Beiträge von Danyal Khaje

    Das ist nicht irgendein anderer Patient, dieser Mann gehört zu mir. Wir sind beruflich und privat verbunden. Verstehst du?


    R O L L E N S P I E L:

    Auf welche Weise, das ist hier völlig egal. Sie gehören zusammen. Er hatte gerade erst eine Rüge durch Jaavid Gried erhalten, doch er ist bereit, eine weitere in Kauf zu nehmen, notfalls gar seinen Rausschmiss durch den Großwesir. Wenn es um Thar geht, kennt er keine Kompromisse. Jetzt, wo er ihn da hilflos liegen sieht, diesen fremden Menschen ausgeliefert, flammt Danyals Beschützerinstinkt heller auf denn je. Wenn dies seine letzte Amtshandlung als Agent sein muss, dann sei es so!


    Bitte sag mir, was ihm fehlt und warum er nicht aufwacht. Muss er nicht zwischendurch mal was essen und auf Toilette?


    R O L L E N S P I E L:

    Er zwingt sich zu einer ruhigen und höflichen Sprechweise, er steht von der Pflegerin halb abgewandt. Es ist ihm egal, ob wieder irgendwer beim Großwesir anruft und sich über sein Betragen ausheult. Thars Sicherheit ist das Einzige, worauf es jetzt ankommt.


    Unglücklich lässt er den Blick über und um das Bett streifen, auf der Suche danach, was für Gerätschaften eventuell zu sehen sind.

    R O L L E N S P I E L:

    Er stellt nach dem langen Kampf sein Beutegut auf dem Tisch ab in dem Wissen, nun noch mehr Feinde zu haben - diesmal aufgrund seiner kulinarischen Kreativität. Aber die Kekse und die Sahne sind redlich verdient! Er kostet einen Keks, registriert mit verzogenem Gesicht dessen Alter und verputzt ihn trotzdem, bevor er nach Thar schauen geht. Der bereitet ihm langsam Anlass zur Sorge.


    Wie lange schläft er schon, muss er nicht aufs Klo?! Thar scheint zwischenzeitlich nicht aufgewacht zu sein. Hatte Danyal ihn bisher in Ruhe gelassen versucht er nun, ihn zu wecken.


    Thar. Thar, hörst du mich? Thar, wach doch mal auf!

    R O L L E N S P I E L:

    Bei solchen Träumen ist es kein Wunder, dass Danyal aufwacht. Die sogenannten Hexen - er achtet nun sogar gedanklich penibel auf diese Formulierung - haben ihn einiges an Nerven gekostet. Und das auch noch als Fernsehserie, vielleicht noch mit Gelächter aus der Konserve? So ein Müll. Sein Hirn folgt manchmal komischen Gesetzen.


    Nach dem vergeblichen Versuch, wieder einzuschlafen, setzt Danyal sich auf und starrt ins Dunkel. Nach einer Weile beschließt er, richtig munter zu werden und nicht nur halb, und geht Zähneputzen, kalt duschen und was eben sonst noch so dazu gehört. Von draußen hört man gedämpft seinen Gesang durch die Badtür, der gar nicht mal schlecht klingt, leicht kitschige Arien über die Schönheit der futunischen Natur. Als er rauskommt, stört nur die Krankenhauskleidung den energiegeladenen Anblick. Vielleicht war es der Schlaf, vielleicht das Essen, oder die Tatsache, dass er wieder eine Perspektive sieht. Vielleicht auch von allem ein bisschen.


    So, und nun? Kaffee, er will Kaffee haben. Er marschiert los und versucht, eine Kanne und zwei Tassen zu organisieren, dazu Sahne, Kekse und Zucker. Nur für den Fall, dass Thar zufällig ebenfalls aufwacht. Ansonsten will Danyal ein bisschen lesen und recherchieren.

    Mögen die Götter auch mit dir sein, Jaavid Gried


    R O L L E N S P I E L:

    , sagt er leise zum stummen Datenpad.


    Gefährte. Ein wunderbar neutrales Wort, in dem sich eine enorme Bedeutungstiefe verbirgt. Es sagt alles und nichts, kann vom bloßen Wegbegleiter bis zum Geliebten alles bedeuten. Auf jeder Bedeutungsebene klingt es positiv und Danyal mag es mehr als das unpersönliche "Mitarbeiter". Ob er sich trauen würde, es selbst zu verwenden, steht auf einem anderen Blatt.


    Wieder guter Dinge legt er ebenfalls auf. Es gibt viel nachzudenken über die vorgeschlagenen Wege. Er kehrt in sein Zimmer zurück, isst sämtliche Teller leer und schmiegt sich dann wieder in die Matratze, um zu ruhen, vielleicht zu schlafen, bis Thar erwacht oder irgendwer Danyal anspricht. Er will fit sein, wenn die Arbeit ruft. Er hat kaum die Augen geschlossen, da verlangen die Anstrengung und die Nachwirkungen der Vergiftung ihren Tribut und er gleitet ins wirre Reich seiner Träume.

    R O L L E N S P I E L:

    Augenscheinlich hat man Danyal seine Mutlosigkeit allzu deutlich angesehen. Das ist ihm etwas unangenehm, andererseits hat er nun drei wertvolle Pfade offengelegt bekommen, an denen er sich orientieren kann. Er hat auch schon einen Favoriten, den er in seinem Kopf dreht und wendet. Aber die Details wird er mit Thar besprechen. Sein Gesicht erhellt sich.

    Damit kann ich arbeiten. Danke, Großwesir.

    R O L L E N S P I E L:

    Ein schiefsitzendes, moderndes Exemplar einer Krone, hat er gerade den Eindruck. Aber was nützt es, noch einmal zu sagen, dass er nicht weiter weiß. Wenn Thar wieder auf den Beinen ist, wird er hoffentlich eine Idee haben, auch wenn seine letzte zu einer mittleren Katastrophe geführt hat.


    Ja, Großwesir.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal legt eine Zuversicht in seine Stimme, die er nicht verspürt. Er erinnert sich an Zainas Worte, was mit den übrigen Agenten geschah, die angeblich umkamen oder "verdarben". Er hält die Aussage nach wie vor für einen bloßen Versuch, ihm den Mut zu rauben. Zaina hat das nicht vermocht, doch der Großwesir ist eine andere Hausnummer.


    Keine weiteren Fragen.


    R O L L E N S P I E L:

    Aufzugeben war nie eine Option für Danyal, aber wie es scheint, muss er entweder der Faulenzer werden, als den er sich ausgegeben hat, um künftig bloß nichts falsch zu machen, oder er wird von einem Fehler zum nächsten stolpern und hoffen, dabei möglichst wenig Kollateralschaden zu verursachen, bis er entweder sein Ziel erreicht hat, der Großwesir ihn wütend entlässt oder Danyal den gleichen Weg geht, den angeblich seine Kollegen gegangen sind.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal klingt etwas geknickt.


    Das hast du natürlich nicht gesagt, Großwesir. Es ist meine Schlussfolgerung. Ich weiß einfach nicht, wie ich die Sache jetzt angehen soll. Wie ich es drehe oder wende, wenn ich nicht die Kontrolle über irgendetwas übernehmen darf, kann ich nichts tun, außer Däumchen zu drehen, während andere Saredash jagen. Ich wiederhole: Ich bin Parshan. Ich habe keine technischen Fähigkeiten, keine Kenntnisse über irgendwas anderes als meinen Beruf und auch keine Befugnisse für irgendwas. Was soll ich also tun, um meinem Auftrag nachzukommen, wenn ich kein Parshan unter Parshan sein darf, weil der Atash mich rauswarf, und auch selbst keine Parshans anführen kann, Jaavid? Um Leute für mich zu gewinnen, denen ich während eines Gesprächs irgendwelche Informationen entlocken könnte, bin ich vollkommen ungeeignet. Ich bin unsympathisch, niemand kann mich leiden.


    R O L L E N S P I E L:

    Das ist leider ein Fakt, mit dem er leben muss, und der ihn bei seiner Arbeit behindert. Er hofft, der Großwesir kann ihm eine Perspektive eröffnen, wie er trotzdem seiner Pflicht nachkommen kann, denn ihm selbst fällt nichts ein.

    R O L L E N S P I E L:

    Er verkneift sich die Frage, ob er sich das gut überlegt habe. Trotzdem kommt Danyal nicht um ein Gefühl des Mitleids für den Großwesir herum.


    Ja, ich habe noch eine Frage. Was soll ich denn nun tun, wo der Atash schwerverletzt ist und 17 Saredashkultisten flüchtig sind, wenn ich keine eigene Initiative für irgendwas ergreifen darf? Das würde ja implizieren, dass ich die Kontrolle über irgendwas übernehme.

    Verstanden, ich werde mich künftig in mehr Zurückhaltung üben und andere ihre Arbeit machen lassen, ohne mich einzumischen. Es tut mir leid, dass mein Auftreten zu Unanehmlichkeiten geführt hat. Besonders, dass unschuldige Menschen verletzt wurden. Das war mir in jedem Fall eine Lehre.


    R O L L E N S P I E L:

    Neben Thar tut es Danyal insbesondere um Vanesh al-banabi leid. Der Atash mag eine elende Krücke sein, ein biestiger und wahrscheinlich sogar garstiger Offizier, aber solch ein Schicksal hat er nicht verdient. Würde er ihm eine Genesungskarte schreiben, würde das in Anbetracht ihres angespannten Verhältnisses, das nun wahrscheinlich endgültig hinüber ist, wohl allerdings wie Hohn wirken.


    Über das Gehalt freue ich mich natürlich, danke.


    R O L L E N S P I E L:

    Was soll er nur mit so viel Geld?! Wahrscheinlich wird es, wie das meiste dessen, was er bisher in seinem Leben verdiente, in das Aufmotzen seiner Ausrüstung fließen, weil Sparen durch das Wirtschaftssystem und die Gesetzeslage abgestraft wird. Vielleicht irgendeiner gemeinnützigen Organisation was spenden. Oder er schenkt es einfach Tiam, damit er es sinnlos zum Fenster rausschmeißen kann. Das Aquarium mit tropischen Süßwasserfischen, was er sich schon länger wünscht, macht ohne eigene feste Wohnung keinen Sinn.


    Was wird mit Ishri und Zaina geschehen?

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal denkt gründlich nach, aber allzu lange kann er den Großwesir nicht auf die Antwort warten lassen.


    Du hast gefragt, an welcher Stelle mir unklar ist, dass ein solcher Eingriff politische Dimensionen berühren würde. Ich habe geantwortet, dass ich Parshan bin, kein Politiker, und das darum nicht weiß.


    Wozu Assassinen gebraucht werden, weiß ich.


    Wozu ich als Agent gebraucht werde, muss ich ehrlich gestehen, weiß ich, glaube ich, nicht so richtig, da fast jeder mit meiner Arbeit unzufrieden zu sein scheint. Scheinbar habe ich also meine Aufgabe nicht richtig verstanden oder weiß nicht, wie ich sie am besten angehen soll. Wäre es zu viel verlangt, an dieser Stelle um eine exakte Abklärung zu bitten, um weitere Probleme zu vermeiden?

    Ich, ähm.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal gehen die Argumente aus. Dass die Idee von Thar stammte, behält er lieber für sich. Letztlich hätte er ja auch nicht zustimmen müssen, insofern trifft den Hüter auch kaum eine Schuld.


    Es tut mir leid. Ich bin Parshan, kein Politiker. Ich weiß nicht, wie ich meinem Auftrag nachkommen soll, wenn die Assassinen dort sind und ich an einer anderen Stelle. Darum erschien mir diese Lösung praktisch. Was kann ich tun, um das wieder geradezubiegen?

    Verstanden.


    R O L L E N S P I E L:

    Das bezieht sich auf die Anweisung bezüglich des Abhörens. Aber kürzer fassen? Das hat er doch schon. Wie denn noch kürzer, ohne Wesentliches zu unterschlagen? Wollte der Großwesir denn nicht das Gesamtbild erfahren? Warum will ihm niemand zuhören; redet er solchen Unsinn? Er gibt sich Mühe, nur noch die unmittelbare Frage zu beantworten:


    Viele sprechen von Hexen, unter anderem der Mann, der mich hier im Krankenhaus ausfragte.


    R O L L E N S P I E L:

    Dass es vermutlich der Gleiche ist, der den Großwesir anrief, schluckt Danyal herunter, weil das vermutlich schon wieder zu viele Informationen sind.


    Ich selbst spreche eher von sogenannten Hexen.


    Ich wollte den Atash abkommandieren, weil er mich nicht bei seiner Einheit dabeihaben wollte, aber ich meine Anwesenheit für notwendig hielt, um meinen Auftrag auszuführen.

    R O L L E N S P I E L:

    Erschrocken setzt Danyal sich auf.


    Masa al'hrem, Großwesir. Einen Moment bitte, ich suche einen ungestörten Platz.


    R O L L E N S P I E L:

    Eine Weile hört der Großwesir nur schlurfende Schritte und gelegentliches Atmen, weil Danyal rasch in seine offenen Stiefel geschlüpft ist und nun in ihnen herum schlappt auf der Suche nach einem geschützten, das heißt, nach Möglichkeit nicht abgehörten Platz in irgendeinem Garten. Wahrscheinlich kann der Großwesir dabei Danyals Beine in der Krankenhaushose beobachten. Als er die bestmögliche Stelle findet, die er in vertretbarer Zeit erreichen kann, spricht Danyal wieder mit gesenkter Stimme.


    Thar Hanum und ich befinden uns momentan im Militärkrankenhaus. Wir wurden in der Botschaft vergiftet, vermutlich von Saredash, wobei ich mehr Glück hatte. Anschließend griff Saredash wohl an, aber ich habe selbst nicht sehen können, was alles geschah, da ich nach dem Absetzen des Notrufs kollabierte. Thar ist momentan nicht ansprechbar. Auslöser der Eskalation war vielleicht, dass ich den Atash der Assassinen Vanesh al-banabi von Ishri habe abkommandieren lassen. Es war angedacht, Thar die Führung der Einheit übernehmen zu lassen, weil wir vermuteten, dass unter den Assassinen zahlreiche Kultisten sind.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal geht davon aus, dass der Großwesir darüber im Bilde ist, wer Thar Hanum wirklich ist.


    Das Fatale ist aber, dass Lehim darüber im Bilde gewesen zu sein scheint und ich weiß nicht, ob der bedauernswerte Atash seine Rolle in diesem Spiel überhaupt kannte. Man sagte mir, er sei schwer verletzt. Was Ishri betrifft, so hat Lehim sie inhaftiert. Als Begründung wurde mir genannt, dass Hexen seit einem bestimmten Abkommen angemeldet werden müssen.

    Das ist sehr freundlich. Herzlichen Dank.


    R O L L E N S P I E L:

    Dass sie die ganze Station für sich allein haben, bestätigt Danyals Sorgen. Aber vielleicht ist er auch übersensibel geworden durch die Ereignisse der letzten Zeit. Es wird sich erweisen müssen. Er kuschelt sich zurück in sein Kissen. Wahrscheinlich sollte er Xaxai Anwar informieren, falls sie nicht mehr beleidigt ist, aber so, dass niemand etwas mitbekommt. So wartet er, bis der Krankenpfleger sich zurückzieht, ehe er eine entsprechende Nachricht tippen will.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal verspürt einen gewissen Unwillen, eine böse Vorahnung, wenn er den völlig wehrlosen Thar hier allein in diesem Wespennest zurücklässt. Etwas, das nichts mit den Gefühlen für seinen Mitarbeiter zu tun hat, sondern mit seinen Instinkten als Parshan. Er traut inzwischen niemandem mehr auf Lehim. Er blinzelt dem jungen Pfleger freundlich zu.


    Nein, du hast ja Recht. Ich bin wirklich noch nicht auf der Höhe. Ich kriege nichts zu Essen runter. Die drei Muscheln liegen mir wie ein Stein im Magen und wollen am liebsten vorwärts wieder raus. Sofern ihr mich nicht rausschmeißt, würde ich gern noch ein wenig bleiben.

    Hm, nein. Da ich noch zur Beobachtung hier bleiben soll wegen meiner mangelhaften Konzentration, tue ich das einfach mal und lasse mich dann mit meinem Begleiter gemeinsam entlassen.


    R O L L E N S P I E L:

    Bis dahin wird Danyal schlafen und sich erholen. Vielleicht auch etwas mehr futtern als die paar Muscheln, wenn es ihm wieder besser geht. Er vermutet, Zainas Anwesenheit hat entscheidend dazu beigetragen, ihm den sonst sehr stabilen Appetit zu verderben.