Beiträge von Tiam Torabi

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam grummelt. Da hat er so eine prächtige Assel ... der Tag beginnt so blöd, wie der gestrige endete. In der kurzen Zeit wird sich kein Tiertransport zurück nach Hause organisieren lassen, so unkooperativ, wie die Mitarbeiter hier sind. Und ein Tierquäler ist Tiam nicht, auch wenn es immer noch Leute gibt, die behaupten, Wirbellose würden kein Leid empfinden können, nur weil das noch nicht ausreichend wissenschaftlich beschrieben ist.


    Missgestimmt bringt er also die Assel zurück zu den anderen, ehe er das Frühstück zu sich zu nehmen und sich für die Abreise fertig zu machen gedenkt.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam gähnt und streckt sich. Das sind ja hier Sitten. Sein Kopf fühlt sich noch ganz schön schwer an, aber der Rausch ist abgeklungen. Er hat geschlafen wie ein Stein.


    Alles klar! Ich benötige bitte noch eine Transportbox aus Kunststoff für Meerschweinchen oder Chinchillas. Fünf Minuten vor Ablauf der Stunde sollte mich jemand abholen, da ich mich in diesem Anwesen ständig verirre.

    R O L L E N S P I E L:

    Ach, schade! Beide sind verschwunden. Heute hat er nur Pech. Und eine Assel.


    Damit sie es dunkel hat, räumt er für sie eine Schublade frei. Eine kurze Recherche ergibt, dass er sie mit Laub und menschlicher Nahrung füttern kann. Nur auf die Feuchtigkeit muss er achten. Also tränkt er einige Papiertaschentücher mit Wasser, legt sie in eine Schale und stellt diese dazu. Die Assel soll ja nicht ertrinken oder alles auskippen. In seiner Reisetasche findet er noch ein paar Snacks, die er ihr hinlegt. Fertig ist das vorübergehende Asseldomizil. Vorsichtig schließt er die Schublade. Morgen wird er sich ein geeigneteres Transportbehältnis organisieren.


    Tiam trinkt noch eine großzügige Menge Schnaps, damit er gut einschlafen kann, macht sich bettfertig und kriecht unter die Decke.

    R O L L E N S P I E L:

    In seiner fröhlichen Trunkenheit schenkt Tiam solchen Bedenken keine Beachtung. Er erfreut sich einfach an dem prächtigen - und interessanten - Tier, dessen zahllose Beinchen sich im Vergleich zu umgefallenen Käfern erstaunlich langsam bewegen. Samt Assel sucht er einen Weg zurück zum Fest, um von dort aus noch einmal zu versuchen, in seine Unterkunft zu gelangen.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam hasst dieses Anwesen. Und es hasst ihn! Die hässlichen Statuen bereiten ihm Unbehagen. Moderne Kunst ist anscheinend eine Psychowaffe der Barbaren, um den Geist Blutgeborener zu zermürben. Dafür gefallen ihm das Verlies und die großen Asseln. Er nimmt ein besonders schönes Tier mit, als er sich auf dem Weg zurück zum Fest begibt. Er will versuchen, die Assel als Haustier zu halten. Im Weltnetz gibt es sicher Pflegeanleitungen und Haltungsberichte irgendwelcher Asselliebhaber.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam hat erfahren, was er wissen wollte: Der Masseur scheint inoffiziell seine genialen Fähigkeiten auszuüben. Zumindest, was den Wissensstand der al-banabis betrifft. Sie wissen rein gar nichts davon, was für einen Schatz sie hier auf zwei Beinen herumlaufen haben! Ob der Masseur vom Wesirat für Kultur hier eingeschleust wurde? Da entdeckt Tiam den gruseligen Alten samt menschlicher Schrankwand. Ist das sein Masseur? Oder einer der drei?


    Das hilft mir weiter. Ich werde euch nicht weiter stören, schönen Abend noch.


    R O L L E N S P I E L:

    Mit einem Torkeln absolviert er eine Drehung und eilt in Richtung seiner Unterkunft. Er hat ja sonst nichts zu tun, also kann er zumindest diesen Versuch noch unternehmen, ehe er den Rest der Flasche leert, um bis morgen durchzuschlafen.

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam lässt sich davon nicht beirren, sondern hakt hartnäckig und in unveränderter Arschfreundlichkeit nach. In Zeiten, da der Titel der al-banabis noch mehr galt als heute, währe er der perfekte kriecherische Untertan, der in schamloser Anbiederung auf einer dicken Schleimspur einhergleitet, um sich beliebt zu machen und dafür alle möglichen Vorteile zu ergaunern. Und auf den dabei durchaus Verlass wäre, so lange das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Heute ist das Leben ist schrecklich kompliziert, dafür aber wesentlich interessanter.


    Hm! Verstehe! Dann wisst ihr vielleicht, wo die drei sympathischen Herren sind, die mir nach der Audienz so hilfreich zur Hand gingen?

    R O L L E N S P I E L:

    Schuld an der Abstoßung von Yanth waren vermutlich vermurkste Lieder wie jenes, das Tiam im Suff trällert. Folgerichtig singt er nun eines, das direkt in Yanth gedichtet wurde:


    ♪♫ ♪♫

    Aaaalle Seuchen sind aus Kanth! Kanth!

    Tiiief im Sumpf vergammelt Yirth!

    Eeeerain Nasil bröckelt weg! Weg!

    Guuute Uhren sind aus YANTH!

    ♪♫ ♪♫


    R O L L E N S P I E L:

    Er macht eine Pause. Dann fragt er:


    Entschuldigung, dass ich störe, aber habt ihr den Masseur gesehen? Jenen, der vermutlich die Tiere hat einschlafen lassen?

    Ach, Mäuslein. Eines Tages wirst du es verstehen, da bin ich sicher. Und wenn du Marah plötzlich blöd findest, weil er nicht mehr wie ein Mädchen aussieht, spielst du eben mit jemand anderem - und er auch. Problem gelöst!


    R O L L E N S P I E L:

    Für Tiam ist das alles denkbar einfach. Hätte er was zu sagen, wäre die Welt ein besserer Ort. Aber er hat eben auch ein riesengroßes Herz und nicht so eine verschrumpelte Rosine, wie die meisten Leute. Als er die schlafenden Tiere sieht, ändert er mit einer zu großen Kurve die Richtung und steuert er auf sie zu. Mal sehen, ob sich hier nicht sein spezieller Freund finden lässt. Dabei singt er:


    ♪♫ ♪♫

    Banaba, das Herz Futunas!

    Banaba, ich kehre heim!

    Schroffe Berge, kahle Felsen,

    so muss meine Heimat sein!

    ♪♫ ♪♫

    Ich komme ja auch aus den futunischen Bergen! Aus Banaba. Wunderschön ist es da. Die meisten Spießer sind wirklich stinklangweilig. Aber manche sind auch derart verkrampft, dass es schon wieder komisch ist. Es kommt immer ganz darauf an, auf welche Art einer spießig ist. Ob einer ungläubig ist oder nicht, ist mir hingegen völlig egal. Über manche Ungläubigen kann man sich richtig kaputtlachen, weil sie so komische Ansichten haben. Nur trauen sollte man ihnen nicht.


    Und ich laufe so komisch, weil ich betrunken bin! Das kannst du dir für die Zukunft merken: So eiert man rum, wenn man zu viel gebechert hat. Darum immer das Maß halten, immer das Maaaaß halten! Sonst endest du so wie ich!

    R O L L E N S P I E L:

    Tiam nickt auf diese Frage in gespieltem Ernst.


    Ich bin ein Dämon. Aber pst, nicht weitersagen!


    R O L L E N S P I E L:

    Er selbst hält Ausschau nach dem besagten Masseur. Inzwischen gefällt ihm das Fest schon besser, aber er sollte wirklich nicht noch mehr trinken, denn die Hüpfburgen rauschen schon wie ein Karusell um ihn herum, und wenn er ungünstig läuft, torkelt er kurz, ehe er sich wieder fängt.

    Mensch, Adabi Khatii! Hör mir doch mal zu! Genau DAS sage ich ja die ganze Zeit! Der Typ ist garantiert irgendwer Wichtiges. Wenn ich ihn nicht wiederfinde, habe ich Pech. Aber man kann es ja zumindest versuchen. Vielleicht massiert er dich auch mal. Wann ich ihn suchen will? Gute Frage.


    R O L L E N S P I E L:

    Er schaut auf die Flasche.


    So spät schon! Und ich hatte immer noch keinen Sex. Hm, aber dann ist er jetzt vielleicht mit seiner Arbeit fertig.

    Das ist ja genau das, was ich sage!


    R O L L E N S P I E L:

    Er fuchtelt aufgeregt mit dem angeknabberten Hirsefladen.


    Der ist garantiert nicht nur irgendeiner, der Zeug schleppt, sonst würde der nicht so massieren können! Ist ja auch egal, aber ich will ihn dabei haben, damit er lästige Loden einschläfert oder mich, wenn mir danach ist. Ich frage ihn einfach mal, sobald ich ihn wiedersehe. Wenn ich bis dahin nicht geplatzt bin.

    Gebildete Leute langweilen sich schnell bei rein körperlichen Berufsfeldern. So ist zumindest meine Erfahrung. Aber ja, der Masseur hatte keinen merkwürdigen Akzent oder Dialekt.


    R O L L E N S P I E L:

    Er nimmt den Hirsefladen entgegen und beginnt den auch noch zu verputzen. Er ist zwar satt, aber das Gebäck sieht ziemlich lecker aus.


    Du hast ja viel Essen bei dir! Schmeckt lecker, danke. Was den Schatz betrifft, ist das natürlich eine tolle Sache! Halt mich da gern auf dem Laufenden. Ich mag Schätze.

    Wie die aussehen? Ungefähr so.


    R O L L E N S P I E L:

    Er zeigt auf einen großen Schrank.


    Der eine ist nur zum Anliefern hier, hat er gesagt. Was ich ihm nicht abkaufe bei seinem Können und seiner gewählten Art, sich auszudrücken. Er ist ungefähr so alt wie ich, mit dunklen Augen. Ich fand ihn heiß! Aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Die drei haben mich nach der Audienz mit dem Akash massiert. Dabei trugen sie Ganzkörperkleider und sagten kein Wort. Ob es die gleichen Männer waren, die mich vorher in Extase versetzten, weiß ich daher natürlich nicht, vielleicht gibt es auch sechs solcher Männer! Aber diesen einen würde ich wiedererkennen. Wie der heißt? Keine Ahnung!


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam isst auch den zweiten Reiskuchen und spült ihn mit Schnaps runter. Man merkt ihm nun ziemlich deutlich an, dass er etwas getrunken hat, doch inhaltlich ist er erstaunlich klar, was wohl für seine Routine spricht.


    Ob die Loden unsere Schöpfung schänden, wird sich zeigen. Aber momentan deutet alles darauf hin, sonst würde man Blutgeborene nicht ins barbarische Ausland entsenden! Was ist das überhaupt für ein Schatz, von dem du die ganze Zeit redest?

    Hmmm, danke! Die sind lecker.


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam nimmt die beiden Reiskuchen und lässt sich den ersten schmecken. Da dem Opi das Thema seiner Narben lästig zu werden
    beginnt, hakt er nicht weiter nach, obwohl es ihn durchaus interessieren würde, was er in der Wildnis erlebte - und warum.


    Ja, genau! Du verstehst, worauf ich hinaus will. Solche Dinge wie die Bleifabrik meine ich. Dazu würde ich natürlich auch einen Eingeborenen befragen wollen, was die Loden sich dabei denken. Und vielleicht hilft uns das auch, die Verseuchungen, wegen denen wir ausrücken, richtig einzuordnen.


    Wenn ich die topografischen Karten richtig im Kopf habe, müsste zum Beispiel das Grundwasser aus dem Lodenreich genau durch Thandara fließen. Zumindest deutet der Verlauf der thandarischen Flüsse darauf hin. Zwar kenne ich keine lodischen Karten, aber auf lodischer Seite wird vermutlich kein perfekt entlang der Grenze ausgerichtetes Mittelgebirge mit kilometertiefem, undurchdringlichem Sockel liegen. Aber darüber machen wir uns vor Ort Gedanken!


    Von den Wundermasseuren gab es drei! Wobei ich nicht weiß, ob die alle diese Fähigkeiten besitzen oder nur der eine. Pass auf: Die erste Massage hat mich in höchste Extase versetzt, die zweite, die das Erlebnis intensivieren sollte, spontan einschlafen lassen. Die Typen sind nicht in Gold aufzuwiegen! Stell dir das vor: Ein Lode reicht ihnen in typischer Manier die Hand und bricht mit einem spontanen Orgasmus zusammen. Oder pennt einfach ein. So setzt man sich im Notfall zur Wehr, ohne die Gesundheit barbarischer Daseinsformen zu gefährden. Ich werde den Burschen mal fragen, ob er allein dafür verantwortlich ist oder sie alle drei solche praktischen Spezialfähigkeiten besitzen!

    Adabi Khatii. Verstanden.


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam salutiert spielerisch.


    Du hast so einen schönen Decknamen bekommen. Nur ich muss wie der letzte Idiot unter meinem echten Namen anreisen. Entschuldige, wenn ich so offen frage, aber wo hast du eigentlich diese spannende Narbenlandschaft her? Ich sehe gegen dich ja aus wie ein Milchbubi! Das ist meine größte.


    R O L L E N S P I E L:

    Er zeigt auf einen winzigen Schnitt, den er sich beim unkonzentrierten Rasieren zugezogen hat. Nicht mal Trainingsnarben kann er vorweisen. Würde man in seinen Haaren wühlen, würde man an Schläfen und Nacken höchstens noch ein paar Narben von pubertärer Akne finden.


    Sich nicht erschrecken zu lassen, ist ja gerade die Herausforderung! Wer weiß, was für Schauerlichkeiten sie hervorkramen, weil sie es natürlich sehr genießen würden, wenn ein Futune sich vor ihren kulturellen Besonderheiten erschreckt. Ich finde so etwas viel interessanter, als sich nur die kulturellen, ähm, Höhepunkte, wenn man das im barbarischen Ausland so nennen darf, zeigen zu lassen, die in den Reiseprospekten stehen. Die sind ja meistens extra so gewählt, dass sie Urlaubern aus aller Herren Länder gefallen. Mich interessiert aber nicht das aufbereitete, urlauberfreundliche Programm, sondern richtig hartes, ungefiltertes Lodentum!


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam lässt sich sein Glas in Ruhe schmecken. Der Schnaps ist aromatisch und trotz seiner vielen Umdrehungen brennt er nicht im Rachen, sondern lässt sich fast wie Likör trinken.


    Und du meinst, wir können uns die Belegschaft frei wählen? Ich dachte, die wäre fest!