Die Regierenden und andere Narren

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    Die bestimmende Handelsversammlung verfiel auf die Idee, jene neu dazugewonnenen Gebiete aus der Auflösung von Jiklà, welche großteils unzerstört waren, in gewaltige Tourismusressorts zu verwandeln, um den Gewinn hoch und die eigenen Kosten gering zu halten. Der Tick dabei war es, die Regionen durch Touristen aufbauen zu lassen und das Ganze als Abenteuerurlaub zu bewerben. Sicherlich fanden sich da ein paar Dumme, aber wohl kaum genau für den Wideraufbau ganzer Inseln.

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    Im Notfall konnte man sich trotz aller lokaler Schrullen auf die Regierung von Lehim mehr verlassen als anderswo. Die Kette der Bürokratie war kurz und die Korruption fast nicht vorhanden. Material und Personal waren schnell verfügbar und Beteiligte oft hoch motiviert. So auch bei diesem Sturm im äußeren Süden der Hauptinsel, nach dem innerhalb eines halben Tage zwei Lasthubschrauber und drei Mannschaftswagen mit Helfern, medizinischen Personal und Koordinatoren und Betreuern vor Ort waren. Die wenigen schwer verletzten wurden rasch in das nächste Krankenhaus verlegt und Verluste wurden erfasst. Geteilter Schmerz konnte so etwas gelindert werden.

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    Am Strand der Insel Ashar war ein Wal angeschwemmt worden. Nachdem Nachbarn ihn stundenlang mit Wasser übergossen hatten, konnte man schließlich mit Hilfe aus der Stadt das Tier ins Meer zurückschieben. Zunächst wirkte es so, als würde es verwirrt erneut anlanden wollen, dann rettete es sich jedoch ins tiefe Wasser. Entsprechend wurde ein kleines spontanes Fest gegeben, um dieses Ereignis zu begießen.

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    In Ashar findet das Treffen der Tourismushauptbranche statt. Nach außen hin ein Fest zu Ehren von Simul, Göttin der Gastfreundschaft und kleinen Getränke, die man nachmittags vor dem Regen einnimt, ist es vor allem vom höflichen Streit um die touristische Erschließung der Inseln im Süden geprägt, bei der zahlreiche Veranstalter und Unternehmer auf die infrastrukturelle und wirtschaftliche Erschließung drängen. Vor allem soll dem Willen des Kernreichs nach einer Marinebasis entgegen gewirkt werden und die unbesiedelte Insel ein riesiger Safaripark werden, wo man dann Abenteuerurlaube und Erlebnisshows veranstalten können sollte.

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    Beim Lauf der sieben Landdünen kommt es fast zum Eklat, weil ein freilaufendes Lama mehrere Läufer zielgenau im Gesicht erwischt hat. Danach trampelte es auch einige Ordner um. Der Halter des Tieres konnte nicht ermittelt werden. Ein kleines Mädchen legte ihm schließlich die Hand auf, worauf es einfach einschlief. Diese seltsame Fähigkeit scheint in der Hegemonie weiter verbreitet zu sein als viele Leute erahnen.

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    Im Gegensatz zu Hatha kommt es in Lehim zu einer klaren Ablehnung der Beteiligung an militärischen Aktionen. Solche Eitelkeiten gehören für Lehimi eher zur Barbarei der Unzivilisierten. Im Notfall weiß man sich sicherlich zu wehren, doch blinde Agression aus machtpolitischen Kalkül ist genau so zu verachten wie die tumbe Ideologie der Spätgeborenen, welche niemals die Weisheit des Goldenen Zeitalters direkt oder durch Erbe erfahren können, weil sie zu selbstbezogen für wahre Erleuchtung sind.

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    Die Bausparte in Lehim war in diesen Jahren nur schlecht auf die neuen Herausforderungen des Wiederaufbaus und der Erschließung des neuen Siedlungsraums der kürzlich erworbenen Inseln vorbereitet. So kam deren Vernetzung nur schleppend voran. Auch die Tonnage für den Personen- und Güterverkehr war deutlich zu wenig, um einen Anschluss ohne Probleme zu ermöglichen. So verlockend also die neuen Inseln auch waren, so langsam kam deren Eingemeindung voran.

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    Es näherte sich die jährliche Tourismusmesse in Ashar. Dort wurde wie jedes Jahr mit neuen Konzepten, Ideen und Attraktionen geworben, um die wohl wichtigste Einnahmequelle des Landes jenseits des Schiffbaus zu fördern. Auch für die kommenden zwei Wochen waren vier Ausstellungshallen und etliche Veranstaltungen und Feste geplant, auch diese mit einem touristischen Angebot. Dieses Jahr standen Individualurlauber im Mittelpunkt mit Wanderhütten, Pensionen und kleineren Hotels oder Ferienhäusern als beworbenen Unterkünften. Die zuständigen Behörden würden den Bestand wohl kritisch auf Mängel und Betrug untersuchen. Schließlich war ein guter Ruf unbezahlbar.

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    Auch wenn Verbrechen, besonders Kapitalverbrechen, denn Taschendiebe waren besonders in der Nähe von Touristen doch weit üblicher als man es sich eingestehen mochte, selten waren, so gab es sie eben doch. Wie den Täter, welcher Haustiere tötete, welche er in der Nacht außerhalb antraft, und von dem die Behörden vermuteten, dass er sich an menschliche Opfer herantastete. Und eine Frau, die vorgab, Arzthelferin zu sein, aber Kinder mit den Federn toter Tauben streichelte, wenn sie hilflos auf Untersuchungen in Behandlungsstühlen saßen, und welche wegen ihrer Abartigkeit und den Opfern mit ihren perversen Taten der Verfolgung entging. Und natürlich auch dem Mann, der Leichen die Haut abzog, um damit Unaussprechliches zu tun.

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    In Lehim begann die Taifun-Saison. Zwar wenig betroffen durch die Wettereinflüsse dank der westlichen Randlage zwischen zwei Ozeanen, vor allem da der östliche Asurik nur wenige Stürme mit sich brachte, so begannen in diesem jedes Jahr doch mindestens zwei dermaßen ausgedehnte, dass die Westküsten Lehims und Ashars fast eine Woche lang Dauerregen erhielten. Während dieser Zeit kamen zahlreiche Außenarbeiten weitgehend zum Erliegen. Allerdings wurde für die Touristen auch das Wasserfest veranstaltet, denn auch Regen ließ sich verkaufen. Und alegonische Kaufleute und ihre lehimischen Nachfahren konnten alles verkaufen.

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    Die Regierung hatte wieder einmal ein paar Ideen gesammelt, wie man noch mehr Touristen auf die Inseln locken konnte. Neben mehr an Attraktionen und Erhohlungsmöglichkeiten verfiel man nunmehr auch die Idee, die Küche der Welt anzubieten. So dass man nur nach Lehim reisen musste, um im Paradies sämtliche Köstlichkeiten genießen zu dürfen. Doch dafür musste lehimische Gesandte dann auch die Welt aufsuchen, um deren Spezialitäten für diese doch sehr aufwendige Planung zu gewinnen. Und es natürlich schaffen, sie zu überzeugen. Nicht jeder war käuflich.

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    Das sehr seltsame Geschöpf, das vor wenigen Stunden an den Strand der Westküste Lehims gespült wurde, benahm sich äußerst merkwürdig. So wurde es zwar als Mensch erkannt, doch Geschlecht und Alter waren unter dem teigigen Leib nicht wirklich auszumachen. Allgemein stieß es auch nur Grunzlaute aus und seine ledrige Haut schien eher von Wind und Sonne herzurühren. Es war zufriedener damit, Kokosnüsse und Muscheln zu horten als den geduldigen Polizisten zu erzählen, wo es nun herkam und was es wollte. So zogen sich die Tage dahin und es fanden sich immer wieder Schaulustige ein.

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    Wenig nur drang aus den Tiefen des Nationalparks nach außen. Das meiste von Messungen der Parkverwaltung oder des seismologischen Instituts. Einiges von Orthnitologen und anderen Forschern, die selten mal einige ausgesuchte Wege bestreiten durften. Vielleicht verirten sich mal Tiere in bewohntere Gefilde. Oder es fand eine Dokumentation statt. Und nur einmal in hoffentlich hundert Jahren mussten die Ordnungskräfte hier Verstecke von Kriminellen und Terroristen ausheben. Die waren nur aufgefallen, weil beobachtete Tiere plötzlich verschwanden. Und Teile von ihnen auftauchten.

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    Bei der Regierungsdebatte ging es um die größte Dauersorge der Wirtschaft: Die Beschädigung der Riffformationen im Norden und Westen und deren Auswirkungen auf die Natur und damit Tourismus, Fischfang, aber auch Schiffbau und Schifffahrt. Die Riffe wurden durch jahrzehntelange Raubfischerei fremder Nationen aber auch Dreck und rücksichtslosen Tourismus reicher Urlauber, die gerne Teile der Strukturen als Erinnerungsstücke abbrachen und diese dadurch langfristig beschädigten, massiv an den Rand der Existenz gedrängt. Das Ermahnen und Anklagen von Personen, Nationen und Organisationen zeigte bedauerlicherweise nur wenig Erfolg. Da Lehim sehr auf seine Selbständigkeit bedacht war, wollte man das Thema nur ungern an die Hegemonie weitergeben.

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    Ölpalmen sind auf Lehim ein wichtiger Wirtschaftszweig. Vor allem sind sie für die Gewinnung von Biodiesel und Nahrungszusätze interessant. Dabei werden die Palmen vor allem auf der Hauptinsel angebaut. Die Nebeninseln sind vor allem für andere landwirtschaftliche Produkte prioritisiert, allen voran Früchte, Wurzeln und Getreide. Trotz der geringen Größe der Bevölkerung muss zunehmend Nahrung importiert werden, gerade weil die touristischen Ereignisse mehr Kapazitäten benötigen.

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    Heikles Streitthema ist die Haltung von Nutzvieh jenseits von Geflügel. Die Regierung lehnt die Haltung von Rinderherden wie im Kernreich üblich, strickt ab, da diese in ihren Augen zu strapazierend für Böden und Platz allgemein wären. Auch bei Ziegen und Schafen gibt es mitunter Einschränkungen. Bisher werden daher nur Sumpfschweine landwirtschaftlich gehalten, auch wenn diese wenig an die Bedingungen in Lehim angepasst sind. Und so bleiben Geflügel und Fisch die Hauptlieferanten für Nahrung jenseits von Gemüse, Obst, Pilzen und Wurzeln.

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    Das Shaikhan Lehim beharrt trotz dem Umstand, dass es an sich unmöglich sein sollte, im Falle der Auseinandersetzungen um Ratelon auf seiner Neutralität. Dabei führt es nur wieder vor, dass die Hegemonie nur über begrenzte Möglichkeiten verfügt, um Lehim oder Khadesh unter ihre Vorgaben zu zwingen. Lehim verweist auf seine politische und wirtschaftliche Unvoreingenommenheit. Wahrscheinlich will es nur seine tolerante Gesellschaft und den Tourismus schützen.

  • R O L L E N S P I E L:

    Die Regierung kritisiert die Vorgänge um die Westlichen Inseln und verlangt eine Garantie zur Entmilitarisierung des Gebietes, da Lehim sonst alle Vorhaben boykottieren würde, die es in der Hegemonie boykottieren könnte. Auch wenn die Geste maximal symbolisch wäre, stellt sie immerhin eine Rückversicherung zur versprochenen Behandlung des Gebietes dar. Lehim sieht darin jedoch auch nur wieder eine langfristige Sicherung seiner Wirtschaft.

  • R O L L E N S P I E L:

    Da man schonmal beim Kritisieren ist: Die Regierung bemängelt die hegemonialen Arbeiten zur Beendigung des Kolonialismus und verurteilt die Nerica-Konferenz von Glenverness als blanken Versuch, kolonialistische Irrlehren über die rechte Überlieferung und Kultur der einheimischen Bwvölkerung zu stellen. Sie fordert eine Rückabwicklung der kolonialen Besiedlung und eine Repatrierung sowohl der Siedler in ihre Herkunftsländer als auch verschleppter Menschen zurück nach Nerica. Ungewöhnlich für ein Land, das sonst so sehr auf politische Neutralität beharrt, um den Tourismus nicht zu stören. Aber jede Nation hat ihre Empfindlichkeiten und Kolonialismus und Fremdbestimmung sind die Lehims.

  • R O L L E N S P I E L:

    Die Regierung verweist etwa zwei Dutzend Repräsentanten der verschiedenen Fraktionen des Landes. Sie hätten die vereinbarten Grenzen überschritten und würden Lehims guten Ruf und Weltoffenheit gefährden, hieß es in der Begründung. Damit erreichen die Beziehungen zum Kernreich einen neuen Tiefpunkt. Die Lehimi sind zunehmend davon überzeugt, dass die Politik der Hegemonie ihre Interessen gefährden würde und dass eine nötige Selbsteinsicht arg vermisst wird. Allerdings sehen die Lehimi auch das Potential für eine bessere Arbeit, sie wollen davon aber erstmal überzeugt werden.

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