Kampagne: Bestienjagd - Hafsa Behroozia

Dieser Tag wurde nicht wirklich klarer - und damit meinte sie nicht das Wetter. Die völlig gefühlslose und eher monotone Stimme von Xaxai trägt nicht gerade dazu bei, dass sich die junge Frau entspannt. Mal ganz davon abgesehen, dass die Sprecherin eigentlich nicht hier sein sollte, schon gar nicht um sie durch das Schloss des Großwesirs zu führen.

Sie nickt respektvoll und verabschiedet sich von der Sprecherin. Sie brennt darauf sich die besagten Daten auf das Pad zu ziehen und zu studieren.
Warum hatte der Großwesir ihr diese Empfehlung gegeben? Das war mit Sicherheit nicht einfach aus einer Laune heraus geschehen…

Hafsa studiert die Pläne, während sie eine leichte Mahlzeit zu sich nimmt. Sie hat nicht wirklich Hunger, aber ihre Vernunft gebietet ihr, dass es sinnvoll ist. Wer weiß, was sie heute noch alles erwartet.
Sie wägt ab, ob sie wohl beides sinnvollerweise schaffen könnte, entscheidet sich dann aber dafür sich nicht unter Druck zu setzten. Morgen in Persuna sollte sie ausgeschlafen und fit sein.

Da ihr die langen Wege nichts ausmachen und sie sich nicht sicher ist, wie man es interpretieren würde, wenn sie durch die Amtsstuben geht, nutzt sie die langen Pfade herum. Dabei bleibt sie aufmerksam - die Umgebung des Palastes ist faszinierend. Auf dem Weg zum Raum der sieben Kreise muss sie zwischendurch immer wieder das Datenpad ziehen, um sich nicht zu verlaufen. Dabei geht ihr immer wieder durch den Kopf, was sie dort wohl erwarten wird.

Die junge Frau hatte die Zeit, die es dauern würde an ihr Ziel zu kommen definitiv unterschätzt. Lag es an der Weitläufigkeit des Palastes oder ihrer Begeisterungsfähigkeit für all die kleinen Details, die es zu entdecken gab? Wahrscheinlich, so beschloss sie, war es eine ungünstige Mischung aus beidem gewesen. Aber nun stand sie an ihrem Ziel und hatte nicht vor sich von drohendem Schlafmangel aufhalten zu lassen.

Ein alter Mann stand vor dem ... Eingang...? Moment, da war keine wirklich Tür zu sehen, sie konnte nur Zahlen und Zahnradketten ausmachen - was war dies nun wieder für eine Eigentümlichkeit?

Die leicht fistende Stimme des Alten holt sie aus ihren Gedanken. Sie grüßt ihn höflich und antwortet.

während sie auf eine Reaktion wartet, versucht ihr Kopf fast schon automatisch ein Muster in den zu erkennenden Zahlenreihen zu finden.

Zunächst spiegelt sich Interesse und vielleicht sogar ein Hauch Bewunderung in ihrem Blick. Ihr Mimik kühlt bei seinen Worten jedoch zu erlernter Höflichkeit ab.
In förmlichen Ton antwortet sie ihm.

Sie schaut ihn lange an.

Sie fragt sich die ganze Zeit, warum der Großwesir ihr empfahl sich diesen Raum anzuschauen. Tausende Möglichkeiten rasen durch ihren Kopf. Ist es ein Test ihrer Beharrlichkeit und Geduld? Oder vielleicht eine Probe ihrer Risikobereitschaft? Eine Prüfung ihrer Begeisterungsfähigkeit beziehungsweise ihrer Fähigkeit das innere Feuer der Vernunft unterzuordnen? War es nichts von alledem? Die Fragen wurden in diesen Tagen einfach nicht weniger und Antworten waren ausgesprochen rar gesäht.

Sie überlegt, wo sie im Datenpad eine Bibliothek im Palast lokalisiert fand und gleichzeitig fragt sie sich, ob auch nur eines dieser Bücher da zu finden wäre.

Der Mann vor ihr lässt in ihr das Bild eines alten Baumes entstehen - kräftig, standhaft und beharrlich - dazu knorrig und ein wenig vertrocknet… Doch wie ein alter Baum, sollte auch er nicht unterschätzt werden. Sie hat zwar noch nicht ansatzweise so viele Jahre Lebenserfahrung, wie der Alte vor ihr, aber sie hat durchaus lernen können, dass manche Kämpfe es wert sind ausgefochten zu werden und andere erst einmal nicht. Und damit meinte sie keineswegs körperliche Auseinandersetzungen - diese waren ihr generell zuwider.

… nicht das irgendwer in der Hegenonie das wirklich tun würde…

Sie hat für sich entschieden, dass heute nicht der Tag ist sich noch intensiv mit jemandem in Disput zu begeben. Was auch immer der Großwesir mit diese Empfehlung bezweckte, diese Schlacht würde sie heute nicht mehr schlagen und sie lieber auf einen Zeitpunkt vertagen, an dem ihr Kopf nicht von Fragen schwirrte und sie vorbereitet war.

Ihre Augen leuchten, als er von dem Raum erzählt. Manche Menschen mögen Gold, Erdöl oder Diamanten für die wertvollsten Ressourcen halten, doch für sie verblasste das im Vergleich zu dem, was in diesem Raum zu warten schien - ein Hort des Wissens über Geschichten. Und wie jeder Hort wurde natürlich auch dieser bewacht.

Sie lächelt ihn ehrlich an.

Die junge Frau hört ihm aufmerksam zu und hütet sich davor seine Worte niederzuschreiben. Sie geht seine Worte in Gedanken mehrfach durch, allerdings ohne sie zu bewerten sondern ledoglich zum Zwecke se in der Bibliothek ihres Geistes zu verinnerlichen und zu katalogisieren.
Sie will sich gerade verabschieden, als sie noch einmal inne hält, sie überlegt kurz, ob sie ihn nach einem Wunsch oder Anliegen fragen soll, was sie mit aus den Mauern des Palastes nehmen kann. Sie entscheidet sich dann aber doch dagegen - aktuell hat sie schon viele Aufgaben und Rätsel zu bewältigen, sie sollte sich nicht mehr aufladen, als sie realistisch schaffen kann.

Erschöpft fällt Hafsa auf ihr Bett, im Kopf wirbeln die Eindrücke des Tages. Der Rückweg fühlte sich bizarr, fantastisch und gleichzeitig bedeutsam an. Er war die Krönung eines Tages, der sich in vielen Teilen, wie ein Fiebertraum anfühlte.
Sie würde sich gern mit all den Dingen beschäftigen, die sie wahrnahm - waren es Hinweise? Hatte ihr ihr Geist Streiche gespielt? War sie Teil eines ausgeklügelten Spiels?
Doch die Müdigkeit gewinnt die Überhand und nach wenigen Augenblicken ist sie fest eingeschlafen.
Merkwürdige Träume begleiten sie, doch ihr erschöpfter Geist, wird sich maximal an Bruchstücke erinnern.

Ihr entkommt ein Laut, der eher an ein angeschossenes Tier, als einen Menschen erinnert. Sie stützt sich auf den weichen Lager nach oben und pustet sich eine wilde Strähne aus dem Gesicht, während sie das impertinente Vieh mit einem Todesblick anstarrt. Wenn Blicke töten könnten, würde der Häher spontan in Flammen aufgehen. Dieser zeigt sich aber völlig unbeeindruckt und scheint sie eher als Eindringling in seinem Revier zu sehen als andersrum.
Brummelnd wirft sie ein Kissen in seine Richtung und entscheidet sich dann für eine kalte Dusche, um ihren Körper und Geist zu beleben. Danach wird sie sich etwas frisches anziehen und versuchen etwas in den Magen zu bekommen.
Der Tag gestern steckt ihr dabei immer noch in den Knochen und auch die Aussicht heute nach Persuna zu reisen und dort den ehemaligen Großwesir zu treffen sorgt nicht unbedingt für Unbeschwertheit.