Deret: Das Alltägliche und andere Ungewohntheiten

Bei Wahlen gelangte eine Koalition gemäßigter Repräsentanten an die Regierung, welche nicht wirklich krasse Brüche mit der bisherigen Politik anstrebten. Das war angesichts der Anspannungen mit dem Kernreich bezüglich der neuen Rolle und den Geburtsschwierigkeiten als neues Reich wohl auch eine vernünftige Strategie. Auch wäre eine solche bodenständige Perspektive besser für Verhandlungen über die Monarinseln, egal wie diese ausfielen. Aber eine nüchterne Betrachtung war sicher besser für den Erfolg in der Zukunft.

In einer ersten Initiative werden die wichtigsten Bedürfnisse und Forderungen der Monarinseln untersucht. Dort traut man dieser Initiative natürlich nicht, auch wenn Deret mit seinen Schrullen sympathischer erscheint als die militärische Besatzung durch das Futunische Oberkommando. Nicht einmal Hargan wird so schlecht behandelt wie die Monarinseln. Die Inseln sind obwohl in der Theorie von Blutgeborenen bewohnt nichts weiter als ein inoffizielles Gefängnis unter ständiger Überwachung. Entgegen der Monarinseln könnte man Lehim geradezu als begeisterte Fans des Großwesir bezeichnen. Wenn man die Wahl hätte, würde man das gesamte Kernreich und all seine Repräsentanten sicher sofort abwählen.

In der zweiten Phase werden die einzelnen Gemeinden geladen. Erst war man versucht, sie alle gemeinsam zu laden, aber in den Vorverhandlungen hat sich herausgestellt, dass die einzelnen Inseln und auch die Gemeinschaften auf den Inseln maximal lose miteinander verknüpft sind. Wie so oft gibt es nicht "DIE" Monarinseln, sondern einzelne Siedlungen und Regionen, die von außen auf Grund geographischer Merkmale einfach zusammengeworfen wurden. Das war den Bewohnern des einstigen unabhängigen Deret bestimmt klar, aber man fängt wohl null fast bei Null an.

Das Problem mit Verhandlungen war, dass sie eine enorme Menge an Zeit einnehmen konnten. Es nahm weitaus mehr Zeit in Anspruch, auf gewisse Dinge zu warten oder über winzige und obskure Details zu verhandeln. Oder auch nur darauf zu warten, dass die Gegenseite etwas ausdiskutiert hatte. Entsprechend gingen die Dereti eher einer Lieblingsbeschäftigung nach: Ominöse Feste feiern. Diesmal ging es um Strohfiguren, einen Löwen und Eisenmänner. In einem tropischen Inselparadies. Der Sieger des Hauptwettbewerbs war ein kleines Mädchen mit einem treuen Hund.

Die Wirtschaftslage Derets konnte man nur deshalb nicht als Problem erfassen, da keine Stagnation vorhanden war. Aber eine wirkliche Entwicklung war auch nicht zu erkennen. Das wäre in einer Freiwirtschaft an sich nichts Schlechtes, da sie ja nicht auf unendliches Wachstum wie die Marktwirtschaft setzte, aber im derzeitigen Zustand war sie für ein überlebensfähiges futunisches Reich schlicht zu klein. Damit ließ sich weder ein eigenes Militär ausstatten und unterhalten noch andere eigene Projekte finanzieren, so dass man sich in Deret immer noch als Protektorat des Kernreichs fühlte, egal wie unabhängig man als Shaikhan gehandelt wurde.

Als nächsten Schritt zur Eingemeindung der Monarinseln ist die zukünftige Organisation zu besprechen. Deret geht dabei von zwei Gemeinden aus mehreren Inseln aus oder einer für alle Monarinseln, während die Bewohner eher je Insel eine Gemeinde wünschen. Die Kosten für die jeweiligen Verwaltungen spielen dabei genau so eine Rolle wie die Verwendung von Geldern, innere Autonomie und die wirtschaftliche Verknüpfung. In absolut unzivilisierter Art endet das erste Treffen damit, dass der Sitzungssaal von einer der Delegationen zertrümmert wird.

Monarinseln hin oder her, es geht mal wieder nur um eigene Sachen und dabei um Robben. Es soll ein neuer Robbenpark errichtet werden, egal wie teuer das Projekt sein mag. Und welche Auflagen man für die artgerechte Haltung so vieler Robben beachten muss. Mal ganz abgesehen davon, dass die Haltung von Robben in den Tropen allgemein sehr fragwürdig und frevelhaft ist. Aber das ist nunmal der deretische Spleen, egal wie wenig umweltfreundlich und rational er sein mag.

Natürlich ging es auch um Häfen. So war Deret ganz im Schatten Hathas, wenn auch auf der abgewandten Seite. Aderash, einst durch den relativ einträglichen Handel mit dem Kernreich wohlhabend geworden, war Hauptstadt und einziger Tiefseehafen Derets. Potentiell hatte Hannahal ganz im Süden Potential, aber der neue Staat hatte eben auch ein infrastrukturelles Problem. Und das Zentrum lag am äußeren Rand des Gebietes, nicht etwa wirklich im Zentrum.

Die wichtige Aufgabe, eine geeignete robbenthematische Fußballmannschaft aufzustellen, verblasste angesichts der Forderung nach angemessenen eher dem Lebensraum von Robben angepassten Sportarten wie Schlittschuhlaufen, Rodeln oder Eishockey. In der Tat war eine nationale Eishockeyliga sicher geeignet, sofort Dutzende Mannschaften und Sportstätten zu schaffen, auch wenn die internationale Wettkampflage dafür nicht gegeben war. Der Rest der Welt wusste halt einfach nicht, was wirklich von Bedeutung war. Wie etwa das nächste Robbenfest.

Das Fest der geschminkten Schmetterlinge ist ein Maskenball der Naturliebhaber und Forscher. Wie üblich gibt es dabei Gottesdienste und jede Menge Orgien, aber auch Tänze, Musik und Diskussionen. Wie alle von Alegonen abstammenden Völker sind auch die Dereti traditionell diskutierfreudig und philosophierend bis zum Exzess.

Der Beitritt zur Konferenz der Nationen lässt die Dereti aufhorschen. Vielleicht gibt es ja in der Welt Nationen, die sich über Robben und ihre Vorzüge austauschen wollen. Oder über ihre Zucht und Haltung. Ihre putzigen Verhaltensweisen. Den besten Fisch zum Füttern. Oder die besten Robbennamen. Das gibt Anlass zur Hoffnung. Vielleicht wird es Zeit für ein internationales Robbenzuchtprogramm.

Das Thema der Migration prägt die Verhandlungen mit den Monarinseln, haben sich dort doch im Laufe von deren Besiedelung auch andere Völker von Nericas Ostküste niedergelassen. Das ist unter der Leitung des Großwesirs ja nicht vorgesehen, so dass selbst da die Dereti kein Problem hätten, sie nun die Ausweisung all jeder vornehmen müssen, die nicht als Blutgeborene zu gelten haben oder dies können. Am liebsten würde man dieses Problem an den Großwesir zurückreichen, aber das würde auch die Position Derets schwächen.

Es gibt ein Abfallproblem in Deret. Genauer gesagt ein Problem mit der Entsorgungswirtschaft. Es wird schlecht getrennt und die Abfallverwertung ist auch nur mangelhaft. Das einzige einwandfrei funktionierende Verwertungslager ist überlastet und die Transportrouten sind überlastet. Und anscheinend werfen ein paar Verbrecher ihren Müll, egal worum es sich handelt, einfach ins Meer oder die Wildnis.

Zum Sicherheitskonzept hat Deret erwartbar keine Meinung. Es liegt neben dem Mutterland, ist also in jedem Fall dran. Da wird es nicht viel ändern können und da noch Gedanken zu verschwenden, wirkt hochgradig albern. Da ist die Robbenparade bedeutender. Neu ist dabei auch eine Show aus computergenerierten Robben, welche die Parade begleiten und untermalen.