Diese betritt den Raum und ein kleiner Schreckensschrei entweicht ihr. Sie fährt herum, wohl um schnellsmöglich den Notknopf zu drücken, um Verstärkung herbeizurufen und rennt aus der Tür hinaus und den Flur hinunter. Denn wie jeder weiß, behandelt man solche Notfälle erst nachdem man Hilfe herbeigeordert hat.
Wir werfen hier niemanden raus. Platz ist mehr als genug, denn Vergiftungen gibt es eher selten. Deswegen habt ihr auch die gesamte Station für euch. Ich werde gerne den Arzt informieren.
Entschuldige bitte, ich habe das nicht böse gemeint und dich falsch verstanden. Du kannst gerne auch schon gehen. Ich werde dich nicht abhalten.
Der junge Pfleger wirkt verlegen.
Oh, ja, in etwa 36 Stunden, wenn der Chefarzt sein Einverständnis gibt. Brauchst du noch etwas inzwischen?
Das habe ich doch gerade schon gesagt.
Er sieht offen besorgt aus.
Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du noch etwas bleibst, da deine Konzentration und dein Gehör offensichtlich beeinträchtigt sind. Und ein Gegengift existiert nicht wirklich. Das muss aus dem Blutkreis gespült werden.
Eine Art Nervengift.
Er rattert eine Reihe von Symptomen und Namen herunter, die Danyal mangels Kenntnisse um Gifte wenig sagen. Scheinbar führt das Gift zur Lähmung und bei größeren Mengen zu Schäden an Organen bis zum Organversagen, besonders bei Nieren und Leber.
Du kannst faktisch sofort gehen, wenn du magst. Dein Begleiter sollte noch hierbleiben bis die Nachwirkungen behoben wurden und Folgeschäden ausgeschlossen werden können. Der Arzt würde übrigens gerne wissen, wieso du noch auf den Beinen warst. Allen Anzeichen nach müsstest du genauso liegen.
Soso, dafür benötigt man jedoch keine Anmeldung und Anstellung durch den Großwesir, um als Stimmungsmesser zu fungieren. Du kannst nicht beides sein. Egal, ich habe meine Einwände vorgebracht und deinen Aufenthalt begrenzt. Viel Spaß bei deinem bezahlten Urlaub. Wir werden uns nicht wieder sehen. Ich muss mich dringend waschen, denn deine Anwesenheit beschmutzt mich.
Mit einem verächtlichen und angewiderten Blick verlässt der ältere Mann das Zimmer. Später erscheint dann ein junger Pfleger, der sich höflich danach erkundigt, um Danyal etwas braucht.
Ja, die Aussage mit dem bezahlten Urlaub deckt sich mit Beschreibung der Hexe von dir. Auch sie bestand darauf, dass du kein Agent bist, aber bezeichnete dich als nutzlosen Taugenichts. Dass der Großwesir Personen herschickt, die ihre Aufgabe nicht ernst nehmen und auf Kosten der Hegemonie dann Faulenzen, spricht nicht für ihn. Du bist also entweder ein dreister Lügner oder ein Faulenzer und folglich für eine militärische Operation, vor allem eine die Feingefühl erfordert, massiv ungeeignet. Daher verbitte ich mir im Namen des Shaikhans ausdrücklich jegliche Einmischung deiner Person und erwarte, dass du deinen bezahlten Urlaub innerhalb von zwei Wochen beendest.
Sein bisher anklagender Ton ist nun mehr blanker Verachtung gewichen. Vor allem die Sache mit dem "bezahlten Urlaub" hat er geradezu ausgespien als wäre Danyal weniger wert als ein Barbar.
Soso, du willst uns also dabei helfen. Was genau ist denn dein Auftrag?
Eis 2: Ein inneres Unwohlsein stellt sich ein. Nicht nur hat Danyal nicht der Betitelung als Agent am Anfang widersprochen, er hat auch gerade zugegeben, dass er tiefer in der Angelegenheit steckt und die Befugnis hatte, den Atash abzukommandieren. Das entspricht nicht wirklich dem, was der Großwesir Lehim als Hintergrund genannt haben dürfte. Seine Mission versemmeln ist eine Sache, aber ob der Großwesir darüber hinwegsehen wird, dass Danyal ihn so gegenüber Lehim bloßstellt?
Und nach meinen Informationen hast du unsere monatelange Arbeit zunichte gemacht, genau eine solche Eskalation zu vermeiden. Warum genau hast du den Atash abkommandieren lassen? Ich kann nur gratulieren. Dadurch sind mindestens siebzehn weitere Kultisten entkommen. Wir müssen hier also ausbaden, was man in eurem "Kern"reich nicht unter Kontrolle halten kann. Hast du mir noch irgendetwas anzubieten?
Er schaut stirnrunzelnd durch den Raum.
Wenigstens haben wir eine Hexe dingfest machen können, aber es wurde noch eine andere gesehen. Ich dachte, sie wäre hier. Nach der Übereinkunft von Aga'al sind Hexen anzumelden, bevor sie uns besuchen. Genauso wie wir unsere Vorboten anmelden müssen. Auch dies laste ich dir an.
Wie aussieht, ist die eine Hexe geradeso entkommen und nun darf Danyal das ausbaden. Danyal weiß aber auch, dass sie unter einem anderen Namen da war und wenn er sie verrät, dann dürfte es auch Konsequenzen für ihn haben, denn immerhin ist Zaina im Vergleich zu Ishri Teil der hegemonialen Regierung gewesen.
Eine kurze Zeit später kommt ein kräftiger Mann in einer Uniform Lehims ohne Abzeichen herein und setzt sich ungefragt auf den Platz, den Zaina gerade verlassen hat. Er ist deutlich im fortgeschrittenen Alter und wirkt eher wie eine Art Verwalter als ein Militär. Seine silbergrauen Haare sind ebenso sauber gestutzt wie sein Bart. Trotz seines Alters muss der Mann phantastisch in Form sein, denn die Bewegungen sind fließend und ohne Zögern oder Zittern. Die Haut ist absolut sonnenverbrannt, fast schon übermäßig.
Nun, Agent Danyal Khaje, sag mir, warum ich dich nicht sofort aus meinem Land ausweisen sollte? Nach meinen Informationen ist es deine Aufgabe, hier einfach nur zu repräsentieren und nicht Saredash Amok laufen zu lassen.
Der Großwesir sagte da was bezüglich Danyals öffentlicher Aufgabe. Und auch, dass Lehim durchaus Entscheidungsgewalten hätte. Nur wer hat ihnen gesteckt, dass er Agent ist? Das ist er ja offiziell nicht.
Der Mann ist sichtlich von Danyals recht unprofessioneller Kaskade von Fragen überrascht und ein Stirnrunzeln zeigt sich auf seinem sonst so glatten, gesunden und schönen Gesicht.
Es ist Standard, dass alle Personen bei einem solchen Zwischenfall zum Testen auf die Krankenstation kommen. Es verwundert mich, dass das in Futuna nicht der Fall ist. Aber das ist unerheblich. Wir werden euch dorthin bringen und nach den Untersuchungen könnt ihr den Zuständigen dann berichten und vielleicht auch Fragen stellen. Meine Aufgabe ist das nicht. Allerdings . . .
Er grinst Zaina Bel-Hak an und deutet auf eine andere Gestalt in voller Kampfmontur.
Simbale Anduya ist ein großer Fan von dir und würde sich bestimmt freuen, wenn du ihr hinterher etwas signierst. Sie schwärmt immer wieder von deiner Flucht von Khadesh.
Mannschaftsärzte mit entsprechenden Kennzeichen - einer blauen Palme - und deren Helfer treten heran und untersuchen Danyal und Zaina vorsichtig, während bereit Tragen bereitstehen.
Wie sie da auf dem Boden liegen, werden sie von den Parshans Lehims entdeckt und gesichert, nachdem diese die Umgebung gesichert haben. Der Truppführer nimmt nach dem "Gesichert"- Zeichen schließlich den Helm ab und nickt Danyal respektvoll zu. Es ist absoluter Hüne von einem Mann mit schwarzen Haarstoppeln und erstaunlich blauen Augen über freundlich geschwungenen Lippen. Er sieht wirklich gut aus.
Agent Danyal Khaje, ich bin Har Belak und das ist mein Trupp Verede. Dein Funkspruch hat ein Blutbad vermieden. Alle Personen sind am Leben, darunter der Atash mit schweren Verletzungen und zwölf dingfest gemachte Kultisten. Die verbliebenen Assassinen und Angestellten bleiben zur Überprüfung in Gewahrsam.
Er lässt den Blick durch den Gang schweifen.
Gute Arbeit auch hier mit den Angreifern. Ich lasse deine Begleitung und dich dann mit dem Hüter in die Krankenstation verlegen. Sobald ihr euch erholt habt, könnt ihr meinen Vorgesetzten sicher erklären, was die Person namens Ishri hier tut, obwohl sie hier gar nicht sein dürfte. Auch sie ist erstmal in Gewahrsam.
Es sind vielleicht drei oder vier Minuten vergangen als er diese Entscheidungen zu treffen sucht und durch seinen Schleier aus Schwäche und Übelkeit bricht das lauter werdende Dröhnen mehrer Militärhubschrauber, die scheinbar direkt auf die Botschaft zuhalten. Im nächsten Augenblick erklingt eine durchdringende Stimme von der Art Frau, die scheinbar schon hundert Jahre nutzlose Männer herumgescheucht hat und sich von keinem Grünschnabel irgendetwas sagen lässt, also wie Oberschwestern in überfüllten Krankenhäusern, die selbst bei Stromausfällen und Erdbeben nicht ihre Ruhe verlieren, oder Matronen von Familienclans, die selbst Fremde wie Kinder behandeln und oft damit durchkommen.
Hier spricht das Shaikhan Lehim, legt euch auf den Boden und befolgt alle Anweisungen. Alle werden in Gewahrsam genommen bis die Angelegenheit geklärt ist. Widerstand wird mit der vollen Härte des Gesetzes beantwortet!"
Vor den Fenstern eines der Räume kann man sehen wie Leinen nach unten gelassen werden und Personen in voller Kampfmontur aus Kevlar und Keramik in einstudierter und präziser Bewegung dem Boden entgegenrutschen. Eine Gestalt mit Wärmevisir schaut nach beim Rutschen in ihre ungefähre Richtung und die Funkknöpfe an der matten Uniform mit einer einzelnen golden Palme leuchten kurz auf. Gleich darauf kann man das Trappeln von Füßen auf dem marmonen Parkett im Garten hören wie Gruppen in verschiedene Richtungen eilen.
Der Vergleich mit Hatha ist geradezu lächerlich. Und niemand im Kernreich würde Lehim das zutrauen, das ja immer nur Touristen und sonstwaswen ins Land lässt und allgemein für eher nachlässig und schwach gehalten wird. Es mag sich die wage Vermutung einstellen, dass alle möglichen Vorurteile, die Danyal je über die Lehimi gehegt haben könnte, absoluter Irrsinn sind. Denn offensichtlich investiert das Land seine Mittel bei der schnellen Eingreiftruppe an der richtigen Stelle.
Am Strand der Insel Ashar war ein Wal angeschwemmt worden. Nachdem Nachbarn ihn stundenlang mit Wasser übergossen hatten, konnte man schließlich mit Hilfe aus der Stadt das Tier ins Meer zurückschieben. Zunächst wirkte es so, als würde es verwirrt erneut anlanden wollen, dann rettete es sich jedoch ins tiefe Wasser. Entsprechend wurde ein kleines spontanes Fest gegeben, um dieses Ereignis zu begießen.
Im Notfall konnte man sich trotz aller lokaler Schrullen auf die Regierung von Lehim mehr verlassen als anderswo. Die Kette der Bürokratie war kurz und die Korruption fast nicht vorhanden. Material und Personal waren schnell verfügbar und Beteiligte oft hoch motiviert. So auch bei diesem Sturm im äußeren Süden der Hauptinsel, nach dem innerhalb eines halben Tage zwei Lasthubschrauber und drei Mannschaftswagen mit Helfern, medizinischen Personal und Koordinatoren und Betreuern vor Ort waren. Die wenigen schwer verletzten wurden rasch in das nächste Krankenhaus verlegt und Verluste wurden erfasst. Geteilter Schmerz konnte so etwas gelindert werden.
Die bestimmende Handelsversammlung verfiel auf die Idee, jene neu dazugewonnenen Gebiete aus der Auflösung von Jiklà, welche großteils unzerstört waren, in gewaltige Tourismusressorts zu verwandeln, um den Gewinn hoch und die eigenen Kosten gering zu halten. Der Tick dabei war es, die Regionen durch Touristen aufbauen zu lassen und das Ganze als Abenteuerurlaub zu bewerben. Sicherlich fanden sich da ein paar Dumme, aber wohl kaum genau für den Wideraufbau ganzer Inseln.
Heute ist nicht nur der Name schief, sondern auch das ganze Gebäude. Durch einen Konstruktionsfehler in den sehr alten Bauten wie auch diesem in der Altstadt, die ohne Wissen um die nunmehr hohlen und leeren Magmakammern unter der Stadt angelegt wurden, ist die Erde nunmehr ab Abgleiten. Auch wenn kein Gebäude unreparabel beschädigt wurde, so hat es doch einigen Schrecken hervorgerufen und wird einiges kosten zu richten. So ist der Restaurantbetrieb auch in Zukunft begrenzt, denn solche Grundarbeiten werden auch Zeit in Anspruch nehmen, um eben Einstürze zu vermeiden.
"In 99 Tagen ins All" ist eine lehimische Zeichentrickserie über einen Krokodilsmenschen, drei anthromorphe Bananen und einen Eisbären, welche mit einem selbstgebauten Raumschiff ins All wollen und dabei verschiedene Realitäten kreuzen bis ihre Alter-Egos als Menschen wirklich durchs All segeln. Das große Finale läuft auf der Leinwand im Garten der Schiefen Krabbe und die jüngen Mädchen heulen schon bei der Heimkehr des einsamen Eisbären zu seiner Familie im Nordpolarmeer. Einige Alte sind schon vorher mit Ahnung nach Hause gehumpelt.
In der Ausstellung "Phantastische Tierwesen" gibt es vor allem wieder die prächtige Smaragdkrabbe zu bewundern, deren Rückenpanzer aus grünem leuchtenden Stein zu bestehen scheint. Jahr für Jahr zieht sie Hunderte Kinder an, welche sie bestaunen wollen. Das gefleckte Lama dagegen hat mit seiner Spuckfreude alle möglichen Bewunderer vertrieben. Der Mitternachtsuhu ist nicht auffindbar in seinem dunklen Revier. Die gehässige Boa hat alle Beobachter verprellt. Und die Unerlässliche Grille gibt einfach keine Ruhe.
