Entgegen der meisten anderen Fraktionen, die soetwas herunterspielen würden, nimmt der Bund die Warnung sehr ernst. Der örtliche Vertreter meint dazu:
Danke für die Warnung. Wir werden alle Systeme auf Nabak anpassen und noch zweimal prüfen, damit nichts verändert werden kann. In jedem Fall werden wir aber eurer Regierung einen Notschlüssel geben, um im Extremfall Einfälle zu überschreiben.
Der Vertreter des Bund des Einhorns, der den Einführungen bisher nur gelauscht hat, meldet sich nach den ersten Wortmeldungen der anderen schließlich. Der schon in die Jahre gekommene Mann scheint nur aus Sehnen, dunkler, sonnengegerbter Haut und Lächeln zu bestehen, wie er da seinen ergrauten Kopf neigt.
Ehrbare Anwesende, für den Bund ist die Situation eher ein Zeichen zum Aufbruch. Noch immer gibt es Irregeleitete auf dieser Welt, welche die erleuchtete Mission der Hegemonie falsch verstehen. Nichts wäre ein deutlicheres Zeichen als den bedrängten Menschen der Westlichen Inseln Hilfe und Garantien zu geben. Hilfe beim Aufbau einer starken selbständigen und wehrhaften Demokratie, einer funktionieren eigenen Wirtschaft und einer Zukunft für ihre Kinder. Ein Leuchtfeuer der Zivilisation, mit der die Hegemonie der Welt zeigt, was eine Partnerschaft ihr bringen würde. Keine seltsamen Konstrukte wie das Ausbeuterparadies Diyarasu, kein Chaos wie in Khotso, keine Dauerkrise wie in Thandara. Dafür eine garantierte helfende Hand, die Rechte und Freiheiten und wahre Erleuchtung bringt. Schutz vor dem Irrsinn der bisherigen Machthaber, wirtschaftliche Aufbauhilfe, soviel Eigenständigkeit und Souveränität wie möglich.
Die Anwesenden werden daraus, so meine ich, auch noch mehr Vorteile ziehen. Investitionen vor Ort können sich durchaus lohnen. Der Aufbau digitaler Betriebe und Attraktionen für Bildung und Tourismus durch die Experten von Aszanah. Die Weiterbetreibung des Weltraumbahnhofs durch Tiamat, welcher ja leider seit der Entfernung Bonts dahindarbt. Die Bildung einer ökologisch und dem Tourismus zuträglichen Leichtindustrie durch die Stiftung Persuna. Energie und Nahrung aus dem Meer durch Oritansh.
Dann werden die Menschen die Hegemonie auch als Freund und Helfer sehen, nicht nur als oppertune Besatzer und Nutznießer auf ihre Kosten. Seien wir das, was wir der Welt verkünden: Partner und helfende Hand, ein Licht der Freiheit und Zivilisation. Kein Despot wie die Irren von Makriti'in oder die Tyrannen unserer eigenen Geschichte. Lernen wir aus der Hybris und zeigen wir, dass wir gelernt haben!
Als jemand, der genug mit militärischen Protokollen vertraut ist sowie bei der Koordination des Militärstabes beim Saredash-Aufstand dabei war, ist meine Expertise in Sachen wirklicher Führungsfähigkeiten wohl deutlich den deinen überlegen. Soviel zu dem, was ich weiß. Aber ich sehe schon, dass du in deinen Untergang rennst. Ich hoffe, der trifft nicht ein. Ich irre mich sehr gerne.
Licht 1, Schatten 4: Das scheint sie wirklich ernst zu meinen. Auch war sie das ganze Gespräch durchaus freundlich, aber wie Danyal sicher gemerkt hat, nimmt sie ihn nicht für voll oder ernst, weil er in ihren Augen ein grüner Parshan aus der Kaserne ist, den sie in einer Gefahrensituation retten musste. Es gibt also gar keine Möglichkeit, ihr Bild von ihm zu verbessern außer durch den erfolgreichen Abschluss der Mission.
Es gibt einen entscheidenen Unterschied zwischen Faantir Gried und Jaavid Gried. Faantir Gried sagt immer die Wahrheit, weil das seine Methode ist. Andere Futunen sind nicht daran gebunden. In der Tat kenne ich keinen anderen, der das durchhält.
Sie erhebt sich mit einer schwungvollen Bewegung. Sie zögert kurz, dann wendet sie sich zum Ausgang, scheint mit sich zu kämpfen und wendet sich noch einmal um.
Lass Thar schlafen, seiner Gesundheit zu liebe. Und lass dir vom Pförtner einen Knopf geben. Wenn du schon nicht dein Leben retten willst, drücke ihn und ich hole Thar aus jeder Situation heraus, in der ihr euch befindet. Ich verspreche, dass ich dich nicht herausholen werde, wenn du das nicht willst. Aber lass mich sein Leben retten und nimm den Knopf mit.
Licht 1: Fleht sie ihn gerade an? Jedenfalls wirkt es so als würde die Hexe gerade darum betteln, Thars Rückversicherung zu sein.
Ich werde euch nun verlassen. Viel Erfolg und den Segen der Götter, Danyal Khaje. Überrasche mich.
Licht 1: Das nun wieder ist eine deutliche Herausforderung.
Laut deiner Akte nicht. Laut dieser bist du ein einfacher Parshan und kein Offizier, hast also nie Führungserfahrung sammeln können oder etwas geleitet. Du wirst feststellen müssen, dass dazu mehr gehört als einfach nur zu versuchen, die Perspektive, die du als Befehlsempfänger hattest, umzudrehen. Als Wesirin habe ich Tausende von Untergeordneten gehabt. Entsprechend weiß ich, dass eine blinde Gehorsamskette völlig absurd, sinnlos und wenig zielführend ist. Aber du versuchst auf diese Art und Weise zu führen. Da jeder weiß, dass du die Erfahrung nicht hast, und du weißt, dass sie es wissen, versuchst du durch Kompromisslosigkeit und Agressivität zu übertrumpfen. Du hast keine Einsatzleitung. Du bist schlicht und ergreifend für eine Aufgabe eingeteilt worden. Oder hat dir der Großwesir direkt mitgeteilt, dass du eine Leitungsposition inne hast?
Vielleicht solltest du das auch selbst beherzigen. Du kannst nicht von anderen erwarten, etwas zu leisten, wofür du selbst nicht bereit bist, und dann glauben, sie würden das nicht sehen und das nicht einfach hinnehmen. Wenn jeder immer kompromisslos wäre, würde keine Kooperation funktionieren. Bei dieser kommt man einander entgegen. Bei dir wirkt es eher so als ob es nur einen Weg geben darf: Deinen.
Sie lässt sich zurück auf ihre Liege sinken.
Deine Methoden entspringen direkt aus deinem Wesen. Wenn dieses Kritik von vorneherein als falsch ablehnt und kompromisslos bis zum Letzten ist, dann sind auch die Methoden dementsprechend. Ich komme dir gerne entgegen, aber bis jetzt sehe ich keine Lust deinerseits, das auch zu tun.
Ist es nicht nett von ihr, Danyals Rettung nicht einmal als Pfand einzuwerfen, während Danyal ständig an ihr rumkrittelt, obwohl sie ihm das Leben gerettet hat. Ob sie es nach der Nummer noch einmal tun würde?
Ich werde ein paar Tage mit der Regierung Lehims beschäftigt sein. Wenn ich Grund darin sehe, dir etwas anzubieten, finde ich euch schon. Das hat ja so auch geklappt.
Eis 2: Das mag ja leicht klingen, aber nachdem Danyal nun ihre Fehlerhaftigkeit bemerkt hat, dürfte das nicht ganz so leicht sein. Aber ob es gut oder schlecht ist, von ihr nicht gefunden zu werden, ist dann ja noch nicht raus. Aber Danyal kann es wohl aktiv vermeiden, wenn er will.
Die von denen ich es weiß sind entweder tot oder als Ketzer in einer Sperrzone bis auf eine einzige Agentin, die ist noch im Dienst. Das sind mindesten dreißig verlorene Leben. Der Großwesir hat sicher mehr ausgewählt, aber bis jetzt haben wir noch keine Hexe verloren. Dem gegenüber wirken die Agenten wenig vielversprechend. Die Arroganz, welche du an den Tag legst und damit Ketzerei riskierst, solltest du loswerden. Du bist nicht besser als andere Blutgeborene.
Ich zweifle nicht daran, dass der Großwesir besser ist. Bis jetzt hat er Agenten immer an die richtige Stelle geschickt. Aber sie sterben oder verderben dabei. Du bist der erste, den ich retten konnte. Bitte, Danyal, wirf dein Leben nicht weg. Erfülle deine Aufgabe, aber tue es in Kooperation. Wir können uns es nicht leisten zu verlieren.
Bei dem, was kommt, brauchen wir jeden Einzelnen. Dagegen ist Saredash ein lauwarmes Bad.
Sie wirft ihren Kopf zurück und gibt sich nichtmal die Mühe, ihre Emotionen zu überdecken als sie Tränen lacht.
Der war . . .
Sie wird von Lachkrämpfen geschüttelt.
. . .wirklich gut. Ha, das habe ich gebraucht. Natürlich wurde ich vom Großwesir ausgewählt. Oh, nicht vom aktuellen, aber vom vorherigen. Und ich habe mehr als genug Arbeit geleistet, um nun andere Aufgaben zu erledigen. Bei Gelegenheit solltest du den aktuellen Großwesir mal fragen, was mit den Agenten vor dir passiert ist. Und dein geliebter Thar hat alle Hilfe bekommen, die er brauchte, wahrscheinlich inklusive Nährstoffinfusion. Ich vermute einfach, dass niemand da war, um ihm im entscheidenden Moment zu helfen, damit sein Kreislauf nicht temporär kollabierte, wie ich es bei dir gemacht habe. Entsprechend braucht er vor allem Schlaf, weil man das nicht mal kurz so wegsteckt.
Sie wird wieder ernster bei den letzten Worten und wischt sich die Lachtränen weg.
Hast du noch so eine unüberlegte Trotzaussage? Nach dem Stress vorhin kann ich alles an Aufheiterung gebrauchen, was ich bekommen kann.
Ich bin nicht hier, um dich zu begleiten. Ich bin nur hier, damit dein Wirken nicht unsere Arbeit bezüglich Lehim zerstört. Es geht auch um Bindungen und Rücksichtnahme. Khadesh mag mehr Einwohner haben als Lehim, aber Lehim ist schlicht und ergreifend alt. Das hat schon eine Art Bedeutung.
Alle tragen einfach nur Krankenhauskleidung, also Hosen, Hemden, Jacken und Schuhe in der gleichen ätzenden Farblosigkeit. Es kneift nicht mal irgendwo und hat auch keinen Geruch. Es ist ganz einfach eigenschaftslos. Und Thar schläft immer noch tief.
Dafür gibt es ja uns, den Bund des Einhorns. Kennst du denn solche Fälle, wo der Bund sich nicht um die alten kranken Eltern und die Mütter gekümmert hat? Das wäre ja ein Versagen der Fraktion. In welchem armen Teilstaat hast du das denn erlebt? Das trifft mich ja besonders.
Schatten 4: Richtig, sie war ja Wesirin für Inneres, und hat so einiges für Infrastruktur und Dienste getan, da wäre das in der Tat ihr indirekt anzulasten als oberster Hauptverantwortlichen. Interesant dabei auch, dass von den vier Wesiren von Großwesir Faantir Gried nur bekannt war, wer drei waren: Wesir für Wirtschaft Saeed Habib, Wesirin für Äußeres Katrina Kaif, Wesirin für Inneres Zaina Bel-Hak. Wie üblich gibt es kaum Informationen über das Wesirat für Kultur.
Du solltest auch etwas essen. Das ist wegen dem Gift wichtig. Du musst dich im Notfall dazu zwingen. Wenn nicht für dich, dann eben für Thar. Sonst muss er deine Aufgabe erledigen, wenn du zur Rehabilitierung fährst.
Ihre Gesamtstrategie ist schon ein wenig gruselig. Nachdem sie ihn nicht von Thar abbringen kann, nutzt sie diesen nun, um ihn zu erpressen. Und wirkt dabei immer noch so nett und erstaunlich harmlos. Welche Hexe ist wohl die gefährlichere? Die, welche offensichtliche Kampferfahrung hat und allein in einen Krieg geschickt wird, oder jene, die zur Wesirin gemacht wurde, nett ist und Personen emotional einnehmen kann?
Dann bist du in einem seltsamen Teil des Landes aufgewachsen. In Persuna etwa, wo ich Jahre meines Lebens verbracht habe, ist die Ehe relativ einfach, vor allem weil ja bis zu fünf Personen eine schließen können und sei es nur aus Freundschaft, Liebe oder Rückversicherung, oder um Kinder aufzuziehen. Bei fünf Personen ist das doch relativ einfach. Zumal ja die meisten Berufe nun keine absurden Anforderungen wie in den barbarischen Staaten mit ihren acht Stunden haben, sondern angemessene sechs. Und die meisten sind ja im IT-Bereich gerade wegen der Digitalisierung und Mechanisierung. Auch ist ja der Fahrtweg oft gering oder unnötig, da die meisten von daheim arbeiten. Du bist dagegen wahrscheinlich in einem der ärmeren Staaten groß geworden, wo es immer noch nur beschränkte Partnerwahl gibt und halt die Landwirtschaft viel Personal braucht.
Scheinbar sind Hexen nicht nur fehlbar, sie wissen auch nicht alles, etwa Danyals Lebensweg oder dass seine Eltern wohl nach futunischer Vorstellung seltsame Langweiler sind.
Ich habe immer noch keine konkrete Antwort erhalten, wieso Ishri darauf kam, was die Umstände waren und was Thar zehnmal besser macht. Also wie das quantifizierbar ist. Und meine Aufgabe ist es, genau zu prüfen, dass deine Arbeit die Beziehungen zu Lehim nicht gefährdet. Du wirst mich also nicht so schnell los, wie du zu glauben scheinst. Ich habe Ishri völlig anders in Erinnerung, aber ich werde dein Urteil völlig neutral behandeln.
Auch schreibe ich dir deine Liebe nicht vor, ich warne lediglich vor Fixierung und Selbstopferung, also Eigenschaften, die gefährlich nahe an Saredash heranführen. Ich verdächtige dich nicht irgendeiner Ketzerei, aber es gibt Personen, welche da deutlich kritischer sind.
Da hast du aber recht seltsame Ehen kennen gelernt. Vor allem wo Scheidungen und Trennungen so einfach funktionieren. Deine defensive Haltung in dieser Sache ist bezeichnend.
Wie du vielleicht gemerkt hast, bin ich nicht als Zaina Bel-Hak unterwegs, sondern als Gesandte von Saeed Habib Prüferin deines Auftrages. In dieser Hinsicht ist es durchaus meine Aufgabe zu überprüfen und zu wissen, wie du deine Aufgaben durchführst. Welche Ursachen hatte denn die Beschimpfung? Wenn mich jemand als Sklave beschimpfen würde, dann wäre das bestenfalls ein mitleidiges Lachen wert, wenn ich dem irgendeine Bedeutung zubilligen würde. Ansonsten ignore ich soetwas. Ich bin schon so oft beleidigt worden. Seltsamerweise am meisten von Parshans, die glauben, ich wäre eine sinnlose Zivilistin, weil irgendjemand ihnen in ihren Kasernen erklärt hat, sie wären nicht gleich allen anderen Blutgeborenen, sondern irgendeine abgehobene Klasse. Aber keine Sorge, die Untersuchung läuft, so dass die Ketzer erwischt werden. Das ist genauso eine Ketzerei wie die Behauptung, dass Hexen anders, besser oder schlechter als andere Blutgeborene wären.
Sie blickt ihm direkt in die Augen und will wohl etwas Wichtiges nachsetzen als die Tür sich öffnet und ein gutes, aber eher deftiges und herzhaftes Essen in Form von Hühner- und Wurzelsuppen, Reisbrei und Gemüse mit Muscheln gebracht wird. Dazu Wasser und Teesude.
Was ist denn die Aufgabe, die er zehnmal besser macht? Zehnmal ist eine erstaunliche Steigerung. Und inwiefern hat Ishri dich beleidigt? Das sollte bei Blutgeborenen unmöglich sein. Nur Barbaren und Makratiin geben etwas auf Ehre, die man kränken kann. Überleben und Erhabenheit stehen noch normalerweise dafrüber.
Irgendwie kratzt das schon. Danyal wurde scheinbar an der Kaserne wirklich etwas vermittelt, was nicht ganz der Norm entspricht. Aber ist es deshalb falsch?
Und Liebe ist dann schlecht, wenn sie dich selbst gefährdet, weil sie unerfüllt bleibt. Und dich so angreifbarer macht.
Und was tust du dagegen? Ich meine, es ist am Ende deine Sache, aber es ist doch ein wenig seltsam, sich für einen Menschen aufopfern zu wollen, der nie das gleiche empfinden wird wie man selbst. Ich sage nicht, dass es leicht ist, aber dein Handeln scheint nur darauf hinauszulaufen, dich für deinen "Wahn" zu opfern und damit dir selbst und ihm Unrecht zu tun, oder deine Mission zu gefährden. Aufopferung ist gegen alles, wofür das Blutgesetz steht, weil es den Tod dem Leben vorzieht. In dieser Richtung liegt also nicht nur Wahnsinn, sondern auch Ketzerei.
Sie sieht ihn ernsthaft an, auch wenn das gespielt sein kann, denn wir er selbst erfahren kann, bricht nur echter Schock die Maske einer Hexe unabsichtlich.
Auch wenn es dir im Herzen zuwider läuft, wäre es besser für dich, die Mission mit Ishri statt mit Thar durchzuführen. Du bist Agent und kein Parshan, sie ist Hexe und kein Parshan, das passt recht gut. Du solltest aufhören wie ein Parshan zu denken und Parshans nicht anderen bevorzugen. Auch dieser Weg führt in einen Abgrund.
Ich frage mich, wann es hier essen gibt. Nach deiner Vergiftung brauchst du die Kraft, sonst liegst du mehrere Tage flach. Vor allem weil ich deinen Kreislauf so lange künstlich stimuliert habe, damit du nicht wegdämmerst und ernsthafte Schäden an Organen und Blut davonträgst.
Das führt an der Stelle zu weit ins Persönliche. Warum bist du eigentlich so sehr auf Thar fixiert?
Das Furchtbare an der Kleidung ist, dass Zaina sie scheinbar so tragen kann, dass sie an ihr wie Mode aussehen. Farblose, massengefertigte Krankenhauskleidung. Und Danyal kann sie sich deutlich damit als Hauptattraktion bei einer Modenschau vorstellen. Der Gedanke ist faszinierend und furchterregent zugleich, dass dann alle in der Krankenhauskleidung herumlaufen würden.
Sie wirkt fast belustigt.
Nein, ich habe mich nur gegen das Betragen der Priesterkaste bezüglich ihrer eigenen Ansprüche ausgesprochen, weil sie nicht praktizierten, was sie predigten. Das gefällt keinem, der Macht hat. Die Ohnmächtigen haben sich zu ducken und zu folgen. Also all das, was den Blutgeborenen zuwider sein muss.
Die Antwort lässt eine Weile auf sich warten, denn erst werden beide gegen Proteste und unter Hinweise auf Protokolle auf die Liegen verfrachtet und dann mit diesen durch die Botschaft auf den Vorplatz, wo man sie in einige Einsatzfahrzeuge verlädt. Noch immer ist keine Spur vor der Tempelgarde zu sehen und so mag es durchaus sein, dass diese in einer leeren Residenz mit vielleicht zwei lehimischen Wachleuten ankommen.
Erst im Ruheraum des Militärkrankenhauses nach einer Tonne verschiedener Tests mit Blut- und Urinabnahme und gehüllt in farblose Krankenhauswäsche liegen Zaina und Danyal dann im Ruheraum auf Liegen herum, während Thar im Nebenraum scheinbar tief schläft, und sie antwortet ihm mit:
Das war nur aus meiner Jugend und ist jetzt bedeutungslos. Ich hatte ein paar Differenzen mit der dortigen Religionsauslegung.
Zaina Bel-Hak holt ihn mühelos ein und drückt ihn zu Boden. Ihre Stimme ist eindringlich und auch ein wenig erschöpft.
Sei nicht dumm, Danyal, du kannst Thar in keinem Fall helfen. Und Ärger beendet deine Mission schneller als du den Gang hinunterkriechen kannst. Und damit kannst du ihm dann noch weniger helfen. Halt dich ruhig und zurück, dann kommen wir alle ohne Probleme hier heraus. Wenn Ishri in Thars Nähe war, konnte sie ihm vielleicht helfen. Deine autistische Fokussierung auf eine Person ist zwar typisch, aber in dem Fall störend. Das ist keine Beleidigung, sondern eine einfache Analyse. Dadurch wirst du vielleicht selbst erkennen, dass du diese Veranlagung hast. Und sie entsprechend mitkontrollieren.
Einen Notruf ohne Netz? Wie das denn bitte? Und warum willst du dich umbringen gehen? Vor allem: Wer soll uns hier bitte helfen? Die futunische Botschaft ist nur von Zivilisten besetzt. Die Wachmannschaft ist ja scheinbar gerade übergelaufen.
Sie folgt ihm den Gang hinunter und denkt scheinbar nicht daran, leiser zu reden. Allerdings tut das Danyal ja auch nicht. Komisch nur, dass er mit Xaxai Anwar sprechen konnte, wenn das Netz weg ist.
Wieviel Kampferfahrung hast du, Parshan? Ich bin vielleicht kein Parshan, aber ich bin in meiner Jugend allein aus Khadesh geflohen. Oder bevorzugst du es, dass wir uns trennen, obwohl es genug Gänge, Treppen und Fahrstühle gibt, dass man dich oder mich einkreisen könnte?
Da würde ich nicht langgehen, weißt du. Ich glaube, den Gang hinter und die Treppe hinab sind Saredash-Kultisten. Also die, welche sich als Assassinen ausgaben. Wir sollten warten bis Ishri sie kampfunfähig gemacht hat. Du hast sie doch sicher darauf angesetzt.
Die Sätze könnten absolut beiläufig und unschuldig sein oder nur so wirken. Je nachdem wie paranoid Danyal gerade ist. Sie wirkt jedenfalls aufrichtig besorgt wie sie ihm da hinterherruft.
Auf dem Flur rennt er fast Zaina Bel-Hak um, die scheinbar in seine Richtung unterwegs war. Sie ist in eine lange wallende weiße Robe gehüllt, die absolut unnütz im militärischen wäre, aber ansonsten durch ihre Verarbeitung und den hochwertigen Stoff einen phantastischen Eindruck hinterlässt - auch bei jenen, welche Frauen nicht zugetan sind.
Schatten 4, Wasser 1: Der unterbewusste Teil von Danyal nimmt wahr, dass nur er ein Ausweichmanöver vollzogen hat, die Frau ging einfach weiter, so als wäre sie keinesfalls mit ihm zusammengestoßen. So kann man an sich gehen, aber eben nur, wenn man genau an die richtige Stelle tritt. Auch stand sie auf der Liste der Hexen, die ihm benannt wurde. Und das ohne militärischen Bereich, also ist sie wohl wie Ishri ohne wie Ishri zu sein, wenn das gut oder schlecht ist? In jedem Fall ist sie eine weitere Person, die nicht unbedingt gegen ihn ist. Ist man als Hexe eigentlich Zivilistin? Wie auch Ishri und Xaxai Anwar scheint sie kein wenig überrascht, außer Atem oder sonst irgendwie angespannt zu sein.
Ich wollte gerade zu dir, Danyal Khaje, gibt es ein Problem?
