Beiträge von Tiam Torabi

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam geht davon aus, dass er die Narben sehen soll. Er guckt sie ausgiebig und geradezu begeistert an, während er an seinem Glas nippt.


    Und ich dachte schon, du wärst ein drogenabhängiger und seniler Irrer, der sich verirrt hat! Die Loden werden Augen machen, wer alles anrückt! So eine Gesandschaft hatten die garantiert noch nie.


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam schenkt ihnen beiden großzügig nach.


    Wir sollten dafür sorgen, dass wir auf unserer Reise durch das Lodenland so viel Spaß haben wie möglich. Wir sollten zum Beispiel den Masseur mitnehmen. Der kann Leute und Tiere mit wenigen Handgriffen einschlafen lassen! Das halte ich für ungeheuer praktisch. Ich würde mit dieser Fähigkeit nur dummes Zeug anstellen.


    Was wirst du im Lodenreich tun? Ich werde die Loden, von den Pflichten meiner Arbeit abgesehen, auf jeden Fall einmal darum bitten, mir absichtlich einen barbarischen Kulturschock zu verpassen, der dazu geeignet ist, einen gestandenen Futunen vor lauter Grauen erzittern zu lassen. Mal sehen, was sie sich einfallen lassen und ob ich das aushalte.


    Wie heißt du überhaupt?

    R O L L E N S P I E L:

    Ist das etwa ein Bruder im Geist? Gleiche Taktik wie Tiam? Oder schlichtweg ein Lügner, der ihm hier irgendwelchen Kram auftischt, weil dies seiner Art von Humor entspricht. Tiam mustert ihn scharf, wobei ihm auch auffällt, dass er den körperlichen Zustand des Mannes, den er bisher nur halb beachtete, falsch eingeschätzt hat.


    Warum sollte dir die Rolle des Assassinen keiner abnehmen? Ich würde dir das eher zutrauen als den Erzschamanen. Die Typen, die offen als Assassinen auftreten, dienen nur der Warnung. Die eigentlichen Meuchler sieht man nicht, obwohl sie sich mitten unter uns bewegen.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam wird den Verdacht nicht los, dass jene Assassinen nicht zu seinem Schutz dabei sind, sondern um ihn auf lodischem Grund und Boden aus dem Weg zu räumen, sobald er seinen geheimen Auftrag erledigte. Er schenkt dem Alten ein großzügiges Glas ein und sich selbst auch.


    Auf das Leben, Väterchen.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam fährt zusammen. Steht der bekloppte Alte einfach mitten in fremden Schlafzimmern! Es gibt Leute, die reifen wie guter Wein und werden mit jedem Jahr attraktiver, bis weit ins Greisenalter hinein, doch dieses Geschöpf gehört zweifelsohne zur anderen Sorte. Tiam dreht sich zu ihm herum und stützt sich auf den Ellbogen.


    Das ist einfach nur ein Schlafzimmer! Ein sehr schönes, zugegeben, und mit einer überzähligen Betthälfte ausgestattet, die man getrost wegrationalisieren oder in die Treppe einarbeiten könnte, aber trotz allem nur ein Schlafzimmer. So, du kommst also mit ins Lodenreich! In welcher Funktion?


    R O L L E N S P I E L:

    Das ist gut, das ist sehr gut. Mit seiner Verwirrtheit werden alle missbilligenden Augen sich auf den Alten richten und über ihn ärgern, Tiam wird sich dem anschließen und am Ende fein raus sein. Was auch immer er anstellen wird - nerviger als diese Person ist nicht mal er!


    Willst du was trinken? Ich hab genügend hier.

    R O L L E N S P I E L:

    Wer baut solche Treppen!!! Tiam setzt sich auf die letzte begehbare Stufe, um lautstark zu jammern. Würde er den Weg kennen, wären zwei Kilometer bis zum Strand kein Problem, doch das gesamte Anwesen scheint nur dazu erbaut worden zu sein, ihn mit lauter wahlweise geldgierigen oder desinteressierten Leuten hier einzusperren.


    Es ist hoffnungslos!


    R O L L E N S P I E L:

    Er schreibt den beiden eine Nachricht, dass ihm was dazwischen gekommen sei und zieht sich völlig deprimiert in sein Zimmer zurück. Eigentlich wollte er sich nur ein ganz kleines bisschen betrinken, weil er morgen schon bei den Loden vorsprechen muss, doch nun ist er versucht, es ein paar Schlucke mehr werden zu lassen.


    Erneut entledigt er sich der Klamotten, schmeißt sich in Unterwäsche ins Bett und starrt todunglücklich vor sich hin in dem Gefühl, am Tiefpunkt seines Lebens angekommen zu sein. Als ihm einfällt, dass Danyal sich jeden Tag so fühlen muss, weil den Langweiler niemand mit der Kneifzange anfassen will und er sich obendrein in einen Hetero verknallt hat, kichert Tiam schadenfroh. Jetzt fühlt er sich ein kleines bisschen besser.

    R O L L E N S P I E L:

    Tam überlegt kurz. Leider hat er mit Dreiern miese Erfahrungen, weil irgendwer sich immer benachteiligt fühlt oder schlichtweg stört, aber da er niemanden sonst zur Auswahl hat, nimmt er das Angebot an. Der Gast ist selten derjenige, der zu kurz kommt, sonst würde man ihn ja nicht einladen. Also dann, auf zum letzten heutigen Versuch! Rasch zieht er sich an. Da er zwar angetrunken, aber nicht sturzbesoffen ist, wählt er den Weg über die Treppe.

    R O L L E N S P I E L:

    Wenn der Mann tatsächlich glaubt, das Theater sei alles, was den Agenten des Großwesirs ausmachen würde, ist er ganz schön naiv. Tiam wartet, bis der Kerl weg ist, der trotz seiner erzfutunischen Abstammung scheinbar schon viel zu sehr von der über die Grenze schwappenden Barbarei durchseucht ist.


    Tiam liest sich die Etiketten der Flaschen durch und überlegt, was davon er als erstes bechern soll. Er wirft die teuren Kleider über den Stuhl, und setzt sich in Unterhosen und Socken ins Bett. In seiner Hand befindet sich die Flasche mit den geringsten Prozenten. Man soll ja langsam anfangen. Die stellt er sich in Griffreichweite.


    Dann stöbert er auf einschlägigen Seiten im Weltnetz nach einem passenden Spielgefährten, der ihm die Wartezeit auf dieser unsympathischen Insel vertreiben und ihm das gekränkte Ego und ein paar andere Dinge streicheln soll.

    Masa al'hrem, Ehrbarer! Wie du siehst, habe ich die Hoffnung auf Gäste noch nicht aufgegeben!


    R O L L E N S P I E L:

    Er hebt in gespielter Fröhlichkeit die Augenbrauen und zwinkert liebenswürdig, dann stellt er die vielen Schnapsflaschen in einer Reihe auf eine Anrichte. Angetrunken, wie er ist, präsentiert er dem Mann die Antwort auf seine Frage in Form einer langen Beschwerde:


    Über Euskali weiß ich rein gar nichts, außer, dass ihre Frauen versucht haben, mir mein ehrlich verdientes Geld aus den Taschen zu ziehen, anstatt auf diesem Fest einfach mal ein bisschen locker zu sein und Spaß zu haben. Dabei konnte ich nicht behaupten, dass sie interessant gewesen wären, die übliche Einheitskost. Würde ich im Weltnetz nach einem Spielgefährten für lau suchen, würde mich das schlappe fünf Minuten kosten. Aber hier? Fehlanzeige! Selbst bei den Männern konnte ich keinerlei Spieltrieb verzeichnen, auch wenn es da einige Schnuckelchen gab, mit denen ich gern etwas Zeit verbracht hätte. Der ganze Platz ist voller Hüpfburgen, aber niemand außer mir hat sie benutzt! Wahrscheinlich hat das auch Geld gekostet und ich habe nur die Kasse übersehen.


    Kurzum: Ich habe einen schrecklichen Kulturschock erlitten, von dem ich mich erstmal erholen muss.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam hasst diesen Tag und beginnt gar, ganz Thandara zu hassen. Noch nie ist ihm derartig geballte Kälte und Ablehnung entgegengeschlagen. Wer das Lodenreich einst kalt und öde nannte, der war augenscheinlich noch nie in Thandara gewesen. Er beginnt sich nach dem Besuch im Lodenreich zu sehnen, wie abschreckend es ihm auch beschrieben wurde.


    Nicht einmal die Hüpfburgen vermögen Tiam aufzumuntern, wenn er dort eh nur allein herumspringen muss. Er beschließt, sich in seinem Schlafzimmer zu verbarrikadieren, bis seine Zeit auf dieser feindseligen Insel vorbei ist.


    Er zieht seine Schuhe und seine Jacke wieder an. Mit mehreren Flaschen Hochprozentigen - er will nicht so viel schleppen und es soll möglichst lange halten - und entsetzlicher Laune macht er sich auf die Suche nach seinem Schlafzimmer.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam blinzelt frech. Am liebsten würde er sich ja einfach einhenkeln und den Kerl in sein Schlafzimmer lotsen. Aber das kommt ohne Alkoholeinfluss vermutlich weniger gut an als mit einer Flasche bunten Sprudel in der Blutbahn.


    Ich glaube, mir ist heute danach, zeitig ins Bett zu gehen. Wie lange hast du denn noch anderweitig zu tun?


    R O L L E N S P I E L:

    Schlafen! Wer will denn schlafen, wenn ihm so ein Leckerbissen in Aussicht steht?

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam neigt lächelnd den Kopf zur Seite, während er versucht, den anderen einzuschätzen. Gar nicht so leicht. Das Gespräch ist ganz nach seinem Geschmack. So schnell, wie das Huhn im Griff des Burschen eingeschlafen ist, ist er fast sicher, dass er einer der verhüllten Masseure war.


    Hm! Da haben wir eine Gemeinsamkeit: Ich hab auch jeden Tag andere Sachen an. Und manchmal gar keine!

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam drückt ihm das Huhn in die Arme und mustert ihn. So viele wandelnde Schrankwände laufen hier vermutlich nicht rum.


    Sag mal, du warst nicht zufällig gestern noch etwas anders angezogen?


    R O L L E N S P I E L:

    Falls er tatsächlich einer von den Masseuren gewesen ist, wird er die Andeutung verstehen und wenn er tatsächlich nur ein Lieferbursche ohne gestrigen Zuverdienst ist, klingt die Frage eben einfach dämlich, ohne ihren Kern zu offenbaren.

    R O L L E N S P I E L:

    Nachdem Tiam eine Weile ausgiebig gehüpft ist und niemand ihm Gesellschaft leisten mochte, bleibt er verwundert wippend im Eingang seiner Hüpfburg stehen, um das Treiben zu beobachten. Die Leute hier sind scheinbar nicht nur prüde, sondern auch wirr. Was für ein merkwürdiges Fest. So ängstlich, wie die Esel schreien, grenzt das hart an Tierquälerei, aber er kann noch nichts Verdächtiges entdecken. Er wechselt die Hüpfburg, um das flüchtige Huhn zu fangen. Unterwegs fragt er jemanden:


    Sag mal, was wird das hier?

    R O L L E N S P I E L:

    Hüpfburgen! Schlagartig bessert sich Tiams Laune. Er stellt die Flasche auf den Boden und zieht die Jacke aus, die er über das Mäuerchen hängt. Vor der größten und prachtvollsten Hüpfburg zieht er die Schuhe aus. Als er den Fuß auf das weiche Material setzt, füllt sich sein innerstes Wesen mit reinem Glück. Er stakst in die Mitte und dann fängt er leidenschaftlich an zu hüpfen!


    Tiam hört gar nicht wieder auf. Es ist ihm völlig egal, wie andere das finden, was er hier treibt, die können ihn alle mal. Er hüpft und er liebt es! Er macht Überschläge, lässt sich auf den Hintern fallen, kommt wieder auf die Füße und hüpft glücklich ihn einem großen Kreis die Wand entlang.

    R O L L E N S P I E L:

    Das hat er noch nicht erlebt! Als ihm bewusst wird, dass er einen weiteren Tag keusch leben muss, zieht er sich mit seiner Sprudelflasche wieder auf das Mäuerchen zurück. Dort sitzt er in der Sonne und ist der unglücklichste Mensch der Welt, nicht allein wegen dem körperlichen Frust, sondern vor allem aufgrund des ungewohnten Gefühls vollständiger Ablehnung.


    Die kann er sich nicht erklären. Gewiss, seine Art ist nicht für Jeden, aber bei irgendwem zieht sie doch immer? Er ist hübsch und verspielt, zutraulich und humorvoll, außerdem ist er Parshan und neuerdings Agent. Warum springt rein gar niemand auf seine Balzversuche an?


    Auf seiner steinigen Sitzgelegenheit hat er Rückendeckung, was einer der Gründe sein mag, warum er dort Platz genommen hat. Womöglich liegt hier noch mehr in der Luft als nur eine gigantische, allumfassende Abfuhr ... er kreiselt die Flasche vor seinem Gesicht, um ihren Füllstand zu überprüfen.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam lacht und schüttelt den Kopf.


    So läuft das bei mir nicht. Wünsche einen angenehmen Tag.


    R O L L E N S P I E L:

    Während die Frauen über ihre nächste Mahlzeit nachdenken, denkt er an seinen Spaß. Er stöbert weiter, wobei er künftig nicht nach Leuten schaut, die so aussehen, als würden sie mit ihm ein Geschäft machen wollen, sondern bewusst nach solchen, die nur ein wenig unverbindlichen Spaß suchen.


    So wandert er herum, plaudert mal hier und mal da, während er mit seinen Blicken die körpersprachlichen Informationen abschätzt auf der Suche nach potenziellen Spielgefährten.

    Ich mag die gesamte Palette! Bananen, Melonen, gemischter Obstsalat ... ich habe ein riesengroßes Herz, wisst ihr? Darin ist für jeden Platz!


    R O L L E N S P I E L:

    In gespielter Nachdenklichkeit reibt er sein Kinn - eine der wenigen Stellen, wo noch ein paar Stoppeln spürbar sind.


    Ihr wollt mich also dafür bezahlen, dass ich mit euch ins Bett hüpfe. Dabei würde ich eine von euch doch glatt einfach so mitnehmen!


    R O L L E N S P I E L:

    Offensichtlich stellt er sich absichtlich dumm. Er hat in seinem Leben noch nie jemanden dafür bezahlen müssen, mit ihm zu schlafen, und hat nicht vor, das zu ändern. Insbesondere für die Euskali-Damen ist es schließlich ein Privileg, dass ein Blutgeborener sie auch nur ansieht!

    R O L L E N S P I E L:

    Tiams Augen werden für einen Moment riesengroß, doch im Laufe des absolut harmlosen Gesprächs wechselt sein Gesichtsausdruck in bitteren Ernst. Er nickt düster. Laut sagt er:


    Jaaaaa hier sind alle sehr freundlich, Ehrbare. Aber es gibt keinen Sex auf Thandara, weshalb die Bevölkerung sich nach meiner Einschätzung binnen eines Jahrhunderts einfach in Erde verwandeln wird und alle diplomatischen Verstrickungen mit ihr. Dass nimmt meiner Mission viel von ihrem Druck, findest du nicht auch? Das wird der reinste Spaziergang!


    R O L L E N S P I E L:

    Er selbst hingegen wirkt nicht, als würde irgendwelcher Druck von ihm genommen sein. Nach dem Ende des Gesprächs ist Tiam äußerst unruhig. Er nimmt sich eine ganze Flasche bunten Sprudel und setzt sich damit auf ein Mäuerchen.


    Ich bin tot


    R O L L E N S P I E L:

    , flüstert er kaum hörbar, gefolgt von einem bitteren Auflachen, das er in einem kräftigen Schluck aus der Flasche erstickt, bevor es in Weinen übergehen kann.