Beiträge von Thandara

    R O L L E N S P I E L:

    Damit bekommt er sicher so einige Euskali zusammen: Den Weingroßhändler aus dem nahen Ackerland, den Großspediteur für Kühlwaren, zwei junge Frauen fragwürdiger Neigung, die sich als Kunststudenten ausgeben, einen gemütlichen Fleischermeister, der frei hat, sowie eine uralte Schachtel ohne Zähne, die aussieht, als könnte sie das Doppelte aller anderen trinken und dann noch durch die Stadt nach Hause gehen. Also die Typ Mensch, welche zwei Atomexplosionen wegstecken würde.

    Ich wünsche dir einen angenehmen Aufenthalt.

    R O L L E N S P I E L:

    Entgegen der Anscheinnahme ist der Gehalt der alkoholischen Gegenstände erstaunlich leicht und ihr Bestand wesentlich geringer als angenommen. Schließlich will man sich vor anderen keine Blöße geben, welche diese ausnutzen können. Blutgeborene, die sich sinnlos das Hirn wegballern, gehen in der futunischen Gesellschaft unter, da ihr Platz dann von jenen eingenommen wird, die sich nicht bloßstellen und damit besser qualifiziert erscheinen. Schließlich ist das Leben heilig und Mord oder andere niedere Gelüste der Barbaren führen bestenfalls in abgeschirmte Siedlungen und schlimmstensfalls in den lebenslangen Arbeitsdienst der Sperrgebiete.


    Unter den Euskali findet er dagegen garantiert Freiwillige, so sie nicht im Anwesen angestellt sind.

    Nein, das sind die für deinen Aufenthalt hier. Hier achtet man mehr auf das Aussehen. So du etwas trinken willst, haben wir hier genug. Gesellschaft lässt sich auch finden, denke ich. Aber lass dich von mir nicht abhalten, woanders nach Unterhaltung zu suchen. Ich bin nur ein einfacher Akash.

    R O L L E N S P I E L:

    Es ist offensichtlich, dass er Tiam langsam nicht mehr als interessant betrachtet und das Gespräch nur wegen seiner Rolle und nicht wegen ihm selbst noch führt. Andernfalls wäre er wohl schon gegangen.

    Dann läufst du eben zum Badesee. Ist auch nicht so weit. Die zwei Kilometer durch den Stadtpark wirst du schaffen. Da führt auch eine breite Allee hin. Oder an den Strand in fünfeinhalb Kilometern. UV-Klärung gibt es bekanntermaßen nur im Kernreich. Hier müssen wir ein wenig mehr haushalten mit solchen Ressourcen. Architektur ist die eine Sache, aber Energie und Spezialteile sind nunmal unseren bestimmenden Wirtschaftszweigen zuerst zuzuweisen.


    Der private Schwimmbereich im Anwesen ist logischerweise für mich und meine Familie. Da hast du keinen Zutritt.

    Wir sind doch keine Barbaren und belasten die heilige Natur mit einem Pool oder so einem Blödsinn. Es gibt Gartenteiche und Brunnen, sicher, aber die sind ja nicht zum Baden. Es gibt in der Nähe auch Badeseen. Wir haben jedoch ein Naturschwimmbad in der Stadt. Ich glaube, der einzige Ort in der Hegemonie mit einem Chlorschwimmbecken ist die Botschaft auf Hatha und die wurde ja nun abgerissen. Zum Glück. Diese chemische Schändung der Schöpfung ist doch entsetzlich. Wo hast du denn sonst noch einen Pool gesehen, dass es dich danach verzehrt?

    Klar doch, nimm dir ein Handtuch vom Eingangsbereich und dann kannst du einfach die kostenlosen Verkehrsmittel nehmen, die draußen auf dem Platz halten. Wir haben hier Tram und U-Bahn-Anschlüsse. Zum Strand sind es mit der Tram sieben und mit der U-Bahn vier Stationen, allerdings an unterschiedlichen Stellen. Du musst selbst sehen, welcher Strand dir besser gefällt. Wenn du keine Euskali magst, ist der von der U-Bahn wahrscheinlich besser für dich.

    An sich unterscheiden sie sich nicht groß von anderen Völkern in Antica. Die übliche Masche mit Kleinstaaterei, dann Kolonien und jetzt Wohlstand. Dazu eine simple, uninspirierte Sprache. Sie sind weder besonders dumm noch sehr klug, also absolut gewöhnlich. Nicht naiv genug um alles zu glauben, aber auch nicht kreativ genug, um auf wirkliche experimentelle Ideen zu kommen. Und kalt ist es dort nur im Vergleich zu den Tropen Futunas, Lehims, Khadeshs und Hathas. Geh einfach davon aus, dass dein Aufenthalt vor allem langweilig und banal sein wird. Vielleicht triffst du ja die langweiligen Agenten und Beamten von dort. Ich würde dir empfehlen, eine Umfrage zu starten vor Ort. Frag die Leute einfach mal ein paar simple Sachen, damit du ihre Bandbreite selbst erfährst. Vielleicht hilft dir das weiter. Und vermeide irgendwelche illegalen Handlungen. Wir wollen schließlich in die Lücken ihres Rechtssystem greifen und nicht die offensichtliche Dummheit begehen.


    Und nun, weiter zur nächsten Party? Oder willst du lieber an den Strand? Ist ein wenig frisch heute, aber baden geht doch immer.

    Da musst du dir keine Sorgen machen, denn du versuchst ja nicht gewaltsam durch den Garten zu kommen oder mutwillig etwas zu zerstören. Und ich würde mir da keine großen Sorgen machen. Wir lassen Dinge dort und stehlen sie nicht. Wenn also in Schulen, Amtsstuben, Bibliotheken, öffentlichen und privaten Einrichtungen zurückgelassene Dinge auftauchen, so wird man sie in erster Linie nicht als von uns aus verursacht erkennen und wenn doch, so kann niemand uns aburteilen für die freigiebige Ausgabe von Geschenken oder Gaben, denn niemand wird von den Inhalten her nachvollziehen können, dass es sich um eine intelligente Fährte handelt, die ihren eigentlichen Inhalt erst Jahrzehnte später enthüllt. Um das zu bewerkstelligen bräuchte man schon Jahre des Studiums und die wird man nicht so eben aufbringen können. So sind es einfach nur komische Bücher, Karten, Hörspiele und so weiter, die man nicht einordnen kann. Informationsüberladung ist ein wesentliches Mittel zur Behandlung von Barbaren.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Akashir lacht und Tiam kann nicht wirklich einordnen, ob das nun gestellt, echt oder wie es überhaupt gemeint ist.

    Dann gibt es natürlich noch die Reiserouten, die unlogisch und wenig erhellend für deine Gastgeber sein werden. Außerdem ist eine Reihe von Anfragen zu stellen. Du wirst ein paar Produkte bestellen müssen. Es wird nicht ersichtlich sein, wofür und ob du sie gebrauchen kannst. Das ist Ebene Eins unserer Verschleierung. Darauf kann man dann weiter aufbauen. Dafür kann dich niemand zur Verantwortung ziehen in einem für dich schädlichen Sinne. Barbaren werden selbst mit ein wenig Vorkenntnis unsere Kultur nicht einmal ansatzweise begreifen. Und Ebene Zwei ist natürlich die weitere Entfremdung. Wir schüren Neugier, Furcht, Aberglaube und Ablehnung. All diese ganz natürlichen Emotionen werden weiter zur Verschleierung der Verschleierung der Verschleierung beitragen. Wenn du dabei selbst verwirrt wärest, macht es die Sache sogar besser. Darum lebe dich voll aus. Dann können wir die anderen vier Ebenen vorbereiten und durchführen. Ein Plan mit mehr als vier Schritten ist Irrsinn oder Wunschdenken, das wird uns natürlich auch nutzen.

    Er ist in einer der zahlreichen Fallen geendet, welche sich tiefer im Irrgarten befinden. Damit kommt man nicht zu Tode, aber auch nicht wieder raus, wenn man ein Feind der Werte Thandaras ist. Hier regelt man die Dinge ein wenig anders als im Kernreich. Wie du merken wirst, müssen wir eine Menge Euskali in Zaum halten, auch wenn die Besetzung der restlichen Gebiete Euskalias oder wie auch immer sie ihr nicht existentes Heimatland nennen durch die Loden deren Nationalismus enge Grenzen setzte. Sie haben also nur die Wahl zwischen uns und unseren lieben Nachbarn. Entsprechend wäre es von Vorteil, dafür zu sorgen, solche Bestrebungen noch weiter einzudämmen. Die Loden sind mit ihrer rückständigen Technik schon ganz gut darin, wodurch sich viele Angriffsflächen anbieten.

    R O L L E N S P I E L:

    Er streicht ein wenig in Gedanken ein paar Blätter glatt, dann blickt er Tiam direkt an.

    Ich werde dir drei Übersetzer und noch ein paar Leute mehr mitgeben. Die können alle die unmelodische Sprache der rückständischen Irren jenseits unserer Grenzen. Also brauchst du damit auch keine Dolmetscher. Die Übersetzer sind dazu da, die euskalischen Werke vor Ort in andere zu übersetzen. Wir wollen die Schriften ändern, umschreiben und fälschen, wie es nur nötig ist. Da die Loden jedoch sicher auf eine solche Taktik warten, werden unsere Anstrengungen noch ein wenig tiefer gehen. Lass sie ein oder zwei Züge erkennen, aber mehr werden Barbaren mit ihrer beschränkten Art Dinge in ihrer Gesamtheit zu erfassen nicht erblicken. Über die zahlreichen Methoden das zu erreichen, muss ich dir sicher keine Vorträge halten, doch wir haben neben unseren eigenen Experten auch Sufis der Akademie angeworben, um zusätzliche Haken ins Fleisch der Unwürdigen zu schlagen.


    Gleichzeitig sind natürlich noch ein paar mehr Ziele zu verfolgen, ich will nur sichergehen, dass wir uns über die Grundsätzlichkeiten einig sind. Das wird deine ursprüngliche Arbeit nicht behindern, aber ich muss für ein paar Generationen im Voraus planen in anderer Art als die Hegemonie an sich. Mir geht es um den dauerhaften Erhalt des Akashir, nicht allein um die Sicherheit der Hegemonie an sich.

    Du bist ein lustiger Vogel, das gefällt mir. Lass uns doch in den Irrgarten gehen, da versuchen die Leute immer zu lauschen und hören doch nichts. Und der letzte Attentäter von Saredash hat nie wieder hinausgefunden.

    R O L L E N S P I E L:

    Er geht schonmal vorneweg direkt in die Hecken hinein. Niemand macht Anstalten ihm zu folgen. Wahrscheinlich ist er den Leuten ebenso suspekt wie Tiam. Sollte er dem Akash dann doch folgen, so hält dieser nach drei Biegungen an einer völlig identischen Hecke inne.

    So, Tiam, was hat man dir denn über deinen Auftrag erzählt?

    R O L L E N S P I E L:

    Es wirkt eher wie eine Mischung aus futunischer und barbarischer Baukunst, mit Absicht angeleget, um eben barbarische Angreifer, die niemals kamen, in den Wahnsinn zu treiben. Es ist viel zu einfach den Gegner zu schlagen, also sollte das diesem selbst überlassen sein. So jedenfalls die futunische Ansicht. Warum auch nur aus einer Richtung angreifen oder mit einer Methode? Der gegnerische Geist muss überladen werden, denn die primitiven Barbaren können komplexe Spiele einfach nicht begreifen. Die Lösung liegt wohl auf der Hand, wenn der Alte von einer Allee gesprochen hat. Über eine Mauer ohne Tor erspäht Tiam eine Reihe gleichförmiger Bäume mit Abständen, wie bei einer Allee. Doch wie er dort hinkommt, ohne sich zu verlaufen, ist nicht klar.

    R O L L E N S P I E L:

    Ausgänge gibt es hier eine ganze Menge. Mindestens drei führen auf verschiedene Gänge, zwei davon nach einigen Nachdenken auf den gleichen. Eine verborgene Tür führt gar auf eine halb zerstörte, ungesicherte Außentreppe, welche an einem Fels Richtung Meer abfällt. Hier kann man deutlich Abenteuer und wahrscheinlich auch sicheren Tod genießen. Ein Tor führt in einen Blumengarten. Ein weiteres in einen wirklichen Irrgarten. Zur genaueren Untersuchung muss sich Tiam entscheiden. Wenigstens gibt es dort wo er ist sanitäre Anlagen, Getränke, Speisen und Unterhaltung.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Mann, ein gemütlicher älterer Herr mit einem dicken Gesicht, aber eher durchschnittlichen Körper und einer Glatze schaut Tiam träge mit seinen freundlichen Schweinsäuglein an. Sein breiter Mund enthüllt den Blick auf einen prachtvoll großen Schlund und ebenmäßige Zähne.

    Welche Ehrengarde denn? Warum sollte jemand auf dich warten? Wer bist du denn?

    Hintergrund:

    Sturm 2: Ja, warum eigentlich, wenn selbst sein Datenpad heute morgen verkündete, dass er eine halbe Woche Zeit hätte? Vielleicht ist Tiam in einer anderen Welt erwacht als die anderen hier?

    R O L L E N S P I E L:

    Eine müde Krähe auf dem nahen Ast ist das einzige Lebewesen, das Tiam sofort sieht und sie wirkt nicht, als würde sie ihn erwarten. Im Garten sind seltsame Stelen aufgebaut, verziert mit Mustern barbarischer Kulturen aus der ganzen Welt, so als würde man diesen Narren hier tatsächlich ein Denkmal setzen. Auf der anderen Seite ist der Garten wohl so abgelegen, dass niemand von ihm weiß und dann ist das wohl nicht kritisch. Jedenfalls wird da keiner Amok laufen wegen ein paar Markierungen. Eine kleine Pforte scheint in den größeren Teil des Gartens zu führen, wo anscheinend mal wieder gefeiert wird. Ansonsten bleibt nur der Weg zurück und anderswo suchen.


    Sollte Tiam durch die Pforte gehen, kommt er tatsächlich in einer Zirkusshow an, bei der Feuerspucker und Jongleure eine doch recht zerknautschte Ansammlung übermüdeter Gäste zu unterhalten versuchen. Der Messerwerfer verfehlt Tiams Gesicht nur um Haaresbreite, da er scheinbar die Pforte als Oberfläche nutzt. Das entlockt den Gästen allerdings auch nur ein müdes Zucken.

    R O L L E N S P I E L:

    Bei näherer Betrachtung stellt sich der Ausgang als ein weiterer Spiegel heraus. Vielleicht ist das gar kein Raum, sondern eine Mischung aus Schreckensgalerie und Labyrinth? Hat ihm die Marmorfrau mit den verdrehten Augen gerade zugeblinzelt? Und zeigt eine Statue nicht auf ihn? Nein, nur in den Spiegel vor ihn. Moment mal.

    Hintergrund:

    Sturm 2: Vielleicht hat der alte Irre ja recht, die Statuen stehen nicht zufällig so, das ergibt ein Muster. Aber was für ein Muster? Und wofür?

    R O L L E N S P I E L:

    Schließlich findet er eine kleine Tür. Doch diese ist verschlossen. Aber die nächste Tür ist offen und führt in einen Säulengarten. Die Leute hier haben soviel Geld, dass sie es für bescheuerte Gestaltungsprojekte verschwenden können.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Spiegel widerspricht ihm nicht. Allerdings scheint ihn auch niemand stören zu wollen. Auch sein Datenpad verkündet wenig konkret, dass er eine halbe Woche Zeit hat, bevor es weiter in das bleiverpestete Reich im Norden gehen würde. Am Tag seiner Abfahrt würde die Gesandte der Hegemonialregierung ihn dann anrufen. Zwei Möwen streiten sich um das Frühstück. Ein paar Stimmfetzen steigen von unten zu ihm herauf, aber ob es dabei um Biber im Karussel oder einen alten Eimer geht, vermag er nicht zu sagen. Das Wetter ist außerdem zwar kühler als in der Hegemonie, aber nicht wirklich so eisig, wie es ihm nahegelegt wurde.

    R O L L E N S P I E L:

    Am nächsten Tag erwacht er entspannt und ohne irgendwelche Schmerzen, Verspannungen oder Irritationen zum Gesang der Vögel auf dem Balkon. Als er die leichte Decke bei Seite zieht, bemerkt er, dass er in einem lichtdurchfluteten Raum mit vorherrschenden Kaminrot geschlafen hat. In das Bett, das so groß ist, dass da garantiert drei Personen bequem hineinpassen, ist er fast hineingesunken, so weich ist es teilweise. Direkt an das Bett schließt sich ein weicher Teppich an, der auch Sessel, Kommoden, Schränke und Tisch umschmiegt, aber ein gutes Stück vor der Tür in der Westwand endet. An der Nordseite springt ein Hirsch in den Wald, während grimmige Parshans den barbarischen Jäger verprügeln. Es ist ein wahrlich prachtvoll gemaltes Bild. Im Osten findet man ein kleines Bad mit Dusche und Whirlpool. Die Balkontür im Süden geht auf eine kleine Terasse mit Blick auf das Wasser mit Strohsessel, Sonnenschirm und abgedeckten Frühstücksbuffet auf einem kleinen Tisch. Auf einem Stuhl in der Nähe des Bades findet Tiam ein lachsfarbene Hose, ein hellblaues Hemd und einen beigen Anzug sowie Unterwäsche, Socken und Straßenlederschuhe robuster und bequemer Verarbeitung.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Aufzug bringt ihn wieder hinunter in die Hallen. Direkt beim Aussteigen greifen riesige verhüllte Pranken in den seltsamen Gummihandschuhen nach Tiam und kurze Zeit später rupfen ihm drei gewaltige Kolosse in den Ganzkörperanzügen die schöne Kleidung vom Leib - dafür würde man im Kernreich sicher eine Strafe wegen Verschwendung erhalten - und werfen ihn bauchwärts auf eine Liege, auf der sie ihn festschnallen und auch seinen Kopf fixieren. Dann beginnen sie mit einer Druckmassagenbehandlung. Da regt sich auch bei Tiam nichts mehr, denn nach ein paar gezielten Kniffen und Tastungen liegt er da wie Pudding völlig entspannt auf der Liege. Da hilft auch keine noch so schöne Vorstellung oder die größte Frustration, so willig der Geist sein mag, wenn der Körper nicht mitmacht, hilft das auch nicht. So dämmert Tiam immer mehr weg.