Beiträge von Gilgamesh

    R O L L E N S P I E L:

    Eine raue Stimme eines alten Mannes antwort, doch sie gehört auch jemanden, der es nicht gewohnt ist, Widerspruch zu erhalten und ist immer ein wenig von oben herab.

    "Inad Sarin ist mein Name, werter Danyal Khaje. Ich rufe dich an, weil ich dir helfen will. Schon zu oft sind Agenten wie du hier auf Lehim von Behörden und der Leichtfertigkeit der hegemonialen Verwaltung aufgerieben worden. Doch ich und meine Freunde wissen um deinen Wert. Wir wollen dich und deinen Begleiter vor Schaden schützen und dir auf deinem Weg helfen. Dein Streben nach Ordnung und klaren Befehlsstrukturen imponiert uns sehr und deckt sich mit unseren Vorstellungen einer gerechten und klaren Welt. Es sollte mehr solcher aufrechter Männer wie dich geben. Aber leider bist du in Gefahr. Zum Glück wird deine Station nur leicht bewacht durch einen Wachmann und eine Schwester, weil nie jemand sonst in der Toxikologie ist. Kannst du die Schwester ablenken oder vielleicht betäuben? Wir wollen ihr nichts tun, denn sie ist nur irregeleitet in ihrer falschen Zuneigung an Lehims seltsame Macken. Wenn du deine Zustimmung gibst, kommen unsere Leute in einer halben Stunde mit zwei Medizinern zusammen und holen deinen Begleiter und dich dort raus. Nur sollte die Schwester keinen Alarm auslösen können. Also Danyal Khaje, darf ich dich retten lassen?"

    "Nach unseren Aufzeichnungen bist du mit Thar Hanum nicht verwandt und auch in keinem direkten Rechenschaftsverhältnis. Die informierten Personen umfassen Faantir Gried und Afaslizo al-banabi. Die Tatsache, dass du mit ihm eingeliefert wurdest, rechtfertigt keinen Bruch des Protokolls. Sorgen sind gut und schön, berechtigen jedoch nicht zur Information ohne nachweislichen Anlass. Es ist auch gegen die Integrität jedes Mitarbeiters, wenn du Antworten unter der Hand erwarten würdest. Wenn du kein Vertrauen in die Personen vor Ort hast, ist es umso erstaunlicher, dass du unbekümmert geschlafen hast als die letzte Visite kam."

    "Das war er doch alles schon als du geschlafen hast. In einem Krankenhaus kümmert man sich um die Belange der Patienten oder ist das bei euch im Kernreich anders? Und ist es dort üblich, um Mitternacht an solchen Orten Lärm zu machen und wie ein Barbar auf Kosten anderer zu schreien?"

    R O L L E N S P I E L:

    Die Frau sieht ihn kopfschüttelnd an. Thar ist derweil einfach nur an einen Tropf und einen Herzrythmusmesser angeschlossen. Die Anzeige zeigt einen normalen Herzschlag.

    R O L L E N S P I E L:

    Dafür wurde er in der Kantine schon schräg angesehen, denn so richtig Kekse hat man im Krankenhaus nun nicht und Sahne gibt es auch weniger. Aber da die Lehimi gastfreundlich sind, wurden die altbackenen Kekse vom letzten Jahr von der Nationalfeier hervorgegraben, die sicher Danyals Zähnen und umso mehr seinen Zahnärzten gut tun werden, sowie die Sahne vom Essen der alten Oma, die hier putzt und sie es vielleicht nicht merkt, entwendet. Auch das Verlassen der Kantine mit dem Beutegut setzte eine zwanzigminütige Diskussion über Hygenevorschriften und Sicherheit für Noteinsätze und Reinigung voraus, die Danyal nur dadurch "gewann" indem er einfach ging und damit alle Gastfreundschaft bei der Schicht auf immer verspielte.


    Und Thar schläft noch immer, wohl nunmehr unter dem Einfluss von Medikamenten.

    R O L L E N S P I E L:

    Inzwischen ist doch etwas mehr Zeit verstrichen und so bekommt Danyal nur die Mitteilung, dass ein solches Gerät nicht erreicht werden kann. Wenn er darüber nachdenkt, hat er folgende Situation: Er hat den Atash abkommendieren lassen und dann es Thar überlassen, sich um die Sache zu kümmern, obwohl der gesammte Mitarbeiterstab aus Kultisten bestehen könnte. Daneben hat er die einzig andere Person mit Kampferfahrung, welche ihre Einsatzzeit spezifisch im Krieg gegen die Kultisten verbracht hat, herausgeworfen. Im schlimmsten Fall hat er also ein Gebäude voller Kultisten und einen vermissten oder toten Prinzen. Und keine Rückendeckung. Sind das genug Strapazen für ihn?

    R O L L E N S P I E L:

    Es darf bezweifelt werden, dass der Alte auch nur ein Wort von Tiams Ausbruch in dem strömenden Regen gehört hat, vor allem da Tiam logischerweise erst damit anfing, als er schon wieder am Weggehen war. Allerdings gelingt ihm ein kleiner Erfolg darin, die Heizung auf volle Kraft zu stellen, was vor allem dazu führt, dass er in der entstehenden Trockensauna erstmal unter Luftknapptheit leidet, weil die Luft sich auch sehr stark in seinem unterirdischen Geschoss erhitzt. Nach kurzer Zeit ist sein Bad jedenfalls schon voller Wasserdampf.

    R O L L E N S P I E L:

    Nunmehr sind es nicht wie Tiam sich einbildet "ein paar Tropfen", sondern wie vom Wetterbericht am Morgen angekündigt ein ausgewachsener Starkwetterregensturm, bei dem geistig gesunde Personen wie aufgefordert ihre Heimatinsel am Nachmittag nicht mehr verlassen und man auf den Brücken eigentlich nicht mehr sicher ist. Wie Tiam allerdings richtig vermutet, ist ein Schirm da sinnlos, weil dieser innerhalb kürzester Zeit zerfetzt wird. So wird lediglich Tiam auf dem Weg völlig durchnässt, weil er die Warnung ignorierte und muss faktisch über die Brücke kriechen, um die andere Seite sicher zu erreichen. Ob er so in eine Kneipe gelassen wird und ob die bei dem Wetter überhaupt offen hätte, dürfte sogar ihm zweifelhaft vorkommen.

    R O L L E N S P I E L:

    Zu seinem Glück ahnt das Wesirat für Kultur nichts von seinen ketzerischen Anmaßungen und so streift Tiam unbehelligt durch die Straßen und findet auch reichlich Kleidungsgeschäfte. Da Kleidung wie Nahrung zugeteilt wird, hat er schlicht keine Ahnung, ob die Geschäfte hier billig sind oder nicht, da es keine Ladengeschäfte oder Märkte daheim gibt. Nebenbei nimmt der Regen zu und der Wind braust auf.

    R O L L E N S P I E L:

    Davon findet er wahrlich genug, denn das Wesirat für Kultur lauert nicht umsonst gegenüber Diyarasu. Anlass gibt es an sich genug, nur eben noch nicht von den eigentlichen Zielen. Und Tiam ist auch klar, dass solange er nicht versucht, Futunen für Sex zu bezahlen, er dort in seinem Schlafzimmer oder sonstwo tun kann, was er will, ob er nun andere Blutgeborene dafür überzeugt bekommt, ohne Geld oder Zwang seine Spiele zu spielen oder Barbaren gegen Geld oder Erpressung oder was auch immer. Es geht dem Wesirat ja "nur" um die Umsetzung des Blutgesetzes im Sinne der anständigen Erscheinung der Blutgeborenen als Krone der Schöpfung.

    Wir haben keine freien Plätze. Und ich gebe sicher keine Empfehlungen für andere Restaurants heraus. Reservieren Sie am besten wie alle anderen für den Monat im Voraus.

    R O L L E N S P I E L:

    Das erscheint Tiam auch logisch, kein Restaurant auf der Höhe kann sich eine solche Korruption auf der Gesellschaftsebene erlauben, da es sonst viele Kunden verliert. Und sicher wird niemand mit Betriebstreue so offen andere Restaurants empfehlen und die meisten Angestellten werden unter dem Niveau essen.

    R O L L E N S P I E L:

    Ein Renzianer am Eingang, hoch gewachsen, in eleganter Anzugskleidung, diskret hinter ihm ein Sicherheitsmann, mit silbergrauen Haar und einem vornehmen, ebenförmigen Gesicht, verneigt sich tiefer als es Futunen je tun würden und meint in einem gemessenen Ton:

    Willkommen, edler Herr, Ihre Reservierung bitte!

    R O L L E N S P I E L:

    Dabei fallen ihm gleich Dutzende Lokalitäten auf. Von einfachen Ständen, vor denen mit Schirmen die chinopischen Lohnarbeiter hocken, über Straßenlokale, wo mittlere Angestellte und Sicherheitsleute unter großen Standschirmen und in offenen Gaststätten entweder renzianische oder futunische Speisen zu sich nehmen bis zu zwei sehr noblen Restaurants, wo die Geschäftsessen stattfinden: Ein Reispalastpavillion namens "Blume der höchsten Himmel" und ein Fischfeinschmecker namens "Muscheln der Götter", wo schon der Geruch aus der Küche frisch und anregend nach draußen dringt.


    Ein kleiner Junge renzianischer Herkunft tritt vor Tiam und reicht ihm einen schwarzen, gut aussehenden und modernen Schirm, dann läuft er davon. Solch ein edles Ding bekommt man jedenfalls sicher nur in einem Spezialgeschäft.