Khotso: Der Weg in die Zukunft

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    Dieser Tage sammeln sich in Onlineforen die Unzufriedenen, Rebellen und Interessierten zu einer Untersuchung des Aufstandes aus ihrer Sicht und für einen Blick in die Zukunft. Durch die Menge der Beteiligten und die unklaren Verhältnisse sind Moderation und Programm absolutes Chaos. Und wirklich Vorzeigbares wurde gefühlt auch nicht erreicht. So vergeht die Diskussion auch erstmal im Nirgendwo und produziert vor allem eine Menge Daten, die nicht vernünftig ausgewertet werden können. Weder von den Beteiligten selbst noch von den mitlesenden Nachrichtendiensten.

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    Im Kontrast zur Jugend und den Unzufriedenen nimmt das Leben vor allem im Westen des Landes, der um ein Vielfaches karger als das Flusstal des Ostens ist, weiterhin einen eher gemächlichen Gang. Hierbei sind vor allem die Halbnomaden hervorzuheben, die angesichts der kargen Vegetation und dem Mangel an Wasserquellen oder schlicht der geringen Menge an Wasser zu zwei bis vier Umzügen pro Jahr gezwungen werden. Ein Weg, der in verschiedenen Höhen von kalten, windgepeitschten Eben bis zu Stein- und Geröllwüsten führt. Die Dörfer sind dabei eher vor der Witterung verborgene Nischen, die bei Ankunft zunächst von Geziefer und Raubtieren gesäubert werden müssen, bevor Mensch und Vieh Platz findet. In einigen Gemeinschaften ist man derweil schon dazu übergegangen, eine Familie als Wache zurückzulassen, doch diese Art der monatelangen Isolation ist nichts für die meisten, egal wie klein die Stammesgesellschaften sonst zu sein scheinen.

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    Khotso wurde ja bereits vor Jahrhunderten als karg, arm und hoffnungslos abgeschrieben, so dass die Hegemonie selbst das Potential an Menschen hier kaum beachtete, aber der Ziegenhirte Fam weiß: Unter dem Schutt und Geröll des Hochlandes schlummert das giftige Feuer. Nur in unterirdischen Höhlen, welche selbst die Dorfidioten meiden, bricht es empor und sorgt für Hitze und Gasentwicklungen. Nach unzähligen Messungen und Stichproben hat sich die futunische Obrigkeit mit der Rohstofflosigkeit abgefunden, vor allem auch, weil sie nicht weitere Ressourcen auf Khotso "verschwenden" will. Doch neue Entdeckungen durch Einheimische ziehen das in Zweifel, auch wenn die Nachrichten weder ernst noch wirklich entgegen genommen werden.

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    Unter all den Schichten und Zerwürfnisse, welche künstlich die verschiedenen Familien getrennt halten, gab es doch genug Faktoren, um diese Trennungen gerade in den Städten zu untergraben. Klar, auf dem Lande mögen solche Unterteilungen Erfolg haben und künstliche Grenzen erhalten, weil die Kopfzahl gering und das Land weit ist und eben wenig fruchtbar, so dass eine räumliche Trennung auch natürlichen Gegebenheiten folgt. Aber die Akademie ist trotz all ihres Dünkels, sich einer übergeordneten Notwendigkeit hinzugeben, nicht in der Lage, in Städten eine solche Strategie umzusetzen, dazu ist dann doch ihr Anspruch auf eine Distanz zu den Bewohnern zu sehr im Weg, um sich ganz in deren Strukturen zu ergeben und so von innen die Prozesse zu steuern. Städte sind groß, schwer durchschaubar und nicht so einfach zu teilen. Das benötigt entweder ein stärkeres Einlassen auf die dortigen Subkulturen oder eine Gewalt, welche Viertel mit Absicht so segregiert, dass die Trennungen fortgesetzt werden. Dafür erschien dann Khotso doch zu wenig wichtig, um so eine Investition zu rechtfertigen.

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    Die Misere im Land ist neben der künstlichen Spaltung vor allem auf die kargen Böden, das eher wasserarme Flussbett des Khars und die sumpfige Küste zurückzuführen. Entsprechend vermag es Khotso sich auch nach Ende der Spaltungsmaßnahmen nur langsam nach vorne zu bewegen. Es ist umso mehr verärgernd für die nunmehr Mündigen, dass einige der futunischen Fraktionen durchaus Mittel in den Händen halten, hier teilweise Linderung zu bringen, diese doch nun wieder zurückgehalten werden. Allerdings kann Khotso den Fraktionen auch kaum etwas bieten, jedenfalls der Eigenwahrnehmung nach. Ansonsten hätte man diese längst wegen der anderen Probleme befragt. So konzentriert man sich erstmal auf die Bildung einen neuen schlanken Verwaltung.

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    An der Küste macht das Unvorhandensein eines Hafens den Aufbau einer Exportinfrastruktur schwierig. Es ist geradezu traurig, dass ein Land mit Küste dennoch nicht in der Lage ist, von dieser auch nur ansatzweise zu profitieren. Es gibt dort ja auch Siedlungen und eine Stadt, aber für mehr als selbstversorgenden Fischfang ist der Zugang zur See nicht wirklich geeignet. Von wenigen Stellen einmal abgesehen besteht die Küste im Grunde aus Schwamm- und Sumpfboden, reich an Fieberträgern, wirtschaftlich unnützen Pflanzen und gefährlichen Getier. Selbst wenn jemand bereit wäre, die Natur radikal zu begrenzen, so sind für solche Maßnahmen keine Mittel oder Expertise vorhanden. Und die Waren überhaupt zur Küste zu bringen ist durch die Sumpflandschaften auch keine so einfache Sache, da Infrastruktur immer teuer gewartet werden muss, wenn sie ständig absackt.

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    In diesem traurigen Schlammtal liegen die Hoffnungen einer Sportmeisterschaft begraben. Der hiesige See sollte einst als Wassersportzentrum dienen, bevor Erdrutsche alles in eine breiige rote Schlammebene verwandelten. Zurück blieben nur einige halb versunkene Dörfer und geplatzte Träume. Auch die Landwirtschaft und der karge Tourismus wurden dadurch über Nacht beendet. Einzig ein paar trotzige Verrückte versuchen den Schlamm wegzuschippen. Doch per Hand ist das vor allem Wahnsinn.

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    Der größte Schatz des Landes ist wohl seine Population an Giraffen. Allerdings ist dieses touristische Vorzeigeobjekt vielerorts auch eine Plage, welche Baumpflanzungen ernsthaft in Gefahr bringen kann. Immerhin sind die Herden in Khotso so riesig, dass es schon in gewaltige Überfälle hungriger Giraffen auf weitgehend wehrlose Dörfer kam, in welchen sie die Haine leerkauten. Und selbst wenn man es denn darauf anlegte, war es nicht gerade einfach, eine gewaltige Giraffe abzudrängen, geschweige denn eine Menge davon.

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    Der Nordhang des Upatamassiv war schon immer eine Gefahr für die darunterliegenden Dörfer, doch die seit Jahren um sich greifende Entwaldung sorgt dafür, dass nun verstärkt Stein- und zu Regenzeiten auch Schlammlawinen auf die Ebenen darunterstürzen und mitunter Mensch, Haus und Tiere unter Geröll und Matsch begraben werden. Notdürftige Befestigungen verhindern das Schlimmste, aber dauerhafte Maßnahmen oder Bepflanzen lassen keine Hoffnung aufkommen, dass sich der Zukunft bessert, zumal dadurch auch Ackerland unbrauchbar wird oder Weiden verwüstet werden. Das treibt die Bewohner zur Landflucht in die Städte oder andere Gebiete, wo die Bedingungen anders, aber nicht unbedingt besser sind.

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    Die fortschreitende Desertifikation im Westen des Landes treibt immer mehr Bewohner zur Landflucht und lässt Dörfer verödet zurück. Die westlichen Quellen des Hazu trocknen zunehmend außerhalb von Regenzeiten aus. Die einst lebendige Steppenlandschaft weicht der Halbwüste und die Viehherden der Halbnomaden leiden an Durst und Unterernährung. Die futunische Obrigkeit nimmt das ohne Gegenwehr hin, auch wenn Bund des Einhorns und Geisterkult zu Gegenmaßnahmen aufrufen. Doch das Land ist von wenig Wert und so unwichtig, dass darin kein großer Verlust gesehen wird. Die paar Tausend Menschen lassen sich sicher im Osten und Zentrum Khotsos vor allem geographisch leichter beschränken und kontrollieren.

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    Bege Dara war ein untypischer Bewohner, weil er als Kind mit seinen Eltern und seinen beiden Schwestern aus Bokuruge nach Khotso gelangte. Eine Entscheidung, welche er in den vier Jahrzehnten hier nie völlig verstanden hatte. Seine Mutter hatte einmal von der Sehnsucht nach Küsten gesprochen, aber auch dann ergab es wenig Sinn, denn hier in Omaheke war man noch ein halbes Land von der Küste entfernt. So blieb ihm nur seine Arbeit als Restaurantbesitzer, wodurch er durchaus ein gutes Einkommen erhalten hatte. So konnte er Frau, senile Mutter und seinen arbeitslosen Sohn durchfüttern oder eben mal auf die Kinder seiner Tochter aufpassen und mit diesen einen Ausflug veranstalten. An einigen Tagen war er jedoch in seinem Restaurant gebraucht, ob nun im Streit mit den Zulieferern der Stiftung, bei der Abrechnung oder wenn doch einmal ein erheblicher Zulauf durch eine Versammlung oder seltsame Abenteuertouristen stattfand. Großteils war er dann doch zufrieden, auch wenn er seinen Traum der Reise nach Mehita auf unerfüllbar anerkennen musste, weil er einfach kein richtiges Blut hatte. Aber Futunen waren alle alberne Extremisten.

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    Die Spannungen, zunächst am Abflauen, werden nun durch den Stillstand wieder angetrieben. Der Wunsch nach Anerkennung bricht sich noch stärker als bisher Bahn und so werden wieder Proteste laut und Demonstrationen abgehalten. Doch die futunische Verwaltungshilfe war nicht untätig und derweil mehr Truppen zusammengezogen und Listen angelegt. Da es jedoch keinen zentralen Sprecher für Khotso gibt, ist das Segen und Fluch zugleich. So ist jede Seite unangreifbar, aber auch nicht in der Lage, eine Lösung anzustreben. Es verspricht ein interessanter Sommer zu werden.

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    Das Interesse hat sich vorerst gelegt, nachdem eine Gruppe von Abgesandten der Fraktionen im Auftrag des Bund des Einhorns das Land bereist. Zumindest wirken die Besucher interessiert und wissbegierig und nehmen sich jede Menge Zeit. Fast schon zuviel Zeit für so wenige Aufzeichnungen wie sie zu führen scheinen. So als wäre das Ganze nur ein Aufschub. Aber Auftrag und Leitung verführen dazu, dem Ganzen eine Chance zu geben.

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    In den Schlammebenen des Ostens hat man dieses Jahr wieder mit großen Überschwemmungen zu kämpfen, doch nach den Unruhen bleiben die Dörfer nun oft mit absackenden Häusern und wegbrechenden Feldern allein zurück. Nicht mal eine Antwort erhält man auf Hilfeersuchen, obwohl hier Existenzen und Lebensgrundlagen wegbrechen. Vier Dörfer hat es bereits erwischt und die Bevölkerung muss ja nun auch irgendwohin. Aber in anderen Dörfern der Region ist die Lage auch nicht besser. Und man kann so viele Flüchtlinge auch nicht einfach aufnehmen oder ernähren.

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    In Tshane steht das jährliche Sommerfest unter trüben Voraussetzungen. Nicht nur dass ständig über Politik gesprochen wird; auch die Generationen sind gespalten wie noch nie. Unter diesen Umständen ist nur Kindern wirklich zum Feiern zu Mute. Und so quält man sich durch die Feierlichkeiten im möglichst kleinen Kreise. Auch die digitale Ansprache der Ratsältesten fällt in diesem Jahr eher ideenlos, besonders steif und arg verkürzt auf. Die meisten Sender schalten recht schnell, zum Teil auch bereits innerhalb der Rede auf Musik oder Filme um, wenn sie denn überhaupt übertragen werden wird.

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    Seit diesem Monat ist die Hegemonialregierung in Khotso erstaunlich aktiv. Tshane ist von vier Agenten und der Wesirin für Wirtschaft besucht. Zwar tut dies wenig für die sozialen und kulturpolitischen Spannungen, aber wirtschaftliche Stabilität und Wohlstand können nachweislich Spannungen entschärfen. So geht es wohl um den Aufbau einer neuen Infrastruktur, welche nicht mehr alle Gemeinschaften spaltet, sondern das Land näher zusammenbindet. Es soll mehr die gemeinsame Identität betont werden denn mögliche Unterschiede.

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    Der Export von Gütern auf dem Seeweg über Griqua war ein Scherz, über den niemand mehr lachen konnte. Bis zur Erschließung durch die moderne Schienenverbindungen verließen die meisten Waren hier das Land Richtung Kernreich und andere Teile der Hegemonie, also vor allem spärliche Nahrungsüberschüsse, ein paar Tuchwaren und andere Kleinerzeugnisse. Großteils war das alles Spielerei. Nunmehr wo die Schienenverbindung bestand, war der Güterverkehr um mehr als die Hälfte geschrumpft und der Ort blieb als ehemals drittgrößte Stadt halb verlassen zurück. Entsprechend war hier die Saat für die abenteuerlichsten Befremdlichkeiten gelegt.

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    Der Bruch ist da. Nicht in der Lage, ihren ineffektiven Aufstand in politisches Kapital zu verwandeln. Nicht in der Lage, Einigkeit zu bewahren oder andere Mittel zu finden. Nicht in der Lage, die Probleme des Landes allein zu lösen. Der Ältestenrat hat sich bereits als unfähig erwiesen. Die alten Strukturen sind damit zerfallen und zurück bleibt ein Land, das an sich selbst zerbricht. Die von der Hegemonie gepflegte Spaltung mit den regionalen Traditionen und Stammessprachen splittet das Land jetzt auf. Da die Hegemonie Khotso misstraut, ist auch der Druck fort von außen. Khotso kann damit nur eins: Zerfallen.

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    Es beginnt an den Rändern, sehr schleichend. Von einer Heimfahrt kommt der Stammesvertreter nicht mehr zur Versammlung zurück. Man einigt sich noch mit den Nachbarn, aber ansonsten zieht man sich zurück. Die Jugend verschwindet im Netz, die Alten in der Kneipe und der Rest arbeitet vor sich hin ohne mehr als die lokalen Behörden zu beachten. Man beteiligt sich einfach nicht mehr. Und so zieht es sich eine Welle der Entkoppelung durch das Land. Die Hegemonie hat damit nicht nur ein Khotso, sondern Dutzende. Und eigentlich hat es das eine gar nicht mehr, sie weiß es nur nicht.

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    Die Bruchlinien ziehen sich nunmehr durch das ganze Land. Immer mehr driftet die künstliche Zusammenfassung von außen auseinander und das älteste Planspiel Futunas verliert das Spielbrett. Es wurden den Bewohnern jahrelang eingetrichtet, dass sie arm und wenig hilfreich wären, also geht auch die Initiative der meistens jenseits ihres persönlichen Umkreises verloren. Da die Nahrung zum Großteil aus dem Kernreich zugeteilt wird und die Grundversorgung ebenso gestellt wird, sind oft nur Luxusgüter durch mangelnden Handel und Austausch betroffen. Dann entdecken die Bewohner, dass sie auch solche Limits mit Netzzugang ausschöpfen können. Damit ist es endgültig vorbei mit eigenen Antrieben.

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