Óc Eo: Das Reich der Heiligen Schlange

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    In Óc Eo gilt die Schlange als das weiseste und heiligste aller Tiere. Sie ist geduldig, genügsam und klug. Vielleicht war es aber auch nur Glück, dass die Wasserschlangen des Óc gegenüber Menschen friedfertig waren und sich mit Kleingetier zufrieden gaben. Das Eindringen in den Lebensraum beachteten sie jenseits von Nest und Angriffen auf sich selbst eher nicht. Einige Schlangen waren auch als gezähmte Glücksbringer mit ihrem schillernden Aussehen in kleinen Gehegen in verschiedenen Schreinen und Tempeln zu sehen.

    Das Bjun Óc Eo ist nominell ein unabhängiges Königreich im Mündungsgebiet des Óc, wirtschaftlich jedoch völlig von Diyarasu abhängig und informell ein Protektorat der Hegemonie.

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    In diesen Tagen standen nur etwa siebzig Prozent des Landes unter Wasser. Das war ein neuer Rekord und ein Grund zur Freude. Die schwimmenden Märkte konnten ein Mehr an Feldfrüchten, Wurzeln und Holz verkaufen und mussten nicht mehr teure Waren aus der Stadt der Gier, wie Diyarasu bezeichnet wurde, importieren. In einigen Tempeln fanden ausgedehnte Feiern statt, um den Weisen für das Wunder zu danken. Allerdings war man auch auf eine weitere Evakuierung in die schwimmenden und tauchenden Dörfer vorbereitet.

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    Das seltsame Öl, das einige der Priester für Zeremonien verwendeten, war eine lokale "Spezialität". Sie bestand aus zerriebenen Muscheln, Wurzeln und anderen unaussprechlichen Dingen. Dann wurde es verbrannt und legte immer einen säuerlichen Geruch über die Tempel, der immerhin den leichten Modergeruch des Óc übertünchte. Allerdings war kein Geruch besonders angenehm.

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    Das wichtigste Wirtschaftsgut im Reich war der Reis, gefolgt von Fisch und Sumpfschweinfleisch. Wurzeln, Gemüse und Obst rundeten in der Regel den kargen Teller ab. Ab und an gab es auch ein paar Süßwassermuscheln oder Vogel oder gar Vogeleier. An der Küste wurde auch etwas anderes Getreide angebaut, aber das aßen die Bauern in der Regel selbst. Im Reich wurde man eher selten fett und wenn, dann eher aus genetischen Gründen oder in Folge schwerer Krankheiten. Ohne die starke Abwanderung wären Hungerzeiten sicher einschneidender.

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    Das ócsche Sumpfschwein war vor etwa einem halben Jahrtausend in der freien Wildbahn ausgestorben und wurde lediglich domestiziert gehalten. Im Vergleich zu den meisten Schweinen war es unsagbar dumm und allein nicht lebensfähig. Bei Hochwasser ließ es sich trotz seiner hervorragenden Schwimmkünste abtreiben, fand dann nirgends Nahrung und verhungerte oft. Wie den Viehhirten diese Rückentwicklung gelang, stellt die wenigen Zoologen des Landes und auch Forscher von andersher vor ein Rätsel. Wenigstens schmeckte das Fleisch vorzüglich, besonders in scharfer Soße.

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    Der Schiffbau war sicher keine nationale Besonderheit, aber der Bau von Haus- und Flussbooten durchaus. Ganze Dörfer schwammen auf dem Fluss oder in den Seitenarmen, waren teilweise gar wandernd oder einzelne Gemeinschaften trieben davon und ließen sich in anderen Siedlungen nieder. So war die Gesellschaft dynamisch und junge Paare konnten sich leichter davonmachen. Flussabwärts jedenfalls. Und halt nur bis zur Grenze zu Diyarasu. Wer darüber hinaustrieb, riskierte die Versenkung durch die unbarmherzigen Herren der Stadt. Oder gar das Treiben in das offene Meer, wofür die Boote dann doch nicht geeignet waren.

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    Am "Hof" des Bjun, auch wenn dieser so bescheiden wie eine Bauernhütte wirkte, so völlig frei von Schmuck und Prunk, hatten sich die Dorfvorsteher zu einer dieser seltsamen Versammlungen zusammengefunden, welche der König nutzte, um die Stimme des Volkes zu hören. Die Anwesenden wirkten dabei immer recht hilflos, auch wenn nun endlich eine Generation heran war, die diesen Freiheiten mit mehr Selbstverständlichkeit begegnete. Aber dazu kam, dass man nicht über vieles sprechen konnte. Das Wetter, der Fluss, die Fische, die Ernte und vielleicht die Nachbarn. Aber änderte das etwas?

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    So ganz ohne Moderne ging es natürlich nicht in Óc Eo, denn im Windschatten Diyarasus käme man auch nicht darum herum. Schwimmende, von Generatoren betriebene Internetcafés waren Treffpunkt der Jugend, zugleich Elektronikbastelstuben und Vertriebe von Mobiltelefonen, Radios und sonstigen Krimskrams. Ganz Verrückte, die nicht nur wahnsinnig genug waren, in einem Sumpfdelta in den Tropen auf einem Hausboot elektrische Stromspiele zu versuchen, verbanden das auch mit sonstigen Verkaufsideen, ob nun Lebensmittel, Kleidung oder andere Güter des täglichen Bedarfs. Dazu kamen die Fischkonservenfabriken des Südostens und die Webereien der Hauptstadt.

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    Vom Krieg bekam man in Óc Eo nichts mit. Und wenn, dann war er weit entfernt und man hatte wirklich dringendere Probleme als bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Ländern, die sich nie um das Bjun geschert hatten. Ein Teil des Ökosystem des Óc war nunmehr so überlastet, dass es zu kollabieren drohte. Überfischung, Abwässer und allgemeine Müllablage drohten den Seitenarm in eine giftige Sumpflandschaft zu verwandeln, mit verheerenden Folgen für den Rest des Mündungsdeltas und die wenigen wertvollen Böden.

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    Bei seiner letzten Reise ins Nachbardorf war Nath Samar von den Jugendbanden angepöbelt worden, weil er keinen dieser seltsamen Elektronikkästen dabei hatte. Aber bei ihrem Verhalten hätten sie das sowieso nur gestohlen. Als fahrender Händler wurde es immer schwieriger. Zwar war er wichtig und gern gesehen, aber vor allem die jüngere Generation hatte ganz andere Vorstellungen von nötigen Waren, die gefordert waren. Sollten sie doch selbst ein Boot nehmen und lospaddeln. Aber nein, sie wollten nur bedient werden. Und mehr entspannen. Schmarotzende Holzköpfe, die ganze Bande.

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    Der Bjun lud regelmäßig Gäste zum gemeinsamen Üben in den Garten des Palastes ein. Unter Aufsicht eines uralten Faktotums verrichten Gäste, Angestellte, Bjun und Familie dort ihre Übungen. Großteils ging es um Entspannung, Strecken, Dehnen und geistige Leerung. Es konnte jeder eingeladen werden und wenn er wollte und konnte, auch daran teilnehmen. So fanden sich dort Fischer, Jugendliche, Händler, Unternehmer und auch der einzige Börsenspekulant des Landes, um in Harmonie mit dem alten Bjun die Übungen zu verrichten.

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    In einem so feuchten Land einen Auftritt mit Feuerschluckern und anderen Fackelattraktionen hinzulegen, bedurfte schon einer besonderen Art von Humor. Die Schauspieltruppe sorgte damit auf jeden Fall für reichlich Andrang und ein gutes Auskommen. So hatte auch der Rest des schwimmendes Zirkus etwas davon. Keine Tierattraktionen, denn das wäre auf dem Wasser kaum gut gekommen, dafür aber jede Menge akrobatische Akte und Schaueinlagen. Dazu kamen dann doch eine Menge Leute.

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    In den politischen Auseinandersetzungen ging es wieder um Trinkwasserversorgung und Wasserqualität allgemein. Dabei fanden sich wie oft wenig Berührungspunkte. Insgesamt war die gesamte Diskussion eher müßig, denn es mangelte an Geld, wirklich nachhaltige Lösungen im ganzen Land umzusetzen. Allerdings fanden zunehmend einige Tricks Anwendung, zumindest privat Wasser relativ energiearm zu filtern oder ganz zu reinigen. Aber selbst das erforderte oft Materialien, die man erstmal bekommen musste.

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    An diesem nationalen Feiertag feiert das ganze Land das Überleben des ersten Bjur, der die Königswürde nach dem Biss durch eine heilige hochgiftige Schlange überlebte, auch wenn es unzwischen nicht mehr Tradition war, sich zumindest von weniger giftigen Schlangen beißen zu lassen. Was nicht heißen soll, dass es keine giftigen Schlangen mehr gab. Eher waren diese weitaus verbreiteter als einem angenehm sein konnte. Aber niemand betete mehr echte Schlangen an, nur mythische.

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    An den Küsten findet die Fischwoche statt. Zwar ist der Fisch nun nichts besonders und vielerorts auch schadstoffbelastet oder im Bestand bedroht, mit genug Gewürz und Öl bekommt man jedoch alles herunter. Und wenn Touristen so dumm sind, fragwürdige Speisen wegen allfälliger Gerüche in sich hineinzuwürgen, dann ist die anschließende Krebs- und Tumorbehandlung deren Problem und nicht das der Einheimischen. Die haben mit ihren eigenen Tumoren und der geringen Lebenserwartung schon genug zu tun.

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    Die Lokalpolitik hat eine neue Regierung ins Amt gebracht. Die letzte war nach anderthalb Monaten über einen Bestechungsfall gestolpert. Auch diese neue Administration steht unter keinem guten Stern, schließlich war der neue Regierungschef zwar nie verurteilt worden, aber Belästigungsvorwürfe von Frauen und Mädchen verfolgten ihn überall. Doch bei den Alten und den Männern fand er überraschenden Anklang. Umso verwunderter war dann auch, dass der Bjur ihm nicht wie sonst üblich formell die Hand reichen wollte. Das war faktisch der Sargnagel noch vor der offiziellen Amtseinführung.

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    Und so war die Regierung auch wieder praktisch erledigt. Der Bjun nahm die neue Amtseinführung gelassen hin und gab der neuen Regierungschefin auch formell die Hand. Dann wurden einige Worte gewechselt, woraufhin der Bjun zu den Versammelten meinte, er hätte ein gutes Gefühl wie lange zuvor nicht. Das sorgte dann doch für Aufsehen, schließlich gab es keine besonderen Ansätze oder Anlässe für solche Hoffnungen. Auch die Regierungschefin Men Sam An war keine besonders strahlende Erscheinung, sondern eine kleine unscheinbare Frau im mittleren Alter, die nur durch die besonderen Umstände als Kompromisskandidat überhaupt diesen Posten erhalten hatte und nur dafür bekannt war, eine gute Verwalterin zu sein.

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    Der Fang eines gewaltigen Thunfisch schaffte es nur gerade so in die lokalen Nachrichten, bevor er schon wieder vergessen war, weil ein verwirrter Hai drei Kinder und einen Mann verletzt hatte. Zwei der Kinder waren danach noch gestorben. Zwar hatte der Hai die bei seinen Bissen herausgerissenen Körpermassen danach wieder ausgespuckt, aber der Schaden war angerichtet. Wahrscheinlich hatte sich das Tier verirrt und war durch die zahlreichen Abfälle im Óc falsch gepolt. Aber man würde es loswerden müssen, da es eine Gefahr für die Menschen darstellte.

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    Die neue Regierungschefin versuchte seit Wochen scheinbar vergeblich genug Druck zu erzeugen, um Diyarasu zum Einlenken zu bringen. Streitpunkt war die Verseuchung der Galismündung durch Einleitung von Abfallstoffen, welche auch landein durch Flutwasser gespült wurden und die Gebiete des Schlangenreiches schädigten. Aber in dieser Auseinandersetzung war Óc Eo eher im Hintertreffen, schließlich war es kaum groß genug, um nicht einfach nur Spielball lokaler Nachbarn zu sein. Dass man sie in Diyarasu ignorierte, war in der Regel eher Glücksfall als Frustgrund.

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    Die Regierung ist erstaunlich stabil. Noch erstaunlicher ist, dass sie tatsächlich Arbeit erledigt statt sich in Korruption und Streitereien zu verheddern. Aber die Leute sind geduldig, immerhin haben sich einige Katastrophen fast anderthalb Jahre gehalten. Es ist ja nur die Frage, wann es bricht und nicht ob.

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