Beiträge von Bokuruge

    R O L L E N S P I E L:

    Gahba war eine alte Frau, aber das war mehr Hindernis als Grund zum Ausruhen. Die alten Gelenke und der müde Körper gehorchten kaum noch, wenn sie Ziegen melkte oder Unkraut zog. Aber die Arbeit musste getan werden und man konnte nicht auf die faulen Enkel warten, die lieber im Netz über Belangloses sprachen als wirklich anzupacken. Sie hatte sich die Technik angesehen und durchaus auch verstanden, wie man sie benutzte. Sie konnte ihr nur keinen großen praktischen Nutzen abgewinnen. Sie half nicht dabei, Vieh und Boden zu bewirtschaften. Und auch nicht, den Tag sinnvoll auszufüllen. Eher führte sie dazu, Zeit zu verschwenden. Und diese Kritik wurde ihr dann von der Jugend als Technikfeindlichkeit und Weltfremdheit ausgelegt, so als wäre es natürlicher, sich Tag für Tag über alles mögliche mit Fremden auszutauschen statt mit realen Menschen über das normale Tagwerk zu sprechen und dieses auch zu verrichten.

    R O L L E N S P I E L:

    Sebele hatte nie den Luxus eines Nachnamens kennengelernt und dies bis heute nie bereut. Nun, eigentlich bis zu diesem Moment. Unsicher schaute sie die andere Sebele an, die für den Unbeleckten ihr wie eine Schwester ähnlich sah. Das gleiche krause, dunkle Haar, die gleichen großen braunen Augen, die etwas zu schmalen Lippen, um attraktiv zu sein. Nur weinig jünger, dafür kleiner und etwas dicker. Aber für die meisten wären das sicher keine auffälligen Details, die immer nur eine gemütliche Frau in mittleren Jahren erkennen würden. Nur dass sie fahrende Händlerin war und die andere einen festen Marktstand hatte. Und sich nun hier bei einem Handel vor der Markteröffnung trafen.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Handel war das zentrale Thema in Bokuruge. Er war Quell des Reichtums und wichtigstes Mittel der Verständigung. Allerdings schwächelte der Handel derzeit. Es gab mehr Angebot als Nachfrage und damit auch weniger Anreiz, in dieser Hinsicht wirtschaftlich aktiv zu werden. Schuld daran war das Überangebot an Obst und die reiche Ernte in diesem Jahr. Das wäre unter normalen Umständen ein Grund zur Freude, aber auf lange Sicht war es eben auch ein Problem, dem man nicht so leicht Herr werden konnte. Der Platz im Land war begrenzt und so konnte nicht einfach neue Siedlungsfläche für ein Mehr an Bevölkerung bereitgestellt werden, schließlich basierte der Frieden im Land auch auf dem gesunden Verhältnis von Stadt, Land und Natur. Und so faulte die überschüssige Nahrung wohl auf lange Sicht in den Lagern.