Kampagne: Den besten Kraken sieht man nicht - Danyal Khaye

  • Ich weiß über den Botschafter nur, dass es seltsam ist, dass er hier eine Einheimisch geheiratet hat und sein Name kaum echt sein kann. Der heißt "Rand des Wassers" auf Tarawari. Das sagt mir allerdings auch nichts. Und keine Ahnung, wegen wem und warum die Aktivistin hier ist, aber in jedem Fall ist es ja alles ein Kompromiss. Wir haben sie ja schon kennen gelernt, da wird es ja nicht schwer fallen, sie zu beruhigen. Sie schien dich ja zu mögen. Komisch, dass auch sie einen Tarnnamen hatte, auch wenn jeder weiß, wer sie ist.

    R O L L E N S P I E L:

    Bei Danyals Beschreibung runzelt er die Stirn.

    Damit fallen wir ja sofort auf. Und die Lehimi sind nicht blöd, die sind dann noch misstrauischer. Am besten erzählen wir ihnen irgendetwas glaubhaftes mit einem Korn Wahrheit. Den wahren Grund werden sie nicht erfahren und eh nicht glauben, also werden sie denken, wir sollen irgendwas harmloses in erfahrung bringen.


    Und die Aufgabe der Hüter ist es, das Ausland mit menschlicher Informationsbeschaffung zu durchleuchten. Für die elektronische Komponente sind die Archivare zuständig. Willst du damit ausdrücken, dass wir innerhalb der Hegemonie nachrichtendienstlich tätig wären und Blutgeborene wie Bürger aushorchen? Das kann wohl kaum mit dem Blutgesetz vereinbar sein.

    R O L L E N S P I E L:

    Danyal fällt auf, dass das keine direkte Absage war, aber das zu unterstellen, wäre wohl doch in Richtung Ketzerei. Und wenn es stimmt, dann wäre es sehr dumm, dies einem Regierungsvertreter zu beichten.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal runzelt die Stirn, als er versucht, sich an die Aktivistin zu erinnern oder an irgendjemanden, der ihn angeblich mochte. Ihm fällt da exakt niemand ein. Schließlich gräbt er immerhin einen Namen aus seinem Gedächtnis:


    Sayaa Khun. Die Frau, deren Geburtsort nicht existiert. Du wolltst über sie in Erfahrung bringen, wer sie wirklich ist, beziehungsweise hast schon einen konkreten Verdacht? Wo bin ich ihr denn schon einmal begegnet? Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern.


    Und was die Aufgabe der Hüter betrifft ...


    R O L L E N S P I E L:

    Er guckt betreten in seine Tasse.


    Ah, nein ... ich unterstelle den Hütern natürlich nicht, dass sie innerhalb der Hegemonie nachrichtendienstlich tätig sind. Dir am allerwenigsten, Thar. Ich dachte nur, du könntest vielleicht effektiver recherchieren als ich, da du das Ganze professionell erlernt hast.

  • R O L L E N S P I E L:

    Thar blickt ihn stirnrunzelnd an und schaut dann misstrauisch auf den Kaffee.

    War da etwas im Kaffee? Oder hat du Zaina Bel-Hak schon vergessen? Nur weil sie nicht so getan hat, als wäre sie jemand anderes, ist sie ja immer noch da um Saeed Habib einen Gefallen zu tun. Und was die menschliche Komponente angeht, so kann ich das tatsächlich. Aber bei elektronischen Dingen bin ich einfach nicht so gut. Da ist Ishri sicher besser. Oder Aszanah.

  • Zaina Bel-Hak ist identisch mit Sayaa Khun? Und nein, die kann mich natürlich nicht leiden, die war nur nett, weil die Waffe meiner Mitarbeiterin auf sie gerichtet war. Das gehörte zum Schauspiel. Meine Arbeit als Agent stört. Ich versuche, etwas zusammenzuhalten, was gar nicht zusammengehalten werden will. Es ist, als würden die meisten Leute sich wünschen, dass die Hegemonie auseinanderbricht, damit sie ungestört ihr eigenes Süppchen kochen können.


    R O L L E N S P I E L:

    Er trinkt noch etwas vom fraglichen Kaffee, der natürlich nichts für Danyals Begriffsstutzigkeit kann.


    Und jetzt haben sie es geschafft, ich traue niemandem mehr und will auch nicht, dass Ishri oder Aszanah die Aufgabe, das Bewegungsmuster aufzuzeichen, übernimmt. Ich mag es nicht gerne, wenn man mich verarscht und sich vor aller Augen über mich lustig macht, und traue ihnen kein Stück. Wenn du eine elektronische Überwachung nicht übernehmen kannst, fallen mir zwei Möglichkeiten ein:


    Erstens, ich krieche noch mal beim Atash zu Kreuze und bitte ihn demütigst um Vergebung, was zwar entwürdigend ist, aber vielleicht zum Ziel führen mag, dass er uns trotzdem mitnimmt.


    Zweitens, wir behalten die Bewegungen der Assassinen nicht mithilfe von Technik, sondern mithilfe eines Menschen im Auge. Entweder höchstselbst, oder wir setzen jemanden auf sie an, dessen Bewegungen wir ohne irgendwelchen Schnickschnack nur mithilfe seines Datenpads verfolgen. Das bekomme sogar ich hin, es gibt dafür entsprechende Programme, die kinderleicht zu bedienen sind, wenn er mir den entsprechenden Zugriff auf sein Datenpad erlaubt. Muss ja nicht sein Privates sein, kriegt er halt ein Neues. Oder man gibt ihm eine Uhr aus Yanth, die digitalen Exemplare können das auch.

  • Also wenn du dafür sorgen kannst, dass der Atash abreist, kann ich die Assassinen selbst kontrollieren. Ich wollte mir das zwar sparen, aber wenn es dir so wichtig ist, dass du nur so zum Ziel kommst, kann ich meinen Vater involvieren, damit wir zum Ziel kommen. Aber dafür müsste der Atash schon abreisen, so wird das jedenfalls nichts.


    R O L L E N S P I E L:

    Er lehnt sich seufzend zurück.

    Es haben nunmal alle eigene Vorstellung davon, wie die Hegemonie zu gestalten und zu führen ist. Vergiss nicht, dass die Großwesire faktisch aus dem Nichts gekommen sind. Sie waren nichtmal vorgesehen. Mehr als ein Jahrtausend haben die Fraktionen im Rahmen der Blutgesetze machen können, was sie wollen, mit nur sehr begrenzten Einschränkungen. Nun gibt es jemanden, der die volle Macht der Wesirate nutzt, um der futunischen Zivilisation ein gemeinsames Ziel vorzugeben. Du bist in der Hinsicht nunmal ein sehr direktes Werkzeug. Wer es sich einmal mit dir verbaut, der ist nie wieder vertrauenswürdig. Das funktioniert halt nirgendwo in der Hegemonie. Da muss man schonmal Tricks und Täuschung und Kompromisse hinnehmen und kann sie nicht immer nur zu seinen Bedingungen haben. Auch wenn der Großwesir die Wesirate hat, so kann die Hegemonie nur mit den Fraktionen reformieren, nicht gegen sie oder trotz ihnen. Er muss ihnen nicht jeden Willen lassen, aber sie für seine Vision gewinnen.


    Ich verstehe auch nicht, warum du dem Atash mehr Chancen geben willst als Ishri. Ich bin auch nicht gerade ihr größter Fan, aber keiner von beiden hat sich nun besonders ausgezeichnet. Da ist es seltsam, dass du dem einen mehr traust als dem anderen.

  • Du kannst die Assassinen kontrollieren? Hut ab.


    R O L L E N S P I E L:

    Das muss Danyal eine Sekunde verdauen, ehe er fortfährt. Warum Thar als Hüter das Kommando über eine tödliche Elitetruppe übernehmen kann, fragt er lieber nicht, weil er nicht belogen werden will, und eine ehrliche Antwort ist kaum zu erwarten. Stattdessen fragt er:


    Inwieweit hat das mit deinem Vater zu tun?


    Den Atash zur Abreise zu bewegen, sollte möglich sein. Ich könnte Ishri bitten, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, die ihn aus Lehim abkommandiert. Das sollte sie hinbekommen, die Befehlskette müsste möglichst weit nach oben führen, damit keiner zu genau nachfragt. Und nein, ich vertraue dem Atash keineswegs, aber er hat mich zumindest nicht lächerlich gemacht und eine anständige Begrüßung war auch drin. Er wirkt, als könne man mit ihm professionell arbeiten, wenn man sich erstmal gegenseitig mit den Marotten des anderen arrangiert hat. Bei Ishri habe ich meine Zweifel. Das hat also eher was mit Methodik als mit Vertrauen zu tun.


    Kompromisse ... klar. Tricks und Täuschung unter den Fraktionen ... was soll ich dazu sagen. Du kennst meine pessimistische Meinung zu dem Thema, aber es ist wie es ist. Ob ich wirklich ein direktes Werkzeug des Großwesirs bin, weiß ich nicht. Momentan fühle ich mich eher wie ein störendes Steinchen im Getriebe irgendwelcher Mächte, die ich nicht verstehe, oder wie ein Gewölle, das manch einer am liebsten wieder auswürgen würde. Dabei ist angedacht, dass ich wie Schmieröl fungiere, die Hegemonie zu optimieren helfe.


    Man müsste die Fraktionen nachhaltig davon überzeugen, dass eine Hegemonie, in der alle am selben Strang ziehen, etwas Gutes ist. So wie es auch im Zwischenmenschlichen gut wäre, wenn nicht ständig einer den anderen belügen würde.

  • R O L L E N S P I E L:

    Dabei fällt Danyal sicher auf, dass die Person des Vaters ebenso mit der Sache zusammen hängen muss und dass "Thar" wohl kaum in der Gosse aufgewachsen sein kann, wenn er seinen Vater so einsetzen kann.

    Vielleicht weil es Dutzende Vorstellungen davon gibt, wie und auf welche Weise man an einem Strang zu ziehen hat und was genau gut ist? Oder nimmst du für dich in Anspruch, genau zu wissen, was gut ist und welche Art die richtige ist?


    Und was die Frequenz der Lügen ist, so kann sie kaum ständig sein, sonst würde überhaupt nichts funktionieren und die Fraktionen wären nicht besser als Saredash. Ich vermute, dass es dir nur nicht gefällt, selbst Erkenntnisse erst suchen zu müssen, was einer gewissen Ironie nicht entbehrt, da sich der Auftrag um das Ausspülen verdeckter Schläfer von Saredash dreht.


    Und Ishri mag das erreichen können, ja. Man kann es sicher versuchen.

  • Nein, das nehme ich natürlich nicht für mich in Anspruch. Politik ist nicht mein Metier, ich bin Teil der Exekutive, ich setze die Ansichten und Interessen anderer durch. In dem Fall die des Großwesirs. Insofern stellt sich für mich nicht die Frage, welche der vielen Vorstellungen nun die Richtige sei. Ich darf trotzdem meine eigene Sicht zu den Dingen haben.


    R O L L E N S P I E L:

    Das Schweigen bezüglich des Vaters nimmt er zur Kenntnis und sagt nichts dazu, so als wäre es eine unwichtige Nebensache. Auch wenn in Bezug auf die Person, die mit ihm am Tisch sitzt, jener Mann, der sich Thar Hanum nennt, alle Zeichen auf "Lüge" stehen, ignoriert Danyal noch immer die Risse im Gefüge. Er will sie einfach nicht sehen, obwohl Thar bereits von sich aus durchscheinen lässt, dass hinter der bröckelnden Maskerade ein gänzlich anderer Mann stehen muss. Gäbe es für die Kunst des Verdrängens einen Preis, wäre Danyal wohl einer der Topkandidaten. Und so mutet es schon fast ironisch an, als er sagt:


    Und ja, es missfällt mir, ständig belogen zu werden, auch wenn du es Suche nach Erkenntnissen nennst.


    R O L L E N S P I E L:

    Denn das betrifft alle möglichen Leute, nur nicht Thar - die einzige Wahrheit, die Danyal fürchtet.

  • Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass Wahrheiten auch gefährlich sein können? Dass sie vielleicht das Leben und den Seelenfrieden von Leuten gefährden können? Dass etwa ein Junge aufwachsen kann, behütet und geliebt von seinen Eltern, aber so gefangen in der Rolle, die vorgesehen ist, dass er lieber auf der Straße lebt, bevor ihm ein anderes Leben eröffnet wird?


    R O L L E N S P I E L:

    Vielleicht ist es ja These-Gegenthese-Synthese. In jeder Geschichte wohnt etwas Wahres.


    Menschen lügen ständig, vor allem sich selbst an. Sie erzählen sich Geschichten, um das Leben zu erhellen und lebenswert zu gestalten. Sie lügen, um sich in ein besseres Licht zu stellen oder um Situationen zu ertragen, die sonst nicht ertragbar wären. Sie erzählen Geschichte, um an Mut, Liebe und Vertrauen zu glauben, Konzepte, die einfach nur in den Raum geworfen sind. Eine Lüge ist nicht immer nur schlecht und böse, manchmal ist sie nötig, um Leben oder Strukturen zu erhalten, da wo simple Physik nicht ausreicht, um Menschen zu erhalten. Menschen lügen nicht nur, sie wollen auch belogen werden. Du sagst, du willst nicht belogen werden, aber gleichzeitig wertest du Handlungen dir gegenüber erst einmal grundsätzlich mit Misstrauen und bist auch nicht offen mit allem. Die Art etwa, mit der du mich unnötigerweise und nachdem ich dir erklärt hatte, dass ich nicht so ticke, bei den Auseinandersetzungen begrabscht hast, als du längst hättest aufstehen können, hatte auch nichts mit Wahrheit und Anstand zu tun. Der Glaube, du wärest ehrlich und alle anderen nicht, ist auch nur eine scheinheilige Illusion und er wird deine Arbeit untergraben, wenn du diesen Anspruch gegen jede Realität aufrecht erhältst.


    Wenn du willst, dass ich dir alles sage, dann beantworte doch die einfache Frage, warum du als Agent ausgewählt wurdest. Und komm mir nicht damit, dass du das nicht weißt. Das ist doch Blödsinn.

    R O L L E N S P I E L:

    Und es ist bisher mehr als offensichtlich gewesen, dass Danyal das niemand geglaubt hat, was nur beweist, dass niemand die Wahrheit erkennen kann, wenn sie irgendwo auftauchen sollte. Vielleicht ist es Danyal bei wahren Aussagen schon ähnlich ergangen?

  • Du hättest doch selber aufstehen können. Schließlich warst du nicht an mir festgeklebt.


    R O L L E N S P I E L:

    Mürrisch betrachtet er die halb geleerte Frühstücksplatte.


    Es mag sein, dass jemand sich bewusst für ein erlogenes Leben entscheidet, weil das eigene Leben ihm unerträglich erscheint. Falls dies dein Leben ist: Behalte deinen schützenden Lügenschleier. Ich hatte nie vor, ihn dir wegzunehmen oder dich gar zu verpfeifen. Es bist ja gar nicht du, über den ich mich ärgere, sondern diese ... diese ganzen Fraktionsvertreter überall, die meine Arbeit blockieren.


    R O L L E N S P I E L:

    Der Vorwurf, Thar begrabscht zu haben und ein widerlicher Lüstling zu sein, trifft Danyal tiefer, als der Hüter vielleicht beabsichtigt hat. Oder womöglich war es genau das, was er wollte, Danyal zu knacken, denn Danyal redet. Es fühlt sich an, als würde er angeschossen sein und Wahrheit bluten.


    Mein Schweigen ist keine Lüge, sondern der Anstand, den du dir wünschst. Du weißt, wie es um mich steht und ich kenne deine Antwort sehr gut. Braucht es da noch mehr Worte? Soll ich mich auch noch schuldig machen, dich verbal belästigt zu haben? Es tut mir leid, dass es ausgerechnet dich getroffen hat, ich kann es nicht ändern. Ich wünschte nur, man würde den Unterschied zwischen Lüsternheit und Liebe erkennen. Aber in Gefühlsdingen lag noch nie meine Stärke.


    R O L L E N S P I E L:

    Damit verschränkt er die Finger, sieht Thar in die Augen und wartet auf das Inferno.

  • Okay, dann sehen wir, woran wir sind. Du beantwortest meine Fragen nicht und ich deine nicht. Dann behalte das Geheimnis deiner Auswahl eben für dich. Der Rest interessiert mich weniger, es war mehr ein Beispiel, auch wenn es seine Wirkung wohl verfehlt hat. Ich werde deswegen auch keine Panik schieben.

    R O L L E N S P I E L:

    Er zuckt mit den Schultern, vielleicht entschuldigend, vielleicht darüber hinwegspielend. Dann stellt er seinen Becher ab und sieht Danyal gespannt an.

    Der Atash der Assassinen ist mein Cousin zweiten Grades. Deswegen war er auch übermäßig dreist in seiner Agressivität mir gegenüber. Typische Banaben und al-banabis im Speziellen mögen es gar nicht, wenn man mit ihrer Lebenseinstellung nichts zu tun haben will. Oh, sie finden es toll, wenn man sich freiwillig für sie entscheidet. Aber sie hassen es von ganzem Herzen, wenn man darin geboren wird und sich dagegen entscheidet. Heuchlerische Hypokritiker.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal, der noch immer unter Spannung steht, lehnt sich zurück, lässt Thar ausreden. Die Klappe hätte er halten sollen. Das völlige Desinteresse nach seinem Geständnis ist schmerzlicher, als wenn Thar einfach weiter gemeckert hätte. Anstatt mit einem Stück Offenheit eine Brücke zu bauen, geht es Danyal nun dreckig, er fühlt sich gedemütigt und abgestraft. Aber das ist seine eigene Schuld und er muss selbst damit klarkommen.


    Ich hätte dir eine Antwort auf deine Frage gegeben, wenn ich eine hätte. Müsste ich raten, wäre es meine völlige Ersetzlichkeit, die mich prädestiniert. Wenn ich scheitere, kommt der Nächste. Anfangs dachte ich, es seien meine guten Leistungen, aber realistisch betrachtet, ist es lächerlich. Wie brauchbar können die Noten auf einem Zeugnis für solch einen Auftrag schon sein. Das Wertvollste an mir ist mein Dienstdatenpad.


    R O L L E N S P I E L:

    Er müht sich um Normalität, was soll er sonst auch tun. Weitermachen, so wie immer, froh sein, dass auch Thar sich um Normalität bemüht. Mehr darf er nicht erhoffen und wenn er sich beruhigt hat, wird er sich daran erinnern, dass dieses scheinbar wenige mehr ist, als er noch vor einer Weile zu hoffen gewagt hätte. Wenn es nur nicht so weh täte.


    Du bist folglich mit den al-banabis verwandt und hättest Assassine werden sollen. Ich würde ja gern fragen, warum du das nicht wolltest und ob du ein echter al-banabi bist, aber du sagtest ja, dass du meine Fragen nicht mehr beantworten möchtest. Es wird wohl in Zukunft eine ziemlich beschissene Zusammenarbeit werden. Noch einen Kaffee?

  • Ich habe dir doch eben deine Frage beantwortet, bin also wesentlich offener als du, der du immer noch damit zurückhältst, warum du Agent geworden bist. Die Unwissenheit zieht nach deiner Leistung auf Hatha nicht mehr, bei der du eine örtliche Legende im Alleingang ausgespült und eine ganze Zelle von Saredash-Mördern ausgehoben hast. Das kann nicht jeder.


    Und nicht jeder al-banabi wird Assassine oder soll das werden. Und die meisten Assassinen sind keine al-banabi. Aber alle al-banabi haben das Privileg . . .

    R O L L E N S P I E L:

    Wenn er noch Kaffee trinken würde, hätte er ihn sicher abfällig ausgespuckt.

    . . . im Namen der Phönixdynastie zu präsentieren und auch entweder in militärischer oder beamtlicher Funktion oder gar als Akash Autorität auszuüben. Ich bin der jüngste der drei Söhne von Akash as-Onak Afaslizo al-banabi, dem Sprecher der Phönixdynastie. Und ja, ich habe eine Weile in der Gosse gelebt. Die einzigen beiden Lügen meinerseits dir gegenüber waren mein Name und meine anfängliche Zugehörigkeit, als wir uns in der Akademie kennen lernten. Wenn du mir also nach dieser völligen Offenlegung kein Vertrauen schenkst, dann weiß ich auch nicht mehr. Und dabei habe ich dir nicht nur die Hilfe und Ressourcen der Stiftung, sondern auch die meines Familiennamens angeboten. Was willst du denn noch mehr?

  • Das auf Hatha war vermutlich eine Kombination aus Hartnäckigkeit und Glück. Ich glaube, der stumme Mann wollte einfach nicht mehr. Er war müde von alldem, darum nahm er sich selbst das Leben. Etwas anderes steckte nicht hinter meinem Erfolg, der gar keiner war, denn der Mann ist tot und nahm seine Geheimnisse mit ins Grab.


    Bei den Sieben, ich habe dir vorhin gerade ... mir ist das im Nachhinein so was von peinlich ... und nach dieser privaten Beichte meinst du, ich würde dir wegen einer so simplen Sache, wie der Berufung zu meiner Stelle, etwas vormachen? Es gibt für eine Verschleierung doch gar keinen Grund.


    R O L L E N S P I E L:

    Hilflos öffnet er die Hände.


    Ich vertraue dir doch, du bist überhaupt der Einzige hier draußen, dem ich vertraue. Jeden anderen habe ich vergrault oder abgesägt. Es wäre doch dumm, den einzigen Unterstützer dermaßen schäbig zu behandeln. Und ja, besonders nach dieser Offenlegung wäre es das. Sag mir, was ich tun kann, damit du mir glaubst.

  • Und warum hast du sie vergrault und abgesägt? Aus seltsam verletzten Stolz. Ich fürchte, ich bin ungeeignet, hier mit dir in deinem selbst geschaffenen Käfig gefangen zu sein, weil jeder andere an deiner unrealistischen Erwartungshaltung scheitert. In meinen Augen wäre es an der Zeit, diese an die Realitäten anzupassen, denn wenn du so gewöhnlich bist, wie du vorgibst, dann dürfte es dir nicht schwer fallen mit mehr als einer Person zusammen zu arbeiten und nicht diese eine auf ein isoliertes Podest zu heben. Du musst niemanden mögen. Du musst auch nicht allen bis auf das Messer vertrauen. Aber wenn du ihre Fähigkeiten einsetzen willst, dann musst du ihnen auch die Möglichkeit geben, dich im gleichen Maße zu benutzen. Ein Austausch von Gefälligkeiten. Ich bin hier, weil Faantir Gried seinem Bruder einen Gefallen tut und ein Interesse an der Wirtschaft hier hat. Ishri ist ohne Zweifel hier, weil sie entweder die Interessen der Akademie oder ihrer Hexerei vertritt. Die Assassinen sind auch Interessenvertreter der Phönixdynastie. Gebrauche sie doch einfach im Rahmen deines Auftrages soweit wie ein Kompromiss zu finden ist und sag nein zu allem darüber hinaus.

  • R O L L E N S P I E L:

    Scheinbar macht Thar seine Drohung war, dass er keinerlei Fragen mehr beantworten wird. Dafür macht sich erneut eine seiner Launen bemerkbar. Danyal hatte sich schon gefragt, wie lange die gute Stimmung des Mannes diesmal anhalten würde. Wenn sein Zeitgefühl nicht täuscht, dauerte es vom Morgenkaffee bis jetzt in etwa eine Stunde.


    Ich will doch aber mit den Assassinen zusammenarbeiten? Wenn ich mich recht entsinne, warst du derjenige, der meinte, ohne sie seien wir besser dran. Und du fandest auch, ich sollte meinen Kamerad Tiam ignorieren. Wenn du gehen möchtest, weil du meine Methoden untragbar findest oder vielleicht sogar mich als Person, werde ich dich nicht aufhalten. Ich würde es bedauern, da ich finde, wir sind ein gutes Team, aber ich kann letztlich damit leben.

  • R O L L E N S P I E L:

    Er verdreht die Augen.

    Klar, die Ansprache hat ja wirklich viel Sinn, wenn ich jetzt gehe. Begreifst du eigentlich, dass ich deswegen so offen und direkt mit dir spreche, um dir zu helfen oder bist du zu sehr selbstverliebt, als dass du es nicht erkennst? Du willst also mit den Assasinen unbedingt zusammenarbeiten, obwohl dort klar gemacht wurde, dass es entweder sie oder ich sind? Und Ishri, Zaina Bel-Hak und Aszanah fallen einfach so raus?


    Und wie soll ein Kamerad dir hier helfen, wenn er in seiner Ausbildung steckt? Oder willst du ihn als Agent abkommandieren? Welchen Vorteil bietet er gegenüber den anderen genannten Personen konkret für den Auftrag abseits eurer Freundschaft, die über die professionelle Ebene hinausgeht?


    R O L L E N S P I E L:

    Er hält die Tasse hin.

    So leicht wirst du mich nicht los. Nun gieß mir noch einen Kaffee ein, wenn du es schon anbietest. Vielleicht wirst du mir ja am Ende des Auftrages verraten, warum du ausgewählt wurdest.

  • R O L L E N S P I E L:

    Innerlich hatte Danyal Thar schon mit verschlossenem Blick davongehen sehen, sich selbst allein am Frühstückstisch zurückbleibend, überlegend, ob er jetzt im Bett oder doch besser unter der Dusche heulen gehen soll. So fällt sein Lächeln deutlich breiter aus, als unter Futunen angemessen wäre, er ist froh und erleichtert und das sieht man ihm an. Er greift nach der Kanne und schenkt Thar den Rest des Kaffees ein.


    Das höre ich gern.


    Mach dir wegen Ishri keine Sorgen, ich sagte doch, dass ich mit ihr wegen ihres Verhaltens noch reden möchte und dass ich sie außerdem darum bitten wollte, den Atash abzukommandieren. Und was seine Leute betrifft: Wenn ich die Wahl habe zwischen allen Assassinen der Hegemonie und dir, weißt du, wie die Entscheidung ausfällt. Aber ich hoffe, dass wir beides unter einen Hut bekommen. Das ist, was ich versuchen möchte. Und gegen Aszanah habe ich nichts.


    Tiam kann mir nicht helfen, Thar. Da sind wir ausnahmsweise einer Meinung. Er ist ein Freund, nicht mehr und nicht weniger, und da er mein einziger Freund ist, fühlt es sich nicht gut an, ihn wegen seiner Marotten zu blockieren. Davon habe ich selbst schließlich auch genug. Aber ihn hierher zu beordern, das hatte ich nicht vor.

  • Hau rein.


    R O L L E N S P I E L:

    Er selbst nimmt sich noch eine dieser köstlichen Maniokrollen.


    Über Lehim weiß ich aus dem Kopf, dass sich die Wirtschaft vor allem auf die Nebeninsel Ashar konzentriert, die im Norden liegt. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in der gleichnamigen Hauptstadt. Die Hauptstadt selbst ist zweigeteilt und die andere Hälfte liegt auf der Hauptinsel. Die Bevölkerung Lehims lebt vor allem an der Küste, während das Herz der Insel weitestgehend unerschlossen bleibt. Der gesamte Süden mitsamt dem Vulkan Tashdaresh steht unter Naturschutz.


    Überlegt habe ich mir Folgendes:


    An erster Stelle steht das Gespräch mit Ishri, um zu entscheiden, ob sie mitkommt. Du darfst dann halt nur nicht wieder meckern, falls ich mich dagegen entscheide.


    Außerdem bitte ich Ishri, Vanesh al-banabi fortzuschicken, damit du dich um die Assassinen kümmern kannst.


    Der Atash wird unter seinen Leuten jemanden haben, der ihn bei der Führung der Gruppe unterstützt - von dem lässt du dir als neuer Einsatzleiter sämtliche Informationen zur Lage geben. Die offizielle Einsatzleitung obliegt bei der Sache dir, da nur du die Assassinen kommandieren kannst. Wenn wir alle Informationen haben und startklar sind, legen wir los. Die vier Helfer unter den Einheimischen ziehen wir unterwegs bei Bedarf heran.


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