Kampagne: Den besten Kraken sieht man nicht - Danyal Khaye

  • R O L L E N S P I E L:

    Die ungewöhnliche Berührung - denn das ist unter Fremden immer als sexuelle Offerte zu verstehen, weswegen das seltsame Handschütteln oder leichtfertige Umarmen der Barbaren bei Personen, die nicht enge Freunde, Geliebte oder Familienangehörige sind, als abstoßend verlogen empfunden wird - lässt den Parshan ein wenig länger erstarren, bevor er sich sichtlich zusammenreißt und den Kontext aus dem Zusammenhang mit Sex zu bringen. Dann folgt er dem anderen stirnrunzelnd, während er auf seinem Pad herumtippt.

    Ich sehe, du bist ziemlich neben dir. Verstehe mich nicht falsch, du bist sicher bei einigen deiner Kameraden beliebt, aber ich spiele nicht in der Richtung. Also nur falls das wirklich eine Einladung zum Sex war. Ansonsten sind wir ja nicht wirklich verwandt oder befreundet. Und ich rufe wohl besser mehr Parshans. Hast du irgendwelche Drogen genommen?

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal runzelt ebenfalls die Stirn, wodurch sie sich noch ähnlicher sehen, als sie das aus einer Laune der Natur heraus ohnehin schon tun.


    Nein, keine Drogen, kein Alkohol, kein Tee. Nur Kakao.


    R O L L E N S P I E L:

    Er fügt einen zweiten Strich in seiner gedanklichen Liste hinzu, die aufzählt, wie oft er seit seiner Ankunft in Persuna für einen Lüstling gehalten wurde. Vermutlich sind die ständigen kommunikativen Fehltritte eine Folge seines grauenhaften Einfühlungsvermögens.


    Die Ausbildung in Tzaris hat häufige Berührungen untereinander beinhaltet: beim Nahkampftraining, bei der Haltungskorrektur, bei der gegenseitigen Kontrolle der Ausrüstung, beim Üben von Erste-Hilfe-Maßnahmen, bei der Simulation von Verletzungen, die ein Schleppen des Kameraden beinhaltet, beim tatsächlich notwendigen Schleppen von Kameraden, beim gemeinsamen Überwinden von Trainingshindernissen und so weiter. Vielleicht ist er in dieser Zeit endgültig abgestumpft.


    Umgekehrt fragt er sich, wie viele Einladungen ihm schon entgangen sein mögen oder wie oft er welche zum Entsetzen seiner Kameraden verteilt hat, die er selbst gar nicht wahrgenommen hat.


    Vor seinem inneren Auge sieht er Tiam, der in dieser Situation wohl anzüglich mit den Brauen gezuckt und "Wie schade!" gesagt hätte, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, das Missverständnis aufzuklären. Aber der ist ein Fall für sich. Danyal kann nicht auf diese Weise kommunizieren. Seine Antwort fällt entsprechend langweilig aus.


    Tut mir leid, Mann. Vermutlich stecke ich gedanklich noch irgendwo in Tzaris bei der Ausbildung fest. Die geht ja mit ständigem Gegrabsche einher. Ich muss noch in der Realität des Dienstes ankommen. Ich sage dir draußen, weshalb ich so schnell wie möglich hier raus will.

  • Auch im Kakao kann etwas drin sein. Ich meine, sich mit Kakaozusätzen zu vergnügen ist ja mehr was für Tarawari, aber man kann es auch als alegonisches Lehrstück sehen. Die Solamani stehen ja mehr auf Gewürzmixe und die Banaben auf ihren Steppentee.

    R O L L E N S P I E L:

    Sein Reden dient offenbar der Beschwichtigung und schon bald kommen dabei mehr Parshans herbeigelaufen, allesamt welche der Akademie.

    Wie du siehst ist damit alles sicher. Es ist also blödsinnig, jetzt raus zu gehen, außer du willst deinen Flug noch erreichen. Ansonsten kannst du auch gleich sagen, was Sache ist. Die anderen und ich passen schon auf alles auf. Und ich werde weitergeben, dass solche Berührungen in Tzaris offensichtlich falsch kommuniziert werden. Das Wesirat für Kultur wird sich sicher dringend dafür interessieren.

    R O L L E N S P I E L:

    Er versucht beruhigend zu lächeln, doch in der Anspannung und mit den wachsamen Parshans rundherum fällt ihm das sichtlich schwer, so dass es mehr gequält wirkt.

    Also, was soll es sein?

  • Das liegt nicht an der Ausbildung. Weniger Körperkontakt würde die Effizienz der Parshans mindern. Das kann nicht das Ziel sein. Im ungünstigen Fall steht im Einsatz das Leben von Blutgeborenen auf dem Spiel, jeden Tag aber ihre Sicherheit. Gerade Sanis dürfen keine Berührungsängste haben. Das Problem sind nicht die Methoden der Ausbilder, das Problem bin ich selbst, weil ich eine praktisch orientierte Berührung nicht von einer Anmache unterscheiden kann.


    R O L L E N S P I E L:

    Damit Danyal ein Angebot zur Zweisamkeit korrekt als solches identifizieren könnte, müsste man sich ihm entweder nackt auf den Schoß setzen oder ihm ein passendes Formular zukommen lassen, bei welchem er Ja oder Nein ankreuzen dürfte. Das Formular wäre ihm lieber, da weniger fehleranfällig.


    Alles in allem ist er froh, dass Thar nach dem peinlichen Patzer weiterhin normal mit ihm redet. Leute, die vor sich hin plaudern, sind tendenziell guter Stimmung und geneigt, Freundlichkeit auszudrücken, weswegen er das als gutes Zeichen nimmt. Scheinbar sieht Thar ihn doch nicht als Feind an, wie Danyal bei ihrer ersten Begegnung glaubte.


    Danyal registriert aber auch die Anspannung des Kameraden. Die anderen Parshans - normalerweise Garant für Danyals inneren Frieden - machen auch ihn nervös. Er hat keine Ahnung, inwieweit jene Merkwürdigkeiten, die ihm widerfahren sind, den Parshans der Akademie bekannt sind oder nicht. Unmöglich kann er vor der versammelten Truppe irgendwelche Details ausplaudern, deren Relevanz er selbst nicht abschätzen kann. Stattdessen hatte er Thar unter vier Augen möglichst unverfänglich befragen wollen, doch die Parshans machten dieses Vorhaben zunichte.


    Bis wohin begleitest du mich? Ich muss das mit dir draußen besprechen. Die Kameraden können dabei in Sichtweite bleiben, aber wir müssen erst hier raus. Und natürlich will ich den Flug noch erreichen, ich muss, ich habe einen entsprechenden Marschbefehl!

  • Aha, du bist aber kein Sanitäter. Und ich habe keine Verletzungen oder Schockzustände. Und wir haben nicht für alles Zeit, entweder wir klären das hier oder fahren zu deinem Flug. Und mein Firouz wird gleich hier sein. Der wird auf jeden Fall eine Erklärung haben wollen. Vielleicht kann er auch ein Licht darauf werfen, warum man in Tzaris glaubt, Notzustände nicht vernünftig einordnen zu können. Als hätte irgendjemand in Krisensituationen eine andere Interpretation angebracht. Also was soll es nun sein? Wirst du die Befehlskette einhalten und dem Firouz die Sache erklären oder nimmst du dein Recht als Agent in Anspruch, deinen Flug zu priotisieren ohne die Sache hinreichend zu klären?

  • Bekomme ich jetzt ein Verfahren wegen sexueller Belästigung an den Hals?


    R O L L E N S P I E L:

    Das ergibt einen besonders dicken Strich auf der Liste. Zum Glück ist Thar keine Frau, sonst wäre Danyal wahrscheinlich auch noch dem Ehemann zu einem netten Gespräch unter vier Augen begegnet. Der Großwesir wird begeistert sein von seinem neuen Agenten.


    Es liegt nicht an den Ausbildern in Tzaris ... ich bin einfach zu blöd, ja? Ein emotionaler Blindfisch, ich habe nicht einmal bemerkt, dass ich dich befummelt habe.


    R O L L E N S P I E L:

    Was man erstmal schaffen muss.


    Die Schuld trifft mich allein. Für mich war das einfach eine kameradschaftliche Berührung, die Zusammenhalt ausdrücken sollte. Dumm von mir und es passiert mir kein zweites Mal, dass ich einen fremden Oberarm ungefragt berühre.


    In der Befehlskette bin ich direkt dem Großwesir unterstellt. Seinen Anweisungen ist unbedingt Folge zu leisten, ich muss den Flug erreichen. Soll ich einem deiner Kameraden meine Nummer dalassen, dann kann dein Firouz mich während der Fahrt anrufen.

  • Kein Thema, Agent. Die Hegemonie beugt sich deinen Anweisungen. Und so auch wir. Aber ich bringe dich dann besser zum Flughafen. Folge mir einfach.


    R O L L E N S P I E L:

    Mit einer unmerklichen Handbewegung bringt er die anderen Parshans dazu, sich wieder fortzubewegen. Welche diesem sofort Folge leisten. Dann weist er in Richtung des Tores, zu welchem Danyal gestern herein ist. Er setzt an, in einer anderen Richtung davonzugehen.


    Ich sollte wohl besser die Uniform wechseln, bevor jemand zuviele Fragen stellt. Mein Chef ist vielleicht nicht so einflussreich wie deiner, aber wir können uns nicht noch mehr Verzögerungen erlauben. Geh einfach durch das Tor dort zum Wagen. Ich komme nach, sobald ich umgezogen bin. Wir wollen ja nicht, dass die Akademie noch mehr Auffälligkeiten mitbekommt. Aber mal ehrlich, wenn sie dir das mieseste Quartier geben und dann Erstsemester auf dich hetzen, haben sie es auch nicht besser verdient. Sie können verdammt dilettantisch sein, wenn sie ihre politischen Intrigen spinnen. All das gesammelte Wissen täuscht eben nicht darüber hinweg, dass das Studium von Politik keine praktische Erfahrung nach sich zieht.


    Hintergrund:

    Passiver Scheck Schatten+Wasser: Sein Sprachduktus hat sich beim zweiten Teil seiner Aussagen deutlich verändert, so als würde er eine Rolle ablegen. Und wenn er Parshans mal eben so Anweisungen geben kann, so ist er wohl kaum ein einfacher Polizist.

  • R O L L E N S P I E L:

    Danyal registriert mit Erstaunen die Veränderung der Sprechweise. Er fragt sich, wen genau er hier eigentlich belästigt hat. In seinem Kopf versucht er, die neuen Informationen zu ordnen.


    Augenscheinlich ist Danyal einem Agentenkollegen begegnet, der ihm vor Dienstantritt auf den Zahn fühlen sollte, wenn auch unter einem anderen Dienstherrn stehend. Nicht schlecht, der Mann hat seine Rolle hervorragend gespielt und hätte Danyal tatsächlich im Sinne gehabt, die Fronten zu wechseln, wäre er ihm wohl auf den Leim gegangen.


    Wahrscheinlich haben die Mitarbeiter der Akademie es genossen, mich in diese verstaubte Bude zu stecken und mir mit ihren ganzen Kameras in jeder Lebenslage aus zwanzig verschiedenen Winkeln zuzusehen. Wenn du wiederkommst, kannst du mir verraten, was um alles in der Welt sie damit bezwecken wollten, mir eine Horde berauschter Studenten vorbeizuschicken, die mir dafür, dass ich sie nicht verpfiff, nicht mal ein Dankeschön dagelassen haben. Stattdessen musste ich mir anhören, ich sei alt.


    Bis gleich.

    R O L L E N S P I E L:

    Aufmerksam beobachtet Danyal, wie der vermeintliche Kamerad sich nun bewegt, als würde er ihn das erste Mal sehen. Er ist gespannt, in welcher Uniform Thar Hanum zurückkehren wird - und ob er außer dieser auch einen anderen Namen tragen wird.


    Den Kopf voller Gedanken und noch mehr Fragen begibt Danyal sich zum Wagen.

  • R O L L E N S P I E L:

    Nach ein paar Minuten steigt Thar Hanum in den Wagen, wobei er seine fast schwarze Uniform, bei der die sonst üblichen roten Streifen fehlen, deutlich entspannter trägt als die der Parshans der Akademie. Einige seltsame noch dunklere Musterungen scheinen auch irgendeinen Rang abzuzeichnen. Sein Gesicht ist dabei zu einem selbstzufriedenen Lächeln geworden. Alles in allem stellt er eine völlig andere Erscheinung dar.

    Nun, ich bringe dich dann besser zum Flughafen. Willkommen bei Fraktionspolitik für Anfänger. Allerdings sollte nicht jeder in der Akademie unterschätzt werden. Es gibt überall geübte Köpfe und Möchtegerne gleichermaßen. Mein Chef hielt es angesichts der Verwerfungen in der Akademie gegenüber dem Großwesir jedoch für angemessen, dich ein wenig zu unterstützen. Und natürlich soll ich auch einen Blick auf dich werfen. Alles in allem bist du wohl . . . ausbaufähig. Aber ich verstehe sowieso nicht, wonach der Großwesir euch Agenten auswählt. Achja, gestatten, Thar Hanum, Firouz der Stiftung Persuna und - wenn du so willst - persönlicher Beobachter von Faantir Gried.


    R O L L E N S P I E L:

    Er startet den Wagen und verlässt die Akademie. Dann biegt er auf eine der Stadtautobahnen.


    Was war denn der genaue Anlass für deine seltsame Panikattacke?

  • R O L L E N S P I E L:

    Auf die Kritik hin entfährt Danyal ein routiniertes:


    Ja. Ich habe keine Erfahrungen als Führungsoffizier oder Einzelkämpfer, sondern als Befehlsempfänger. Es gibt viel, das ich noch zu lernen habe. Aber im Gegensatz zu den Studenten halte ich mich nicht für zu alt. Die Praxis wird mich alles lehren, was mir an Fähigkeiten noch fehlt.


    R O L L E N S P I E L:

    Er gehört nicht zu denen, die jemals mit einem Vorgesetzten über eine Kritik diskutiert oder sich verteidigt hätten. Für Danyal hat ein Offizier prinzipiell recht. Doch in seiner neuen Funktion, in welcher er selbstständig komplexe Situationen beurteilen und Entscheidungen für sein Vorgehen treffen muss, stößt er mit seinem braven Gehorsam und seiner Fixierung auf Vorgesetzte auf Schwierigkeiten.


    Wie muss ich dich nun eigentlich korrekt anreden? Du bist Firouz, ich bin Agent. Wie sieht jetzt die Befehlskette aus, oder sind wir in zwei verschiedenen? Wirst du mich bei der Mission begleiten?


    R O L L E N S P I E L:

    Er zieht sein Datenpad heraus und schaut, ob er schon Antwort von Xaxai Anwar hat oder wenigstens eine Empfangsbestätigung seiner Nachricht. Dann erklärt er endlich, was ihn erschreckt hat.


    Als ich in der virtuellen Bibliothek herumstöberte, hat sich vor meinen Augen der Text geändert. Als würde er korrigiert werden. Und jetzt kommt's: Mein Name stand als Autor unter dem Text! Kaum hatte ich das Ganze fertig gelesen, hat es sich wieder zurück verändert. Ein weiterer Scherz der Akademie von Persuna? Eine Warnung, ein verschlüsselter Hilferuf?


    R O L L E N S P I E L:

    Die genauen Inhalte behält er für sich, bis er eine Freigabe erhalten hat, mit Thar über seine Ermittlungen sprechen zu dürfen. Forschend blickt er den anderen von der Seite an und schiebt sein Datenpad wieder in die Hose.


    Und was genau trägst du für eine Uniform, die der Stiftung? Faantir Gried ist folglich dein unmittelbarer Vorgesetzter, so wie meiner Jaavid Lya Gried ist?

  • Hm, du hast wirklich ein offenes Wesen. Wenn das mal gut für deine Mission geht. Und nein, darauf werde ich dich nicht begleiten. Ich habe andere Aufgaben als das. Mein Chef schätzt die Wahrheit, daher: Wir sind auf verschiedenen Ebenen. Grundsätzlich können Agenten fast alles, von dem sie glauben, es mit der Autorität des Großwesirs erwirken zu können. Ich würde dir nicht empfehlen, das zu testen, aber probier es nur aus. Das wird sicher amüsant. Und ich trage meine eigene Uniform.


    Und deine Dateien sollten besser geschlüsselt werden. Es gibt Dinge in den Netzen, die haben keine wohlwollenden Absichten. Und dazu gehört auch der maßgeschneiderte Angriff auf dich. Das kann eine Fraktion sein oder etwas viel Übleres. Aber dann müsste derjenige wissen, welche Rolle du spielen sollst. Und ich kenne sie etwa auch nur, weil mein Chef gestern mit deinem Chef gesprochen hat. Wer immer dahinter hockt, muss dir irgendwann begegnet sein, um eine solche Information zu erlangen.

  • Ich werde anfragen, ob es da noch zusätzliche Schutzmaßnahmen gibt oder ob ich ein anderes Datenpad für den Dienst als Agent bekomme.


    R O L L E N S P I E L:

    Er blinzelt schläfrig. Jetzt, wo der Motor gleichmäßig brummt, entspannt Danyal sich bis in die letzte Faser. Natürlich nickt er auch wieder die Kritik des anderen ab.


    Ja, es war dringend an der Zeit, dass ich ins kalte Wasser geworfen wurde. Manche Dinge lernt man erst im Einsatz.


    R O L L E N S P I E L:

    Obwohl die Ausbildung in Tzaris kein Zuckerschlecken gewesen war, doch welche Ausbildung ist das schon.


    Er merkt sich, dass Thar als persönlicher Beobachter von Faantir Gried dermaßen bedeutsam ist, dass er eine eigene Uniform tragen darf. Gleichzeitig ist er zerknirscht über die Tasache, dass er als Agent den Luxus aufgegeben hat, einfach nur Parshan unter Parshan zu sein und jedem, der ebenfalls eine Parshan-Uniform trägt, erst einmal eine dicke Portion Vertrauensvorschuss entgegenbringen zu können. Andererseits war dieser Luxus vielleicht ohnehin nur dem Umstand geschuldet, dass während der Ausbildung immer ein Vorgesetzter auf die ganze Truppe achtgab.


    Sie hätten mich nicht tausend Mal von wem anderes lotsen lassen sollen ... eine einzige Person von Tzaris bis heute hier zum Flughafen. Das hätte das Risiko minimiert.


    R O L L E N S P I E L:

    Er fragt sich, ob der Kamerad, der sich in der Maschine vor ihm auf dem allerletzten Sitz versteckt hatte, der Übeltäter gewesen sein könnte oder ob es sich bei diesem einfach um ein besonders unsoziales Exemplar eines Parshans gehandelt hat.


    Der Chauffeur im Wagen könnte es auch gewesen sein. Einer der Mitarbeiter des Großwesirs kam eher nicht infrage. Andererseits ... vermutlich ist es besser, Thars Rat zu folgen und überhaupt niemandem mehr zu vertrauen. Praktisch jeder könnte dahinterstecken.


    Vielleicht war sogar Thar selbst der Scherzkeks.


    Ihm dämmert, dass es ein einsamer Job werden wird.

  • Und warum bist du dann gleich in Panik verfallen? Furcht mag ja gut sein, um die Sinne zu behalten, aber nur wenn man sie zu beherrschen weiß. Ansonsten wirst du ihr Sklave und zieht Aufmerksamkeit auf dich, kannst dich weniger verteidigen. Achja, wir sind in zehn Minuten da, nicht einschlafen. Da hast du beim Flug noch genug Zeit für.

  • R O L L E N S P I E L:

    Er rutscht im Sitz weiter nach hinten und richtet Kopf und Rücken weiter auf, damit er nicht einschläft.


    Die Akademie fühlte sich auf einmal an wie eine zugeschnappte Bärenfalle. Ich nahm an, dass ich ins Netz von Persuna geraten bin und jeden Moment aus dem Verkehr gezogen werde. Immerhin hast du mir in deiner vorherigen Rolle anschaulich vor Augen geführt, wie der Hase dort läuft. Die Veränderung des Texts und mein Name, das wirkte wie eine Fortsetzung des Spiels. Ich nahm nicht an, das Finale lange zu überleben. Darum wollte ich so schnell wie möglich raus aus der Akademie, damit ich wenigstens noch eine Warnung absetzen kann.

  • So tödlich ist das Kernreich eigentlich nicht, wenn man jetzt mal Saredash ausschließt. Und die werden dich wohl kaum in der Machtbasis der Akademie angreifen. Oh, sie hätten sicher keine Gewissensbisse, aber auch keine wirkliche Gelegenheit. Angesichts der Tatsache, was das Wesirat für Kultur mit Mördern macht, ist das Risiko denkbar klein. Man muss miteinander leben lernen. Das kann durchaus stressig sein, aber es lohnt sich auch. Alles in allem klingt das sowieso nach dem Flüstern von Hashnak. Aber in Lehim bist du ja relativ sicher vor alldem. Die haben Mordstatistiken noch jenseits des Kernreichs. Drei Morde im Jahr oder so. Absolut astronomisch. Im Kernreich sind es im Durchschnitt so um die 100 oder mehr. Weit geringer als in vergleichbaren barbarischen Nationen, aber immer noch recht hoch trotz der Abschreckung. Aber 99% davon sind eher häusliche Eskalation.

  • Noch vor dem eigentlichen Dienstantritt auf so dämliche Weise zu sterben, wäre auch demütigend. Der Tod ist ein natürliches Risiko bei dieser Arbeit, aber doch nicht jetzt schon und ohne irgendetwas bewirkt zu haben.


    R O L L E N S P I E L:

    Jetzt, wo die Gefahr vorbei ist, wie gefährlich sie nun auch tatsächlich gewesen sein mag oder nicht, kann man ja mal ein bisschen meckern, um die angeknackste Ehre wieder herzustellen.


    Ein eigenbrödlerischer Kamerad, ein Haufen wildgewordener Studenten, die Akademie von Persuna - und jetzt auch noch Hashnak. Das alles in zwei Tagen. Scheinbar will mir die ganze Hegemonie an den Kragen, seit ich Agent bin. Ist das normal?

  • Keine Ahnung, ich bin kein Agent und melde mich sicher nicht freiwillig dafür. Jaavid Gried wird mich garantiert auch nicht auswählen, dafür bin ich Faantir Gried dann doch zu nah.


    R O L L E N S P I E L:

    Sie erreichen das Flughafengelände und werden nach einem kurzen Check, bei dem Thar nur kurz sein Datenpad an einen Leser hält, auf den militärischen Teil gelassen.


    Möchtest du einen Schutz gegen solche Sachen haben? Gegen eine spätere Gefälligkeit kann ich dir ein Siegel geben. Ich bin sicher, das wird dich gegen jeden Zugriff außer jenen der Besten der Besten schützen. Es ist gewissermaßen die schützende Hand meines Chefs, die ich an dich weitergebe. Und glaube mir: Niemand wird sich freiwillig mit dem Shaikh von Alegon anlegen.

  • Das ist freundlich, aber ich will es so lassen. Ich kenne mich nicht gut mit den unsichtbaren Funktionen hinter den Programmen aus, ich bin froh, wenn ich sie verwenden kann, aber sogar ich weiß, dass jede Aktion im digitalen Raum ihre Spuren hinterlässt. Ich möchte sehen, ob ich jemanden finde, der den Zugriff und die Manipulation der Programme ein Stück zu ihrer Quelle zurückverfolgen kann. Und ob das nochmal passieren wird.


    Bis jetzt nahm ich ebenso an, niemand würde sich mit Jaavid ... Gried anlegen.


    R O L L E N S P I E L:

    Diesmal fällt ihm rechtzeitig ein, die böse Mitte wegzulassen.


    Vielleicht hat er bisher aber auch nur vermieden, seine schützende Hand über mich zu halten, da ich den Dienst offiziell erst morgen antrete. Immerhin hat er mich gut gefüttert und schien auch sonst ein ganz umgänglicher Typ zu sein.


    R O L L E N S P I E L:

    Sehr gefährlich, wie Danyal bereits festgestellt hat, aller Wahrscheinlichkeit nach ein begnadeter Marionettenspieler.


    Wieso darf man eigentlich nicht den mittleren Namensbestandteil des Großwesirs aussprechen? Ich meine, klar, mehr als zwei Namen sind unüblich, aber er hat ihn sich doch selbst gegeben. Da möchte man doch annehmen, er bedeutet ihm irgendetwas. Wozu benennt er sich so, wenn diesen Teil dann niemand verwenden darf?

  • Dieses Wissen ist noch wertvoller als ein Schlüssel. Zu deinem Glück habe ich dieses. Was erhalte ich als Gegenleistung dafür? Das Wissen ist auch gefährlich; immerhin ziehe ich damit nicht nur potentiell den Ärger des Großwesirs auf mich, sondern auch den von meinem Chef. Und vielleicht wirst du dann auch merken, ob er seine schützende Hand über dich hält oder nicht. Nun, wir sind gleich da, entscheide dich schnell, solange uns noch niemand zuhört.


    R O L L E N S P I E L:

    Er verlangsamt das Tempo des Wagens, während er langsam auf das wartende Flugzeug zurollt. Nach einem Moment fügt er noch hinzu.


    Wenigstens ist das Wissen nicht so gefährlich wie die Frage, warum Faantir Gried keine Personenschützer verwendet, obwohl solche von jedem anderen mit ähnlichen Positionen verwendet und im Angesicht solcher Sachen wie Saredash auch benötigt werden. Mein Vorgänger ist nach der entsprechen Frage für immer verschwunden.

  • R O L L E N S P I E L:

    Der Grund dafür, dass Danyal diese Frage nicht gestellt hat, liegt darin, dass er bisher gar nicht wusste, dass Faantir Gried nicht die Dienste von Personenschützern in Anspruch nimmt. Er ist dem sogenannten Schreckgespenst bisher nie begegnet. Frohlockend registriert er, dass Thar hier wohl eine Information herausgerutscht ist. Vielleicht sogar mit Absicht, um Danyal zu warnen, diese Frage in Zukunft noch zu stellen.


    Danyal schiebt den linken Ärmel hoch, an dem ein technisches Spielzeug hängt, das mit viel Fantasie als Armbanduhr durchgehen mag.


    Ich hätte hier eine Uhr aus Yanth im Angebot. Ich kann dir ihre Mechanismen nicht erklären, ich bin selbst noch dabei, mich einzuarbeiten. Eine Kompass, eine Taschenlampe und eine Laserstiftfunktion sind auf jeden Fall dabei, außerdem ein GPS-Tracker, falls sie einem geklaut wird. Man findet sie garantiert wieder und kann nachweisen, dass man der rechtmäßige Besitzer ist, weil jede eine individuelle Seriennummer hat. Die Urkunde dazu würde ich dir natürlich auch zukommen lassen, allerdings müsste das nachträglich geschehen, da ich sie nicht dabei habe. Man kann mit dieser Uhr duschen, ohne dass sie Schaden nimmt, und dabei noch Musik hören. Mich würde es nicht wundern, wenn man mit ihr Kaffee kochen könnte. Freilich taugt sie auch, um die Uhrzeit in yanthscher Präzision abzulesen. Auf jeden Fall ist sie ein nettes Spielzeug.


    R O L L E N S P I E L:

    Tiam wird toben, wenn er erfährt, dass Danyal sein Geschenk eingetauscht hat, aber was tut man nicht alles, um seine Mission bestmöglich zu erfüllen. Eine winzige Klinge springt hervor, die Danyal bisher noch nicht entdeckt hat, nicht länger als eine Fingerkuppe, aber spitz und scharf, wie eine kurze Überprüfung offenbart. Es dauert etwas, ehe Danyal herausgefunden hat, wie er sie dazu bringen kann, wieder im Gehäuse zu verschwinden.


    Das ist alles in irgendwelchen kryptischen Menüpunkten versteckt. Etwas umständlich in der Handhabung, nicht sehr intuitiv. Also schnell mal das Minimesser herausspringen lassen, um damit jemanden zu piksen, ist nicht. Sie ist ein Werkzeug und keine Waffe. Messinstrument ist sie allerdings scheinbar nur nebenbei.


    Falls du sie nicht haben willst, könnte ich dir anbieten, dir einen Gefallen zu schulden. An Informationen gibt es vermutlich nichts, das ich dir mitteilen könnte, was du nicht ohnehin schon weißt.


    R O L L E N S P I E L:

    Spontan ändert die Uhr die Beleuchtung ihres Display von Cyan in Lavendel. Die Uhren aus Yanth, besonders solche mit Sonderfunktionen, die gern an Urlauber verscherbelt werden, sind nicht jedermanns Geschmack. Aus jeder einzelnen scheint der Geist ihrer Erfinder zu sprechen. Wie so oft liegen auch in Yanth Genie und Wahnsinn dicht beieinander.


    Wo ist dein Vorgänger denn jetzt? In Hassakur? Oder ist er komplett weg?


    R O L L E N S P I E L:

    Beim Gedanken an Hassakur wird Danyal jedes Mal mulmig. Er kennt selbst jemanden, der dorthin verbracht wurde.

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