Kampagne: Tausend Münzen für den Narren - Tiam Torabi

  • R O L L E N S P I E L:

    An der ebenso wuselnden Information hält eine kleine resolut wirkende Chinopin mit dunklen Augen ein gewaltiges Schild hoch, auf welchem "Tiam Torabi" steht. Neben ihr schreckt ein absolut gewaltiger Berg von Mensch die Passanten ab. Wahrscheinlich hatte irgendwer mal die Idee, dass es lustig wäre, unter den eher kleineren Menschen in Renzia solch gewaltige Hünen zu züchten. Das Ergebnis ist ein fast zwei Meter großer Chinope mit selbst unter seiner Geschäftskleidung sichtbaren Muskeln, der die Umgebung überragt und beschattet.

  • R O L L E N S P I E L:

    Wie gut sich das Leben manchmal fügt! Mitten im Gehen ändert Tiam ohne Vorwarnung die Richtung, als er das Schild sieht, so dass er fast mit jemandem zusammengerempelt wäre. Von wegen Fehler, alles läuft nach Plan.


    Bei dem ungleichen Paar angelangt, versucht er sich mit einem Gruß auf Chinopisch, der vermutlich grauenvoll klingt, was er mit besonders breitem Grinsen überspielt. Danach grüßt er noch mal auf Hochfutunisch, wobei er seinen banabischen Dialekt nicht leugnen kann, sofern man sich mit der Sprache auskennt.


    Masa al'hrem! Ich bin Tiam Torabi.

  • R O L L E N S P I E L:

    Die resolute Frau schlägt die Hacken zusammen und verneigt sich tief. Futunen würden sowas ja niemals tun, da gilt nur ein Nicken als Verneigung und auch die bleibt oft aus. Schließlich sind die Blutgeborenen die Auserwählten der Schöpfung. In akzentfreien, aber auch recht unbetonten Hochfutunisch antwortet die Frau Tiam.

    Willkommen in Diyarasu, Tiam Torabi. Ich bin Zhuo Lin und helfe dir bei der Eingewöhnung. Wollen wir dann los oder hast du hier noch Bedürfnisse?

    R O L L E N S P I E L:

    Sie schaut vielsagend auf die lange Schlange vor einer der Flughafentoiletten.

  • Danke, sehr erfreut! Keine Bedürfnisse, ich bin wunschlos glücklich.


    R O L L E N S P I E L:

    Das ist er tatsächlich. Tiam schwelgt entweder in purer Lebensfreude oder versinkt im schwarzen Morast seiner Seele. Die Grauzonen, in denen er durch seinen Alltag trottet und nur wenig fühlt, sind nur rudimentär vorhanden. Da der Hüne ihm nicht vorgestellt wird, ist er wahrscheinlich nur in seiner Funktion relevant, nicht als Mensch, und Tiam schenkt ihm keine Beachtung.

  • Gut, Xian Pei wird uns dann zu deinem Quartier fahren.

    R O L L E N S P I E L:

    Sie nickt dem Riesen zu, welcher daraufhin eine Gasse in der Menschenmasse öffnet. Damit schiebt er niemanden groß bei Seite, sondern geht einfach geduldig immer weiter. Der Platz scheint sich von allein zu bildem. Sie verlassen den Flughafen und gelangen auf einen ebenso überfüllten Vor- und Parkplatz. Auch die Luft ist hier durch Schweiß, Mief und ranzigem Müllgeruch geschwängert, lediglich ein wenig salzige Meerluft lockert die Mischung auf. Es ist der Geruch einer Metropole, die fast alles Grün Wohnungen und Arbeitsflächen geopfert hat. Dort erreicht die Gruppe einen kleinen weißen Kombi und wird diesen dann sicher auch besteigen.


    Nachdem man sich durch den ersten Stau gekämpft und nun auch Abgase von Billigbenzin zum Geruchsfest kommen, windet sich der Zubringer zur Brücke zwischen den Inseln durch eine recht triste Industriegegend, die vor allem durch gewaltige Lagerhallen und Kleinstzulieferer geprägt zu sein scheint. Der Ausblick über die Bucht ist sicher beeindruckend, wenn man Hochhäuser, vollgebaute Inseln und ein schlammiges Delta als schön ansieht. Ansonsten bleibt nur ein kurzer Blick auf das von Frachtschiffen dominierte Meer.

    Warst du schon einmal in Diyarasu?

  • Leider hatte ich bislang nicht das Vergnügen, aber ich freue mich darauf!


    R O L L E N S P I E L:

    Verzückt stellt Tiam fest, wie praktisch es doch ist, einen solchen Koloss bei sich zu haben, wenn man sich durch Menschenmengen bewegt. Geschlängel mit ständigen unabsichtlichen Berührungen ist für einen Futunen wenig erbaulich, auch für einen Tiam. Dank dieses Service bleibt ihm jedoch ausreichend Gelegenheit, sich über die abscheuliche Umgebung zu freuen.


    Weißt du, Lin, ich LIEBE Molochs wie diesen! Ich bin nämlich im hintersten Winkel der Hegemonie aufgewachsen, in bitterer Armut.


    R O L L E N S P I E L:

    Was beides maßlos übertrieben ist, denn so weit abseits vom Schuss liegt Yanth keineswegs und "bittere Armut" gibt es in der Hegemonie praktisch nicht, Persuna sei dank. Ob die schräge Einschätzung daher eine bewusste rhetorische Übertreibung darstellt oder tatsächlich ein Spiegel von Tiams verzerrter Weltsicht ist, muss offen bleiben.


    Aber alles wandte sich zum Guten, als ich den Fuß hinein ins Großstadtgedränge setzte, ins Leben. Die Städte sind der Puls der Hegemonie, die Schaltzentralen der Zivilisation. Sie bieten alle Chancen und alle Möglichkeiten. Hier spürt man, dass man lebt!


    R O L L E N S P I E L:

    Genüsslich saugt er mit der Nase das beißende Aroma des Industrieviertels ein, das sich mit dem Tanggestank des Deltas mischt. Die olfaktorischen Eindrücke ändern sich, als sie in den weißen Kombi steigen.


    Der Atem der Verheißung. Ich werde mir eine Stadtführung buchen, aber keine, die alle Vorzeigesehenswürdigkeiten mit den renovierten Fassaden abklappert, über die man auch im Weltnetz alles findet. Ich benötige jemanden, der mir das wahre Diyarasu zeigt, die Abgründe, die Elendsviertel, das Nachtleben. Kannst du mir so jemanden empfehlen?


    R O L L E N S P I E L:

    Während der Fahrt schaut Tiam verträumt aus dem Fenster, während sein Geist klangvolle Formulierungen bildet.

  • Ich bin nicht sicher, ob es jemanden gibt, der das alles zeigen kann, aber hier in der Stadt sind die wirklich Armen oft gar nicht mehr wohnend, weil das Leben dafür zu teuer ist. Und gegen Obdachlose und Bettler geht man hier rigeros vor. Das Nachtleben ist halt oft getrennt nach Milieus und Alter. Es gibt Viertel, in denen haben Futunen nach Ansicht nach Anwohner nichts verloren. Aber die allgemeine Lebenslage wirst du hier noch früh genug kennen lernen. Den meisten geht die Enge, der Lärm und der Gestank recht bald auf das Gemüt. Deswegen ist ja deine Stelle frei geworden. Viele halten es hier nicht auf Dauer aus.

  • Ich hoffe, meine Unterkunft liegt nicht in einem der Viertel, aus dem man einen Futunen hochkant wieder herauswirft. Man muss den Leuten ja Gelegenheit geben, mich kennenzulernen und mit mir zu sprechen. Immerhin bin ich als Reporter die Stimme des Volkes!


    R O L L E N S P I E L:

    Er schmunzelt über seinen Spruch, denn das ist keineswegs die Aufgabe des Reporters, den er hier verkörpert. Danach mäßigt er sein notorisches Geblödel jedoch. Immerhin trägt er einen maßgeschneiderten Anzug, was darauf hinweist, dass er ein Mindestmaß an Seriosität verkörpern soll. Und Tiam kann durchaus seriös wirken, wenn er will. Allerdings scheitert es in der Regel an dieser Hürde. Dies ist die Maske, die für ihn am angenehmsten sitzt.


    Nein, im Ernst. Mit mir hat man den perfekten Nachfolger gefunden, Lin. Für mich kann es nicht genug Enge, Lärm und Gestank sein. In der Großstadt bewege ich mich so sicher wie ein Marder im Motorraum. Man lebt schließlich nur einmal, nicht wahr? Zumindest ist mir noch keiner begegnet, der zwei Mal hier gewesen wäre. Wo fahren wir hin?

  • Ich weiß nicht, ob das ist, was der Chef will. Aber wir fahren zu ihm, dann können wir ihn selbst fragen. Habt ihr viele Marder bei euch daheim? Scheint ja ein wohlbekanntes Problem zu sein. Ich dachte, die Motoren eurer Elektrofahrzeuge werden nicht so heiß oder warm, dass es die Marder anzieht?

  • R O L L E N S P I E L:

    Tiam lacht herzlich.


    Marderschäden entstehen vor allem durch den Steinmarder, der bei uns nicht in der freien Natur vorkommt. Vor Elektromotoren machen die kleinen Biester allerdings keinen Halt. Wusstest du, dass ein einziger Marderbiss ein E-Auto in einen Totalschaden auf Rädern verwandeln kann? Die Recherchen für meinen Artikel "Brennende Elektrofahrzeuge oder wie man Feuerwehrparshans zum Weinen bringt" haben auch die Erkenntnis abgeworfen, dass ein angebissenes Hochvoltkabel nicht repariert werden kann, so dass der komplette Kabelsatz ausgetauscht werden muss. Je nach Alter und Modell des Fahrzeugs würde eine Reparatur mehr Kosten als das ganze Auto wert ist.


    So mag es nicht verwundern, dass in vielen Bereichen immer noch auf den guten alten Verbrennungsmotor gesetzt wird - unter anderem beim Militär, zu dem auch die Feuerwehr gehört, für die ich den Artikel schrieb. Ich musste die Abschlussworte freilich behutsam an moderne futunischen Bedürfnissen ausrichten, sonst hätte man ihn mir nicht abgenommen, und so habe ich mit einem positiven Beispiel geschlossen, bei dem ein neues Autohaus in entzückend aufrichtiger moralischer Selbstverpflichtung auch gleich den passenden Verbrennungsplatz für seine Elektroautos bereitstellt. Man muss mit der Zeit gehen, nicht wahr? Natürlich ist der Besitzer des Autohauses ein ehemaliger Feuerwehrparshan.


    Ich kenne die Wünsche des Chefs auch noch nicht im Detail, Lin. Da fällt mir ein: Ist es hier überhaupt üblich, sich wie im Kernreich mit dem Vornamen anzusprechen und zu duzen oder verwendet man hier die Anrede mit Sie?

  • Dann hat euer allmächtiges Wesirat für Kultur also versagt, fremde Tiere aus dem Land herauszuhalten, die sich an sich in den Tropen nicht wohlfühlen sollten? Wir haben hier auch Marder, aber keine Steinmarder aus dem Westen. Also kaum Gefahr für die Motoren. Und hier sieht es ja militärisch und polizeilich ein wenig anders aus. Die Milizen hier unterstehen alle irgendwelchen Konzernen und wenn sie im Stadtrat sitzen, dann haben die auch Panzerungen und militärische Waffen. Und sie haben auch keine Skrupel, die einzusetzen. Auch wenn es keine offiziellen Kriege zwischen Konzernen gibt, dann kann nämlich die Hegemonie eingreifen. Aber im Notfall kann dir der Konzern auch mal aus der Patsche helfen. Oder mir.

    R O L L E N S P I E L:

    Sie deutet auf den stummen Begleiter, der kurz seinen Mantel zur Seite schlägt, damit man die gesicherte Maschinenpistole über der Panzerung sieht.

    Diyarasu ist kein so sanftes Pflaster wie die Hegemonie sonst. Hier wird niemand illegale Einwanderer vermissen oder ein paar arme Seelen. Und die Anrede ist für mich in Ordnung, aber bei nichtfutunischen Konzernen oder Fremden wäre etwas mehr Zurückhaltung angebracht.


    Und der Chef ist seit kurz vor deiner Ankunft in einer Besprechung. Deswegen fahren wir auch so langsam, damit wir dort nicht im Weg sind. Eigentlich seltsam, heute war nichts angesetzt.

  • R O L L E N S P I E L:

    Den Anblick solcher Waffen ist Tiam so wenig gewohnt wie jeder andere reguläre Parshan, der sich auf Waffen ohne letale Wirkung zu verlassen gewohnt ist. Die Überraschung lässt sein Grinsen kurz erlöschen, ehe es, deutlich weniger selbstgefällig als zuvor, zurückkehrt.


    Etwas mehr Zurückhaltung, in Ordnung, Lin, das ist überhaupt kein Problem. Meinst du nur bezüglich der Anrede, oder meinst du noch etwas anderes?


    R O L L E N S P I E L:

    Er klingt nun ausgesprochen höflich.


    Welcher Konzern ist es, der dir oder mir aus der Patsche helfen könnte?

  • Die Stiftung Persuna natürlich. Wir arbeiten doch beide für sie. Und glaube mir, man mag hier vielleicht nicht die neuesten Waffen oder besten Leute haben, aber wenn du mal in zwilichtigere Viertel kommst, dann wirst du damit wesentlich leichter überleben als bei anderen Firmen. Wir handel hier vor allem mit bewusstseinserweiternden Stoffen, exotischen Lebensmitteln, Haushaltsbedarf und Informationen. Diese Nischen macht uns kaum jemand streitig. Wir sind natürlich kein Medienkonzern, aber wir wollen ja auch diese Sparte ausbauen. An der Stelle kommst du ins Spiel.


    R O L L E N S P I E L:

    Sie betrachtet ihn ein wenig abschätzend.

    Und ja, ein wenig an deinen Manieren kannst du durchaus arbeiten. Aber das musst du selbst lernen. Einige verlangen durchaus mehr Respekt. Aber du bist auch ein Repräsentant der Stiftung und der Hegemonie. Wie beugen uns am Ende niemanden. Wir können freundlich so tun als würden andere auf einer Stufe stehen, aber wir sind diesen niemals untergeordnet. Du bist ein Futune, daher wirst du es kaum verstehen, aber viele Männer hier auf dem Kontinent sind immer noch sehr von ihrer angeblichen Überlegenheit gegenüber Frauen überzeugt. Da ist es durchaus angenehm, ihnen das auszutreiben oder sie auflaufen zu lassen.

  • Ach! Unter der Bezeichnung "Konzern" habe ich in der Umgangssprache von ihr noch nie gehört. Bei uns heißt es immer nur "die Stiftung", "Stiftung Persuna" oder "der Ibis".


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam macht sich eine gedankliche Notiz.


    Was genau ist an meinen Manieren schlecht, von der fehlenden Zurückhaltung abgesehen? Gibt es hier Fallstricke wie das berüchtigte Händeschütteln von Ausländern, in die ich getreten bin? Hätte ich mich gar verneigen müssen? Dein Futunisch ist übrigens großartig, Lin. Und was die Vorbehalte der männlichen Bevölkerungshälfte betrifft ...


    R O L L E N S P I E L:

    Das breite Grinsen ist zurück.


    ... so finde ich es sehr freundlich von den hiesigen Männern, vorsätzlich die Frauen zu vergraulen! Keine Futunin, die etwas auf sich hält, was hoffentlich alle sind, wird sich je mit so einem einlassen. Die Frauen in Diyarasu träumen wahrscheinlich von einem schmucken Futunen aus dem Kernreich, während sie von einem Tag zum anderen ihrem verrohten barbarischen Ehemann die Socken bügeln müssen.


    Nein, im Ernst, Lin: Ich wüsste nicht, was ich dagegen tun kann, außer, mit gutem Beispiel voranzugehen.

  • Du trägst viel zu dick auf. Das zieht hier einfach nicht. Weder bei den Frauen noch bei sonst jemanden. Deine Komplimente wirken ein wenig schmierig. Und ich bin mit Futunisch als Muttersprache aufgewachsen, schließlich ist Diyarasu von der Hegemonie oder zumindest von Fraktionen der Hegemonie gegründet worden. Das Kompliment ist also zudem auch noch falsch. Der einzige Grund, warum ich nicht blutgeboren bin, ist wohl der, dass ich mich entschied, dem Glauben meiner Vorfahren zu folgen und nicht allem abzuschwören oder die im Kernreich herrschenden Vorstellungen anzunehmen.


    R O L L E N S P I E L:

    Der Wagen erreicht eine wesentlich sauberere Gegend, fährt in einer Allee voll mit Glas, Chrom und verzierten Fassaden. Eindeutig wohl für die Reichen bestimmt.

    Die Stiftung Persuna ist einer der größten Konzerne in der Stadt. Wir erreichen gleich das Hauptquartier. Ich hoffe, der Chef hat für uns Zeit.

  • Es zieht nicht? Man könnte ja fast meinen, du würdest meine Komplimente als Balzverhalten interpretieren!


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam kichert nicht ganz altersgemäß.


    Liebste Lin, weil du mir sympathisch bist, bringe ich dir nun etwas über Futunen bei. Einen Wegweiser zur Wahrheit! Du siehst, welch wertvolles Geschenk ich dir mache, denn Wahrheit ist das wertvollste Gut unserer Zivilisation. Wenn du mit einem Futunen sprichst, traue niemals deinem ersten Eindruck. Wenn ich dick auftrage und darob schmierig wirke, dann hat das einen Grund: Eine dicke Schmierschicht über die Wahrheit zu legen. Insofern ...


    R O L L E N S P I E L:

    Er wackelt anzüglich mit den Brauen.


    ... würde ich sagen, dass meine Masche sogar hervorragend zieht. Und hier haben wir nun den Grund gefunden, warum du nicht blutgeboren bist und es niemals sein wirst. Aber ich mag dich trotzdem. Wo sind wir hier gelandet?

  • R O L L E N S P I E L:

    Als er sie so anschaut, fallen ihm auf einmal Einzelheiten auf, die vorher nicht so deutlich wurde. So ist das scheinbare freundliche Lächeln nur eine Kombination aus einem unmerklichen Spannen der Mundwinkel und einer Stimmlagenveränderung. Ihr offenen Gebahren ist nur eine Fassade, dahinter kommt ein stechender Blick und eine kalte Stimme hervor.

    Ja, diese Maske und Masche ist eben das Lächerliche. Das wirkt in Diyarasu nicht. Und blutgeboren kann ich aus dem offensichtlichen Grund nicht sein, dass kein Elternteil blutgeboren war. Eine andere abstrakte Erklärung gibt es nicht, du Tölpel. Nun, wir sind gleich da. Mit deiner "hervorragenden" Masche findest du sicher allein durch den Hauptsitz der Stiftung hier vor Ort. Der Chef wird sich bestimmt freuen, wie schnell und pünktlich du noch zum Treffen kommst. Von ihm allein ist abhängig, ob du die Anstellung hier wirklich bekommst. Da kannst du ja weiter mit deiner Masche arbeiten.

    R O L L E N S P I E L:

    Sie lächelt absolut abfällig, als der Wagen vor einem Gebäudekomplex mit vielleicht dreißig oder mehr Stockwerken zum Stehen kommt. Der Hüne steigt aus dem Auto und hält Tiam die Tür auf.

    Hintergrund:

    Licht 3: Tiam wird das Gefühl nicht los, dass ihn nur sein natürlicher Charme vor einer noch weit übleren Reaktion bewahrt hat. Und das ihre Maske so gut war, dass er ihre wahren Gefühle erst am Ende erahnen konnte.


    Sturm 2: Bei der Anordnung der Gebäude lässt sich vermuten, dass zum ruhigen Arbeiten und Ausblick nicht etwa das große Hauptgebäude, sondern wohl das zweite dahinter gelegene geeignet ist. Die anderen sind ganz offensichtlich Lager oder Subunternehmenssitze. Er sollte wohl am besten dorthin gehen.

  • R O L L E N S P I E L:

    Tiam bleibt noch sitzen. Beschwichtigend hebt er beide Hände.


    Lass mich doch abstoßend sein, wieso stört dich das?


    R O L L E N S P I E L:

    Das hat er auch noch nicht erlebt, eine Frau, die wegen ein paar falscher Komplimente ausrastet und ihre anvertraute Aufgabe hinschmeißt. Wahrscheinlich bekommt sie niemals echte zu hören, was ihn aber auch nicht wundern würde.

  • R O L L E N S P I E L:

    Der Hüne legt Tiam die Pranke auf den Arm, die Geste ist wohl eindeutig. Berührungsängste hat man hier jedenfalls nicht. Die Frau steigt derweil aus und in der Fahrertür wieder ein. Tiam schenkt sie keine Sekunde weiter Aufmerksamkeit.

  • R O L L E N S P I E L:

    Tiam taxiert den Hünen mit seinen grünen Augen, in der plötzlichen Berührung ausharrend, abwägend. Man kann anhand der soeben beendeten Konversation möglicherweise erahnen, dass er überlegt, welchen anzüglichen Spruch er dem Großen nun für das Gegrabsche drücken soll, ehe Tiam alles herunterschluckt, den Blick abwendet und wortlos aussteigt, ohne dass der Mann nachhelfen muss. Ebenso schweigend angelt er seinen Koffer heraus.


    Die Seitenspiegel müsste man der Karre abtreten! Aber er tut es nicht. Er ist ja nicht blöd und Haue von dem Großen möchte er besser nicht bekommen. So viel Selbstbeherrschung hat das Futunische Oberkommando seinem schwierigsten Rekruten des Jahrangs letzten Endes doch beibringen können, auch wenn das ein langer Weg gewesen gewesen war und Tiam wohl nach wie vor niemals beim Militär Karriere machen wird.


    Da steht er nun ganz allein in der Fremde, in seinen feinen Sachen, den Koffer in der Hand und schaut auf den Hünen und auf das weiße Auto, aus dem er geworfen worden ist.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!