Nadash Berun: Der gute Tee

  • R O L L E N S P I E L:

    Narya Idani stapfte missmutig am Feldrand entlang. Wieder eine Missernte. Aber ohne moderne Bewässerung, ohne moderne Maschinen und ohne ausreichend Arbeiter konnte dies auch nichts werden. Der Berg hatte sich verändert, der Hang war nicht mehr fest genug für die alten Anlagen und sie hatte nicht die Mittel ihn vernünftig zu stabilisieren. Und natürlich kam von offizieller Seite wie immer nichts außer Steuernachforderungen. Wovon sollte sie die nun wieder bezahlen? Es war ja nett, dass Teebauern so weit unten standen, dass sie nicht in einen der Megakonzerne eingegliedert werden mussten, wenn ihre Betriebe klein waren, aber jetzt hätte sie solche Strukturen und Mittel gut gebrauchen können. Die berunische Abneigung gegen die Fraktionen in allen Ehren, aber mittlerweile war Nadash Berun nicht mal mehr verkrüppelt sondern schon fast amputiert.

  • R O L L E N S P I E L:

    Narya Idani hatte keine Lust mehr. So konnte es nicht weitergehen. Heute war der nächste Generator ausgefallen und es war kein Ersatz oder auch nur eine vernünftige Wartung zu bekommen. Da sie keine anderen Optionen mehr sah, verfiel sie auf die irrwitzigste Idee von allen und startete eine private Ausschreibung an die Fraktionen. Sie war sehr gespannt darauf, ob das funktionieren würde. An sich war es ja nicht verboten, es tat nur niemand.

  • R O L L E N S P I E L:

    Am Morgen hatte Narya einen üblen Streit mit den Beamten über den möglichen Ausverkauf ihrer Teeplantage an dumme Außenseiter, aber durch die Rückedeckung fast des gesamten Dorfes wurde den störrischen Beamten doch schnell klar, wer wirklich der Außenseiter war. Aber das Problem bestand trotzdem noch. Nun, immerhin wurde nun die Post zugelassen. Solch eine Zensur und Einschränkung war ja fast schon ketzerisch und auch die alte Priesterin schien dieser Ansicht zu sein, wenn man ihrem Gesichtsausdruck Glauben schenken durften. Jedenfalls nahmen die Beamten nach einem Blick auf sie nach einer solchen Äußerung reißaus.

  • R O L L E N S P I E L:

    Da nunmehr Grund zur Sorge bestand, dass die Nachrichten nicht nur abgefangen sondern auch einbehalten wurden, schreibt Narya an die Stiftung Persuna, den Bund des Einhorns und den Tempelkult und gibt diesen Brief ihrem Neffen in der Hoffnung, dass dieser bei seiner nächsten Liefertour in die Ebenen von Tatakoto dort das Schreiben abliefern kann und die Nachrichten dann auch zugehen. Sie betet zu den Göttern, dass es nun endlich funktioniert.

  • R O L L E N S P I E L:

    Am späten Nachmittag gelangt Hathor Marat in die abgelegene Berggegend und fragt sich zu Narya durch. Er ist ein älterer, kleiner und immerzu lächelnder Mann mit sonnenverbrannter Haut und grauem Haar, das in allen Richtungen von seinem Kopf absteht. Gekleidet ist er in gemütliche Hemden und stabile Hosen und Stiefel. Schließlich kommt er im Dorf an und winkt in die Runde.


    Hallo, ich bin Hathor Marat und von der Stiftung Persuna geschickt worden, um euch beim Teeanbau zu beraten und bei Einigung Hilfe und Unterstützung zu organisieren.

  • R O L L E N S P I E L:

    Narya wunderte sich doch etwas, dass ausgerechnet diese Fraktion als erstes hier auftauchte. Oder würde gar keine andere kommen? Und auch die Person entsprach irgendwie nicht ihren Vorstellungen, sie hätte eher einen schmierigen Kleinkriminellen erwartet bei den ganzen Geschichten, die man immer hörte. So setzte sie ein vorsichtiges Lächeln auf.


    Narya Idani, einen schönen klaren Himmel wünsche ich dir, wie man bei uns sagt. Ja, die Hilfe können wir gut gebrauchen. Der Hang rutscht und der Anbau ist schwieriger als in meiner Kindheit, die Erde scheint auszulaugen, auch wenn wir sie nicht anders behandeln als zuvor.

  • Nun, liebe Narya Idani, dann zeig mir doch einmal deinen Hang bitte. Ich muss mir ein Bild von der Lage machen und dann die richtigen Personen und Geräte anfordern, um die Situation zu beherrschen. Dann können wir uns auch über das Geschäftliche einig werden.

  • R O L L E N S P I E L:

    Irgendwie hatte sie mehr erwartet. Und das mit dem Geschäft gefiel ihr gar nicht, auch wenn natürlich klar war, dass die Fraktion das nicht alles umsonst machen würde.


    Klar, da hinten geht es zum Feld.


    R O L L E N S P I E L:

    Vorsichtig führt sie den Vertreter auf den Hang und weist auf die Einstürze und Abrutsche hin. Sie zeigt ihm auch ein paar Pflanzen, die noch gesund wachsen, während andere bereits absterben oder nur leidlich gedeihen. Dann lädt sie ihn zum Tee ein, damit er aus verschiedenen Suden den Unterschied schmecken kann.

  • Nun, das wird eine langwierige Arbeit. Betrifft es nur dieses Feld oder auch andere? Ist es eine regionales oder gar staatenweites Problem? Entsprechend könnte man den Bedarf ermitteln. Expertise wird kostengünstiger je öfter und breiter man sie anzuwenden weiß. Das wäre dann auich zum allgemeinen Vorteil.

  • Nun, es obliegt nicht mir, ein solches Verhalten zu beurteilen. Das kann ich mir nicht leisten, egal wie mächtig die Stiftung Persuna im Vergleich zu Nadash Berun sein mag. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, wenn der Staat uns blockt. Siehst du eine Möglichkeit, dass wir durch gute Arbeit überzeugen können oder ist eine solche Möglichkeit ausgeschlossen?

  • Das macht die Sache schwieriger. Nach dem Vertrag von Timor ist es den Fraktionen an sich verboten, an den Staaten vorbeizuhandeln, um deren Souveränität zu schützen. Natürlich könnten wir das tun, aber damit schaffen wir gefährliche juristische Fallstricke, die uns durchaus erwürgen könnten.

  • Die Regierung ist nun nicht das Problem. Aber wenn ich raten sollte, dann besitzen sowohl die Akademie als auch der Tempelkult die Originalversion. Und dagegen wäre der Protest eurer Regierung nur ein lauer Abendwind.

  • Ja, das wäre wünschenswert und im Idealfall richtig. Aber es ist gefährlich, ein solches Ansinnen zu äußern. Also nicht für dich oder andere Bürger, denn die freie Meinung steht euch zu. Wohl aber für Fraktionsvertreter wie mich. Und an sich ist eure Regierung ja demokratisch gewählt und für die Einsetzung der Beamten zuständig. Da haben wir nicht gerade gute Chancen, einen Austausch zu erwirken.

  • Ich habe nicht gesagt, dass es keinen Weg gibt. Aber es könnte risikoreich sein. Sagen wir, jemand würde Materialien vergessen oder irgendwo Anweisungen hinterlassen, so dass ihr einige der Probleme beheben könntet. Oder jemand findet zufällig seinen Weg in entsprechende Schulungen, um mit besagten Materialien Ergebnisse zu erzielen. Und dafür werden Überschüsse auch mal irgendwo auftauchen, wo man sich vielleicht wundern sollte. So als Gedankenexperiment.

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