Rollenspiel
Sie lehnt leicht vor, die Hände gefaltet, der Blick ruhig aber mit einem interessiertem Flackern in den geweiteten Pupilen. Freundlich, wach und nicht ohne einen Hauch von Belustigung in den Augen lächelt sie an der Grenze zum grinsen. Viele der höfischen Masken hat sie, vielleicht unvorsichtig, beiseite gelegt.
Ah, dann also kein Lobgesang auf die Zivilisation, sondern ein Stoßgebet an die ewige Anpassung. Ich danke für die Offenheit, Exzellenz.
Rollenspiel
Nun zwinkert sie und schaut dann erneut zum Wasserfall.
Dass man sich von Kontexten lossagen will, und dass man Kontrolle geringschätzt, Verantwortung ablehnt, Entscheidungen entmystifiziert und die Revolution zur stillen Innenübung erklärt, das ist sicherlich ein konsequentes, in sich geschlossenes Weltbild. Und dennoch frage ich: Was bleibt, wenn alles fließt? In der Großsergei glauben wir nicht an Sicherheit durch Starre, aber wir glauben an Ordnung durch Haltung. Nicht, weil sie bequem wäre, sondern weil sie trägt. İnanç olmadan irade yoktur. Ohne Glauben keine Entschlossenheit. Woran man glaubt ist dafür dann fast schon egal.
Rollenspiel
Ihre Stimme senkt sich. Nicht belehrend, nicht überlegen sondern nur leise. Fast wie jemand, der ein Gedicht zitiert, das niemand hören möchte.
Man kann sich lösen – ganz und gar,
von dem, was einst bedeutend war:
Vom Ursprung, Pflicht und dem Erinnern,
bis alle alten Lichter flimmern.
Dann treibt man fort, so warm, so still,
als ob das Wasser tragen will.
Es scheint so leicht, es scheint so gut –
doch in der Tiefe ruht die Glut.
Wer lange treibt, vergisst den Grund,
vergisst das Rufen, dumpf und wund.
Und atmet weiter, Tag um Tag,
obwohl die Lunge längst nicht mag.
Ein Hauch von Sein, doch ohne Halt –
der Mensch wird weich, die Welt wird kalt.