Krise in Jiklá

  • R O L L E N S P I E L:

    Die Abgesandte der Hegemonialregierung tritt vor den Hohen Rat. Dabei starrt sie durch die Köpfe der Gesandten hindurch.


    Ehrbare Kinder des Blutes, ich bin in einer dringenden Angelegenheit hier. Wie ja bekannt ist, stellt die Besiedelung Jiklás eine Katastrophe dar. Nach Informationen der Hegemonialregierung hat sich diese Katastrophe nun verschlimmert, da es ernste Hinweise auf die Anwesenheit von Saredash-Zellen in den verschiedenen Inselgemeinden gibt, die diese zur Rekrutierung perspektivloser Bewohner, Ausbildungslager und Aufrüstungsstützpunkte nutzen. Die Hegemonialregierung ersucht daher den Hohen Rat um die Erteilung eines militärischen Mandates zur Befriedigung der Inseln sowie die endgültige Lösung der Anarchie vor Ort. Die Hegemonialregierung hält eine Ordnung durch den Hohen Rat angesichts dieser Eskalation für nun unausweichlich. Zu diesem Zweck ist eine tragfähige und mehrheitsfähige Lösung zu finden. Ich danke für eure Zeit. Mögen die Götter und Geister euch leiten.


    R O L L E N S P I E L:

    Starrend tritt sie ab, um den Gesandten Raum zu geben.

  • R O L L E N S P I E L:

    Ein junger Mann, der für einen Gesandten über beeindruckende Fitness verfügt, wie man an seiner Kleidung sehen kann, die an den genau richtigen Stellen gefüllt ist, ergreift das Wort.


    Arkan Qade'esh vom Bund des Einhorns, werte Gesandte. Der Bund des Einhorns sieht keinen Beweis im Vorliegen der Präsenz von Saredash und verurteilt den Versuch, die Anarchie in Jiklá auf diesem Wege zu umgehen und illegal in die Rechte der Teilstaaten einzugreifen. Hier wird ein gefährliches Exempel statuiert, das weitreichende und unabsehbare Folgen für die anteilige Souveränität der Teilstaaten hat. Die Hegemonie sollte dem Kern der Werte der futunischen Zivilisation, der inneren Freiheit der Teilstaaten verpflichtet sein. Ein solcher Eingriff hat etwas von der Tyrannei, welche gerne den so bezeichneten Barbaren vorgeworfen wird. Die Hegemonie sollte sich auf keinen Fall mit despotischen Tyranneien wie Ratelon oder Zedarien gleichstellen. Ich ersuche die Mitglieder des Hohen Rates daher um eindeutige Ablehnung.


    R O L L E N S P I E L:

    Was er an Erfahrung nicht bieten kann, macht der Redner deutlich mit dem Feuer wett, als er seine kurze Ansprache hält, bevor er für den Nächsten den Platz räumt.

  • R O L L E N S P I E L:

    Der Gesandte der Phönixdynastie, Hiram al-banabi, ein elegant gekleideter und gepflegter Mann in den Dreißigern, blickt dem scheidenden Sprecher kritisch nach.


    Ehrbare Delegierte, die Phönixdynastie sieht es als ihre Pflicht an, für diesen Antrag zu werben. Es ist unsere Verpflichtung, das reinigende Feuer zu den Ketzern zu bringen, die Verlorenen zu richten und die Rettbaren zu bewahren. Führen wir diese Ketzer ihrer gerechten Strafe zu und bringen wir Jiklá wieder ins Gleichgewicht. Dies wird nicht nur dem Gebiet selbst Frieden und Wohlstand bringen, sondern auch das Shaikhan Lehim für unsere Sache einnehmen. Zur Erreichung des letzten Punktes beantrage ich zudem, dass die besiedelten Inseln nach der Befriedigung und Stabilisierung sowie dem Wiederaufbau evakuiert werden, da sie außerhalb unserer erleuchteten Heimat offenbar verloren sind. Diese Inseln sind besser im Besitz Lehims zu lassen. Die unbesiedelte Insel kann derweil dem Futunischen Oberkommando überantwortet werden, auf dass wir die Sicherheit und Präsenz in dieser Weltregion signifikant ausbauen können.


    R O L L E N S P I E L:

    Er nickt den Anwesenden gemessen zu und zieht sich dann zurück.

  • R O L L E N S P I E L:

    Eine kleine ältliche Frau mit Nickelbrille und schlecht sitzendem Damenanzug humpelt zum Podium. Unbeholfen wedelt sie mit einem Datenpad in Richtung der Versammelten.


    Werte Studen- öh Delegierte, ich bin Sufi Iryaa Batrin. Es steht außer Frage, dass die Gebiete, so sie denn befriedet werden müssen, nicht einfach abgegeben werden können. Wir reden hier von wertvoller Anbaufläche in Verbindung mit ungenutzten Fischgründen. Die futunische Hegemonie braucht bei anhaltendem Bevölkerungswachstum die entsprechenden Nutzflächen zur Selbstversorgung seiner Bürger. Auch sollten die dortigen Einwohner nicht etwa umgesiedelt werden, denn deren grundlegende Expertise ist für den richtigen Umgang mit den dortigen Böden unabdingbar. Wenn ihr der Vernunft nachgibt, wird die Stiftung Persuna sicher den Bewohnern und dem Gebiet eine ähnliche Behandlung angedeihen lassen wie Fadash und so für Stabilität, Ruhe und eine reguläre Versorgung mit Nahrung arbeiten.


    R O L L E N S P I E L:

    Ab diesem Zeitpunkt geht der Beitrag in abfälligen Bemerkungen unter, nachdem sie sich zu ihrem Arbeitgeber bekannt hat. Sie versucht noch eine Weile gegen den Lärm anzureden, dann gibt sie niedergeschlagen auf und räumt den Platz.

  • R O L L E N S P I E L:

    Ein unglaublich dicker Mann rollt faktisch auf das Podium zu, so dass andere, die vielleicht sprechen wollten, schnell aus dem Weg springen. Wenn er spricht, wabbeln Teile von ihm und seine Seidenrobe wabert unheilvoll um ihn herum.


    Meine lieben Delegierten, nun haben wir die wenig attraktiven Verschwendungsvorschläge unserer Kollegen gehört, aber ich, Sahir Thuraan von Tiamat-Mashin, nenne euch jetzt die Variante, welche uns den größten Gewinn beschert. Nach meinen Informationen hat Saredash auch versucht, die Ressourcen der Inseln direkt anzugehen und schreckt in seiner Perversität auch nicht vor Zwangsknechtschaft zurück. Daher können wir nach der Befreiung der armen Versklavten leichter an die reichen Erzstätten kommen, die dabei aufgetan wurden. Für eine temporäre Verpachtung der Insel ist Tiamat-Mashin bereit, jedem Delegierten ein Gehalt von 17.000 Dinar zu zahlen und jenen, die darauf verzichten, ein Erstkaufrecht bei verschiedenen Lagerstätten einzuräumen, natürlich nur so lange der Vorrat reicht. Und wir werden natürlich kostenlos die armen Unterdrückten in den Teilstaat transportieren, welche sich ihrer annehmen will. Da wir hier von Dutzenden abgeschotteten Dorfgemeinschaften sprechen, können wir auch gerne je Gemeinschaft rechnen, auf dass all diesen armen Blutgeborenen dann die ganze Freiheit der Hegemonie in ihrer neuen Heimat zukommt. Das ist dann Gewinn für alle.


    R O L L E N S P I E L:

    Nach einem Verziehen seines feisten Gesichtes tritt er ab.

  • R O L L E N S P I E L:

    Ein älterer Mann in einem schlichten weißen Hemd und einer ebenso schlichten, jedoch gut gearbeiteten Hose mit buschigen Augenbrauen und einem warmen weichen Gesicht ist am Podium angekommen. Er schenkt den Anwesenden ein freundliches Lächeln.


    Ehrbare Delegierte, ich danke für eure Zeit. Ich hatte die Wahl, heute hier zu sprechen. Dies ist der maximale Ausdruck der Freiheit, welche die Blutgeborenen besitzen. Sie können selbst wählen, was sie wollen, sie können entscheiden, da sie dazu ausgebildet wurden, für sich selbst zu entscheiden. Und sie können sich für Fehler entscheiden, sie können das Wahre, Gute und Richtige wählen. Aber es war ihre Wahl.


    R O L L E N S P I E L:

    Sein Blick wandert in die Ferne, er wirkt betrübt.


    Den Menschen auf diesen fernen Inseln, unseren blutgeborenen Schwestern und Brüdern, wurde diese Wahl genommen. Saredash bricht alles, den Körper, den Verstand, die Seele. Sie können sich nicht mehr entscheiden und haben damit das Wichtigste verloren, was uns als Blutgeborene auszeichnet. Etwas das wichtiger ist als alles andere, als die Ehre unserer Geburt, als die Schenkung der Schöpfung und als die Leitung der Götter. Sie haben ihnen die Möglichkeit genommen, sich zu entscheiden. Sie sind nicht länger frei, sondern Sklaven. Es ist so falsch, so pervers und so albtraumhaft, dass die Entscheidung hier zu sprechen mir leicht fiel, denn ich bin nur ein einfacher Priester. Mein Name, mein Leben, das alles ist so unwichtig gegenüber dieser Monströsität. Es tut alles nichts zur Sache, doch wichtig ist nun EURE Wahl. Ich bitte euch, trefft sie. Aber trefft sie auch mit dem Blick auf die Wahllosigkeit der Entrechteten.


    R O L L E N S P I E L:

    Der Mann schenkt den Anwesenden ein letztes trauriges Lächeln und räumt dann das Podium.

    Die Große Fraktion des Tempelkultes ist für die kulturelle Pflege und Feste sowie Feiertage zuständig.

  • Ehrbare Kinder des Blutes,


    die Krise ist ja nunmehr am Abklingen, doch es wurde ein erschreckendes Ergebnis hinterlassen. Neben etwa 233 toten Anhängern von Saredash gab es auch über 1100 zivile Opfer. Die besiedelten Inseln sind großteils verwüstet worden. Konnte vorher ernsthafter Zweifel an der Regierungsfähigkeit aufkommen, ist der Teilstaat nunmehr handlungsunfähig. Die Regierung hat sich mit Lehim in Verbindung gesetzt, das einen Großteil der Bevölkerung aufnehmen wird. Das Projekt Jiklà ist jedoch faktisch am Ende.


    R O L L E N S P I E L:

    Sie hebt die Hand und dann auch die Stimme.


    Schuldzuweisungen bringen nichts in der Lösung. Der Großwesir ist mit Lehim daher über eine Aufteilung übereingekommen. Lehim erhält die Inseln Krivan, Garesh und Neresh. Die Phönixdynastie wird den Wiederaufbau vornehmlich tragen. Jiklà wird in einer dauerhaftes militärisches Mandat ähnlich Harash umgewandelt. Die verbliebene Bevölkerung kann dem entweder zuarbeiten oder wird mit Abfindungen umgesiedelt. Die Ereignisse haben auch klar gemacht, dass unsere Reaktionszeiten zu langsam sind und dass wir eine Präsenz nahe Lehim brauchen, um unseren Verpflichtungen gerecht zu werden.

    • Offizieller Beitrag
    R O L L E N S P I E L:

    In einem Punkt ist sich die abschließende Sitzung zum Thema einig: Der Verlust der Menschenleben war sowohl vermeidbar als auch fahrlässig. Doch schon bei der Bewertung der Straffälle klaffen die Beurteilungen auseinander. Während der Vorwurf der Ketzerei abgeschmettert wurde - wenn auch nur mit einem Vorsprung von dreiundzwanzig Stimmen gegen ein fulminantes Aufgebot der Heiligen Städte Tabar, Mehita und Persuna, aller Stimmrechteinhaber in Tarawa bis auf drei, Geisterkult und Bund des Einhorns - ist doch über die Verhängung von Lagerstrafen von Befehlshabenden wie Ausführenden zu bestimmen. Aber dies ist Sache der Kadis und der allgemeinen Gerichtsbarkeit. Nur die Feststellung der Ketzerei war wirklich durch den Hohen Rat zu entscheiden.


    In der Aufteilungsangelegenheit erfuhr die Hegemonialregierung hingegen einen gewaltigen Dämpfer so dass zwar alle Inseln außer Jiklà Lehim zugesprochen wurden, letzteres jedoch als volles Mitglied in die Hegemonie mit Stimmrechten aufsteigt und zu Vashir gezählt wird. Auch die unbewohnte Insel soll in einen Teilstaat als Totalreservat umgewandelt werden. Über ein militärisches Mandat habe die Regierung mit Lehim oder Jiklà zu verhandeln, auch wenn angedeutet wurde, dass diesem im Falle einer Einigung eine Mehrheit sicher wäre.

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