Beiträge von Danyal Khaje

    R O L L E N S P I E L:

    Da Danyal es nicht für angebracht hält, den Parshan zu fragen, was er mit seiner Schmutzwäsche tun soll, schüttelt er kurz den Kopf. Er wird ja nicht lange hierbleiben, so dass sich auch die Frage nach einem Ansprechpartner für alltägliche Wehwehchen nicht lohnt.


    Eine Anmerkung habe ich noch. Ich bitte um Verzeihung für die Gedankenlosigkeit und hoffe, dass kein Schaden für die Regierung entstanden ist.


    R O L L E N S P I E L:

    Dass dieser Fremde ihm mehr oder weniger ähnlich sieht, findet er durchaus amüsant. Noch interessanter ist allerdings dessen ungewöhnlicher Gruß. Danyal ist diese Variante bislang nicht untergekommen. Einem Impuls folgend, imitiert er die Geste und legt die flache Hand auf sein Herz.

    R O L L E N S P I E L:

    Da es sich um einen Kameraden handelt, grüßt Danyal ihn freundlicher, als er einen Zivilisten grüßen würde. Er bittet ihn nach dem formal korrekten Gruß hinein und bietet ihm auch einen Sitzplatz an. Den Tisch hat er vor Eintreffen des Mannes freigeräumt und die schmutzige Unterwäsche hinter der Tür hervorgeholt und im Bad gebunkert.


    Ja, ich habe sie gesehen und hielt sie für Studenten in Feierlaune. Da sie so wirkten, als würden sie nur ein ruhiges Plätzchen suchen, habe ich sie nach einem kurzen Gespräch in Ruhe gelassen und auf eine Meldung verzichtet. Sie schienen nicht auf Vandalismus oder dergleichen aus gewesen zu sein.


    R O L L E N S P I E L:

    Allerdings wurmt ihn ein Wörtchen.


    Ich habe ... dabei wohl nicht bedacht, dass es sich hier um eine Regierungszone handelt.


    R O L L E N S P I E L:

    Eine leichte Übelkeit macht sich bei der Erkenntnis bemerkbar, vergleichbar mit jener, die ihn vorhin während seiner Recherchen überkam, als er feststellte, dass man Jaavid Lya Gried keinesfalls mit seinem mittleren Namen ansprechen sollte. Er kann nur hoffen, dass die Einbettung in die beiden übrigen Namensbestandteile den beim Essen verbrochenen Tatbestand etwas zu neutralisieren vermochte.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal wacht auf, als das Datenpad sich bemerkbar macht. Augenscheinlich ist er beim Lesen eingeschlafen. Der gestrige Tag hat ihn mehr erschöpft, als er dachte. Er greift nach dem Pad und geht die Benachrichtigungen durch. Etwas erstaunt - dann aber wiederum auch nicht, wenn man die Totalüberwachung bedenkt - schreibt er dem Wachhabenden zurück, dass er es sich einrichten würde. Derjenige wird gebeten, eine Zeit und einen Ort zu nennen.


    Bis dahin organisiert Danyal sich sein Frühstück; ihm knurrt der Magen und Durst spürt er auch.

    R O L L E N S P I E L:

    Er zieht einen Mundwinkel hoch, als er registriert, für einen Lüstling gehalten zu werden. Seine Kameraden in Tzaris ziehen ihn gern ob seiner Askese auf, während er es außerhalb seiner Einheit scheinbar geschafft hat, binnen eines Tages den gegenteiligen Eindruck zu erwecken.


    Zwar trägt er für seinen Auftrag keine falsche Identität, doch kann eine Fehleinschätzung sicher nicht schaden. So verzichtet er auf eine Rechtfertigung oder auf den Hinweis, dass von diesen Leuten, wenngleich er ihre objektive Ästhetik registriert, niemand zu befürchten braucht, künftig den Platzhalter in seinen einsamen Träumen mimen zu müssen.


    Danyals Geschmack liegt abseits der Norm, streift keine kriminellen Bahnen, würde aber wohl belächelt werden, was einer der Gründe dafür sein mag, dass Danyal keine Liebschaften pflegt. Niemand geht gern mit eigenwilligen Wünschen hausieren und so lernt er niemand Passendes kennen. Meist ist er sich selbst genug und nur selten überkommt ihn noch die Sehnsucht nach intimer Zweisamkeit.


    Schon gut. Ich bin in meiner Unterkunft. Wenn ihr danach noch quatschen kommen wollt - ihr seid eingeladen. Wenn nicht - nicht.


    R O L L E N S P I E L:

    Damit überlässt er die Studenten sich selbst und geht in Richtung seiner Unterkunft. Da er sich scheinbar haarsträubend unsympathisch und unheimlich verhalten hat, bezweifelt er, dass sie die Einladung annehmen werden. Was für eine miese Bilanz an seinem ersten Tag.


    Er macht es sich mit dem Datenpad auf dem Bett bequem, um ein wenig zu Saredash zu recherchieren, so weit es die ihm zugänglichen Informationen hergeben. Mit einem Ohr lauscht er auf die Geräusche von draußen.

    R O L L E N S P I E L:

    Der Hinweis des langgewachsenen Bübchens offenbart, dass es sich, wie vermutet, tatsächlich um eine Gruppe Studierender handelt. Danyal sieht ihnen nach, bis die ganze vollbepackte Karawane in den Konferenzraum davon gedackelt ist.


    Verstimmt schaut er auf die Tür.


    Er hasst Tage, die ihm zur freien Verfügung stehen. Sie sorgen regelmäßig für Situationen wie diese, in denen er zwar eine klare Absicht verfolgt, aber irgendwelche Leute wirr handeln und alles zunichtemachen. Wären Leute logisch, wäre alles einfacher, effizienter, planbarer. Er fragt sich, ob er Empathie systematisch erlernen könnte, um Situationen wie diese zu begreifen, die nach den Maßstäben seiner Logik keinen Sinn ergeben.


    Er lehnt sich neben der Tür mit verschränkten Armen mit dem Rücken gegen die Wand, als wolle er warten, und lauscht eine Weile. Falls sich nur Nonsens oder Gestöhne ergibt, kann er immer noch gehen.

    R O L L E N S P I E L:

    Einer von Danyals Mundwinkeln verselbstständigt sich, als das hochgewachsene Bübchen unbeholfen versucht, seine Männlichkeit zu verbergen. Im Alltag eines Parshans gibt es praktisch keine Privatsphäre und nichts Menschliches ist Danyal fremd. Vermutlich hätte er der Erektion nicht einmal besondere Aufmerksamkeit gewidmet, würde das große Kerlchen sie nicht so verzweifelt zu verstecken suchen.


    Gegen den Lulatsch und seine fast genau so lang gewachsene Begleiterin wirkt Danyal wie ein kleines Kraftpaket, obwohl seine Körpergröße nur einen Fingerbreit unter dem männlichen Durchschnitt Futunas liegt, und er muss zu ihnen aufschauen, als er den Blick hebt. Die meisten seiner Bekannten würden diese beiden wohl attraktiv finden, besonders sie. Ihre Schönheit wirkt fast unnatürlich, was ihr die Aura des Unerreichbaren verleiht.


    Dann blickt er an ihnen vorbei zu dem Trio, dass sich gerade in den Konferenzraum verdrücken will. Auch der zweite Mundwinkel wandert kaum merklich nach oben, als Danyal die zwei Männer und eine Frau einen Moment in ihrem Treiben beobachtet. Danyal fragt sich, ob die Burschen mit irgendetwas nachgeholfen haben für ihre Statur und wenn nicht, wie ihr Trainingsplan wohl aussehen mag. Die Frau zwischen ihnen verblasst zur Bedeutungslosigkeit.


    Sein Blick wird abgelenkt von dem Pärchen, das an der Tür herum torkelt und über die Vorräte für den heutigen Tag stolpert, die ihnen wohl heruntergefallen sind.


    Hebt das besser auf, sonst geht es verloren.


    R O L L E N S P I E L:

    Er tritt neben die Tür, öffnet sie einladend und weist mit dem Kopf ins Innere. Seine Haltung ist entspannter als zuvor und seine leicht hochgezogenen Mundwinkel verraten Amüsement.


    Wer mag ... es ist Platz für alle. Wenn ihr meine Gäste seid, gibt es keinen Ärger, falls der Sicherheitsdienst kommt.

    R O L L E N S P I E L:

    Eine beginnende Orgie ist nicht unbedingt das, was Danyal auf dem Gang anzutreffen erwartet hat. Da er eine militärische Ausbildung genossen hat, reagiert er auf die Überraschung mit einer mustergültigen Spontanversteinerung seiner Gesichtszüge. Doch dann evaluiert er seine Möglichkeiten. Wie praktisch, dass sich diese übermütigen jungen Leute zu ihm begeben haben ... er wollte ja sowieso mit den Studenten vor Ort plaudern.


    Guten Morgen. Der Gang scheint mir recht ungemütlich für euer Vorhaben.


    R O L L E N S P I E L:

    Jeden einzelnen Studenten und jede Studentin blickt er der Reihe nach an, jedoch nicht aus den Gründen, die einen anderen vielleicht zu einer so genauen Inaugenscheinnahme bewogen hätten. Sein Ziel ist die Analyse und Bewertung der Situation, so schaut er insbesondere, wo sie ihre Hände haben. Er ist noch nicht alt und abgebrüht genug, als dass der Anblick ohne Wirkung auf ihn bliebe, so dass seine Ohren sich röten, doch die Klarheit seiner Gedanken beeinflusst das nur marginal. Auf den ersten Blick scheint es sich hier tatsächlich nur um eine Vergnüglichkeit zu handeln.


    Er lockert seine augenscheinlich respekteinflößende Körperhaltung, indem er den Kopf leicht schräg legt und die Brauen fünf Millimeter hebt. Dennoch ist er wachsam, bis er besser einschätzen kann, woran er bei diesen Leuten ist.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal ist sofort munter und wach genug, um sich über die Störung zu ärgern. Mit abstehendem Haar hebt er den Kopf aus dem kuscheligen Kissen und wälzt sich herum. Ein Blick auf die Uhrzeit lässt den Ärger verfliegen, da er sowieso jeden Moment hätte aufstehen müssen.


    Er schaltet den Wecker aus und schält sich aus dem Bettzeug. Gewohnheitsmäßig bringt er das Bett sofort nach dem Aufstehen in Ordnung. Nachdem er einige Zeit im Badezimmer war, lärmt es draußen noch lauter als zuvor. Er kleidet sich an, frisiert sein frisch gewaschenes Haar und merkt, dass ihm der Magen knurrt, obwohl er gestern reichlich gegessen hat. Er nimmt es als ein gutes Zeichen, da es zeigt, dass er entspannt ist.


    Mal sehen, ob sich mit diesen Leuten etwas anfangen lässt ... ob sie bereit sind, ein paar Informationen locker zu machen, die ihm bei der Orientierung helfen. Ein letzter Blick in den Spiegel, alles ist korrekt und die Uniform sitzt.


    So tritt Danyal nach draußen, um zu schauen, von wem das Spektakel ausgehen mag.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal zieht die Tür hinter sich ins Schloss und wirft die Tasche vor den Schrank. Stille. Er spürt, wie müde er ist. Dieser Tag ist völlig anders verlaufen, als er zum Frühstück gedacht hätte. Was die Kameraden jetzt wohl tun? Vermutlich nichts Besonderes. Die Lücke, die er hinterlässt, wird zeitnah geschlossen werden. Eine Weile werden sie noch von ihm sprechen, dann immer seltener, irgendwann nicht mehr.


    Die Nahrungsration, die er unterwegs abgeholt hat, isst er zügig. Zwar ist er noch satt, doch ein zweites Abendbrot ist für ihn trotzdem in Ordnung. Oft hat er diesen Luxus ja nicht. Der Tzariswein lässt den Raum langsam um ihn kreisen, Danyal wird schläfrig. Es wird Zeit, sich für die Nacht fertig zu machen.


    Nach dem Essen entkleidet er sich und hängt die Uniform über einen Stuhl. Wohin mit der Schmutzwäsche, weiß er nicht, so wirft er sie erstmal in die Ecke hinter der Tür. Für fünfzehn Minuten verschwindet er im Bad. Danach setzt er sich in frischer Unterwäsche auf das Bett und tippt noch ein wenig auf dem Datenpad herum. Irgendwann liegt er halb unter der Decke und liest mit schmaler werdenden Augen noch dies und das.


    Mit letzter Willenskraft kontrolliert er, ob der Wecker richtig eingestellt ist, dann legt er das Datenpad auf den Nachttisch, zieht die Decke hoch und schläft binnen weniger Minuten ein.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal folgt der Gesandten - hinab, zurück und vor zum Fahrzeug, das noch immer auf sie wartet. Nicht auf sie beide, nur auf ihn, korrigiert er sich.


    Ersteres, bitte. Die Altstadt ist sicher sehenswert, aber ich denke, in Vorbereitung für die Mission wird etwas Trubel nützlicher sein.


    R O L L E N S P I E L:

    Zumindest, falls überhaupt jemand mit ihm auf einer sinnstiftenden Ebene sprechen wird. Das ist so eine Sache unter Wildfremden, meist bekommt man nur Floskeln um die Ohren gehauen. Das Gespräch mit dem Großwesir ist eine angenehme Abwechslung gewesen.


    Vielleicht erwischt er in der Nähe der Akademie ja einen Studenten, bei dem er im Gespräch versehentlich etwas Falsches oder Provokantes verlauten lassen kann, der ihm dann genüsslich seine Ansichten breitwalzen wird, um seine intellektuelle Überlegenheit gegenüber dem Parshan herauszustreichen. Vielleicht kommt er so an irgendwelche interessanten Neuigkeiten, die ihm bisher entgangen sind.

    Danke sehr. Mögen die Götter auch mit dir sein, Jaavid Lya Gried.


    R O L L E N S P I E L:

    So spricht er zu der Seite des Großwesirs, die ihm noch zugewandt ist. So sieht er das Gesicht auf dem Bildschirm, das ihn vermutlich durch irgendeine Kamera ebenso betrachten kann.


    Anhand der leichten Illusion des Drehens merkt Danyal den Tzariswein in seinen Adern, die Strafe für seinen seltenen Anfall von Gier. Da es ein teurer Wein ist, geht er jedoch nicht davon aus, später Kopfschmerzen zu bekommen.


    Er schiebt seinen Stuhl an den Tisch und folgt Xaxai Anwar nach draußen.

    Ich habe noch kein eigenes Quartier. Wenn möglich, würde ich gern eines der Regierung in Anspruch nehmen. Die Geräusche des Großstadtlebens stören mich nicht, ich bin nichts anderes gewohnt. Die Zeit werde ich zur Erholung nutzen und zur Vorbereitung auf meinen Dienst.


    R O L L E N S P I E L:

    Als der Ibis auf dem Bildschirm erscheint, blickt Danyal kurz in dessen Richtung, unschlüssig, ob ihm etwas gezeigt werden soll, oder ob man ihm damit signalisieren will, dass nun eine Konferenz beginnt und er gehen soll.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal nickt. Wenn die Blutgeborenen die Krone der Schöpfung sind, so sind die Alegonen der hochkarätige Diamant obendrauf.


    Auch Lehim wird eines Tages begreifen, was gut ist. In ihnen steckt hervorragendes Potenzial und sie werden lernen, es zu nutzen.


    R O L L E N S P I E L:

    Mit oder ohne Nachhilfe der Hegemonie. Diese kann in solchen Dingen sehr hartnäckig sein, wie das Siedlungsprojekt Vashir beweist.


    Der Großwesir, zu anderen Themen durchaus gesprächig, hüllt sich indes weiterhin in Schweigen, was Saredash angeht. Vermutlich handelt es sich um Interna, die einen frisch gebackenen Agenten nichts angehen. Danyal beschließt, zu versuchen, anderweitig an diese Informationen zu gelangen, da er meint, dass er für seine Mission so viel wie möglich über den Kult in Erfahrung bringen sollte.


    Danyal hat seine Mahlzeit unfallfrei beendet und wendet sich nun den Getränken zu. Als Jaavid Lya Gried signalisiert, dass er das Gespräch zu einem Abschluss bringen möchte, beeilt sich Danyal mit dem Tzariswein, den er anderweitig langsamer genossen hätte. Da er voraussichtlich kein zweites Mal in seinem Leben an einen so edlen Tropfen gelangen wird, ist es ihm zu schade, den Wein stehenzulassen.


    Ich habe keine weiteren Fragen. Falls mir noch welche einfallen sollten, werde ich die ehrenwerte Xaxai Anwar kontaktieren.

    Genetisch sind die Lehimi aufgrund ihrer Insellage alegonischer geblieben als die Blutgeborenen aus Alegon - obwohl das niemand gern hört. Warum also dieses Ressentiment gegen uns? Lehim sollte aufhören, sich gegen die Eingliederung in die futunische Zivilisation zu stellen und seine Zukunft in Würde akzeptieren, anstatt sich dagegen zu sträuben. Über kurz oder lang muss da etwas passieren.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal plaudert, wie man gemeinhin über die in den Medien breitgewalzten Ereignisse spricht. Er ist kein Gelehrter, er weiß nichts von all den feinen Nuancen in Wirtschaft und Politik. Vor allem mangelt es ihm an Hintergrundwissen abseits der offiziellen Dokumentation. Doch all das hindert ihn nicht, sich eine Meinung zu bilden.


    Rückständigkeit erscheint ihm wie eine Bremse auf dem Weg in Futunas strahlende Zukunft, ein Kiesel im Getriebe der Hegemonie, ihm fehlt dafür jegliches Verständnis. Es wird Zeit, dass da etwas passiert.


    Alle hätten etwas davon: die Lehimi, die in ihrem Zustand des Dauerurlaubs wirtschaftlich auf der Stelle treten, und die Hegemonie, wenn man die Insel mitsamt ihres Potenzials vernünftig erschließen könnte. Dass Saredash sich dort eingenistet hat, ist wirklich kein Wunder.


    R O L L E N S P I E L:

    Aber nun ist Danyal ja da und wird dazu beitragen, eines der Steinchen aus dem Getriebe zu entfernen. Er nimmt einen Schluck des Kakaos, der köstlich ist.


    Freundlich wirken, verstanden.


    R O L L E N S P I E L:

    Er geht davon aus, dass er das hinbekommen wird.


    Etwas ärgerlich ist, dass der Großwesir ihm scheinbar keine Informationen zu der Frage geben möchte, ob Saredash bereits einmal infiltriert wurde. Natürlich hat der Mann dafür seine Gründe, versucht Danyal sich mit seinem Standardargument zu trösten.


    Vielleicht denkt Jaavid Lya Gried aber auch nur noch über die Antwort nach ...


    Hintergrund:

    Da ich noch über etwas Finsternis und Wasser verfüge, würde ich das gern an dieser Stelle einsetzen.

    Hassakur und Tianir ...


    R O L L E N S P I E L:

    Als Anhänger des Tempelkults runzelt Danyal die Stirn beim ersten Wort, als er sich vorstellt, wie es sein mag, den Rest seines Lebens an diesem verfluchten Ort zu vegetieren. Wovon leben diese Ketzer, wie mag ihr Alltag aussehen in diesem von den Göttern verlassenen Sumpf? Verhallen ihre verzweifelten Schreie ungehört im Rauschen uralter Bäume oder gibt es Aufseher, die sie disziplinieren? Bereuen sie und sehnen sich in die Gesellschaft zurück, die sie zerstören wollten? Rufen sie den Frieden des Todes, den sie bringen wollten, auf sich selbst herab?


    Es spielt keine Rolle. Ihre Chance ist vertan, sie werden nicht heimkehren.


    So finden auch diese unwirtlichen Orte einen sinnstiftenden Nutzen. Ebenso die Ketzer, die ihre Untaten auf diese Weise zumindest teilweise wieder gutmachen können ... im Dienst an der Hegemonie.


    R O L L E N S P I E L:

    Mit diesem Urteil reißt er sich aus den Gedanken. Vermutlich wird er sonst heute Nacht von Hassakur träumen. Er konzentriert sich auf sein Essen, doch nur halb, denn er folgt weiter den Ausführungen von Jaavid Lya Gried und denkt über das Gesagte nach.


    Saredash muss über eine Form von Propagandanetzwerk verfügen, oder über andere Möglichkeiten, Blutgeborene für seine Sache zu gewinnen. Anders hätte der Kult nicht immer wieder erstarken können. Wurde schon einmal versucht, jemanden darüber in den Kult einzuschleusen?


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal kann sich nicht entscheiden, wie er den Tintenfisch würdevoll zu sich nehmen soll, der köstlich schmeckt, dessen Verzehr ihn jedoch vor eine feinmotorische Herausforderung stellt. Schließlich öffnet er ihn der Länge nach, löffelt die Füllung heraus und schneidet anschließend den Mantel in mundgerechte Häppchen. Am Ende löffelt er die Soße. So leert sich während des Gesprächs nach und nach sein Teller, ohne dass Danyal sich oder das Mobiliar bekleckert (oder noch schlimmer, den Gastgeber).


    Bin ich der einzige zum Schutz der Forscher zugeteilte Parshan oder habe ich Kameraden vor Ort? Ein Ansprechpartner wäre zudem wichtig für Rückfragen oder bei Problemen. Oder soll ich mich in solchen Fällen direkt mit dir in Verbindung setzen? Das freundliche Gesicht ... soll ich verkörpern?

    R O L L E N S P I E L:

    Vorsichtig öffnet Danyal seinen Tintenfisch mit dem Messer. Da dieser in Soße schwimmt, ist das gar nicht so einfach. Aus strategischer Sicht wäre für ein offizielles Mahl wie dieses eine leichter zu verzehrende Speise sicher günstiger gewesen, bei der man nicht herum kleckern konnte. Neugierig schaut er, was sich im Inneren befindet und kostet davon. Derweil lauscht er den Ausführungen des Großwesirs.



    Saredash. Kein Name, den der durchschnittliche Futune gern hört. Das Leben ist heilig, wie also kann ein Kult sich anmaßen, es in seiner Version vom allumfassenden Frieden vernichten zu wollen? Saredash rekrutiert sich aus Blutgeborenen, das macht ihn besonders gefährlich: In seinen Mitgliedern steckt all das Potenzial, was jedem anderen von uns gegeben ist.


    R O L L E N S P I E L:

    Aus dieser Warte kann Danyal nachvollziehen, warum Jaavid Lya Gried dieser Bedrohung als bedrohlicher erachtet als ausländische Nachrichtendienste.


    Was wird mit ihnen nach der Ergreifung geschehen? Resozialisieren kann man solche Geisteskranken wohl kaum.

    R O L L E N S P I E L:

    Die Ausführungen des Großwesirs wirken durchdacht und in sich stimmig, klingen fast zu gutherzig für Danyals Geschmack, aber das mag an den unterschiedlichen Berufsfeldern liegen. Der Erfolg gibt dem Großwesir zudem recht in seiner Argumentation: Jaavid Lya Gried wäre nicht in eine solche Position gelangt - und könnte sich dort nicht halten - wäre ein Übermaß an Gutherzigkeit eine seiner Schwächen. Er wird auch andere Saiten aufziehen können. Für den Augenblick ist Danyal froh, ihn in guter Stimmung anzutreffen.


    Meine Sicht ist freilich ausschließlich die des Parshans, ausgebildet, um feindliche Kräfte wahrzunehmen und abzuwehren. Ordnung und Wohlstand wecken stets den Neid der Niederträchtigen. Einen offenen Krieg gegen die Hegemonie wird jeder Feind sich zwei Mal überlegen, doch Infiltration, Spionage und Sabotage sind allgegenwärtige Gefahren. Liberalismus kann Wegbereiter eines solchen unsichtbaren Feindes werden, ohne es zu beabsichtigen ... er schafft durch ein Übermaß an Toleranz den Nährboden für die Saat der Zersetzung. Ich vermute, als Agent werde ich mich eben dieser Probleme annehmen.


    R O L L E N S P I E L:

    Dann wechselt der Großwesir das Thema und kommt auf die Speisekarte zu sprechen. Tzariswein! Das sagt Danyal etwas. Sehr teuer, sehr edel. Auf die Idee, dass es sich bei der anderen Variante um einen Rechtschreibfehler handelt, hätte er auch selbst kommen können. Danyal ist zwar kein Kenner, da er alkoholhaltige Getränke nur ausnahmsweise genießt, doch hat er eine Schwäche für Süßkram und so weckt der Wein seine Vorfreude. Vermutlich passt der Wein überhaupt nicht zum Tintenfisch, dafür umso besser zum Kakao, der verlockend dampft.


    Fast hat er Mitleid mit Xaxai Anwar, der nur ein Salat und etwas Wasser gebracht werden.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal lässt sich in dem Sessel nieder und schaut kurz nach Xaxai Anwar, um zu sehen, ob sie ebenfalls eingetreten ist. Der Blick währt nur den Bruchteil einer Sekunde, ist eine reine Sondierung der Lage, denn die Aufmerksamkeit gilt dem Gesprächspartner.


    Zu spät bemerkt Danyal anhand der Äußerung von Jaavid Lya Gried, dass die Möglichkeit besteht, Anwesende aus Lehim beleidigt zu haben. Das war unprofessionell gewesen, schließlich sitzt er hier nicht an einem Stammtisch.


    So registriert er dankbar, dass Jaavid Lya Gried den Patzer elegant ins Gespräch einflicht und ihm so die Schärfe nimmt. Nach kurzem Abwägen präzisiert Danyal seine Ausführungen dann doch - auch weil Xaxai Anwar ihn zuvor ermuntert hat, seinen Verstand zu gebrauchen. Er wird ja sehen, wie der Großwesir darauf reagiert.


    Werte sind wie ein Kompass. Sie weisen uns durch den Nebel der Zeiten den Weg. Liberalismus aber weicht diese Werte auf. Es ist, als hielten Betroffene einen kaputten Kompass mit rotierender Nadel in der Hand. Liberale Futunen sind natürlich per definitionem keine Barbaren ...


    R O L L E N S P I E L:

    Nicht einmal die aus Lehim.


    ... denn sie sind Blutgeborene, aber sie sind Verlorene und bedürfen einer Instanz, die ihnen hilft, eine zukunftsweisende Richtung zu finden.


    R O L L E N S P I E L:

    Nun geht es an die Wahl der Speisen. Danyal erkennt, dass er heute als Opfer eines Marketingtricks enden wird. "Tiefseeüberraschung", wer kann da Nein sagen? Es ist die Neugier, was wohl im Inneren zu finden ist, die ihn dazu bringt, sich für den gefüllten Tintenfisch zu entscheiden. Ginge es dem Geschmack nach, hätte er Maniok den Vorzug gegeben.


    Die Getränke stellen ihn vor eine größere Herausforderung. Tzarisweis sagt ihm nichts, doch da der Name seiner gegenwärtigen Heimatstadt darin enthalten ist, gibt er dem Getränk eine Chance. Man lebt nur einmal.


    Ich nehme die Tiefseeüberraschung, dazu bitte Tzarisweis und eine Schokolade.


    R O L L E N S P I E L:

    Für den Fall, dass Tzarisweis ein Reinfall sein sollte.

    R O L L E N S P I E L:

    Es schmerzt, die schweren Kampfstiefel auf den flauschigen Teppich niederzusetzen und mit unbeirrtem Blick darüber hinweg zu trampeln. Danyal fühlt sich wie ein Barbar. Er tröstet sich damit, dass schon zahllose andere Menschen über das gewebte Kunstwerk geschritten waren, ohne dass es sichtbar darunter gelitten hätte.


    Da es unhöflich ist, unaufgefordert in fremde Bildschirme zu schauen, unterlässt Danyal dies, starrt auch ansonsten nicht im Raum umher, sondern konzentriert sich, nachdem er den Teppich einmal schweren Herzens betreten hat, ganz auf den Gastgeber. Auf die Begrüßung hin nickt er respektvoll, sagt jedoch erst etwas, nachdem der Großwesir ausgesprochen hat.


    Danke, Jaavid Lya Gried, es ist mir eine Ehre. Ich bin mir des Vertrauens bewusst, dass man in meine Hände legt, und ich werde mich dessen würdig erweisen.


    Lehim ist einer der letzten Überreste des Alegonischen Welreiches, ein ehemaliger Handelsstützpunkt, heute bekannt für seine weitestgehend unberührte Natur. Nach dem Zusammenbruch des Alegonischen Weltreiches überdauerte es lange Zeit abgeschnitten vom Rest Futunas und soll nun wohl mit Jiklà neu besiedelt werden. Einige meiner Bekannten verbrachten in Lehim ihren Urlaub und erzählten dies und jenes. Hauptstadt ist Ashar, wo die meisten Einwohner Lehims leben. Der Dialekt ist gewöhnungsbedürftig, genau wie die dortige Interpretation der Lehren des Tempelkults. Es mutet alles sehr exotisch an, wenn man in Alegon aufwuchs. Die Nationalbibliothek soll allerdings sehenswert sein. Man sagt, die Einwohner seien gastfreundlich und liberal.


    R O L L E N S P I E L:

    Das letzte Wort weckt Misstrauen, es blubbert mit "Weltoffenheit" im selben Sumpf und ist damit ein potenzielles Tor fremder Interessenten am futunischen Speck. Aufgrund seiner Offenherzigkeit ist der Liberale ein potenziellen Werkzeug gegnerischer Kräfte. Als Parshan kann Danyal diesem Konzept nichts Positives abgewinnen.


    Der Titel des Shaiks wird auf Lehim unter den einheimischen Handelsfürsten vererbt. Das steht im Gegensatz zum Titel der übrigen vier Shaikhs, wobei mir die Details nicht bekannt sind, nur der Umstand, dass dies wohl erwähnenswert genug ist, um sich davon zu erzählen. Ein großer Vulkan dominiert den Süden der Insel, der als Naturreservat besonderem Schutz obliegt. Die geführten Wanderungen sollen sich durchaus lohnen.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal gestattet sich ein Lächeln.


    Höchstens in der Form, dass es mich neugierig auf die beiden macht.


    R O L L E N S P I E L:

    Natürlich fragt er sich, wie dieser Blitzaufstieg möglich ist. Selbst die offizielle Version hält sich vage. Das Lächeln erlischt, als Danyal sieht, dass die Tür jeden Moment geöffnet wird.