Beiträge von Danyal Khaje

    Meine einzige Frage ist, warum es ratsam sein könnte, dem Shaikh aus dem Weg zu gehen? Ansonsten bin ich bereit, einzutreten.

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    Die Musterung des Wächters lässt er ruhig über sich ergehen. Innerlich hat er sich auf eine Leibesvisitation eingestellt. Danyal kennt Kameraden, die in solchen Fällen zurückstarren, um ihre Furchtlosigkeit zu demonstrieren, doch das verbucht er unter Nachwirkungen der Pubertät, die sich mit der Zeit verwachsen. Der Wächter kommt nur seinem Auftrag nach und Danyal hat nicht vor, ihm diesen schwer zu machen. Mut beweist ein Parshan in ganz anderen Situationen.

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    Danyal verleiht seiner Dankbarkeit durch Nicken Ausdruck. Nachdem beide ausgestiegen sind, biegt er in der Tat kurz zur Herrentoilette ab, denn eine volle Blase wirkt sich auf die Konzentration aus. Zudem will er sich die Hände und das Gesicht waschen und sein Äußeres im Spiegel überprüfen. Mit etwas Wasser kämmt er die vom Wind zerzausten Haare in eine vorzeigbare Form, spült sich den Mund aus und trocknet am Ende sorgfältig seine Haut und den Kragen ab, der ein paar Tropfen abbekommen hat.

    Nach einigen Minuten kehrt er zurück und schaut sich im Gewimmel des Empfangssaals nach Xaxai Anwar um.

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    Xaxai Anwar ist ihm trotz ihrer eigenwilligen Körpersprache nicht unsympathisch und erscheint kompetent. Wenngleich sie einräumt, keinen praktischen Nutzen zu erfüllen, sieht Danyal das anders, der bisher auf Kameradschaft gedrillt wurde und nicht darauf, Einzelkämpfer zu sein.

    Er traut sich die Aufgabe als Agent durchaus zu, doch wird er eine Zeit der Umgewöhnung benötigen, ehe er allein so effektiv agieren kann wie in der Truppe. Es mag sein, dass allein Xaxai Anwars Gegenwart ihn beruhigt, denn sie war bisher der einzige Mensch, der ihm Sicherheit vermittelte, anstatt seine Verwirrung zu erhöhen und er weiß nicht, was ihn beim Großwesir erwartet.

    Wenn dich dein Weg ohnehin ins Gebäude führt, würde es mich freuen, wenn du mich begleitest. Ich komme aber im Notfall auch ohne dich zurecht.

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    Er lächelt etwas auf seinen letzten Satz hin, anzeigend, dass die mitschwingende Tragik nicht gänzlich ernstzunehmen ist.

    Xaxai Anwar hat signalisiert, dass ihr eigentlich die Zeit fehlen würde, andererseits hätte sie wohl kaum gefragt, wenn sie diese nicht unter Umständen doch erübrigen könnte.

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    Na, ein Glück auch. Dann ist nicht zu befürchten, dass seine Vorgesetzten noch zu Danyals Lebzeiten von der Kritik zu hören bekommen, die er versehentlich losgetreten hat. Während der Fahrt beobachtet er die freilaufenden Schildkröten, die sich in Sicherheit schleppen.

    Als sie das Anwesen schließlich erreichen, ist von seiner Übelkeit nichts mehr zu spüren. Danyal hat sich so weit beruhigt, wie das möglich ist mit der Aussicht, das erste Mal einen Termin beim Großwesir wahrzunehmen. Die ansehnliche Architektur fällt ihm erst auf, nachdem er die Anwesenden, so weit sichtbar, ihre Ausrüstung und ihre Körpersprache und deren zu erwartende Bewegungsrouten zur Kenntnis genommen hat. Das Verhalten folgt einem Automatismus, so wie der Tatsache, dass er ungern mit dem Rücken zur Tür zu steht, auch wenn er sich ansonsten wohlfühlt.

    Er blickt am Ende seiner Lagefeststellung zurück zum Wagen.

    Wirst du mich begleiten oder ist es Zeit, Abschied zu nehmen?

    Es gibt nichts zu Verzeihen, Xaxai Anwar. Sicher sind eventuelle Missverständnisse rein organisatorischer Natur und können leicht behoben werden.

    R O L L E N S P I E L:

    Hat er seine Vorgesetzten versehentlich angeschwärzt? Er muss sich beruhigen, wieder völlig klar werden im Geist. Mit spezieller Atmung bekämpft er die körperlichen Auswirkungen seiner Nervosität. Eine Zeit einatmen, zwei Zeiten ausatmen und der Puls schlägt bald wieder einen angemessenen Takt. Als der Wagen beschleunigt, nimmt er das Bonbon zu sich, das ihm wohltut, und nun verschwindet auch die Blässe. Danyal nickt zustimmend ohne rechten Zusammenhang, weil er genau das gewohnt ist. Das gleichmäßige Brummen des Motors bildet den passenden Hintergrund für die Meditationstechnik, mit der er seinen Geist wieder fokussiert. Der Großwesir kann keine Schwächlinge für seinen Auftrag gebrauchen.

    Was ihn freut, ist die Aussicht auf die Einweisung durch den Großwesir persönlich. Er ist gespannt, was ihn erwarten wird. Noch mehr freut er sich auf die Instruktionen.

    Wenige Minuten später sitzt im Wagen wieder Danyal Khaje, das Werkzeug, die Augen dunkel und hart wie Basalt. Doch nicht so seelenlos, wie er selbst es gern hätte.

    Bist du ein Mensch?

    R O L L E N S P I E L:

    Die Tatsache, dass sie an zwei weit voneinander entfernten Orten gleichzeitig spricht, führt zu den wildesten Erklärungsversuchen seitens Danyals, vielleicht ist sie ein Android der besonders fortschrittlichen Sorte oder verfügt über ein Implantat im Gehirn, was sie mit dem Weltnetz verbindet? Sie hat bereits gesagt, dass sie keine zufriedenstellende Antwort geben wird, doch diese Rückfrage ist aus Danyal herausgeplatzt.

    Selbstständig zu denken und zu handeln ist nichts, was man mich gelehrt hat. Im Gegenteil, mir wurde beigebracht, den Befehlen meiner Vorgesetzten zu vertrauen und mich akribisch an diese zu halten. Für eigene Gedanken und Bedenken war kein Platz. Ich werde ... dazulernen müssen. Umlernen vielmehr.

    R O L L E N S P I E L:

    Die Aussicht, auf einmal eigenmächtig denken und handeln zu sollen, bereitet ihm Unbehagen, so dass er nervös die Stirn runzelt. Er versucht, die zu erwartenden Schwierigkeiten als Herausforderungen umzudeuten, ruft sich die Vorteile für seine Karriere ins Gedächtnis und ist dennoch für einen Moment verzweifelt, weil ihm der schützende Rahmen eines Einsatzbefehls fehlt und auch kein Vorgesetzter anwesend ist. Danyal ist, wie es scheint, ganz auf sich allein gestellt in seiner neuen Funktion als Agent. Die Erkenntnis ist wie ein freier Fall.

    Wenn Xaxai Anwar tatsächlich in seiner Seele lesen könnte, so würde sie dort keine Abgründe finden, sondern ein hochfunktionales Werkzeug der Hegemonie, das gierig klappernd darauf wartet, benutzt zu werden. Sie würde einen jungen Mann sehen, der all seine Stärke und all sein Selbstbewusstsein aus seiner Funktion als Parshan zieht.

    Nimmt man ihm diese weg, bleibt eine nackte, weiche Seele zurück, die hilflos dem Strom der Gezeiten ausgesetzt ist, als hätte man einen Einsiedlerkrebs aus seiner Muschel gezogen, die er panisch wiederzufinden sucht. Der Privatmann Danyal Khaje ist jemand, der keine Freunde hat, keine Hobbys, keine Liebschaften und sich schon immer ausschließlich über seine Leistungen definiert hat. Der Privatmann Danyal Khaje will nicht existieren. Er hat sich selbst zur Eliminierung durch den Parshan Danyal Khaje freigegeben, der ihm bereits den Stiefel ins Genick stemmt und ihm die Waffe auf den Hinterkopf drückt, nun aber aufblickt und den Finger vom Abzug nimmt, weil er die Welt nicht mehr versteht.

    Ich bin sicher, meine Begleiter haben nur getan, was man ihnen auftrug.

    R O L L E N S P I E L:

    Reflexartig nimmt er die anderen Militärs in Schutz, auch wenn der Jüngere der beiden regelrecht vor ihm geflüchtet ist und sich hinter seinem Datenpad versteckt hat.

    Nervös in Anbetracht so bedeutsamer Gegenwart zieht Danyal das Insektentuch von seinem Haar, das wie ein Schleier sein Gesicht geschützt hat, und nimmt den Bonbon entgegen. Jedoch wartete er noch damit, ihn zu lutschen, um vernünftig mit der Gesandten sprechen zu können.


    Danke, Xaxai Anwar. Ist das die korrekte Anrede oder wünschst du eine andere? Ich bin bislang noch nicht instruiert worden, bitte daher um einen Hinweis, sollte mir ein Fehltritt unterlaufen.

    R O L L E N S P I E L:

    Um Nachsicht bittet er nicht, denn Fehler sind dazu da, um korrigiert zu werden. Aufgrund ihrer monotonen Sprechweise bereitet es ihm Mühe, der Dame aufmerksam zu folgen. Sie erinnert ihn an eine Theorieausbilderin aus Tzaris, während deren Unterrichts selbst Danyal, der viel auf Disziplin gab, zwei oder drei Mal weggenickt war.

    So ist er auch nicht ganz sicher, ob er richtig verstanden hat, dass sie in diesen Minuten im Hohen Rat über den Oxident-Express sprechen würde. Einen Moment wischt er die Frage als unsinnig beiseite, doch dann beschließt er, wenn sie ihm schon anbietet, seine Fragen zu beantworten, diese auch zu stellen.

    Habe ich richtig erfasst, dass du gerade eben auch im Hohen Rat sprichst? Wenn ja, wie ist das möglich?

    R O L L E N S P I E L:

    Sie wird ja wohl kein Hologramm sein?! Wenn doch, dann ist sie ein sehr gutes.

    Ist der Ausweis auch mit der Präsenz meines leblosen Körpers gültig?

    R O L L E N S P I E L:

    Die Frage mag sich wie ein Scherz anhören, hat jedoch durchaus Relevanz für die Einsatztaktik. Denn dann muss er im schlimmsten Fall versuchen zu verhindern, dass sein Leichnam samt Ausweis in die falschen Hände fällt.

    Ich hätte die Namen trotzdem gern erfahren.

    R O L L E N S P I E L:

    Gerade hat er sich noch gefreut, über seine momentane Situation sprechen zu können, doch da flüchtet der Mann regelrecht vor ihm, als würde er ahnen, was der "erwählte Agent des Großwesirs" im Schilde führt. Danyal schickt ihm einen anklagenden Blick hinterher, dann lässt er den Kopf nach hinten sinken. Es wird schon alles seinen Gang gehen, es sind Profis. Er schaltet das Denken aus und überlässt es der Hegemonie, das für ihn zu tun.

    Auch er zieht sein Datenpad aus der Hose, liest ein paar persönliche Mitteilungen und was es an offiziellen Nachrichten so gibt, wobei er seriös erscheinender Berichterstattung den Vorzug gibt. Recht schnell hat er alle laufenden Konversationen abgearbeitet, denn allzu viele Kontakte besitzt er nicht. Er runzelt die Stirn, als er auf das Display starrt. Machen die Interferenzen Probleme? Er wird es spätestens merken, wenn seine Antworten nicht versendet werden können.

    Er schaltet das Datenpad wieder aus und schiebt es in die Tasche, weil ihm mittlerweile übel wird. Der Flug macht ihm zu schaffen. Er schließt die Augen und erbleicht. Zwischendurch blinzelt er, um die Aussicht zu betrachten, doch die Übelkeit verdirbt ihm die Freude daran, was ihn ärgert. Unter ihm liegt Persuna, die Stadt seiner Geburt, und ihm ist schlecht. Die halsbrecherische Landung macht es nicht besser.

    Als er endlich wieder festen Boden unter den Stiefeln hat, plagt ihn immer noch das Gefühl, zu fliegen. Vermutlich wird er heute Nacht davon träumen. Er nimmt ein Insektentuch entgegen und trinkt Saft in der Hoffnung, dass er die Übelkeit mindert. Als sein Begleiter auf den Dienstwagen deutet, kann Danyal sich nur mit Mühe verkneifen, ihn wieder etwas zu fragen. Er möchte keinen schlechten Eindruck erwecken, weshalb er weitestgehend den Mund hält, doch würde er gern wissen, was genau hier vor sich geht - und warum er keine Instruktionen erhält. Für einen Parshan ist es nicht leicht, plötzlich ohne Befehle auskommen zu müssen.

    Danyal macht sich diesmal nicht die Mühe, zu fragen, ob er einsteigen dürfe, hoffend, der Fahrer würde in Anbetracht des flauen Gefühls in seiner Magengegend Milde walten lassen und nicht um die Kurven rasen. Er nimmt Platz und blickt noch immer kreideweiß aus dem Fenster, darauf wartend, ob sein Begleiter ihm auch diesmal folgen würde.

    R O L L E N S P I E L:

    Eine Ahnung dämmert in Danyals Geist. Das respektvolle Nicken, die zuvorkommende Art und die Anrede als "erwählter Agent des Großwesirs" lassen durchklingen, dass er bereits als Agent betrachtet wird und offenbar als einer, um den sich besonders gekümmert werden soll. Das gefällt Danyal. Vermutlich hat sein bisher abwartendes Verhalten für Erstaunen gesorgt. Wer weiß, was für Instruktionen die Männer zu seiner Person erhalten haben.

    Mutiger nun, da er die Dinge besser zu verstehen glaubt, erlaubt er dem Älteren nach kurzem Dank das Wegtreten und klettert in die Maschine. Die moderne Ausstattung gefällt ihm als Freund des Fortschritts besonders gut. Er verstaut sein Gepäck und schnallt sich fest. Er hat den Piloten ja bereits gegrüßt.

    Mit wem habe ich das Vergnügen?

    R O L L E N S P I E L:

    Die Frage richtet sich an beide, an den Piloten wie auch den jüngeren Begleiter, wie Danyal durch ein Hin- und Herblicken versucht, auszudrücken. Vielleicht lassen sich ein paar Informationen ermitteln, ohne dass er offenbaren muss, dass er von den Vorgängen, in die er geraten ist, keine Ahnung hat.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Wind zerzaust sein Haar und ruiniert die Frisur. Er sollte die Haare kürzer tragen, damit das nicht mehr passieren kann.

    Der Sturm gefällt Danyal nicht, doch tröstet er sich mit dem Wissen, was ein Überschallflugzeug kostet. Andererseits mag der Anlass dermaßen dringlich sein, dass ein solches Risiko als notwendig erachtet wird. Hier muss er sich ganz in die Hände seiner Vorgesetzten und der Götter begeben.

    Der Mutismus seiner Begleiter macht sie zu einer menschlichen Mauer. Er wagt nicht, einen Spruch zur Auflockerung anzubringen, wie es sonst unter Parshans üblich ist und konzentriert sich auf formal korrektes Verhalten. Aber irgendetwas muss er sagen, da ihm das lange Schweigen nicht behagt, so dass er sich schließlich noch von ihnen verabschiedet und dann, dem wegweisenden Arm folgend, zum Überschallflugzeug geht und hineinschaut.

    Danyal Khaje. Darf ich einsteigen?

    R O L L E N S P I E L:

    Der vertraute Anblick von Tzaris lässt ihn nachdenklich werden. Er weiß noch nicht, wie lange die Mission dauern wird und was genau sein Ziel ist. In einem unnatürlichen, beinahe dystopischen Charme liegt die Stadt unter ihnen, doch recht schnell landen sie wieder. Danyal steigt aus, sein Gepäck über der Schulter.

    Fasziniert betrachtete er im Gehen die langgestreckte, leicht gekrümmte Pfeilform. Mit einer Überschallmaschine ist Danyal noch nicht geflogen. Er blickt sich nach seinen Begleitern um, da er es bis heute gewohnt war, für jeden kleinen Handgriff einem Dienstplan folgen zu können und wo dieser nicht genügte, erhielt er ein Stakkato von Befehlen. Die Dinge scheinen sich vorerst geändert zu haben, was ihn in die Lage versetzt, sich umgewöhnen zu müssen. Auf gut Glück marschiert er auf die Maschine zu. Seine Stiefel klopfen bei jedem Schritt hart auf dem Asphalt der Landebahn. Die zeitliche Überschneidung wird kein Zufall sein, so dass er dort ihr nächstes Ziel vermutet.

    Er schaut, wie man den Umstieg vorbereitet ... und ob es irgendwen gibt, der gegrüßt werden muss oder ob er gleich einsteigen kann.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal hat sich das Hirn verrenken müssen bei der Einschätzung der beiden, doch ist er zufrieden mit seiner Erkenntnis. Er fragt sich, ob die optische Undurchdringlichkeit der oberen Chargen System hat oder als Nebeneffekt den Notwendigkeiten der Machtkämpfe entspringt. Eine Antwort wird er hier und jetzt nicht erhalten, aber vielleicht ergibt sich irgendwann ein aufschlussreiches Gespräch.

    Er steigt in die Maschine, verstaut sein Gepäck, nimmt Platz und schnallt sich fest. Ihm kommen Zweifel ob der anvisierten Rechtzeitigkeit vor Einbruch der Nacht, doch als Parshan weiß er der Funktionalität professioneller Strukturen zu vertrauen. Ob das immer berechtigt ist, sei dahingestellt, doch bleibt ihm am Ende keine andere Wahl. So lässt er sich schicksalsergeben in den Sitz sinken. Es wird schon funktionieren ...

    Er schaut, ob er während des Fluges aus dem Fenster sehen kann.

    R O L L E N S P I E L:

    Von der Plattform aus sieht Danyal das Meer. Erstmalig fällt ihm der starke Wellengang heute auf. Er hofft, dass das nicht auch auf den Wind zutrifft und dass der Flug ruhig verlaufen wird.

    Sein Blick fällt auf die beiden uniformierten Herren vor der wartenden Maschine. Da sie keine Anstalten machen, ihn zu grüßen, geht Danyal davon aus, sie seien ranghöher. Entsprechend lässt er ihnen einen militärischen Gruß zukommen. Alle paar Schritte jemanden korrekt zu grüßen, mitunter etliche Male am Tag die selbe Person, war eines der ersten Dinge, die man ihm beim Militär beigebracht hatte.

    Dann hält er inne. Er ist nicht sicher, ob das Öffnen der Türen des Hubschraubers bedeutet, dass er einsteigen soll, oder ob die Männer im Gegenteil darauf warten, dass jemand aussteigt. So blickt er sie fragend an in der Hoffnung, dass ihre Blickrichtung Auskunft geben würde oder sie ihm sagten, was sie von ihm erwarteten.

    Als aufmerksamer Mensch versucht Danyal nebenbei einzuschätzen, wie alt die beiden wohl seien. Relevant wäre das Wissen wohl weniger, doch er ist neugierig.

    Hintergrund:

    Element x3 - Finsternis

    Jawohl, Atash. Ich bitte darum, meine Eltern darüber zu informieren, dass ich aufgrund einer Mission eine Zeitlang nicht zu erreichen sein werde. Ich werde zwar versuchen, ihnen selbst noch vor der Abreise eine Nachricht zukommen zu lassen, doch mir wäre es wichtig, dass sie auch dann informiert sind, falls die Interferenzen eine Zustellung unmöglich machen. Mögen die Götter ebenso mit dir sein, Atash Thadiya Avahti.

    R O L L E N S P I E L:

    Als guter Sohn hält Danyal seine Familie regelmäßig auf dem Laufenden. Würde er längere Zeit nicht reagieren, würde dieser Umstand unweigerlich Sorge induzieren.

    Auch, wenn die Atash sich schon halb abgewandt hat, gebietet es das Protokoll, dass Danyal sich mit korrektem Gruß verabschiedet, ehe er das Büro verlässt. Sein Schritt ist zügig, zwei Stunden sind nicht viel Zeit.

    Im Quartier angelangt versucht er, seine Eltern mit einer allgemein gehaltenen Nachricht, wie er sie auch der Atash mitteilte, zu kontaktieren. Dass der Auftrag der Geheimhaltung unterliegt, ist ihm noch nicht mitgeteilt worden, doch die Bezeichnung als Agent lässt dies erahnen, weshalb er sich bedeckt hält.

    Da er dem Großwesir angemessen gegenübertreten möchte, isst Danyal trotz der Ankündigung auf Verpflegung noch eine Kleinigkeit, damit sein Magen nicht knurrt, und verschwindet dann in der Dusche. Geduscht, mit geputzten Zähnen, frisch rasiert und neu eingekleidet, ist er zufrieden mit seinem Erscheinungsbild. Am Ende geht er herum und nimmt Abschied von seinen Kameraden. Ihren etwas lästigen Fragen antwortet er mit der ihm eigenen oberflächlichen Freundlichkeit, aber bleibt dabei ausweichend.

    Die wenige verbleibende Zeit verbringt er allein mit geschlossenen Augen auf seinem Bett liegend, ehe es Zeit wird, das Gepäck aufzunehmen und Plattform 7 aufzusuchen.

    R O L L E N S P I E L:

    Er nickt knapp auf ihren Kommentar zu den Rauchwaren hin. Er teilt diese Auffassung, doch das gilt nicht für all seine Kameraden, leider.

    Ihr Schulterzucken bemerkt er, ohne es zu werten. Der Rangunterschied ist so astronomisch, dass Atash Thadiya Avahti sich die eine oder andere Marotte herausnehmen kann. Ab einem bestimmten Ausmaß würden entsprechende Verhaltensweisen bei Danyal höchstens zu der Annahme führen, sie wolle damit seine Reaktion prüfen, anstatt dass er dahinter eine tatsächliche Schwäche vermutet hätte. Er weiß, dass sie ihren Posten nicht ohne Grund innehat.

    Meine Antwort lautet: Ja! Es ist mir eine Ehre, dem Großwesir als Agent zur Verfügung zu stehen!

    R O L L E N S P I E L:

    Um sich einer Auswahl durch den Großwesir zu entziehen - selbst wenn er davon ausgeht, tatsächlich eine Wahl zu haben, was nicht sicher ist - müsste er schon ein Narr bar jeden Ehrgeizes sein. Die Ehre ist unerhört, von den Auswirkungen auf die nächste Beförderung ganz zu schweigen, vorausgesetzt, er würde seine Mission zu des Großwesirs Zufriedenheit erfüllen.

    Er dankt im Geiste seinem Ausbilder, der ihn mit Sicherheit empfohlen hat. Nur anhand der Zahlen in der Datenbank wäre Danyal als einfacher Parshan wohl kaum in das Blickfeld solch namhafter Leute geraten.

    R O L L E N S P I E L:

    Er ist ein Parshan ohne Rang und Namen, folglich muss der Vergleich darauf zielen, ihn seinesgleichen gegenüberzustellen. Anders würde die Frage aus dem Mund einer derart ranghohen Person keinen Sinn ergeben, denn ihr gegenüber ist er sehr gewöhnlich. So besinnt er sich auf die Aspekte seines Wesens, an denen er während seiner Grundausbildung gefeilt hat und die das Attribut 'besonders' in irgendeiner Form rechtfertigen könnten.

    Ich erfülle meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen, Atash. Und ich arbeite hart daran, dazu möglichst effektiv fähig zu sein und meine Grenzen weiter nach oben zu verschieben. Ich rauche nicht, trinke nicht, vergeude generell keine Zeit mit Vergnügungen, die dazu geeignet wären, Körper und Geist zu schwächen. Meine Ausbildung habe ich dadurch als einer der Besten meines Jahrgangs abschließen können.

    R O L L E N S P I E L:

    Zu einem Offizier von astronomischem Rang bestellt zu werden, kann für den einfachen Parshan zweierlei bedeuten: Entweder, er hat etwas sehr gut gemacht, oder sehr schlecht.

    So ist es ein natürlicher Reflex, dass Danyal auf dem langen Weg zum Büro sein Sündenregister durchgeht. Als Parshan, dessen Lebensschwerpunkt die militärische Pflichterfüllung ist, fällt ihm jedoch nichts ein, was eine Ahndung von so hoher Stelle rechtfertigen würde. So geht er davon aus, dass das Gespräch sich um organisatorische Dinge drehen wird. Nur welche?

    Der formelle Gruß mit der Faust fällt seitens Danyals kraftvoll aus, in Anbetracht des Rangunterschiedes ein Zeichen besonderen Respekts für seine Vorgesetzte. Danach lässt er sich auf dem ihm zugewiesenen Sitzplatz nieder.

    Danke, Atash.

    R O L L E N S P I E L:

    Mehr sagt er vorerst nicht, denn es war ihm keine Frage gestellt worden. Stattdessen bedient er sich am Orangensaft, trinkt einen Schluck und mustert die Kameradin aufmerksam über den Rand des Glases hinweg.

    Danyal kennt sie noch nicht, doch er kennt ihren eisernen Ruf. Ihre müden Augen vermögen die Aura der Autorität, die von ihr ausgeht, nur geringfügig zu dämpfen. Was ihn selbst betrifft, so strahlt seine Körpersprache zwar Sicherheit aus, doch die geröteten Ohren verraten eine gewisse Nervosität.

    Er stellt das Glas ab, verschränkt die Hände und wartet.