Beiträge von Danyal Khaje

Er überlegt.

Er schmunzelt über die duale Hilfsbereitschaft.

Da beide Hilfe anboten, gebührt auch beiden Dank. Er nimmt das Datenpad, das sich näher an seiner rechten Hand befindet, da er Rechtshänder ist. Sofern ihm die Bedienung nicht irgendwelche unerwarteten Hindernisse vorsetzt, sollte ein Anruf beim Großwesir eingehen.

Frustriert schaut Danyal auf die Provianttasche in der einen Hand, dann auf das Schnorchelzeug in der anderen. Ihm tun andererseits die Zwillinge leid, die sich aufrichtig Sorgen zu machen scheinen. Zumindest hat er nicht den Eindruck, sie wollten ihn nur loswerden, um am Strand nicht auf den angeschlagenen Agenten achtgeben zu müssen. Die Armen, wie sie gucken. Ihre Sorge gibt letzten Endes den Ausschlag, warum er sich weichklopfen lässt.

Er lächelt aufmunternd.

Mit seinem Proviant und dem Schnorchelzeug ist Danyal voll bepackt mit schönen Sachen. Verwundert schaut er die Kleidung der Zwillinge an.

Dass die fragil gebauten Zwillinge wohl eher kein Kilo essen wollen, ist zwar zu erahnen, aber dann nimmt man den Rest eben wieder mit. Hauptsache, niemand muss hungern. Die Frage, die sie ihm stellen, findet er dann allerdings merkwürdig.

So abwegig ist das nicht, wenn er an die Horrorvorstellung denkt, die er von Thars Ableben hatte. Dreht er etwa durch? Oder hat das etwas mit der Ampulle zu tun, die er bei Zaina sah?

Sogar beim Öffnen von verpackten Rationen kann man also etwas falsch machen. Der eigentliche Fehler aber war wohl gewesen, dem Koch ins Handwerk gepfuscht zu haben in dem Wunsch, ihn nicht mehr als nötig zu stören. Danyal nimmt die Tasche, die für ihn und die Zwillinge vorbereitet wurden, und kehrt in sein Zimmer zurück. Die Uniform kann man nicht einfach am Strand liegen lassen, noch weniger den Schocker, also zieht er wieder seine Freizeitklamotten an, bevor er mit Schnorchelausrüstung und Proviant nach draußen zum vereinbarten Treffpunkt marschiert. Dabei blickt er noch immer misstrauisch durch die Gegend.

Er öffnet eine Tasche und schaut, was er aussortieren kann. Zunächst müssen einige Flaschen weichen.

Sechs Kilo sind kein Gewicht, auch wenn er alles allein trägt.

Besorgt starrt Danyal auf die Fingerspitzen des in Windeseile schnippelnden Kochs, ehe er sich zusammenreißt und ihm in die Augen sieht.

Die Auflistung ist deutlich länger als mit den Zwillingen besprochen. Wie immer, wenn er Stress leidet, meldet sich Danyals Magen.

Je nachdem, wie Natur und Götter die Grotte formten, ist auch ein Einschwimmen ohne Tauchen möglich. Bei dieser offenbar nicht, was Danyal nicht stört. Ihn stört viel mehr die innere Unruhe, die erneut Besitz von ihm ergriffen hat. Am Meer wird sie verfliegen, sofern nicht allzu viele Leute dort im Wasser sind, wo er schnorcheln will.

Er deponiert Schnorchel, Brille, Badehose und Handtuch auf dem Bett, die Wechselsachen und ein Buch ebenfalls. Dann eilt er zur Küche, um den Proviant zu organisieren.

Er wendet sich zum Gehen, wartet aber höflichkeitshalber, ob noch jemand etwas sagen will.

Gute Frage. Hatte er sich etwas eingebildet? Oder handelte es sich um Wirklichkeit? Die Logik sagte, es müsse sich um Einbildung handeln. Das Gefühl ... aber wen scherte das. Danyal versucht sich an einem entspannten Lächeln.

Danyal erschrickt fast zu Tode. Reflexartig stürmt er in sein Quartier und steht eine halbe Minute später in voller Montur im Gang. In der Hand hält er den Elektroschocker. Die kurze Zeit der vollständigen Entspannung zerplatzt wie eine Seifenblase. Die Toten sind wieder da, die Frau mit der Klaue und Thar. Alle toben in seinem Geist. Nur Gedanken, seine Reaktion ist völlig übertrieben.

... aber was, wenn sie doch ...

Danyal marschiert nun doch im Eiltempo durch die Gänge, jeden Raum sichernd, eventuelle Rufe der Empörung ignorierend. Dann erstarrt er mittendrin. Das hier ist ein Haus des Großwesirs. Es muss einem Hochsicherheitsgefängnis gleichen, nur, dass von außen keiner reinkommen soll. Nie und nimmer kann hier jemand eindringen!

So schiebt er die Waffe wieder in ihre Halterung am Waffengurt, um den muskulösen Büchermensch zu suchen. Ovaal Thudakar, so hieß der. Archivist und Buchbinder. Wer Bücher mag, muss ein Bruder im Geiste sein, also versucht Danyal bei diesem sein Glück.

Danyal runzelt die Stirn, sagt aber nichts zu den angeblichen Fischaugen der Zwillinge, sondern verabschiedet sich vorerst. Aufs Schnorcheln freut er sich nun. Sein Datenpad scheint in kompetenten Händen zu sein. Im Anwesen sucht er nach jemandem, den er nach den gewünschten Dingen fragen kann.

Von Natur aus ist das menschliche Auge für das Sehen unter Wasser schlecht geeignet, so dass die Sicht unscharf wird, wenn man ohne Taucherbrille ins Wasser eintaucht. Aber vielleicht üben die Zwillinge eine uralte Tradition aus, wie sie früher beim Speerfischen und Perlentauchen üblich war. Inwieweit man die Umgebung dabei genießen kann und was hinterher die Augen sagen, ist eine andere Frage. Sie werden schon wissen, was sie tun.

Er lächelt etwas.