Kampagne: Den besten Kraken sieht man nicht - Danyal Khaye

  • Ich halte ihn für das größte Geschenk der Schöpfung. Wie kann man angesichts dessen, was uns die Schöpfung gegeben hat, all die Werke und Lehren der Götter, dennoch zweifeln und verneinen? Das erfordert mehr Glaube als alles andere, mehr Willen und mehr Kraft. Eine solche Verneinung und ein solcher Widerstand sind eine Herausforderung unseres Glaubens und all unserer Spiritualität und der Religion in ihrem Kern. Wir können dieses Geschenk nur dadurch begrüßen, unseren Glauben stetig zu erneuern. Mit uns selbst, mit den Göttern oder Geistern, jeden Tag, stetig aufs Neue. Glaube stirbt, wenn er die Wahrheiten nicht neu begreift, wenn da keine Flamme mehr ist, die stetig genährt wird. Atheisten sind der Sturm, gegen die wir die Kerze verteidigen, jeden Tag, jeden Moment und jeden Atemzug. Dumme Menschen würden sie unterdrücken oder töten, aber dann würde unsere Flamme aus Arroganz ungepflegt bleiben. Und erlöschen.

  • Diese Sichtweise gefällt mir.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal lächelt. Zwar steht es ihm nicht zu, die Sichtweise des Shaikh zu bewerten, aber in dem Moment tut er es trotzdem. Das erste Mal während ihres Gesprächs hat er das Gefühl, dass sie in einer Sache ganz auf einer Linie sind. Und so stellt er auch keine Fragen zu den Details von Faantirs Glauben, um den Blick nicht wieder auf mögliche Unterschiede zu lenken. Vielleicht fragt er ihn das nächste Mal, daheim in Alegon.

  • Nun, wir sind ja jetzt im Landeanflug. Die Flugbegleitung wird dir sicher bald einen Platz zuweisen. Ich empfehle das Klo zu nutzen bevor die anderen kommen. Auch wenn sicher nicht so viele nach Hatha und Lehim fliegen werden. Hauptsächlich Touristen würde ich meinen. Angenehmer als Geschäftsleute aus Diyarasu. Die sind etwas . . . windig.

  • Ich nahm an, Geschäftsleute wären immer windig. Andererseits habe ich mit denen für gewöhnlich nicht viel zu tun.


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal schnallt sich ab und marschiert wie ein Aufziehmännchen in die Flugzeugtoilette. Die Blase drückt ihm schon eine Weile. Aufgrund seiner Nervosität muss er pinkeln wie ein Pferd. Gründliches Händewaschen nicht vergessen, danach benutzt er wieder den Ärmel als Handschuh, wie immer im öffentlichen Raum, wenn er keine Einsatzhandschuhe trägt. Die baumeln an einem Karabinerhaken an seiner Jacke.


    Kurz darauf lässt er sich wieder in den Sitz fallen, gefühlt um einen Liter erleichtert.


    Wie geht es dann weiter, muss ich umsteigen oder steigen die anderen zu?

  • R O L L E N S P I E L:

    Wobei der Shaikh mit seinem Ruf als Schreckgespenst tatsächlich in die Rubrik windig einzuordnen ist, aber das darf Danyal natürlich nicht aussprechen. Stattdessen ärgert er sich darüber, dass ihm sein Kommentar zur Windigkeit herausgerutscht ist.


    Das hätte ich nicht sagen dürfen. Tut mir leid.


    R O L L E N S P I E L:

    So ist es nur recht, dass Faantir ihn zappeln lässt. Danyal bleibt nichts übrig, als die Flugbegleitung zu fragen, falls die sich noch mal blicken lässt.


    Er schaut auf seine Uhr, die gerade über Malve und Kobaltblau zu Cyan wechselt. Cyan! Das wurde aber auch Zeit. Wahrscheinlich würde er auch dahintergestiegen sein, was mit seiner Uhr nicht stimmt, wäre er besser des Zuhörens mächtig.

    • Offizieller Beitrag
    R O L L E N S P I E L:

    Nachdem der Shaikh sich mit einem Hinweis auf das Recht auf freie Meinungsäußerung verabschiedet und das Flugzeug nach dem Stillstand verlässt, wird Danyal vom Flugpersonal angeboten, entweder in einen durch einen Vorhang abgetrennten Bereich zu wechseln oder seine Sitzreihe zu behalten. Und die strenge, mit harten Zügen ausgestattete Hauptbegleiterin bequemt sich dabei, die Frage nach dem Essen aufzuwerfen: Vegetarisch, süß, scharf oder deftig? Zwar ist seine Zuteilung an Bord, aber wie allen Gästen soll Danyal beim Reisen ein Mehr an Service geboten werden - wenn man bei vorgekochten Fertiggerichten davon sprechen kann.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal antwortet auf den Hinweis des Shaikhs, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht als Schutzschild für Beleidigungen verwendet werden darf, wie es leider oft Brauch ist, und dass er zu seinem Fehler steht, ehe Faantir Gried vorerst wieder aus seinem Leben verschwindet. Danyal sieht ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist, dann vertreibt er sich die Zeit mit seiner Uhr, bis die Flugbegleitung ihn anspricht.


    Er überlegt, ob er das Angebot annehmen möchte, in den abgetrennten Bereich zu wechseln, oder ob er sitzen bleiben soll, um den Leuten zuhören zu können, entschließt sich dann aber für den Wechsel. Nach dem Stress ist es besser, wenn er etwas Ruhe bekommt, bevor er sich wieder ins Getümmel stürzen muss. Die Flugbegleitung bittet er außerdem um eine Süßspeise, wenn möglich mit Süßungsmitteln statt Zucker, den sein Körper sitzend und ohne geistige Anstrengung gerade nicht wirklich braucht, zudem hätte er gern etwas stilles Wasser.


    Als er Platz nimmt auf seinem neuen Sitz, fällt ihm auf, dass Faantir ihm die Kontaktdaten von Thar gar nicht gegeben hat. Während er auf Speis und Trank wartet, stöbert er auf seinem Datenpad herum, wo er im Weltnetz nach Thar Hanum sucht.

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    R O L L E N S P I E L:

    Nach einer gründlichen Suche findet Danyal nur einen Bauern Ende 70 an der Mauer von Solaman, der diesen Namen trägt. Da niemand in der Hegemonie den gleichen Namen tragen sollte - auch wenn das in der Praxis schwer zu kontrollieren ist - handelt es sich offenbar um eine Tarnidentität.


    Kurz darauf werden ihm ein Hirsebrei mit Vanille, Zimt und Honig gebracht, allesamt zuckerersetzende Süßungsmittel. Dazu kommen Küchlein, die ebenfalls statt mit Zucker Honig beinhalten und ansonsten mit diversen Früchten gefüllt sind. Da bleibt dann noch der Fruchtzucker, weshalb Danyal auf diese natürlich auch verzichten kann. Das Wasser ist auch still. Währenddessen füllt sich der Hauptteil des Flugzeuges langsam mit Stimmen, die neben dem üblichen Hochfutunisch auch Chinopisch und den lehimischen Zungenschlag beinhalten. Ein kleines Kind beharrt trotz der abwehrenden Worte seiner Mutter darauf, Faantir Gried am Flughafen gesehen zu haben.


    Danyal hat genügend Zeit das Essen zu beenden oder eine andere Speise zu wählen, bevor das Flugzeug Richtung Hatha abhebt. Die Flugzeit dorthin wird etwa noch einmal genau die gleiche Zeit in Anspruch nehmen wie der Flug von Persuna nach Diyarasu. Draußen ist es inzwischen dunkel. Nun, es wäre dunkel, wenn Diyaraus nicht wie ein Leuchtfeuer aus künstlichem Licht die Nacht zum Tag machen würde.

  • R O L L E N S P I E L:

    Auch wenn es natürlich zu erwarten war, dass Thar Hanum ihm nicht seinen wahren Namen nennen würde, ergreift Danyal ein Gefühl von Frustration. In dem Spinnennetz der Hegemonie hängt er gefangen und ist doch darin zu Hause. Futuna, das Land, in dem die Schöpfung hernieder kam, um das Netz zu weben, das fortan alle Geschicke lenken würde. Warum kann Danyal nicht nach den Fäden greifen und sich dem Marionettenspiel anschließen, sondern hängt darin verheddert wie eine Fliege?


    Das süße Essen holt ihn aus seiner Grübelei. Er hätte um künstliche Süßungsmittel ohne Einfluss auf den Blutzuckerspiegel bitten sollen, freut sich nun aber, sich uneindeutig ausgedrückt zu haben. Er macht ein Foto und lässt es sich schmecken. Mit dem Blutzuckerspiegel steigt seine Laune wieder. Die Teller räumt er allesamt restlos leer, auch das Glas trinkt er aus.


    Bevor das Flugzeug startet, schreibt er Tiam eine Nachricht. Er packt ihm das Foto seiner vollen Teller dazu und eins von sich, wie er nach dem Essen schläfrig in seinem Sitz hängt. Darunter steht:


    Bin hart am Arbeiten.


    Seinen Eltern schickt er ein Foto von dem bunten Lichtermeer von Diyarasu und den Hinweis, dass es ihm gut ginge, ehe er das Datenpad wieder wegsteckt und hinaus in die aufziehende Nacht blickt. Während das Flugzeug startet, betrachtet er das vorbeiziehende Schauspiel leuchtender Farben. Als das Flugzeug Diyarasu hinter sich gelassen hat, schließt Danyal die Augen und versucht ein wenig zu schlafen.

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    R O L L E N S P I E L:

    Erst ein heftiges Geruckel und die Lautersprecherdurchsage des Piloten holen ihn aus seiner Schlafphase. Offenbar befindet sich Hatha am Rande eines Sturmgebietes, was die Landung erschwert. Dennoch gelingt es dem Piloten das Flugzeug im regengepeitschten Othan zu landen, auch wenn einige Passagiere bereits deutliche Panik erkennen lassen. Auf Grund des Sturmes erhöht sich die Aufenthaltsdauer in Othan auf sechs Stunden, weswegen den Passagieren, die weiterfliegen wollen, die Unterkunft in einem der Betonbauten am Rande des Flughafens angeboten wird oder sie diese Zeit zur freien Verfügung haben - wie auch immer man diese in einem ozeanischen Tropensturm gescheit verbringen will.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal bleibt im Gegensatz zu vielen anderen ruhig. Was nun geschieht, liegt nicht in seinen Händen. Er vertraut dem Piloten, der schließlich selbst auch heil nach Hause kommen will, sein Mögliches zu tun. Den Rest übernehmen die Götter, wie es ihnen beliebt. Ohne sichtbare Regung wartet Danyal ab, während der Sturm die Maschine durchschüttelt.


    Nach der Landung lässt er den panischen Leuten den Vortritt und steigt als einer der letzten aus. Mit voller Wucht schlägt ihm der Tropensturm ins Gesicht und versucht, ihn von den Beinen zu reißen. Was für ein Pisswetter, begeistert schaut Danyal sich um. Er mag Sturm, auch wenn er sich ob der Schäden, die ein Unwetter anrichten kann, völlig im Klaren ist. In der Urgewalt der Elemente liegt etwas, das ihn zutiefst begeistert, vielleicht ist es die gleiche morbide Faszination wie jene, die ihn dazu bringt, seinen nächsten Urlaub in den Gruben verbringen zu wollen. Womöglich ist es aber auch das Toben von Upinash, dessen Präsenz er in jedem Sturm zu spüren glaubt.


    Binnen Sekunden ist er bis auf die Unterwäsche durchnässt. Mit seinem Gepäck sucht Danyal eine Unterkunft bei den Betonbauten, an denen der Wind sich heulend bricht. Vermutlich ist er einer der wenigen mit guter Laune. Sogar sein Haargel hat dem Wetter standgehalten und die Frisur sitzt. Die zur Uniform gehörende Mütze hat er nicht aufgesetzt, sie würde ihm davonfliegen.

    • Offizieller Beitrag
    R O L L E N S P I E L:

    Der Flughafen, das Gelände und das Wetter sind ein wenig wie das Land, in dem sich Danyal nun befindet. Das Stiefkind unter den futunischen Reichen ist Hatha mit dem Notwendigen abgespeist worden. Der Flughafen erfüllt also seinen Zweck, hat aber sonst wenig Extrakomfort zu bieten. Auch die Einheimischen sehen sich offenbar nicht geneigt, dieses Mehr von sich aus zu leisten. Das Betongebäude hätte in einem anderen Land sicher einen besseren Namen, hier hat es erkennbar gar keinen, weswegen "Betongebäude" wahrscheinlich die übliche Bezeichnung ist. Es ist zwischen den anliegenden Werk- und Lagerhallen ein fester Bau ohne besondere Fassade, eher trist, wenn man den Hang zu bombastischer Architektur und Gärten im Kernreich denkt. Kein Zeichen von Armut, aber mehr eine Hinnahme als eine Repräsentation.


    Der Sturm ist dazu die Note "Nimm mich wie ich bin, ich kümmere mich nicht, wie es dir gefällt", welche zu großer Wahrscheinlichkeit den mürrischen Umgang zwischen Hatha und der Hegemonie beschreibt. Ein tropisches Paradies im Nirgendwo mit recht wenig Paradiesstimmung und allgemeiner Lethargie. Die hier stationierten Angestellten sind wahrscheinlich alle strafversetzt worden ins Nirgendwo; also hierher. Entsprechend verrichten sie ihre Arbeit ohne die meisten Leute überhaupt anzuschauen. Eine müde Frau Ende Dreißig mit bereits ergrauenden Haar weist Danyal ein Zimmer zu, in dem er ein paar Stunden bleiben könne. Sie schaut dabei einen Punkt hinter seinen Augen an, kein Erkennen in ihrem Blick bezüglich Uniform oder Frisur.


    Das Zimmer selbst ist absolut charakterlos, also noch unsagbarer als Intensivstationen oder die Stuben in Tzaris, wo man zumindest die kleinen Macken der Parshans immer toleriert hat. Die Schlichtheit ohne Schäbigkeit hat etwas von einer Kulisse, einheitsfarben in einem hellen Braunton, welcher am Raum zu kleben scheint wie Reste in einer nie geputzten Toilette, dabei jedoch geruchlos und geschmacklos. Geschmacklos ist allgemein eine gute Beschreibung. Nicht mal Tote würde man in einem derartig leblosen Mausoleum bestatten.

  • R O L L E N S P I E L:

    Nachdem Danyal sich so weit eingerichtet hat, wie es sich für ein paar Stunden lohnt, schaut er sich in seiner Unterkunft um. Er versucht, der kulissenhaften Künstlichkeit etwas abzugewinnen, wie er es bei den tristen Räumlichkeiten des Militärs in Tzaris vermag, wo der Geruch von Bohnerwachs, Stiefelfett, Bettwäsche oder Kantinenessen stets einen Hauch von Nostalgie und Heimatgefühl wecken. Im Flair dieser Unterkunft liegt überhaupt nichts, die Umgebung ist geruchlos, farblos und seelenlos. Wahrscheinlich hat eine artifizielle Intelligenz dieses Design entworfen. Fast fühlt Danyal sich, als würde er hier unter Laborbedingungen observiert werden.


    Er entscheidet sich dafür, die nassen Klamotten aufzuhängen, in der Hoffnung, dass sie bei der hohen Luftfeuchtigkeit etwas trocknen. Die Unterwäsche und die Socken lässt er an und legt sich aufs Bett, wo er sich die Zeit mit dem Datenpad vertreibt in der Hoffnung, davon müde genug zu werden, um ein paar Stunden zu schlafen.


    Mal sehen, was es Neues gibt ...


    Tiam hat ihm ein Bild von seiner neuesten Einsatzverletzung geschickt, eine Reihe von Blutergüssen, die gesamte Flanke und den Oberschenkel hinab. Tiam erklärt, dass diese glatte Treppe ein harter Gegner gewesen sei. Er hätte jedoch den Arm noch rechtzeitig hochreißen können, so dass er auf die Rippen gestürzt wäre und nicht auf die Uhr. Danyal wechselt das Thema, um nicht zu streiten. So erzählt er die Anekdote, wie er versehentlich den Arm des Kameraden befummelt hat. Gehässig fragt Tiam, ob es wenigstens ein schöner Arm gewesen sei. Sie albern ein wenig herum, ehe sie sich verabschieden, weil Danyal noch etwas schlafen will. Den Sturm erwähnt er nur beiläufig, damit niemand sich Sorgen macht. Was für ein Tag.


    Er stellt den Wecker und legt das Datenpad beiseite. Während der Regen gegen das Fenster schlägt und der Sturm in der Lüftung brüllt, fällt Danyal bald in den Schlaf. Entweder aufgrund des Gesprächs über Thars Arm oder weil Faantir Gried ihm eine Einladung versprach, sorgen leidenschaftliche Träume dafür, dass Danyal im Schlaf das gesamte Bettzeug durchwühlt.

    • Offizieller Beitrag
    R O L L E N S P I E L:

    Wenige Stunden später wird er wenig sanft durch den Wecker geweckt, doch draußen scheint das Wetter keinen Deut besser geworden zu sein. Eher scheint es nunmehr gefährlich zu sein, selbst zum Flugzeug zurückkehren zu wollen. Daneben findet er eine Nachricht des Großwesirs auf dem Datenpad, doch bitte bei nächster Gelegenheit Xaxai Anwar zu kontaktieren inklusive der entsprechenden Kontaktdaten. Die Nachricht spricht ebenfalls davon, dass eine Rückkehr zum Flugzeug unter den aktuellen Umständen zu gefährlich für Danyal wäre und sich daher die Missionsparameter ändern würden, weil der Zeitplan nicht gehalten werden könnte.

  • R O L L E N S P I E L:

    Als Danyal sich aus den zerwühlten Bettzeug schält, sitzt seine Frisur immer noch. Er liest die Nachricht auf dem Datenpad, während er sich die Bartstoppeln reibt. Da er den Wecker immer so stellt, dass ihm ausreichend Zeit zum Dienstantritt oder Termin bleibt, verschwindet er vor der Kontaktaufnahme erstmal eine Weile im Badezimmer, ehe er als zivilisierter Mensch wieder herauskommt. Das Haargel erweist sich als wahre Wunderwaffe, er hat es selbst mit Shampoo kaum auswaschen können, um seine Frisur frisch einzukleistern. Perfekt. Er möchte in Gegenwart wichtiger Leute nicht aussehen wie ein explodierter Besen, wenn er die Kopfbedeckung absetzt. Immerhin repräsentiert er jetzt den Willen des Großwesirs.


    Er überprüft anschließend seine aufgehängten Kleider. Die schwarz-rote Uniform und die Stiefel sind in den letzten Stunden getrocknet. Wenn man aus dem Fenster schaut, mag das vergebens erscheinen, jedoch verhindert das zwischenzeitliche Trocknen die vorzeitige Schimmelbildung bei anhaltender Nässe. Da Danyal keine Ahnung hat, wann er dazu kommen wird, seine Sachen zu waschen, behält er die momentane Garnitur an Unterbekleidung an und spart sich seine letzten frischen Unterhosen und Socken für eine andere Gelegenheit auf.


    Bereit zum Abmarsch, in welche Richtung auch immer, ruft Danyal Xaxai Anwar an. Auch wenn er sich nicht vorstellen kann, wohin er bei solchem Wetter marschieren sollte. Während er wartet, ob sie rangeht, beobachtet er die Wasserbäche, die das Fenster hinunterströmen. Der Sturm bläst so stark, dass die Fensterscheiben wackeln. Langsam macht ihm das Wetter doch Sorgen, da er sich fragt, wie lange er auf dieser trostlosen Insel am Arsch der Welt festsitzen wird, während er eigentlich eine Mission zu erfüllen hätte.

  • In Anbetracht der Umstände einen guten Morgen, Agent Danyal Khaje.


    R O L L E N S P I E L:

    Xaxai Anwars Stimme, Auftreten und Art passen perfekt in dieses Zimmer. Man könnte sie problemlos aus ihrer auf dem Pad gezeigten Umgebung in einem Gartenhaus in das Zimmer projezieren und sie könnte Teil der künstlichen Kulisse sein. Allerdings ist die Vorstellung wahrscheinlich auch etwas unheimlich.


    Es haben sich durch deine Verzögerung ein paar Änderungen ergeben, welche dir nun eine Wahl lassen. Bedauerlicherweise kann deine Teilnahme an der Expedition nicht mehr gesichert werden. Dafür stehen dir zwei Optionen für andere Expeditionen bereit, von denen beide allerdings ein hohes Maß an Eigenständigkeit erwarten. Die erste Option ist weiterhin Lehim, wo du nun mit einem Team aus Assassinen und Hütern nach Saredash Ausschau halten würdest. Dort wärest du das Gesicht der Nachforschung, würdest also die Gespräche führen und Hinweisen nachgehen, damit die Operation der Spezialkräfte verdeckt sind, die zwar von Lehim als realistisch im Land befindlich verstanden werden, aber dort nicht geduldet sind, da sich Lehim eine solche Einmischung verbietet. Das ist also mit erheblichen Risiken nicht nur von Seiten einer Terrororganisation, sondern auch durch eine uneinsichtige und durchaus lokal mächtige Regierung verbunden. Natürlich droht dir von letzterer keine Gefahr für Leib oder Leben.

    Die andere Möglichkeit ist dein Verbleib vor Ort und die Bearbeitung einer Reihe von Problemen, welche der Hegemonie gemeldet wurden, aber die an sich Aufgabe der Einheimischen wäre. Eine Angelegenheit dabei übersteigt jedoch die Möglichkeiten der Bewohner von Hatha und das ist eine Serie von Kapitalverbrechen. Wir wollen den Eindruck vermeiden, dass es Aufgabe der Hegemonie wäre, sich immer darum zu kümmern, weswegen ein Agent als Ermittler der verschiedenen Angelegenheiten eine gute Ausnahme wäre. Damit wären alle Seiten entspannter und vielleicht gelingt es dir, ein paar der Kleinigkeiten zu lösen. In diesem Fall würdest du einen kleinen Stab von Mitarbeitern und entsprechende Mittel zur Bewegung und Ermittlung erhalten, um auf Hatha zu bleiben. Diese Aufgabe erfordert wohl weniger Risiko für Leib und Reputation, dafür aber mehr Eigenverantwortung.


    R O L L E N S P I E L:

    Sie hält kurz inne, zögert uncharakteristisch und blinzelt einmal. Dann spricht sie schnell weiter.


    Der Großwesir hat mich gebeten, dir zu sagen, dass der Flughafen trotz allem nicht repräsentativ für Hatha ist. Er ist nur Ausdruck der Beziehungen mit Hatha.

  • R O L L E N S P I E L:

    Vor die Wahl gestellt, mit Parshans der härteren Kaliber bei einer lebensgefährlichen Mission zusammenzuarbeiten, die seinen ganzen Ruf ruinieren kann, oder mit Zivilisten im Rahmen eines Auftrags, bei dem viel weniger auf dem Spiel steht, muss Danyal nicht überlegen.


    Guten Morgen, ehrwürdige Xaxai Anwar. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich für die erste Variante, die Ermittlung gegen Saredash auf Lehim.


    R O L L E N S P I E L:

    Sogleich beginnt er, sich Notizen zu machen.


    Sowohl für die Assassinen, als auch für die Hüter und mich als Agent ist es von Bedeutung, die Befehlskette genau zu kennen. Ich bitte darum, dass die exakte Hierarchie der Teilnehmer untereinander im Vorfeld geklärt wird. Sprich, ich benötige auch eine Information, an wen ich mich wenden kann, wenn ein Teilnehmer den Erfolg der Mission gefährdet, sei es aufgrund einer Verletzung oder aufgrund von Unwillen. Parshans neigen zu der Angewohnheit, die Befehlskette in den ungünstigsten Augenblicken infrage zu stellen und dann funktioniert alles nur mit halber Effizienz oder gar nichts mehr. Mit Saredash als Ziel darf das nicht passieren. Eine verbindliche Auflistung der Teilnehmer und ihrer genauen Ränge und Kompetenzen wäre für die Vorbereitung daher hilfreich.


    Und noch eine Verständnisfrage habe ich: Da die Ermittlung der Spezialkräfte verdeckt ablaufen soll, würde ich als Gesicht der Ermittlungsarbeit folglich vorgeben, allein zu ermitteln?


    R O L L E N S P I E L:

    Er lässt sich nicht anmerken, dass es ihn verstört, wie Xaxai Anwar scheinbar nebenbei irgendwie mit dem Großwesir kommuniziert.


    Die Beziehungen zu Hatha gestalten sich also ... kühl, wenn ich das richtig interpretiere.


    Und ehe ich es vergesse: Ich hatte dir vor meiner Abreise von der Akademie einiges an Material geschickt, hat dich das erreicht? Leider kam ich zu diesem Zeitpunkt nicht dazu, eine Erklärung zu verfassen, da alles drunter und drüber ging. Ähm, ich hoffe es ist richtig, dass ich die Materialien und am Ende den Einsatzbericht dir zukommen lasse.

  • Ich verbleibe als deine Ansprechpartnerin. Alle Beschwerden, Probleme und Anfragen gehen wie dein Bericht über die Akademie an mich. Bitte rufe mich jedoch nur an, wenn es im Rahmen des Auftrages von mir oder dem Großwesir vorausgesetzt wird oder du in akuter Lebensgefahr schwebst und ein Telefonat das nicht verschlimmert. Was nun die Assassinen und Hüter angeht, so haben sie an sich ihre eigenen Befehlsketten, aber wissen natürlich um deine Beteiligung. Es gibt einen Atash der Assassinen, der die Einsatzleitung hat, Vanesh al-banabi. Die anderen musst du nicht kennen, vor allem weil du sie dann unter dem Einfluss von Drogen auch nicht preisgeben kannst. Das Team besteht aus Professionellen, die sich ihm bedingungslos unterordnen. Du stehst ein wenig neben dieser Hierarchie. Und ich muss betonen, wie wichtig es ist, dass du nur als Stimmungsmesser im Land bist, keinesfalls um Nachforschungen anzustellen, nachdem die Regierung Lehims glaubhaft versichert hat, dass es keine Aktivitäten von Saredash in Lehim gibt.


    Was nun Hatha angeht, so wäre das nur im Falle deiner weiteren Beschäftigung dort wichtig. Aber um es knappt zu sagen, sind die Beziehungen zu Hatha als eisig anzusehen, auch wenn der Großwesir sich um eine bessere Bindung bemüht. Es ist also durchaus nicht unwichtig, daran zu arbeiten. Nur eben nicht wichtiger oder unwichtiger als Saredash.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal wiederholt die Zusammenfassung, um sicherzugehen, dass er diesmal richtig zugehört hat.


    Vanesh al-banabi ist Atash der Assassinen. Er ist der Einsatzleiter. Ich bin offiziell als Stimmungsmesser in Lehim Mitglied seines Teams. Nur das Team kennt den tatsächlichen Auftrag, die Ermittlung im Fall Saredash, bei dem ich sie als Sprecher und Ermittler unterstütze. Wissen die Leute außerhalb des Teams, dass ich Agent bin, oder bin ich für andere offiziell nur irgendein Parshan?


    R O L L E N S P I E L:

    Er fährt nach der Frage in seiner Wiederholung fort, um zu überprüfen, dass alles seine Ordnung hat.


    Die Hüter unterstehen ebenso wie die Assassinen dem gemeinsamen Einsatzleiter, Vanesh al-banabi. Ich habe keine Befehlsgewalt über irgendein Mitglied des Teams inne, unterstehe selbst ausschließlich dem Einsatzleiter und stehe ansonsten neben der Befehlskette. Heißt also, auch ein Firouz wäre mir gegenüber in dem Fall nicht weisungsbefugt.


    Ich werde dich nur im Notfall anrufen, ehrwürdige Xaxai Anwar, sei dir dessen versichert. Die Informationen, die ich dir bereits schickte, werde ich dir noch einmal in einem vernünftigen Bericht übermitteln. Wie ist das Zeitfenster für meinen Auftrag?


    R O L L E N S P I E L:

    Danyal möchte einen guten Job machen, so dass er alles fragt, was er für wichtig hält. Die ganze Zeit über huscht sein Stift über einen Notizblock. Digitale Informationen kann man auslesen - analoge nicht. Er ist noch unsicher, wie er das in Zukunft handhaben soll. Der Eindruck in der Akademie von Persuna hat gesessen.


    Irgendwo muss ich die Daten sammeln. Werde ich ein abhörsicheres Zimmer zum Arbeiten zur Verfügung gestellt bekommen? Ein Dienst-Datenpad wäre vielleicht auch ratsam, ich fürchte, meins ist nicht sicher, irgendwer hat darauf unbefugt Zugriff genommen. Ein Kamerad meinte, man könnte Datenpads irgendwie versiegeln, das wäre sonst auch eine Option, dann speichere ich die Daten direkt darauf.

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