Die Regierenden und andere Narren

Die Regierung warnt den Großwesir vor weiteren Aufrüstungen. Sie wird eine Eskalation stets ablehnen. Sowohl die Hegemonialregierung als auch die Regierung Astors gefährden den regionalen Frieden und das Wirtschaftsklima. Entsprechend setzt das Shaikhan hier eine Grenze, insofern dass man die Zusammenarbeit soweit einstellen wird, dass sich Lehim wie Khadesh verhalten würde. Entsprechend wäre Lehim nur noch nominell Teil der Hegemonie. Ein Austritt wird ausgeschlossen, aber man werde dann in Zukunft allein die eigenen Ziele verfolgen und nicht nur schlicht prioritisieren.

Die Regierung beginnt mit einer kontroversen Diskussion über Bevölkerungswachstum und Zukunftsperspektiven. Es ist ein offenes Geheimnis, dass bis auf Ashar der Großteil des Landes nur vom Tourismus lebt und so die Aussichten der Jugend auf Arbeit bei den meisten anderen Berufen beschränkt ist, so dass eine erhebliche Abwanderung in den Rest der Hegemonie besteht. Diesem will die Regierung einerseits durch Diversifizierung des Tourismus und andererseits durch eine mögliche neue Industrialisierung entgegen wirken. Auf der anderen Seite steht dabei aber auch Lehims Ruf als Luxusziel mit industriefreien Städten und Stränden auf dem Spiel.

Die Agressionen anderer Nationen sind Lehim nicht entgangen. Aber man lässt sich dadurch nicht verrückt machen und setzt die Agenda erst deutlich später an. Immerhin ist Lehim mit einer vernünftigen auf Vertedigung ausgelegten Streitmacht ausgestattet und hat die Hegemonie im Rücken. In dem Fall macht sie auch die Hegemonie nicht dafür verantwortlich. Das ist ganz allein Sache der Irren, die sich hier aufspielen. Aber letztendlich geht es nur darum, die Touristen sicher vor dem Irrsinn der Welt abzuschirmen.

In dieser Woche werden die Berichte über den Oceanik zusammengestellt. Dabei sind die aktuellen Wirtschaftsenwicklungen und sicherheitspolitischen Bedenken an erster Stelle. Dann folgt eine Kurzanalyse regionaler und fremder Akteure sowie eine Prognose auf mögliche Entwicklungen. Letztendlich wird die Entwicklungsaussicht Lehims dagegen gestellt, um eine bessere Kontrastierung und Einordnung zu erreichen. Und dann ein landesweites Diskussionsforum eröffnet, um Ideen und Impulse zu gewinnen.

Die Regierung gibt bekannt, selbst die Friedenskonferenz beherben zu wollen, sollte in dieser Woche keine entgültige Entscheidung anderer Akteure fallen. Die Dauerkrise belaste den Tourismus und es sei eine Schande für die Weltgemeinschaft, nicht diesen Umstand lösen zu wollen. Dabei könne man sich wohl kaum auf ein Land verlassen, dass nur deshalb nicht Agressor dastehen würde, weil es nur kurz vor dem eigenen Angriff überfallen wurde.

Die Regierung kritisiert, dass keine Delegation aus Lehim zur Konferenz entsendet wurde. Von Lehims Seite wäre der Friedenswunsch viel glaubwürdiger, vor allem weil man auf Zaiidi verzichten könnte, auch wenn Lehim natürlich welche hätte. Diese Bemerkung löst mehr Aufregung aus als die gesamte restliche Nachricht. Steht jetzt eine Hexenkrise an?

In der Perspektive der im Sande verlaufenen Friedensverhandlungen spricht sich die Regierung für einen einseitigen Friedensvertrag mit Ratelon aus. Es sollte zumindest ein seperater Frieden geschlossen werden, um Rechtssicherheit und Stabilität zu erreichen. Man könne ja wohl kaum eine Partei wie Astor oder Albernia zum Frieden zwingen, wenn sie das offensichtlich nicht wollten.

Nach schier endlosen Vorbereitungen steht der neue Verwaltungsplan für die Inseln, die einst zu Jiklà gehörten. Dabei wird beim Lesen des Planes klar, dass nichts den Unwegbarkeiten überlassen wurde. Von der kleinsten Palme bis zum letzten Fähranleger wurde alles erfasst. Und natürlich auch, wie die neuen Gebiete siedlungstechnisch erfasst werden sollen. Also mit einem Drittel mehr Einwohner als bisher mindestens. Das wird auch eine demographische Hürde in besonderer Form.

Die neue Wirtschaftsplanung sieht vermehrt Leichtindustrie vor. Da Schwerindustrie auf Ashar zentriert ist, soll Leichtindustrie mehr in anderen Teilen des Reiches verteilt werden. Aber natürlich auch in Ashar mit für Beschäftigung sorgen. Es geht vor allem darum, die Mehrbelastung durch die weiteren Inseln sowie die Herausforderungen der Zukunft abzufangen. Eine größere Konzentration auf Schwerindustrie wäre zu dem ein deutlicher Verlust, da die Nachfrage regional und national schlicht nicht gegeben ist, wenn man einmal von einem moderaten Bedarf an Schiffen absieht, welche für Transport und Fischwirtschaft nötig sind.

Die Regierung beendet ihren Sicherheitsbericht über die aktuelle regionale Lage. Dabei werden das Kernreich mit seinem Spiel um die ehemaligen Westlichen Inseln und das Imperium Ladinorum auf Grund seiner seltsamen Aufrüstung und Weltmachtsfantasien als größte Risiken identifiziert. Für Lehims Regierung ist damit nur weniger zukünftiger Tourismus, weniger Sicherheit und weniger Innovation im zivilen Bereich ersichtlich. Und steigendes Risiko im zwischenstaatlichen Miteinander.

Inmitten der ganzen Wirren soll der Jahrestag nicht untergehen. Zwar ist die genaue Gründung etwas unsicher, aber man ist irgendwann übereingekommen, dass Lehim 776 vor unserer Zeit gegründet wurde. Damit wird Lehim dieses Jahr 2800 Jahre alt. Zu diesem besonderen Jubiläum muss schlicht alles stimmen und bereitstehen. Auch für Gäste soll es als eines der ältesten Staatsgebilde der Welt repräsentativ sein.

Für den Jahrestag wird dennoch überlegt, ob man auch unliebige Repräsentanten ausladen sollte. Auf der anderen Seite kann ein solches Ereignis ja auch versöhnend wirken. Viel wichtiger als dieses Gedankenspiel ist die Sicherung der Versorgung. Eine solche Feier ist dann doch deutlich über dem, was Lehim sonst zu leisten bereit ist. Wie bei der Fußballweltmeisterschaft braucht es hier die Hilfe der Hegemonie. Notgedrungen.

Notgedrungen durch den äußeren Druck muss zu Ungunsten weiterer Infrastrukturprojekte, welche vor allem den Bewohnern, aber eben auch dem Tourismus zukommen sollten, der Verteidigungsetat erhöht werden. Irgendwelche Irren müssen ja immer eskalieren. Diesmal ist es nichtmal die Hegemonialregierung, von der man bekanntermaßen auch keine hohe Meinung hat, sondern die ganz gewöhnlichen Machtbesessenen der Region, die alles in Kontrolle, Bevormundung und Konfrontation sehen, statt sich um Verständigung und Entspannung zu bemühen, der vor allem auch dem eigenen Geldbeutel, aber eben auch der nachfolgenden Generation nutzen würde.

In einer Abkehr seiner sonst so bejubelten Opposition spricht sich Lehim für die Gründung der Konferenz der Nationen aus und begrüßt die Initiative. Man hoffe, dass sich dadurch Spannungen auflösen würden und vor allem der Orceanische Raum zu einer Zeit der Vernetzung und Prosperität finden könnte. Vor allem hofft man auf einen Anstieg des Tourismus durch den zu erwartenden Anstieg von Stabilität und Wohlstand.

Auf Grund des Scheiterns der Friedensgespräche wird notgedrungen das Verteidigungsbudget erhöht. Zu den geplanten Anschaffungen gehören moderne Drohnen und Körperpanzerungen. Dazu kommen verbesserte Sequenzen und Verschlüsselung von Elektronik und Signalen. Und natürlich küstengestützte Verteidigungssysteme.

Die Regierung befasst sich mit der Vorbereitung der Wahlen. Die untere Kammer ist parteienmäßig gespalten wie noch nie. Die Unabhängigkeit von der Hegemonie bleibt dabei wie immer Randposition, aber man ist sich uneins, wie mit der aktuellen Außenpolitik und den Folgen für Wirtschaft und vor allem Tourismus zu verfahren ist. Dies geht faktisch an die Existenz des Landes. Und so wird die Position derjenigen stärker, die jenseits vom Tourismus mehr wirtschaftliche Standbeine anmahnen.

Einige Populisten fordern wie so oft die Einführung der seltsamen Systeme, wie sie die geographischen Nachbarn besitzen, doch das sind großteils noch nicht integrierte Zuwanderer von dort, die mit echten Lehimi nichts zu tun haben, und großteils aus wirtschaftlichen Gründen angereist sind. Diesem begegnet die Verwaltung und Öffentlichkeit mit Isolation und Heiratsverbot, bis eine Integration stattgefunden hat. Jeder Versuch, Parallelgesellschaften aufzubauen oder die Verbote zu unterlaufen wird mit Ausweisung ohne Wiederkehr bestraft. Man mag am Irrsinn des Kernreichs nicht teilhaben wollen, aber die Blödheit des so genannten "Westens" teilt man trotz der Nachbarschaft natürlich nicht.

Am Ende wird eine eher gemäßigte Partei ins Amt gewählt, die auf dem Status Quo aufbaut. Distanzierung von für Lehim ungünstigen Aktionen der Hegemonialregierung, aber Kooperation in anderen Fällen. Gemischte Wirtschaft und Industrie 4.0 zur Unterstützung des Tourismus. Erhalt und Pflege der Natur Lehims und Überholung der Infrastruktur. Daneben begrenzte und rücksichtsvolle Exploration des Ozeans innerhalb des lehimischen Staatsgebietes. Und eine mögliche Verbesserung der Landesabwehr, nur um sicher zu gehen.