Beiträge von Lehim

    R O L L E N S P I E L:

    Bei der Regierungsdebatte ging es um die größte Dauersorge der Wirtschaft: Die Beschädigung der Riffformationen im Norden und Westen und deren Auswirkungen auf die Natur und damit Tourismus, Fischfang, aber auch Schiffbau und Schifffahrt. Die Riffe wurden durch jahrzehntelange Raubfischerei fremder Nationen aber auch Dreck und rücksichtslosen Tourismus reicher Urlauber, die gerne Teile der Strukturen als Erinnerungsstücke abbrachen und diese dadurch langfristig beschädigten, massiv an den Rand der Existenz gedrängt. Das Ermahnen und Anklagen von Personen, Nationen und Organisationen zeigte bedauerlicherweise nur wenig Erfolg. Da Lehim sehr auf seine Selbständigkeit bedacht war, wollte man das Thema nur ungern an die Hegemonie weitergeben.

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    Wenig nur drang aus den Tiefen des Nationalparks nach außen. Das meiste von Messungen der Parkverwaltung oder des seismologischen Instituts. Einiges von Orthnitologen und anderen Forschern, die selten mal einige ausgesuchte Wege bestreiten durften. Vielleicht verirten sich mal Tiere in bewohntere Gefilde. Oder es fand eine Dokumentation statt. Und nur einmal in hoffentlich hundert Jahren mussten die Ordnungskräfte hier Verstecke von Kriminellen und Terroristen ausheben. Die waren nur aufgefallen, weil beobachtete Tiere plötzlich verschwanden. Und Teile von ihnen auftauchten.

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    Das sehr seltsame Geschöpf, das vor wenigen Stunden an den Strand der Westküste Lehims gespült wurde, benahm sich äußerst merkwürdig. So wurde es zwar als Mensch erkannt, doch Geschlecht und Alter waren unter dem teigigen Leib nicht wirklich auszumachen. Allgemein stieß es auch nur Grunzlaute aus und seine ledrige Haut schien eher von Wind und Sonne herzurühren. Es war zufriedener damit, Kokosnüsse und Muscheln zu horten als den geduldigen Polizisten zu erzählen, wo es nun herkam und was es wollte. So zogen sich die Tage dahin und es fanden sich immer wieder Schaulustige ein.

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    Die Regierung hatte wieder einmal ein paar Ideen gesammelt, wie man noch mehr Touristen auf die Inseln locken konnte. Neben mehr an Attraktionen und Erhohlungsmöglichkeiten verfiel man nunmehr auch die Idee, die Küche der Welt anzubieten. So dass man nur nach Lehim reisen musste, um im Paradies sämtliche Köstlichkeiten genießen zu dürfen. Doch dafür musste lehimische Gesandte dann auch die Welt aufsuchen, um deren Spezialitäten für diese doch sehr aufwendige Planung zu gewinnen. Und es natürlich schaffen, sie zu überzeugen. Nicht jeder war käuflich.

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    In Lehim begann die Taifun-Saison. Zwar wenig betroffen durch die Wettereinflüsse dank der westlichen Randlage zwischen zwei Ozeanen, vor allem da der östliche Asurik nur wenige Stürme mit sich brachte, so begannen in diesem jedes Jahr doch mindestens zwei dermaßen ausgedehnte, dass die Westküsten Lehims und Ashars fast eine Woche lang Dauerregen erhielten. Während dieser Zeit kamen zahlreiche Außenarbeiten weitgehend zum Erliegen. Allerdings wurde für die Touristen auch das Wasserfest veranstaltet, denn auch Regen ließ sich verkaufen. Und alegonische Kaufleute und ihre lehimischen Nachfahren konnten alles verkaufen.

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    Auch wenn Verbrechen, besonders Kapitalverbrechen, denn Taschendiebe waren besonders in der Nähe von Touristen doch weit üblicher als man es sich eingestehen mochte, selten waren, so gab es sie eben doch. Wie den Täter, welcher Haustiere tötete, welche er in der Nacht außerhalb antraft, und von dem die Behörden vermuteten, dass er sich an menschliche Opfer herantastete. Und eine Frau, die vorgab, Arzthelferin zu sein, aber Kinder mit den Federn toter Tauben streichelte, wenn sie hilflos auf Untersuchungen in Behandlungsstühlen saßen, und welche wegen ihrer Abartigkeit und den Opfern mit ihren perversen Taten der Verfolgung entging. Und natürlich auch dem Mann, der Leichen die Haut abzog, um damit Unaussprechliches zu tun.

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    Es näherte sich die jährliche Tourismusmesse in Ashar. Dort wurde wie jedes Jahr mit neuen Konzepten, Ideen und Attraktionen geworben, um die wohl wichtigste Einnahmequelle des Landes jenseits des Schiffbaus zu fördern. Auch für die kommenden zwei Wochen waren vier Ausstellungshallen und etliche Veranstaltungen und Feste geplant, auch diese mit einem touristischen Angebot. Dieses Jahr standen Individualurlauber im Mittelpunkt mit Wanderhütten, Pensionen und kleineren Hotels oder Ferienhäusern als beworbenen Unterkünften. Die zuständigen Behörden würden den Bestand wohl kritisch auf Mängel und Betrug untersuchen. Schließlich war ein guter Ruf unbezahlbar.

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    Die Bausparte in Lehim war in diesen Jahren nur schlecht auf die neuen Herausforderungen des Wiederaufbaus und der Erschließung des neuen Siedlungsraums der kürzlich erworbenen Inseln vorbereitet. So kam deren Vernetzung nur schleppend voran. Auch die Tonnage für den Personen- und Güterverkehr war deutlich zu wenig, um einen Anschluss ohne Probleme zu ermöglichen. So verlockend also die neuen Inseln auch waren, so langsam kam deren Eingemeindung voran.

    R O L L E N S P I E L:

    Im Gegensatz zu Hatha kommt es in Lehim zu einer klaren Ablehnung der Beteiligung an militärischen Aktionen. Solche Eitelkeiten gehören für Lehimi eher zur Barbarei der Unzivilisierten. Im Notfall weiß man sich sicherlich zu wehren, doch blinde Agression aus machtpolitischen Kalkül ist genau so zu verachten wie die tumbe Ideologie der Spätgeborenen, welche niemals die Weisheit des Goldenen Zeitalters direkt oder durch Erbe erfahren können, weil sie zu selbstbezogen für wahre Erleuchtung sind.

    Nicht öffnen! Bist du nicht vom Militär? Das öffnet man nicht einfach so ohne die Anleitung zu lesen und die Rationen beliebig zu trennen. So kann man mindestens die Hälfte wegwerfen. Was für eine sinnlose Verschwendung von Nahrung , . .

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    Er nimmt Danyal die ruinierte Tasche ab und öffnet die nächste vorsichtig nach Anleitung und entnimmt die Pakete auf vorsichtige Art und Weise, bevor er sie wieder schließt und sie Danyal reicht.

    Ja, was wünschst du, Agent?

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    Der Koch schaut auf von dem Brett, auf dem er gerade Gemüse kleinhackt. Danyal ist sich sicher, dass er das selbst mit Maschine nicht so klein, sauber und schnell hinbekommen hätte. Die Küche ist ansonsten fast makellos, so als würde jeden Moment das Wesirat für Wirtschaft auf Inspektion hereinbrechen können und selbst nach Sonderprüfung keine Beanstandung finden würde.

    Dann viel Spaß. Und wie ich sagte: Die Krebse sind über den Grotten. Die selbst kann man logischerweise nicht ohne Tauchen erkunden.

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    Die beiden widmen sich wieder der Arbeit. In seinem Bad findet Danyal dann auch unter dem Waschbecken eine Truhe mit verpackten und eingeschweißten Badesachen.

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    Sie wirken nicht sehr überzeugt, lassen es aber sichtlich schwer dann doch bleiben, etwas mehr zu sagen. Der kräftige Mann deutet Richtung Treppe.

    Also im Gartenhaus gibt es auch einen Schrank mit Schwimmsachen, natürlich alle desinfiziert. Außerdem sollten welche in deinem Quartier im Bad sein. Und dann halt in den Gästequartieren. Man kann sicher auch welche am Strand leihen. Willst du die Grotten von Ossem ansehen? Da muss man ja nicht reintauchen, auch die Krebskolonien oben sind schön.

    R O L L E N S P I E L:

    Diesen findet er schließlich auf dem Dachgarten, wo er absolut leichtsinnig mit dem Rücken zu einem instabilen Mann wie Danyal sitzt und friedlich vor sich hintippt. Sein dürrer Kollege scheint derweil etwas zu lesen und zwischendurch Querverweise zu suchen. Sie starren Danyal regelrecht an, als er so nähertritt und erheben sich schnell.

    Du siehst ja aus, als wärest du einem Fluch der Götter unterlegen, Danyal. Was ist denn passiert?

    R O L L E N S P I E L:

    Da gibt es eine Vielzahl von Personen, mit denen Danyal sprechen könnte: Mit dem Koch, der Gärtnerin, den Sekretären, der Frau mit der Kralle . . . Moment mal, nein, das war dann doch nur eine Einbildung. Oder war es das? Danyal ist sich sicher, dass er sie in dem einen Korridor sah, aber als er nach ihr sucht, kann er sie nicht finden. Vielleicht wird er langsam verrückt?

    R O L L E N S P I E L:

    Beim Lauf der sieben Landdünen kommt es fast zum Eklat, weil ein freilaufendes Lama mehrere Läufer zielgenau im Gesicht erwischt hat. Danach trampelte es auch einige Ordner um. Der Halter des Tieres konnte nicht ermittelt werden. Ein kleines Mädchen legte ihm schließlich die Hand auf, worauf es einfach einschlief. Diese seltsame Fähigkeit scheint in der Hegemonie weiter verbreitet zu sein als viele Leute erahnen.

    Hintergrund:

    Eis 2: Danyal ist ja hart im Nehmen, aber nach dem ersten Satz ist ihm deutlich übel.

    R O L L E N S P I E L:

    Das "Buch" ist eine Aufstellung der Blutgesetze weit vollständiger als er es je gesehen hat. Das Ding ist, das wird schon nach dem ersten Absatz klar, brandgefährlich, vor allem weil darin Sachen vorkommen, die in den Ausführungen über den Inhalt in der Ausbildung nie auch nur erwähnt wurden. Zunächst einmal ist der Vertrag von Persuna, um den es dabei geht, nicht etwa das üblich verbreitete nette Übereinkommen zwischen Fraktionen zum Wohle der zukünftigen Hegemonie, sondern eine Kapitulationsurkunde, bei der sich die Akademie und die Handelsfürsten dem Mann aus Blut unterwerfen, welcher offenbar ihren Widerstand brach. Es wirkt so als hätten diese zuvor versucht, das geschundene Land zu übernehmen. Dabei wird auch klar, warum die Akademie keine Truppen hat. Die wurden ihr in dieser Kapitulation weggenommen. Diese muss so einschneidend gewesen sein, dass sie noch heute beachtet wird.


    Es wird deutlich, dass er dieses Wissen niemals vernünftig anwenden kann und er wohl für immer verschwinden wird, wenn die Akademie ihn damit erwischt. Diese kommt im folgen Vertrag von Tzaris nicht gut dabei weg, vor allem da sie scheinbar mit den Angreifern von außerhalb gemeinsame Sache machte, um das Reich für eine Übernahme zu schwächen. Wenn davon auch nur ein Zacken herauskommt, verschwindet nicht nur Danyal für immer, sondern garantiert auch jedes bißchen Stabilität in der Hegemonie. Die Wahrheit ist entsetzlich, wenn es denn die Wahrheit ist..