel hergerichtet. Keine andere Stadt auf Lehim kommt auch nur ansatzweise an Alter und Baudenkmäler Ashars heran. Es darf angenommen werden, dass nur die Metropolen des Kernreichs Ashar überlegen sind. Und im Vergleich zu diesem sind die Bewohner Lehim freundlich und offen jedem Fremden gegenüber, wofür sie von anderen Futunen für völlig bekloppt gehalten werden.

Der zentrale Festakt ist dabei auf der Prachtpanoramastraße am Hafen entlang geplant, wo damals die ersten Siedler landeten - unwissend, dass sie ob dem Zusammenbruch des Alegonischen Weltreichs das Land nie wieder verlassen sollten - und nun eine mit Obsidian ausgearbeitete und polierte Allee mit kostbaren Statuen und Parkanlagen kein bißchen Ahnung an dieses Zeit aufkommen lässt. Wenn, dann feiert diese Allee das hier und jetzt mit den Dutzenden und Aberdutzenden von lächelnden Götterstatuen des durch und durch freundlichen Pantheons der Einheimischen und bunt gekleideten Anwohnern, die den Besucher Süßigkeiten, Getränke und Mückenspray in die Hände drücken. Das Ganze wird musikalisch vom Filmorchester der Universität untermalt, welches Marschmelodien des bekannten Epos aus Chinopien spielt - vor allem aus dem zweiten Teil mit den Tausend Elefanten aus dem Osten.

Auf der digitalen Anzeigetafel ist eine grobe Übersichtskarte zu sehen, doch wie so oft in solchen Momenten fielen die Hälfte der Anzeigeelemente im falschen Moment aus. Es bleibt also ein recht oberflächlicher Eindruck. Vielleicht gibt es ja anderswo genauere Karten:

Die vorliegenden Informationen sollen dazu anhalten, den Besucher der Weltmeisterschaft über die Gegebenheiten vor Ort zu informieren.

Allgemeine Infos zum Gastland: Die Zugehörigkeit des Shaikhan Lehim zur futunischen Hegemonie besteht nur in weitestgehend formaler Hinsicht. Mit dem Rest der Hegemonie teilt sich Lehim Währung, Wirtschaftssystem und Außenvertretung. Für alle anderen Bereiche hat Lehim eine eigene Gesetzgebung. Der Staat ist nach demokratischen Gesichtspunkten aufgebaut und achtet auch Rechte, die vom Rest der Hegemonie nicht gewährleistet werden wie das Recht auf Meinungs- und Glaubensfreiheit und Gleichheit aller vor dem Gesetz.

Da sich das Shaikhan jedoch die Gastgeberschaft mit der Stiftung Persuna teilt, welche über neunzig Prozent der WM finanziert hat, befinden sich auch Sicherheitskräfte dieses futunischen Megakonzerns bei den Veranstaltungen, die mit der Gleichberechtigung in Lehim wenig anfangen können. Wir bitten daher um Zurückhaltung.

Anreise: Lehim erreichen Sie am besten über den Internationalen Flughafen Ashar in der Neustadt auf Lehim. Alternativ bietet sich auf der internationale Fährhafen an. Bitte halten Sie einen Pass bereit. Zur Sicherheit der Sportler wurden zusätzliche Kontrollen eingeführt. Die für die Dauer der WM verbotenen Substanzen entnehmen Sie bitte den in allen Reiseportalen ausgestellten Listen.

Verkehr: Der Verkehr auf Lehim findet vor allem auf der Straße statt. Wir bitten wegen des Antrangs bei der WM vor allem auf die zusätzlich bereitgestellten Busse auszuweichen statt private Fahrzeuge zu leihen. Innerhalb Ashars steht zusätzlich die Untergrundbahn zur Verfügung. Alle Mannschaftsbusse haben mit Ausnahme bei Sicherheits- und Rettungseinsätzen Vorfahrtsrecht während der Dauer der Veranstaltungen. Alle Küstenstädte sind auch über Fährverbindungen miteinander verbunden.

Unterbringungen: Im gesamten Land stehen siebzehn Hotels mit normaler und gehobener Ausstattung, vier Feriendorfanlagen, einundvierzig Pensionen und neun Zeltplätze zur Verfügung. Daneben bieten zahlreiche Einwohner auch private Unterbringung für Einzelpersonen bis hin zu Familien oder Gruppen bis fünf Personen an. Im Sinne der Anreisezeiten raten wir von Quartieren auf den Nebeninseln ab. Für weitere Platzkapazitäten stehen drei Kreuzfahrtschiffe der Stiftung Persuna bereit, die in der Neustadt von Ashar anlegen können.

Verpflegung: Die Stiftung Persuna bietet umfangreiche Nahrungsimporte aus der gesamten Welt an sowie alle legalen Rauschstoffe.

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Ein Hotel wie ein Basar von Personen ohne Ahnung wie ein Basar zu sein hat diesen nachempfunden - da es nirgendwo in Futuna einen solchen gibt oder je gegeben hat. Mit anderen Worten handelt sich um eine luftige Stein- und Stofflandschaft voller angenehmer Gewürze und Düfte mit ehrlichen lächelnden und freundlichen Angestellten, denen Betrug völlig fremd ist und deren Dienstleistungen den höchsten Anforderungen standhalten. Damit ist das Hotel eines der besten in ganz Lehim.

Auch als "schlaflose Höhle" bekannt, ist die experimentelle Buchte - vornehmlich modernes Hotel mit dem kleinen Extra - durch die leuchtenden Pilze und Tiere an die Urangst der Menschen rührend und lädt dazu ein, sich nach Anbruch der Dunkelheit im eigenen Zimmer zu verbarikadieren. Allerdings ist zumindest das Essen vorzüglich, auch wenn Pilz irgendwann keine Beilage ist, die noch von irgendeinem Gast freiwillig ausgewählt wird, egal wie schmackhaft und gesund sie erscheint.

Unter allen sowieso schon sehr verrückten Hotelanlagen ist das wohl der Knaller. Nicht nur, dass man sich über anderthalb Stunden über enge Straßen zum Hotel hinaufbewegen muss - wobei die hiesigen Fahrer geradezu lebensgefährliche Kurvenmanöver hinlegen - auch der Anblick ist nicht gerade sicherheitsverheißend. Auch wenn die Selbstmordquote in Lehim verschwindend gering ist - wer springen will, kann in der Welt kaum einen besseren Platz finden, denn das Wort "Absicherung" scheint vor Ort mit Stoffen wie Papier in Verbindung gebracht zu werden.

Wer auch immer auf die Idee kam, Viehzucht mit Freizeit zu verbinden, konnte mit Sicherheit nicht ganz zurechnungsfähig gewesen sein. Auf der anderen Seite kann man hier eindrucksvoll in den Schlaf geblökt werden und das motiviert sicher auch beim Abendbrot, das frische Fleisch mit rachsüchtiger Wonne in sich hineinzuschaufeln.

Da es im futunischen Kernland keine Hausburgen gibt und keine Festungsanlage so genannt werden sollte, handelt es sich um eine Touristenfalle. Vielmehr ist es einem Teil der Mauer von Solaman nachempfunden und auch sonst ist das findige Personal wohl nicht sehr genau mit den Wahrheiten. Aber bis dato konnte noch kein Gast dem Hotel eine Lüge nachweisen.

Nur ein kurzes Stück von Tantho entfernt befindet sich das zur Tukanbrut- und beobachtungsstation ausgebaute Rathul mit eigenem Hotel. Mitunter muss man sich jedoch fragen, ob den Betreibern die Gäste doch ebenso wichtig wie ihre heißgeliebten Tukane sind. Vielleicht helfen ja bunte Gesichtsmasken.

Laarek liegt abgelegen am Strand meilenwert allein im Nichts, denn es ist eine Auszeichnung für besondere Studenten, hier nach dem Abschluss Ruhe und Entspannung zu finden. Nur einmal die Woche kommen ein paar Fischerfrauen aus dem eine Stunde entfernten Dorf herangefahren, um Nachschub zu liefern, ansonsten ist die Anlage völlig autark und das hiesige Personal eine eingeschworene Gemeinschaft.

Geburtsort der lehimischen Seidenindustrie ist die hiesige "Fabrik" nunmehr Hotel und Schaumuseum. Im Laufe der Jahre kamen dann ein paar Waldgebiete und eine Pfauenzucht hinzu, um den Gästen Abwechslung zu bieten. Denn nur für eine Geschichtsstunde zwei Stunden in den Wald zu reisen erscheint dann doch etwas übertrieben, zumal das ehemalige Dorf in der Nähe längst zur Tukanbrutstation Rathul umgebaut wurde.

Aus diesem privaten Hotelkomplex für besser verdienende Touristen kam schon so mancher Gast wie auch Kritiker mit tränenüberlaufenen Gesicht heraus - was der scharfen Küche zu verdanken ist, die hier mit den besten Gewürzen aus Solaman würzt und wer solamanische Küche nicht gewohnt ist, wird hier der Radikalkur unterzogen. Am Ende bleibt nur Platz für Liebe oder Flucht.