Kampagne: Den besten Kraken sieht man nicht - Danyal Khaye

  • Zaina Bel-Hak ist die Schöpferin der modernen digitalen Infrastruktur. Ohne sie gäbe es keine modernen Netze, kein Datenschlüssel und kein Aszanah. Und sie ist wohl Beispiel dafür, dass die Bildung im Fall einiger Personen komplett versagt hat, wenn das nicht bekannt ist.

    R O L L E N S P I E L:

    Das nimmt sie sichtlich persönlich, was auch verständlich ist, da die Akademie für die nationale Bildung zuständig ist. Nach Danyals Bemerkung zum Gebäude meint sie.

    Das hat der Botschafter doch ausgeführt: Es wurde neu angelegt, falls die Mahdia je Lehim besuchen sollte. Ich hoffe, zukünftigen Erklärungen schenkst du mehr Aufmerksamkeit.

    R O L L E N S P I E L:

    Auf die letzte Ausführung führt sie Thar und Danyal einen Gang hinunter, dann in einem modernen Fahrstuhl mit Edelsteinverzierungen in den zweiten Stock, einen weiteren Gang entlang zu einer Zimmerflur mit verschiedenen Schlafquartieren und Terrassen Richtung Süden mit Blick über die Stadt, die Bucht und hin zur Hauptinsel. Jedes Quartier verfügt über zwei Betträume, Hauptzimmer, Empfangsräume, Büro, Badewanne und Dusche und abgetrenntes WC. Die Zimmerflucht hat desweiteren eine eigene Sauna, einen Fitnessraum, einen Ruhegarten und ein kleines Schwimmbad.

    Hier könnt ihr Männer euch ja den Platz aufteilen. Über die Sprechanlagen könnt ihr mich erreichen oder den Service. Vielleicht wollt ihr ja lieber hier ausspannen und wir treffen uns morgen wieder?

    R O L L E N S P I E L:

    Womit sie die Entscheidung des Aufschubs Danyal überlässt. Thar nickt dazu.

  • Warum findest du, dass die Bildung bei Zaina Bel-Hak komplett versagte, wenn sie derart viel Wirksamkeit beweist? Die Digitalisierung macht logistische Prozesse effizienter als je zuvor. Damit ist die Frau eine Wegbereiterin für Futunas Zukunft.


    R O L L E N S P I E L:

    Das Schwimmbad lockt ihn, doch er muss sich gedulden. Auch die Terrasse und der Ruhegarten wirken einladend. Höchst zufrieden betrachtet er das Quartier.


    Ich würde sagen, wir machen für heute Feierabend, richten uns in Ruhe ein und sprechen morgen. Wo wollen wir uns treffen?

  • Ich hole euch morgen um neun nach dem Frühstück hier ab und bringe euch in den zentralen Konferenzsaal. Und die Bildung hat versagt, weil du nicht wusstest, wer das ist.

    R O L L E N S P I E L:

    Sie wendet sich um und verlässt den Trakt. An der Tür wendet sie sich nochmal um.

    Gute Nacht. Bestelle Xaxai Anwar einen guten Gruß von mir.

  • Endlich ist sie weg. Ich will gar nicht wissen, wie sie uns gefunden hat. Naja, sie ist nicht umsonst eine der sechs Hexen. Die sind alle komisch. Und vergiss das mit der linken Hand. Und erwähne das ja nicht gegenüber Faantir Gried. Sonst landen wir noch in Khotso und müssen da mit beiden Händen Elefantenkot sammeln. Frischen Elefantenkot.

    R O L L E N S P I E L:

    Thar schaudert ein wenig. Dann schaut er Danyal gerade an.

    Zimmer aufteilen und Essen bestellen?

  • Was Ishri über dich berichtet, kann wahr sein oder falsch, ich kann es nicht wissen. Ich nehme die Information auf, ohne sie zu bewerten. Für mich bist du mein Mitarbeiter und für mich bist du ein anderer Parshan beziehungsweise sogar Firouz, sofern das nicht Teil deines Spiels in der Akademie war. Diese beiden Dinge sind für den Auftrag relevant. Vom privaten Thar erzählst du mir vielleicht hin und wieder, was mich freuen würde, vielleicht behältst du diese Seite auch lieber für dich. Was du aber für den Shaikh von Alegon bist, ob die linke oder rechte Hand oder überhaupt nichts, geht mich nichts an. Für unser Verhältnis spielt es keine Rolle, zumindest für mich nicht. Drum sei unbesorgt.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal steigt aus den Stiefeln, stellt sein Gepäck auf ab und stöbert in Socken im Quartier herum.


    Was für sechs Hexen? Wofür sollte Faantir Gried uns deiner Meinung nach bestrafen? Wir machen unsere Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen. Ich muss mich heute noch erkundigen, inwieweit Ishris Gegenwart tatsächlich beabsichtigt ist. Mir wurde jedenfalls nicht mitgeteilt, dass sie zu uns stoßen würde. Dir?


    R O L L E N S P I E L:

    Zwar trifft die fehlende Mitteilung über die künftige Zusammenarbeit auch auf Thar zu, doch diesen Umstand wischt Danyal in gekonnter Ignoranz beiseite. Er hat nicht vor, eine entsprechende Erkundigung einzuholen, zu groß ist die Sorge, dass man hier einen Fehler erkennt und Thar wegschickt. Also stellt Danyal sich mit Freuden dumm - und merkt, dass er hier seine erste zaghafte und vermutlich leicht durchschaubare Lüge webt.


    Such dir ein Bett aus, mir ist egal, wo ich schlafe - gegen den Gruppenschlafraum in der Kaserne ist alles Luxus.

  • Es ist in jedem Fall falsch und ich behalte mir vor, das richtig zu stellen. Und es wäre dumm, einfach alles ohne Bewertung hinzunehmen, denn sonst kann man es nicht einordnen. Das lernt man als Hüter faktisch sofort. Bei Archivaren ist das sicher nicht anders, auch wenn sich unsere Methoden wesentlich unterscheiden. Du wirst selbst mit uns beiden oder auch nur mit mir nicht umhinkommen, auf der Jagd nach Saredash Informationen bewerten und einordnen zu müssen. Das ist wesentlich in dieser Arbeit. Sonst verzetteln wir uns und kommen zu keinem Ergebnis. Und du brauchst dir keine Sorgen machen, wenn du mit deinen Vorgesetzten redest. Ich bezweifle, dass sich der Shaikh nicht mit dem Großwesir abgestimmt hat. Allerdings meinte er auch, dass ich mir den Fensterplatz nehmen sollte, damit ich nicht neben Personen sitze, die nicht wirklich kompatibel wären, daher denke ich, dass er Ishri vorausgeahnt hat. Und was nun Strafen angeht, so wird er es sicher nicht schätzen, wenn sich jemand Positionen anmaßt, die seine Vollmachten einschränken. Aber probiere es nur aus.

    R O L L E N S P I E L:

    Er runzelt die Stirn als er Danyal in Socken herumlaufen sieht, geht darauf aber nicht weiter ein.

    Na du weißt schon, Hexen halt. Wie die Hüterin der Stille, Saeeda Nim, Zaina Bel-Hak, Xaxai Anwar, Ishri und -

    R O L L E N S P I E L:

    Irgendwas an Danyals Reaktionen oder vielleicht dem Ausbleiben einer bestimmten lässt ihn innehalten.

    Aberglaube halt, ergibt ja eh keinen Sinn. Sind ja nur sechs Hexen, müssten ja eigentlich acht sein. Und sie strecken sich quer über alle mythischen Elemente, sind also nicht nur Tempelkult oder Geisterkult zuzuordnen. Es gibt keine bekannten Hexen der Finsternis oder der Erde. Und außerdem wären sie sowieso in seltsamen Fraktionen. Die Akademie ist ja eher mit Wasser verbunden. Da werden sie wohl kaum wirklich eine Hexe mit Sturm anstellen.

    R O L L E N S P I E L:

    Er klingt so als wolle er sich selbst von etwas überzeugen. Dann schaut er sich um und wird wegen Danyals letzter Bemerkung grimmig. Vielleicht sollte dieser manchmal nachdenken, mit wem er da spricht.

    Dein Gruppenschlafraum ist also übler als die Müllhalden der Unterstadt von Persuna?

  • R O L L E N S P I E L:

    Kampfstiefel sind aufgrund der Stahlsohle auf lange Sicht unbequem, besonders auf hartem Untergrund. Im Gelände mag es noch gehen. Der herumgeisternde Danyal genießt die Luft an seinen Füßen und das Gefühl, wie sich die befreiten Muskeln und Gelenke lockern. Doch dann hält inne in seiner Erkundung und sieht Thar ernst an. Hier kam etwas völlig falsch herüber.


    Ich zog den Gruppenschlafraum als Vergleich heran, da ich auf keinen anderen Vergleich zurückgreifen kann. Und Nein, übel war es dort nicht, nur laut. Mir ging es eigentlich nur darum, dir die Wahl zu überlassen, weil mir selbst der Schlafplatz gleichgültig ist. Ich wollte nett sein. Tut mir leid, wenn ich das Gegenteil war. Jedenfalls kannst du dir gern als erster ein Bett aussuchen.


    Was das Bewerten von Informationen angeht, widerspreche ich dir. Eine Bewertung macht erst Sinn, wenn man genügend Puzzleteile beisammen hat, sonst urteilt man vorschnell. Das Resultat kennt man als Schubladendenken. Damit kann man viel Schaden anrichten. Man benötigt eine kritische Menge an Eckpunkten, um das Gesamtbild realistisch einschätzen zu können. Aber irgendwann muss eine Bewertung erfolgen, klar. Beim Einsatz sowieso, da bleibt wenig Zeit, aber das ist etwas anderes als Ermittlungsarbeit.

    R O L L E N S P I E L:

    Dass Thar aufgrund der Erläuterung diese Ansicht teilt, erwartet er nicht, aber es geht auch nicht darum, ihn von seiner Sicht zu überzeugen, sondern darzulegen, warum Danyal es eben anders sieht, damit er versteht, warum Danyal so handelt.


    Was meinst du damit, dass jemand sich Positionen anmaßen würde, welche seine Vollmachten einschränken?


    R O L L E N S P I E L:

    Die Frage zu den Hexen spart er sich noch auf. Vielleicht stöbert er auch selbst dazu im Weltnetz. Thar scheint bei dem Thema nicht zu wissen, was er davon halten soll, er wirkt unsicher.


    Bist du nun eigentlich wirklich Firouz? Und davon, dass Shaikh und Großwesir sich abgestimmt haben, gehe ich fest aus.

  • Schubladendenken ist enorm wichtig und sinnvoll, wenn man es als Leitlinie und nicht als Absolut begreift. Es hilft dabei, Dinge zu sortieren und zu kategorisieren. Das tun Menschen so oder so automatisch durch Präferenzen, Sympathien und Vorlieben. Solange man dazu bereit ist, die Schubladen wieder zu öffnen oder nicht völlig zu verschließen, vermag man es Dinge angemessen zu strukturieren. Da man das so oder so tut, weil man Mensch und nicht Roboter ist, sollte man das gleich ausdehen. Aber das muss man auch sich erarbeiten und trainieren, daher erwarte ich nicht von dir, das zu können, denn du bist darin nicht ausgebildet worden, weil du weder Archivar noch Hüter bist. Aber dass du nicht über dem System stehst, merkt man daran, dass du mir eher vertraust als Ishri, oder jedenfalls wirkt das so. Die meisten Menschen in der Hegemonie würden andersherum herangehen. Das ist ein Schubladendenken in Aktion.


    Gut, ich suche mir ein Bett halt aus, also im Endeffekt ein Zimmer. Außer du willst ihn einem Zimmer mit mir übernachten. In dem Fall kann einer das Doppelbett nehmen und der andere im Wohnzimmer das Sofa. Ansonsten nehme ich das Bett mit dem Ostfenster da, also die drei Zimmer. Dann hast du noch die Wahl zwischem dem Zimmer der Prophetin mit den drei dazugehörigen Räumen oder einem gleichen Quartier wie meinem beim Südfenster.

    R O L L E N S P I E L:

    Er holt einen digital lesbaren Ausweis heraus und reicht ihn Danyal. Dieser weist Thar Hanum als Firouz aus neben einer Reihe seltsamer Symbole und Adressen.

    Ich habe jedenfalls den Ausweis dafür. Aber du hast ja schon gesagt, dass du erstmal nichts glauben willst. Und wenn ich mir anmaßen würde, Faantir Grieds linke Hand zu sein, würde ich ja behaupten, dass mein gesamtes Handeln wie von ihm selbst kommen würde und mit ihm abgesprochen ist. Und das ist nicht der Fall.

  • Kann schon sein, dass ich das auch tue. Es ist, wie du sagst, eine Frage der Vehemenz, ob noch genügend Flexibilität bleibt, um eine Fehleinschätzung zu erkennen und die Schublade wieder zu öffnen. Daneben gibt es Informationen, die besser erstmal in der Schwebe bleiben sollten, weil es nur Fragmente sind, die ohne Kontext keinen verwertbaren Sinn ergeben. Zum Thema Vorschussvertrauen: Ishri kenne ich nicht, mit dir hatte ich schon einmal das Vergnügen.


    R O L L E N S P I E L:

    Was für eine lahme Ausrede bei einem einzigen zusätzlichen Treffen, die hinkt ja mal an allen Ecken und Enden. Da ihm sogar selbst auffällt, wie grauenhaft sie geraten ist, fügt er hinzu:


    Und manchmal entscheidet eben einfach die Sympathie. Wenn du nichts dagegen hast, nehmen wir eine gemeinsame, äh, Wohnung und ich schlafe auf dem Sofa. Ich bleibe jetzt bei diesem Begriff, da Zimmer für mich nach einem einzelnen Raum klingt und nicht nach einer Ansammlung von Räumen. Dann kannst du dich ins Schlafzimmer zurückziehen, wenn du deine Ruhe brauchst, und falls ich Ruhe wünschen sollte, suche ich sie mir auf der Terrasse oder im Schwimmbad.


    R O L L E N S P I E L:

    Er schaut auf den Ausweis, der ihm hingehalten wird, und nickt respektvoll. Thars Spitzfindigkeit ignoriert er. Wenn es Thar entspannt, soll er Danyal eben pieksen, der hat ein dickes Fell.


    Inwieweit bist du von Faantir Gried unabhängig? Vollständig? Irgendeine vereinbarte Linie muss es doch geben.

  • Das ist doch blödsinnig. Nimm dir doch deinen eigenen Trakt. Dann kann auch jeder bequem mit Vorgesetzten und Kontakten sprechen ohne dass der andere weghört oder weghören muss. Und man kann nebenbei etwas essen oder auf die Terrasse gehen. Oder etwas aus einem anderen Raum holen.


    R O L L E N S P I E L:

    Er kneift die Augen zusammen.

    Ich glaube fast, Ishri hatte recht. Dass ich Faantir Gried gegenüber verantwortlich bin, bedeutet nicht, dass ich in Bezug auf ihn eine wichtige Position einnehme wie etwa eine ominöse linke Hand. Bitte höre auf damit, Begrifflichkeiten gleichzusetzen. Ein Abhängigkeit meinerseits bedeutet keine Abhängigkeit seinerseits.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal versteht das neu erwachte Gemecker nicht, dem er keinen inhatlichen Bezug zum zuvor Gesagten entnimmt, begreift ebenso wenig, warum Thar einen Vorschlag unterbreitet, wenn er diesen von Anfang an gar nicht in Erwägung zu ziehen gedachte.


    Zur Klarstellung: Ishris Einschätzung meiner Person ist völlig irrelevant und deine auch. Hier geht es nicht darum, mich zu einem euch genehmen Mann zu erziehen, sondern um unsere Aufgabe. Du bist nicht als mein Ausbilder hier, sondern als mein Mitarbeiter, und Ishri momentan als überhaupt nichts, bis ich keine anderslautende Information von oben erhalten habe. Wir müssen hier noch einige Wochen miteinander auskommen und du wirst im Interesse deines Nervenkostüms gut daran tun, dich an meine Eigenheiten zu gewöhnen, denn ich habe noch viel mehr davon. Ihr werdet mich nehmen, wie ich bin.


    Warum du aufgrund weniger MInuten der Rücksprache am Tag so viel Platz zu brauchen meinst, während wir beide mehrere Stunden täglich miteinander arbeiten müssen, erschließt sich mir nicht. Ich sehe das militärisch und halte nichts davon, Kräfte sinnlos auseinander zu ziehen und die Kommunikationswege zu verlängern. Insbesondere nicht nach den Ereignissen in der Botschaft auf Hatha. Ist es gestattet, nach deinen Prioritäten zu fragen, wenn du so unabhängig von Faantir Gried agierst, wie du behauptest?


    R O L L E N S P I E L:

    Wenn Thar stur bleibt, muss Danyal wegen jeder winzigen Absprache anrufen oder an Thars Tür klopfen gehen und damit rechnen, dass dieser gar nicht da ist und er ihn in der ganzen Botschaft suchen muss. Ihn nervt dieses ungeordnete Zivilleben, in dem die Menschen wie ein wirrer Sack Flöhe agieren anstatt effizient wie ein Schwarm.

  • R O L L E N S P I E L:

    Thars Verhalten ändert sich zusehends. Seine Frustration tritt offener zu Tage und er spricht langsam, so wie man es bei Begriffsstutzigen und Minderbemittelten tut.

    Ich glaube, du hast noch nicht begriffen, warum ich dir zugeteilt wurde. Ich bin Offizier der Hüter und damit Ansprechpartner für alle hier stationierten Hüter und der mit ihnen verbundenen Kontakte, die logischerweise so wenig Offenbarung wie möglich wünschen, vor allem da Lehim die Operationen der Hüter hier nicht gestattet. Bei Ishri dürfte es ähnlich sein, wobei die Akademie noch nichtmal bis vor einem Monat überhaupt Personal ins Land bekommen konnte. Offiziell zumindest. Ich werde auf Grund der Dringlichkeit und der gesetzten Rahmen den Großteil meiner Zeit wohl kaum mit dir verbringen und dann sicherlich nicht stundenlang, weil ich diese benötige, um mit Kontakten zu sprechen und Informationen auszuwerten. Dabei wärest du bestenfalls hinderlich und großteils aktiv abschreckend. Nur im letzten Teil werden wir wohl dauerhaft in Kontakt sein, ansonsten würde ich eher von regelmäßigen wöchentlichen Besprechungen ausgehen. Für deine direkte Arbeit hast du doch Assassinen, oder?


    Da ich wie ausgeführt von Faantir Gried abhängig bin und eben nicht unabhängig wird sich das in diesem Rahmen bewegen. Aber du kannst natürlich gerne entscheiden, dass die Arbeit der Hüter unwichtig ist, und du allein weißt, wie wir vorgehen sollen. Dann können Ishri und auch ich gerne im gleichen Raum übernachten und arbeiten, weil eine Arbeitsungebung wie sie Nachrichtendienstler benötigen schlicht nicht gegeben ist.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal ist ebenfalls angefressen ob des unnötig provokanten Tonfalls. Er starrt Thar nicht an, sondern steigt ohne Zuhilfenahme der Hände in seine Stiefel und nimmt sein Gepäck auf.


    Das ist ganz einfach: Würdest du keine Vorschläge machen, die du ohnehin nicht in Erwägung ziehst, wären wir schon einen Schritt weiter. Und gäbe es klare Einsatzbefehle, Lagebesprechungen und kein notorisches Wischiwaschi, mit dem ich jonglieren muss, könnten wir uns Diskussionen wie diese ebenfalls sparen. Das ist etwas, das wir auf jeden Fall anders haben müssen. Ob es bei einer Besprechung in der Woche bleibt, lasse ich offen. Zynismus, Widersprüchlichkeit und die Pflege kleinlicher Animositäten gestalten die Gespräche vielleicht derart zäh, dass wir uns sehr viel öfter treffen müssen. Wer weiß?


    Normalerweise diskutiert man in Momenten wie diesen hier überhaupt nicht, man tauscht Informationen aus und handelt. Genau das werden wir jetzt tun. Du hast zwei Stunden Zeit, dich hier einzurichten, etwas zu Essen oder irgendwelche Telefonate zu führen, danach erwarte ich dich bei mir zur Besprechung. Ich möchte zunächst mit dir allein reden, ehe wir uns morgen mit Ishri treffen.


    Und bring bessere Laune mit.


    R O L L E N S P I E L:

    Damit stapft er in seinen offenen Stiefeln davon und sucht sich das Quartier, das dem von Thar am nächsten liegt.

  • Es ist Aufgabe jedes Blutgeborenen und jedes Parshans, mitdenken zu können. Befehle sind nicht einfach nur blind auszuführen. Zumindest wurde mir das ganz am Anfang beigebracht. Ich sehe, du bist scheinbar nicht in den Genuss der normalen Ausbildung gekommen, sondern von der Propagandaabteilung aufgenommen worden. Aber wir bekommen das hin, kein Sorge. Nach dem Einsatz wirst du keine Probleme mehr mit den Aufgaben der Parshans haben. Oder vielleicht doch, weil du ja eigentlich Agent bist.


    R O L L E N S P I E L:

    Meint Thar in seinem Rücken, nun wieder in normalen Tonfall. Auch wenn er an seinen Motivationsreden wohl noch üben muss.

  • Hintergrund:

    Sowohl Thar als auch Danyal haben für sich gesehen recht. Wäre Danyals Ausbildung in eine andere Zeit gefallen, dann gäbe es sicher mehr Selbstdenken in der Anleitung und eine größere Motivation, dies auch umzusetzen. Doch Danyals Ausbildung fiel in die Zeit des dritten Totenwaldaufstandes. Unter den historischen Vorzeichen war da an die hehren Tugenden kaum zu denken. Der erste Aufstand von Saredash erforderte zwölf Jahre Krieg im gesamten Kernreich, der zweite fast tausend Jahre später fünfzehn Jahre auch in Khotso und auf Vashir. Unter dieser Prämisse wurde eine lange Auseinandersetzung erwartet und niemand konnte damit rechnen, dass der Aufstand nach sieben Monaten begrenzt auf sechs Teilstaaten in Solaman, Alegon und Tarawa niedergeschlagen werden würde. Entsprechend wurden Rekruten wie Danyal eher auf Drill, Disziplin und Gehorsam eingeschworen, während bereits ausgebildete Parshans wie Ishri und Thar ihren Dienst im Aufstand ableisteten.

    Das Futunische Oberkommando ist an sich keine Fraktion, besitzt jedoch soviel Eigenständigkeit und Befugnisse, dass es faktisch keinen Unterschied macht. Ihm sind der Großteil aller Parshans unterstellt, die sich um die innere und äußere Sicherheit, Rettungs- und Sanitätsdienste und assoziierte Aufgaben kümmern.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal verlangsamt kurz seine Schritte, hört noch zu, überlässt Thar dann aber das letzte Wort und setzt seinen Weg fort. Während er sich in seinem Quartier einrichtet, grummelt er eine Weile gedanklich vor sich hin. Thar ist scheinbar der Meinung, eigenständiges Denkvermögen und Hellsehen seien sinnverwandt. Er packt seine Kleider aus der Tasche in die Schränke, die Badesachen extra, damit sie griffbereit liegen. Wenn die Propagandaabteilung die vernünftigste ist, will er nicht wissen, welche Zustände in den anderen Abteilungen herrschen. Er stellt sich ein entsetzliches Chaos vor, endlose Debatten über Kleinigkeiten, vergleichbar mit denen im Hohen Rat.


    Inzwischen ist er im Bad angelangt, wo er den Inhalt seiner Waschtasche entleert und das Handtuch über den warmen Heizkörper fädelt. Die Zusammenarbeit mit Ishri und Thar droht ein Graus zu werden. Er ist Parshan, kein Moderator einer Diskussionssendung! Noch immer verdrossen ob der Zustände kehrt er ins Wohnzimmer zurück. Mit dem Datenpad wirft er sich auf das Sofa, prüft kurz die eingegangenen Nachrichten. Tiam hat sich schon recht lange nicht gemeldet. Sonst meldet er sich mehrmals am Tag, wenn Danyal nur häufig genug antwortet, und sei es mit geistreichen Bildern. Noch ist der Zeitraum nicht lang genug, als dass Danyal sich sorgen würde, allerdings hätte ihm ein wenig Ablenkung durch Tiams geistige Ergüsse gut getan.


    So ist ihm keine Sekunde privater Interaktion vergönnt und er wendet sich wieder dienstlichen Belangen zu. Er wälzt sich auf den Bauch und tippt stattdessen eine Nachricht an Xaxai Anwar, in der seine Ankunft mitteilt und sich danach erkundigt, inwieweit Ishris Teilhabe berechtigt ist sowie in welcher Position er und sie stehen. Außerdem fragt er, wann er auf die Assassinen treffen wird.

  • R O L L E N S P I E L:

    Kurz danach öffnet sich die Bildübertragung auf einem der großen Bildschirme, die in jedem Raum sind, ein weiterer Ausdruck von Luxus. Bei Danyals Bauchlage schmunzelt der Großwesir nur. Er hat wohl gerade gefrühstückt. Ein anderer Mann im gleichen Alter wie der Großwesir, ähnlich trainiert, aber mit ausdrucksvollen grünen Augen und braunen Haaren, räumt im Hintergrund etwas Geschirr zusammen. Es wirkt seltsam privat, trotz der geschäftsmäßigen Kleidung.

    Agent, ich wollte dich persönlich zur Handhabung der Situation in Hatha beglückwünschen. Ich halte Lob für genauso wichtig wie Rüge und ich finde, unter den Umständen hast du das Lob verdient. Deine Feuerprobe setzt sich nun allerdings fort. Immerhin weiß du nun, wie gefährlich Saredash wirklich ist. Auch wenn die gesuchten Mitglieder wohl jünger, schneller und impulsiver sind als ein erfahrener aber letztlich auch ältlicher Mörder.


    R O L L E N S P I E L:

    Der Mann hinter dem Großwesir hat die Teller beisammen gestellt und wirft Jaavid einen kurzen Blick zu, den dieser erwidert, bevor er aus dem Raum geht. Dieser kurze Augenblick war so intim, dass Danyal das Gefühl hat, dabei zu stören. Angesichts seiner feinen Beobachtungsgabe ist ihm auch aufgefallen, dass der Mann das passende Gegenstück zum Ehering an der Hand des Großwesirs trug.


    Solltest du ein Problem mit Ishri haben, so kannst du sie jederzeit wegschicken. Sie ist sicher nützlich bei deiner Aufgabe, aber auch Belastung, wenn du ihre Anwesenheit nicht verbergen kannst. Darin ist sie jedoch außerordentlich gut. Die Entscheidung liegt bei dir, auch wenn es aus meiner Warte mehr Gründe für ihr Bleiben als für ihr Fortschicken geben würde. Als Agent hast du mein Vertrauen, du musst es dir nicht verdienen. Die Assassinen werden morgen bei eurer Lagebesprechung anwesend sein. Sie mögen mehr Vorurteile gegen dich haben durch ihr Dienstalter. Aber du kannst durchaus deine jetzigen Begleiter gegen sie einsetzen. Letztendlich werden sie sich dir unterordnen. Sollte jemand auf dumme Ideen kommen, so richte ihnen gerne aus, dass du mein Agent bist.


    R O L L E N S P I E L:

    Er hat immer noch diesen ruhigen, sachlichen Ton, aber der letzte Satz scheint mit mehr Gewicht ausgesprochen zu sein. In der Hegemonie gibt es nur eine Person, die sie in ihrer Gesamtheit regiert. Nur die Dummen vergessen das manchmal.


    Hast du Fragen zu Lehim und deinen Aufgaben? Ich habe ein paar Minuten Zeit.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal wünscht, er hätte seriös an einem Tisch gesessen, als er die Nachricht tippte, am besten noch mit ein paar ausgebreiteten Unterlagen. Wenigstens ist er in Uniform und hat es sich nicht in Unterhose gemütlich gemacht. Verlegen setzt er sich auf, das Datenpad verschwindet in den Untiefen seiner tausend Hosentaschen. Er nickt respektvoll, sein Gesicht zeigt sich leicht beschämt, aber freundlich.


    Großwesir. Masa al'hrem.


    R O L L E N S P I E L:

    Die private Szene, in welcher der Großwesir sich zeigt, wirkt in mancherlei Weise auf Danyals Gemüt. Sie lässt Jaavid Lya Gried menschlich erscheinen, mehr "Jaavid" als "Großwesir". Außer dem Gefühl, ein wenig zu stören, welches sich bei Danyal einschleicht, fühlt er noch etwas anderes: Leere. Ihn trifft die Tiefe des Blickes zwischen den beiden Männern, der ihn das Nichts spüren lässt, das ihn umgibt, jenes Fehlen, das von keinem Besuch in den Tempeln ausgefüllt werden könnte.


    Danke für die freundlichen Worte, Jaavid. Ich bin froh, wenn ich dazu beitragen konnte, die Lage in Hatha zu beruhigen. Für was genau werde ich denn geprüft?


    Mit Ishri habe ich kein Problem, aber ich glaube, Thar Hanum und sie haben eins miteinander. Ich weiß nicht, wie tief das sitzt, ob ich das ausgleichen kann. Ich möchte zunächst Thar darauf ansprechen. Andererseits weiß ich, dass eine neu zusammengestellte Gruppe sich immer erst einschleifen muss. Auf die freundliche Kennenlernphase folgt das Austesten der Grenzen, die üblichen Machtgerangel.


    Bei uns dreien kam es ziemlich schnell dazu, was aber daran liegen mag, dass Ishri und Thar es gewohnt sind, Menschen zu führen, einander als Rivalen zu betrachten scheinen und beide in ihrem Leben schon viel mehr gesehen haben als ich. Wahrscheinlich nehmen sie mich als grünschäbligen Agent nicht sonderlich ernst. Es liegt an mir, in der kommenden Zeit zu beweisen, dass ich ihr Vertrauen wert bin. Das braucht seine Zeit. Ich halte es für falsch, aufzugeben, nur weil der Ton einmal rauer wurde. Dafür bin ich nicht Parshan geworden und noch weniger Agent. Es gibt etwas, das wichtiger ist als persönliche Befindlichkeiten.


    Fragen habe ich in der Tat. Die erste hat nichts mit der Mission zu tun: Bin ich wirklich von der Propagandaabteilung ausgebildet worden, oder war das nur so ein Spruch, der mir da entgegen schlug?

  • Zunächst zu deiner ersten Frage nach der Prüfung. Ich halte es da bei der Wahrheit: Die Hegemonie brennt. Sicher kann man den Hohen Rat ablenken mit Gesten bezüglich Deret und Hargan, so dass sie sinnlose Gesten zerreden können, und sicher sind auch Probleme in Lehim oder Hatha nicht unwichtig. Aber Khotso fliegt uns bald zum zweiten Mal um die Ohren und stellt alle vor schier unlösbare Probleme. Die Fraktionen sind nach dem Aufstand von Saredash und dem Scheitern des Siedlungsprojektes instabil. Der Wirtschaftskrieg zwischen Aszanah und Tiamat bricht gerade aus. Damit ist die gesamte futunische Wirtschaft in Gefahr. Die Phönixdynastie hat nach ihrem Massaker auf Jiklà massiv an Vertrauen eingebüßt und der Tempelkult ist durch die Vorbotenbewegung geschwächt. Die Stiftung und die Akademie gehen sich an die Gurgel, wie du merken durftest. Das hat nichts mit den Personen zu tun, sondern allein mit der Fraktionsvoreinstellung. Und die Hegemonie braucht die Fraktionen. Die noch nicht Aufgezählten sind schnell abgeklärt: Die Reklamationsbewegung ist ein Ärgernis, das Zeit raubt. Der Geisterkult ist eine nette Bewegung ohne großen Einfluss. Oritansh ist zu neu und zugleich zu sehr allgemein, um mehr als Grundarbeiten zu erledigen. Das lässt uns den Bund des Einhorns und mit dem Bund allein kann man nicht die ganze Hegemonie stützen. Khotso ist nur der erste Stein, der auf uns fallen wird. Da lauern noch weitere Gefahren auf uns.


    R O L L E N S P I E L:

    Er lächelt über eine Sache, die kaum schön sein kann.


    Ich will dir die Alpträume ersparen. Ich habe noch das futunische Oberkommando, aber das ist in der Umstrukturierung der Streitkräfte gefangen. Ich kann den Brandherd in Khotso noch eine Weile kleinhalten, aber bis dahin teste ich alle Agenten, also auch dich, ob ihr kritische Situationen aushalten könnt, denn gegen Khotso werden sie nur die Probe sein. Bei deinem jetzigen Auftrag hast du die Assassinen, Thar Hanum und Ishri. Ich glaube, Ishri allein kann dir helfen, die Situation zu beherrschen. Und auch die Aufgabe ist brisant. Wenn sie nach hinten losgeht, haben wir keinen Todeskult, der alle paar Jahrhunderte explodiert, sondern eine dauerhafte terroristische Bedrohung. Sie dürfen sich nicht ins Ausland absetzen. Wir müssen sie in der Hegemonie aufhalten und ausschalten.


    Und ja, du wurdest sicher mit mehr Propaganda ausgebildet, vor allem weil das futunische Oberkommando mir nicht so vertraut hat wie zu dem Zeitpunkt meinem Bruder. Ich habe Saredash unter Kontrolle bekommen, aber das bedeutet nicht, dass das Netz vollständig ist. Wir knüpfen die letzten Maschen, um es einzufangen. Eine Bedrohung aus der futunischen Geschichte, die wir hier endgültig unschädlich machen. Und niemand wird das je wissen. Tempelgarde und Assassinen werden den Triumph einfahren, weil das ihre Aufgabe ist. Das gibt Phönixdynastie und Tempelkult den Respekt zurück. Wenn die Öffentlichkeit von deiner und vor allem meiner Hand darin erfahren würde, so käme keine Lösung mehr zustande, weil alle nur auf uns schauen würden. Die Hegemonie ist zu groß und zu vielfältig als dass wir im Licht der Öffentlichkeit alles selbst regeln könnten. Wir sind dazu da, um sie zu stabilisieren. Mein Bruder hat das Großwesirat gegründet, um die futunische Wirtschaft zu retten, aber ich benutze es, um die Hegemonie für das nächste Jahrtausend vorzubereiten. Das ist unsere Aufgabe. Sie ist irrsinnig und gewaltig, aber sie muss getan werden. Dafür werden wir gebraucht, sowohl du als auch ich. Knüpfe die Schlinge in Lehim, danach sehen wir weiter. Aber ja, ich habe Zeit für weitere Fragen.

  • Dann hat die Propaganda jemand geschrieben, der vom Militär kommt, nehme ich an. Er oder sie hat jene Dinge, die in der Gruppe wirklich gut funktionieren, in anschauliche Worte gekleidet.


    Es wird keine Alpträume geben. Nicht von Dingen, die für mich noch abstrakt sind, und auch ansonsten bin ich recht resilient. Trotzdem danke für deine Rücksichtnahme. Wenn die Hegemonie brennt, werden wir verhindern, dass sie zur Aschewüste wird. Das mag sich wieder wie ein Spruch aus der Propagandaabteilung anhören, aber dafür stehen wir letztlich ein. Würden wir nicht an den Erfolg glauben, bräuchten wir es nicht versuchen. Aber das tun wir, wir sind hier. Mit all jenen, die an der Rettung mitwirken, kommt eine gewaltige Expertise in den unterschiedlichsten Bereichen zustande.


    Du und dein Bruder habt die Kontrolle über eine Vielzahl von Kräften, während das Feuer, das die Hegemonie verzehrt, an tausend Stellen einzelne Schwelbrände bildet. Dort ist kein Zusammenhalt. Das sollte gefördert werden, wo es nützt. Und in den eigenen Reihen geändert, wo es schadet. Warum gibt es beispielsweise solch eine Zwietracht zwischen Stiftung und Akademie, wenn du und dein Bruder ihnen doch jeweils vorsteht? Lässt sich das nicht irgendwie aufbrechen, damit die Kräfte gebündelt werden können, ohne sich in internen Kleinkriegen zu verlieren? Im Fall von Thar und Ishri wird mich das noch viele Haare kosten, aber sie werden sich arrangieren müssen.


    Und ich habe noch eine persönliche Frage. Sie wird mir immer wieder gestellt und ich konnte keine zufriedenstellende Antwort geben. Warum wurde ausgerechnet ich zum Agenten berufen? Ich freue mich natürlich über die Möglichkeiten und die Arbeit ist interessant. Aber warum ein Grünschnabel ohne Rang und Namen und kein erfahrener Offizier?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!