Sie versucht sich nützlich zu machennund zu helfen.
Ich hätte dir geantwortet, wenn ich eine gute Antwort hätte. Aber ich habe festgestellt, dass meine Sicht sicher sehr befangen ist. Musik ist ein essentieller Bestandteil meines Alltages und so würde ich wahrscheinlich ein Ausmaß, dass die meisten als „viel“ definieren würden, immer noch als zu wenig empfinden.
Ich verstehe, auch wenn ich mit dem Alter gemerkt habe, dass ich nicht mehr brauche als ich habe. Es ist das Vorrecht der Jugend nach mehr zu streben. Mir reichen die kleinen Erlebnisse und Erfolge.
Sie schiebt ein Kissen auf einen Stapel mit anderen.
Willst du einen Tipp für einen Abendbesuch?
Ich glaube, liebe Urgroßmutter, dass ich die geehrte Hafsa Behroozia noch zu einem kleinen Gespräch entführen muss.
Der junge Mann hat den Garten recht gehetzt betreten und steht auch sichtlich unter Spannung. In einer Hand umklammert er ein Datenpad. Sein Blick liegt nicht auf den beiden Frauen, sondern scheint suchend vor allem in die Ecken und Nischen des Gartens zu huschen.
Finsternis 3: Irgendwie hat Hafsa jetzt ein mieses Gefühl. Oder vielleicht ist Nervösität ansteckend.
Hafsa lächelt die Alte offen und freundlich an - in diesem Chaos um sie herum ist Sie eine der angenehmeren Begegnungen. Gerade möchte sie zu einer Antwort ansetzen, als "thumar" in den Garten hetzt und sofort sind wieder die unguten Gefühle da, die sie eigentlich abschütteln wollte. Sie schluckt, strafft aber ihre Schultern und zwingt sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen.
Nun im entführt werden, bin ich schon bald Profi Thumar, also - wo soll es hingehen?
Sie beobachtet ihn und seine Reaktionen genau.
Du kannst es als Entführung werten, sicher. Aber eigentlich kann ich dich zu nichts zwingen. Es wäre aber in meinen Augen gut, diese Eindrücke zu sammeln.
Sein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln, als er seine Gestalt strafft und seiner Urgroßmutter einen Kuss auf das weiße Haupt drückt.
Keine Sorge, ich zeige unserem Gast nur eine Sehenswürdigkeit. Wir sehen uns dann morgen. Schlaf gut.
Er wirft Hafsa einen Blick zu, der nicht unbedingt bittend ist, aber ihr wohl zu verstehen geben will, mitzuspielen.
Sie nickt ihm kaum merklich zu.
Manchmal bin ich aber auch wirklich vergesslich - ich wollte mich schon zurückziehen und hatte dabei völlig vergessen, dass du mir noch etwas zeigen wolltest. Verzeih mir bitte - meine Gedanken haben wohl bei der Aussicht darauf heute noch etwas spielen zu können alles andere verdrängt.
Sie verabschiedet sich respektvoll von der Alten.
Vielen Dank für das Gespräch und deine Zeit.
Dann wendet sie sich „Thumar“ zu.
Wir sollten keine weitere Zeit verschwenden, die ich dir jetzt schon gestohlen habe.
Hafsa hält kurz inne und schaut ihn an, in ihren Worten ist deutlich Ernsthaftgikeit zu hören.
Und danke auch dir für deine Begleitung und all deine Zeit, die du schon für mich aufgewendet hast. Vielleicht kann ich mich irgendwann revanchieren.
Die alte Frau ist bei dem Wortspiel von der "gestohlenen Zeit" dann doch sichtbar misstrauisch geworden. Schließlich könnte man eine solche Anbiederei als ketzerische Unterwerfung werten, die Blutgeborenen als gleiche Krone der Schöpfung höchst unangemessen wäre. Allgemein ist sie aber auch bestimmt bescheiden genug, sich ihrer Position als Schamanin zu zu besinnen, also zu beobachten und zu erzählen, aber nicht zu werten. Und so wünscht sie den beiden einen guten Abend und belässt es dabei.
Thumar führt sie aus dem Garten heraus und beginnt dann weitaus forscher voranzustürmen. Vor ihnen sieht Hafsa auch eine ziemlich große Anzahl von Personen, die alle sehr aufgeregt wirken. Bevor sie in deren Hörbereich gelangen können, wendet sich der junge Mann zu ihr um. Seine Haltung ist völlig anders als Hafsa ihn bisher erlebt hat. Er wirkt ganz wie eine professionelle Erscheinung, das Gesicht von Emotionen geleert, strahlt er eine Autorität auf, die ein Offizier zumindest haben sollte. Seine Stimme ist frei von jeglichen Unsicherheiten, voll und bestimmend.
Wir werden jetzt einen Tatort aufsuchen. Ich habe Schutzkleidung für uns beide bereitstellen lassen. Wir sind dort durch unsere Funktion gestattet und die anwesenden Parshans der Kriminalpolizei werden ihre Beobachtungen und Erkenntnisse mit uns teilen. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, ihre Arbeit zu machen. Nachfragen sind sicher gestattet, aber die Konzentration der Beamten sollte nicht unterbrochen werden.
Der Fall hat nach meiner Ansicht nichts mit deinem Auftrag zu tun, aber ich hoffe, dass dir die Einblicke wertvolle professionelle Anreize geben, die für deine eigene Nachforschung von Nutzen ist. Hast du Probleme mit Blut, Innereien und Fäkalien?
Sie folgt ihm und hat einen Augenblick Peobleme mit seinen langen Beinen Schritt zu halten, aber sie beschleunigt ihr Tempo, um nicht zurück zu fallen. Als er sich ihr zuwendet, straffen sich ihre Schultern, ihre ganze Gestalt ist unbewegt, wie ihre Miene und ihre Stimme sehr gefasst.
Ich bin eines von vielen Geschwistern - Blut und Fäkalien machen mir nichts aus. Der Tod gehört zum Leben dazu - es wäre aber arrogant anzunehmen, dass es mich unberührt lässt. Ich kann dir versprechen das ich mich bestmöglich fassen werde und gehen, sollte es mir zu viel werden. Ich werde versuchen dir nicht zur Last zu fallen.
Meine eigenen Gefühle und Gedanken sind nebensächlich. Wichtig ist, dass wir der Kriminalpolizei nicht im Weg sind.
Er bahnt sich den Weg durch die Menge ohne Gewalt, aber durch bestimmtes Auftreten, dass Menschen unbewusst abweichen lässt. Viele der Menschen zeigen Angst oder Trauer, einige auch Wut. Gewaltverbrechen scheinen hier trotz der Tatsache, dass hier ständig Menschen verschwinden, doch eine Seltenheit zu sein. Weiter vorne steht eine Einheit aus fünf Parshans des Bundes des Einhorns, der für die Kriminalpolizeit zuständig ist. Diese werfen den beiden einen Blick zu und winken sie dann durch. Sie betreten ein Gebäude, das genauso prachtvoll ist wie die umliegenden erscheint.
Sturm 1: Es riecht deutlich nach Blut aus einem oberen Stockwerk.
Das Gebäude ist offensichtlich bewohnt. Teppiche und handgeschnitzte Möbel erwecken ein Bild der Gemütlichkeit, dazu kommen Landschaftsbilder von tarawarischen Urwäldern. Die Tür gegenüber zum Garten wird von Beamten in weißen Schutzanzügen gerade mit technischen Mitteln genauestens untersucht. Ein Beamter weist die beiden in einen Nebenraum, wo ebenfalls Schutzkleidung bereit steht.
Ohne zu zögern oder Scham zu zeigen, legt Thumar seine äßere Kleidung ab, wozu Hose und Hemd gehören, um nur in Unterhose in die Kleidung zu schlüpfen. Seine andere Kleidung packt er sorgsam in einen bereitgestellten und beschrifteten Sack. Dann wendet er Hafsa den Rücken zu.
Sie nickt ihm zu und folgt ihm dann, in seinem Schatten kann sie sich problemlos durch die Menge schlängeln. Dabei lässt sie auch immer mal wieder den Blick über die Anwesenden schweifen - sie hatte bei ihrer Recherche zu Verbrechen gelesen, dass Täter erschreckend oft in der Nähe des Tatorts waren oder gar zu diesem zurückkehrten.
Im Haus angekommen schlägt ihr der kupfern-süßliche Geruch von Blut entgegen. Da sie vorgewarnt wurde kann sie die aufkommende Übelkeit schnell unterdrücken. Sie lässt auch hier ihren Blick über die Räume und Einrichtung wandern - nichts deutet darauf hin, dass es hier in diesem Teil des Hauses zu einem Kampf oder ähnlichem kam.
Sie folgt dem Hünen in den Nebenraum und verharrt kurz, als er beginnt sich mit absoluter Selbstverständlichkeit vor ihr ausziehen. Eventuell haftet ihr Blick einen Moment länger als nötig an seinen breiten Schultern, aber dann zuckt sie mit ihren und beginnt ebenfalls sich aus ihrer Köeidung zu schälen. Dabei sind ihre Bewegungen durchaus elegant und einem geübten Auge würden sie verraten, dass sie nicht nur regelmäßig trainiert sondern auch im Tanzen geübt war. Sie steht bald nur in Unterwäsche im Raum, ihre Kleidung sauber gefaltet und ihre Haltung verrät, dass sie sich bewusst ist, dass sie sich als Frau nicht verstecken muss.
Unbeirrt tut sie es Thumar gleich, packt ihre Kleidung weg und schlüpft dann in die bereitgestellte Schutzkleidung. Dabei achtet sie darauf ihr langes Haar zu einem Knoten zu drehen und fest zu binden, auf das es sich keinen Weg aus der Schutzkleidung sucht.
Sie legt die Hände an die Hüften und schaut hinauf zu Thumar, bereit ihm in den Garten zu folgen.
Thumar macht indes nicht den Eindruck, den Garten betreten zu wollen. Statt dessen steigt er hinauf in den ersten Stock. Hier wurde ein Stuhl umgeworfen und ein Fenster beschädigt und dann gibt er durch das Beiseitetreten den Blick auf eine verdrehe Leiche eines älteren Mannes frei, dem jemand mehrfach in den nunmehr bleichen Bauch und schließlich die Nierengegend gestochen haben muss. Es zweifellos schmerzhafter Tod, auch wenn die Gesichtszüge sich bereits enspannt haben. Neben dem Leichnam hochen zwei Tarawari in Schutzkleidung und geben Daten an einen stehenden Mann weiter, der diese in einem Pad vermerkt. An der Seite sortiert eine Frau sorgsam Proben in einen Koffer. Einer der beiden Tarawari nickt ihnen beim Hereinkommen dann zu.
"Firouz Sa'an Altuin. Agentin Hafsa Behroozia, geehrter Araf Hanin, ihr beide seid willkommen. Ich werde euch hinterher die Dinge berichten, die wir schon behandelt haben. Wir fahren jetzt mit der Untersuchung der Verletzungen fort. Bitte tretet nicht zum Fenster. Solltet ihr während der Untersuchung Übelkeit verspüren, geht bitte wieder die Treppe hinunter in die kleine Waschküche neben der Eingangstür."
Die Stimme des Mannes in Schutzkleidung ist hart und kräftig und ziemlich selbstsicher. Er gibt nunmehr lauter Daten wieder, die er mechanisch durch Messungen bestimmt, etwa den Wundrand, die Tiefen der Wunden und die Kraft hinter den Angriffen. Scheinbar wusste der Täter, wohin er stechen musste, wurde jedoch bei der Tat von einer Wut oder einem Blutrausch übermannt.
Hafsa bleibt immer in der Nähe Thumars und achtet darauf weder im Weg zu stehen noch jemanden zu behindern. Sie tritt in dem Raum des Verbrechens neben Thumar und hört dem Firouz aufmerksam zu, während sie die Szene in sich aufnimmt.
Als der Firouz Thumar mit dessen Titel anspricht verzieht sie keine Miene.
Sei gegrüßt - sag, wer ist das Opfer?
Ein Mann namens Hashan Paruth. Kanntest du ihn?
Der Kriminalbeamte hält in seinem Wirken inne und mustert Hafsa genau - so genau das durch die Folie der Schutzkleidung möglich ist.
Hafsa geht in sich, sie gräbt tief in ihrem Gedächtnis, was man von außen dadurch bemerken könnte, dass sie den Finger an die Lippen legt. Allerdings will ihr zu diesem Namen vorerst nichts einfallen.
Nein ich kannte ihn nicht und ich kann mich gerade auch nicht erinnern seinen Namen schon einmal gehört oder gelesen zu haben. Sollte mir aber noch etwas einfallen, werde ich es dir definitiv sagen.
Sie versucht die Musterung ihres Gegenübers einzuordnen - ist es ein Einprägen, damit er sie besser einordnen kann? Ein - hat sie etwas damit zu tun? Ist es etwas ganz anderes? Oder eine Mischung aus all dem? Sie hält seinem Blick auf jeden Fall stand.
Was war seine Aufgabe hier auf den Inseln?
Sie macht in der Tat ein seltsames Bild, wie sie den behandschuhten Finger über den durchsichtigen Kunststoff vor ihrem Gesicht legt. Da ziehen so gut wie alle die Augenbrauen hoch. Der Firouz ist jedenfalls wohl eher an seiner Arbeit interessiert und nicht auf ein seltsames Kräftemessen aus. Er muss schließlich jeder Spur nachgehen.
Er war nicht für irgendeine Aufgabe eingeteilt. Vom Beruf her war er Sanitärinstallateur. Gibt es einen Grund, warum er für eine Aufgabe eingeteilt sein sollte?
Das knistern der Schutzkleidung kratzt gefühlt in ihrem Gehörgang. Alt ein geschliffene Verhaltensmuster konnte das aber nicht verhindern.
Hafsa hatte den Eindruck der Mann ihr gegenüber empfand sie herausfordernd und sie fragte sich, ob sie nicht doch hätte einen Kurs “Agenten für Anfänger” belegen sollen. Immernoch seufzte sie.
Ich nehme doch an der Grund jemanden zu einer Aufgabe einzuteilen, sollte allein von seiner Befähigung dazu abhängen… So ist es zumindest in meiner Heimat. Ich war lediglich interessiert an dem Menschen, der hier zum Opfer wurde. Es scheint mir nach deiner Anwort aber eher unwahrscheinlich, dass sein Tod etwas mit seiner Aufgabe zu tun hat. Natürlich nicht unmöglich, aber doch unwahrscheinlich…
Ich werde jede Eingabe einer Agentin des Großwesirs natürlich mit größter Sorgfalt prüfen und annehmen.
Das mag bei anderen Leuten abwertend klingen, er meint das scheinbar völlig ernst. Vielleicht lernt man hier aber auch nach jedem Strohhalm zu greifen.
Der Mann ist vor nicht mal einer Stunde gestorben. Der Mörder kann also nicht weit sein. Sind dir, Agentin, fremde oder verdächtige Gestalten aufgefallen?
Sie schaut ihn offen an und antwortet mit Ernsthaftigkeit.
Ich war in dieser Zeit in ein Gespräch vertieft, da fiel mir nichts auf. Allerdings hatte ich einen ähnlichen Gedanken und habe auf dem Weg hierhin meine Sinne offen gehalten. Leider komme ich nicht von hier, so dass die meisten Menschen mir hier fremd sind.
Siengeht vor ihrem inneren Auge noch einmal ihre Beobachtungen durch, aber sie kann sich nicht erinnern, dass jemand besonders auffällig war.
Offensichtlich verdächtigt hat sich niemand verhalten… Aber ich habe eine Idee, die helfen könnte. Wobei ich eigentlich fest davon ausgehe, dass du daran schon gedacht hast. Nur falls es bisher noch nicht so präsent war, möchte ich meine Gedanken mit dir teilen.
Sie schaut auf den Leichnam mit den vielen Stichverletzungen, der eine ganz eigene Sprache davon spricht, dass hier jemand die Kontrolle verloren hat.
Wo gibt es hier Möglichkeiten sich medizinisch versorgen zu lassen?
Sie lässt ihm kurz Zeit, um nachzudenken und fährt dann fort.
Hier scheint jemand die Kontrolle verloren zu haben und bei der Art, wie getötet wurde, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich der Täter selbst verletzt hat. Ich tippe darauf, dass er sich Schnittwunden im Bereich der Hand oder Hände zugezogen hat…
Äh danke, darauf sind wir schon selbst gekommen. Ein einfaches "Nein" hätte gereicht. Wir werden dann mit der Untersuchung fortfahren. Bitte steuere Ideen nur zu, wenn wir danach fragen. Du bist Agentin, also Inhaberin eines politischen Amtes, nicht vom Fach.
Er sagt das bestimmt und freundlich. Aber es scheint verständlich zu sein, dass er in einer kritischen Situation die Fakten will und nicht Einwürfe, die professionelle Experten bereits beachtet haben könnten.
Er will sich wieder der Untersuchung widmen, dann schaut er plötzlich auf und schaut sich überrascht um.
He, wo ist Araf Hanin hin?
Der junge Mann, der Hafsa hierher brachte, ist verschwunden und keiner weiß offenbar, wann er den Raum verlassen hat.
Sie nickt einfach nur. Unnötig zu wiederholen, dass sie ja schon gesagt hatte, sie denke das es bedacht wurde. Dann würde sie eben einfach zuhören und zuschauen.
Die verkneift sich auch einen Kommentar zur Professionalität der „Experten“ in dieser Untersuchung, die es schaffen einen Mann von Thumars Statur zu verlieren. Sie hält sich auch zurück zu bemerken, dass die anleite vom Fach ihn sicher schnell aufspüren werden. Sie lässt sich jedenfalls nicht von der Aufregung anstecken und studiert weiter die Eindrücke, die sich ihr bieten. Dabei bleibt sie völlig still und achtet darauf immer und jederzeit genug Abstand zu haben.
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