Beiträge von Danyal Khaje

    Den Sender kann man unter die Haut spritzen, die sind heutzutage winzig. Ich vermute eher nicht, dass sie mit irgendeiner Masse an Leuten anrücken und das Anwesen belagern ... sie spekulieren darauf, dass ich freiwillig mitkomme, da sie meine Familie als Druckmittel besitzen. Traut ihr euch zu, den Großwesir so zu informieren, dass niemand sonst es mitbekommt? Mir ist das ja anscheinend nicht möglich. Er wird entscheiden, ob er seine Energie darauf verwenden wird, mit mir die Spur zu verfolgen, oder wie sonst zu handeln ist.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal findet das nicht ironisch, sondern kameradschaftlich. So nimmt er die Geste dankbar an und legt einen Arm um das Kerlchen. Der Zwilling - Danyal weiß wieder mal nicht, welcher das nun ist - kann Danyals beschleunigten Herzschlag spüren. Dem anderen überlässt er das Datenpad mit einer gewissen Hilflosigkeit und Resignation. Er fühlt sich wie ein Trottel, weil er in jede aufgestellte Falle mit beiden Beinen springt, vor allem aber ist er verzweifelt vor lauter Sorge um seine Eltern.


    In jede Falle ... Danyal blickt von einem zum anderen.


    In zwei Tagen wollen sie mich hier abholen und in eine Strafkolonie verfrachten. Wir könnten ihnen eine Falle stellen. Ihr stattet mich mit einem Sender aus und ich lasse mich mitnehmen. Ihr verfolgt das Ganze und lauert ihnen mit einem Haufen Verstärkung an einer geeigneten Stelle auf. Dann wissen wir, wer sie sind und welcher Mittel sie sich bedienen, welche Wegstrecken sie nutzen und so weiter.

    Ich unterstelle ihm ganz sicher keine mangelnde Intelligenz. Niemand wird Großwesir und bleibt es, wenn er ein Narr ist. Ich muss Jaavid Gried über alles, was ich für relevant halte, informieren. Er entscheidet dann selbst, ob er das alles schon weiß oder ob Handlungsbedarf besteht. Mir steht es nicht zu, brisante Informationen im Vorfeld zu filtern, nur um meine eigene Haut zu retten. So. Damit ist das geklärt. Und ihr seid also seine Neffen und die Söhne von Faantir Gried.


    R O L L E N S P I E L:

    Er betrachtet besorgt die Widmung.


    Weiß er wenigstens, dass ihr sein Buch herumschleppt und aus purem Vergnügen an arglose Agenten verteilt, um sie anschließend mit Drohungen gegen ihre Familie zu erschrecken? Oder ging es ihm darum, mir durch euch aufzuzeigen, dass ich auf andere Kanäle zurückgreifen sollte? Bei den Göttern, warum gibt der Großwesir mir auch so ein unsicheres und damit völlig unnützes Dienst-Datenpad!

    Dem Großwesir! Wem denn sonst. Jede Schätzung jongliert mit Unbekannten und birgt ein Restrisiko. Es geht nicht darum, was ich schätze, sondern es geht um Fakten. Die kann allein der Großwesir schaffen.

    R O L L E N S P I E L:

    Die Erklärung, dass Faktenkenntnis und Intelligenz in keinem direkt proportionalen Zusammenhang stehen, spart er sich - in dem Fall geht er tatsächlich davon aus, dass den Zwillingen das bekannt ist und sie absichtlich frech sein wollen.


    Jemandem ein Buch zu geben, damit er es nicht liest und nicht den Inhalt weitergibt, insbesondere, wenn es sich um einen Agenten handelt, ist Blödsinn. Ihr habt es bewusst darauf angelegt! Findet ihr es lustig, jemandem so eine Falle zu stellen und ihm dann solche Dinge anzudrohen? Klar findet ihr das. Sonst hättet ihr es nicht getan. Ich kann über euren Scherz nicht lachen!

    R O L L E N S P I E L:

    Voll Grausen stellt Danyal sich einen überfüllten Strand vor, mit lauter Leuten, die toben, ihn beim Lesen stören, sich über merkwürdige Dinge unterhalten und generell einfach schrecklich sind. Aber die vielen Menschen sind momentan sein kleinstes Problem. Ernst mustert er die Zwillinge.


    Warum habt ihr mir dieses Buch in die Hände gedrückt? Legt ihr es darauf an, dass ich Ärger kriege?

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal runzelt verwundert die Stirn. Als er die Zwillinge bemerkt, klappt er das Buch zu, presst es an seine Flanke und blickt von einem zum anderen.


    Wie ich sehe, habt ihr gerade Zeit. Kommt ihr mit ins Quartier? Ich habe ein paar Fragen ... allgemeiner Natur.


    R O L L E N S P I E L:

    Innerlich ist er nicht halb so ruhig, wie er nach außen wirkt: In seinem Inneren tobt ein wahrer Sturm. Aber das werden die Zwillinge sich denken können, denn so wie sie grinsen, scheinen sie darüber im Bilde zu sein, was Danyal widerfahren ist.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal steht vor lauter Besorgnis erst einmal in der Gegend herum. Das ist vermutlich kein großer Unterschied zu sonst, außer, dass er noch planloser wirkt. Ehe er etwas Falsches tut, tut er gar nichts, und denkt nur fieberhaft nach.


    Er fragt sich, ob Ishri als Archivarin der Akademie von Persuna hinter dem Ganzen stecken könnte, doch das wird er kaum herausfinden, wenn er mit niemandem darüber spricht. Andererseits - warum sollte sie es darauf anlegen, ihn mit brisantem Wissen bezüglich ihrer Fraktion zu speisen? Genügt Antipathie, um jemandem eine solche Falle zu stellen, um ihn für den Rest seines Lebens in einer Strafkolonie versauern zu lassen?


    Oder ist dies das Dankeschön der Männer in den Tarnanzügen, die wegen ihm über "diese blöde Insel", wie sie es nannten, gehetzt wurden?


    Noch immer hält er das unheilbringende Buch an seine Flanke gepresst. Für Politik hat er sich nie interessiert. Auch jetzt begreift er nicht abschließend, wo überhaupt das Problem liegt. Danyal atmet durch, der Atemzug geht etwas zittrig, der zweite gelingt wieder besser. Er richtet sich auf und setzt seine Suche nach den Zwillingen fort. Die Drohung bezüglich seiner Familie wirkt Wunder, aber er will andere Dinge erfragen.


    Unvermittelt bleibt er stehen, als er sich allein wähnt, und beginnt erneut zu blättern. Er will wenigstens die Überschriften der übrigen Werke in diesem Band wissen.

    R O L L E N S P I E L:

    Reflexartig wirft Danyal einen Blick zur Tür und zum Fenster. Seine Uhr aus Yanth, die beständig seine Vitalwerte misst, versucht ihn zu beruhigen, indem sie fürsorglich sein Handgelenk kühlt und ihre Beleuchtung ein mildes Lindgrün annimmt. Warum zum Kuckuck haben die Zwillinge ihm dieses Buch angedreht - und woher haben sie es? Wie immer, wenn er gestresst ist, verspürt er einen entsetzlichen Hunger auf Süßkram. Er vertilgt einige schwer kaubare Riegel mit Schoko-Bananen-Geschmack, die er für solche Notfälle stets mit sich führt. Danach weiß er, was zu tun ist.


    In seinem Wunsch, die durcheinandergeratenen Dinge wieder in Ordnung zu bringen und seinen Auftrag als Agent des Großwesirs zu erfüllen, fotografiert er mit seinem Datenpad jede einzelne Seite und packt sie in eine komprimierte Datei, obwohl er weiß, dass er damit den entscheidenden Beweis liefert, dass er das Machwerk vollständig gelesen hat. Er wird nicht aus Feigheit und Bequemlichkeit untätig bleiben, dafür ist er nicht Parshan geworden!


    Danyal hat einen nichtssagenden Dateinamen verwendet, der nur das aktuelle Datum beinhaltet. Das ganze Ding schickt er an Xaxai Anwar mit der Bitte, dem Großwesir auszurichten, er möge ihn bitte zurückrufen. Der Betreff der Nachricht lautet "Lagebericht".


    Anschließend macht Danyal sich samt Buch auf die Suche nach den dubiosen Zwillingen. Es mag nicht die klügste Idee sein, die beiden nun mit dem Inhalt des Buches zu konfrontieren, aber genau das hat Danyal vor.


    Beim Gehen denkt er darüber nach, was er gelesen hat. Er fragt sich auch, warum er annimmt, dass automatisch die Stabilität der Hegemonie gefährdet wäre, wenn herauskäme, dass die Akademie dereinst kapitulieren musste. Immerhin steht sie scheinbar heute noch unter dem festen Stiefel des "Mannes aus Blut", falls in dem Buch die Wahrheit steht. Und letzten Endes - wen interessiert die Meinung irgendeines kleinen Parshans? Selbst wenn Danyal sein Wissen irgendwem preisgeben würde, wer würde ihm schon glauben? Viel mehr, als dass man ihn für einen Spinner hielte, würde wohl kaum passieren.


    Zumindest nach Danyals Einschätzung ...

    R O L L E N S P I E L:

    Verwundert sieht Danyal den Zwillingen nach. Woher dieser plötzliche Überschwang? Was meinen sie mit der merkwürdigen Andeutung? Ein kurzes Grübeln fördert kein Ergebnis zutage. Vielleicht wird das Buch es tun. Danyal zieht sich ins Schlafzimmer zurück, zieht die Schuhe aus und macht es sich mit seiner Lektüre im Bett bequem. Gespannt schlägt er das Buch auf.

    R O L L E N S P I E L:

    Er hält das Buch in seinen Händen und fühlt in sich hinein, den Blick auf das Buch gerichtet. Es ist selten, dass er solche Vorahnungen hat, da er sich eher auf seine Ratio verlässt, aber wenn sie auftreten, misst er ihnen eine große Bedeutung bei. Sie werden es ihm nicht ohne Grund gegeben haben. Er nickt.


    Danke. Das werde ich mir in Ruhe zu Gemüte führen.


    R O L L E N S P I E L:

    Stand es schon hier im Archiv und er hat es bisher nicht bemerkt? Er hat zwar die Buchrücken überflogen, aber bei solch einer Menge an Literatur kann man so ein dünnes Exemplar schon einmal übersehen. Er klemmt es unter den Arm und lächelt.


    Na dann. Frohes Schaffen.

    Es ist sicher möglich. Ich kann das nicht ausschließen. Der Großwesir ist ein Mensch, der von der Sache her sehr klar spricht. Doch seine Absichten sind dennoch unergründlich. So oder so muss ich einen Weg finden, der zum Ziel führt, ohne weitere Kollateralschäden zu verursachen. Wobei auf Lehim schon weniger schieflief als auf Hatha.


    R O L L E N S P I E L:

    Gleichsam hält Danyal es für möglich, dass Thar deshalb ging, weil Danyal aufgrund seiner Gegenwart vor lauter Sorge allzu viel Unsinn anstellte und damit letzten Endes nicht nur seine, sondern auch Thars Sicherheit gefährdete. Dies würde zur Erklärung der Zwillinge passen. Nicht, dass ihn der Gedanke in irgendeiner Form trösten würde. Er hat es ein für alle Mal vermasselt. Rasch lenkt er seine Gedanken wieder auf den Dienst:


    Aber was die Informationsgewinnung betrifft, so habe ich doch Recht. Wenn in den frei zugänglichen Medien alles derart verschleiert ist und keiner offen mit mir sprechen will, kann ich ohne Zugriff auf irgendwelche besonderen Daten an keine Informationen gelangen und muss auf die Zuarbeit durch euch und die Mitarbeiter hier vor Ort warten.