Werte Korva Prechaa,
ich schreibe dir, da ich meine Verwunderung darüber ausdrücken möchte, dass trotz der Erforschung der Höhlen unter Kanth noch niemand vom Geisterkult in Kanth deswegen eingetroffen ist.
Ich war davon ausgegangen, dass sich in euren Reihen sicher jemand dafür interessieren würde und mit Freude an der Erkundung teilnähme.
Ich hoffe, dass ich bald ein Mitglied des Geisterkultes in Kanth begrüßen kann,
Chakib Bakhtava,
Oligarch von Kanth
Werter Chakib Bakhtava,
ich bin sicher, dass ich dir den Grund meines Fernbleibens nicht noch genauer darlegen muss, wenn wir an den durchaus realen Fluch denken, dessen Existenz von euch geleugnet wird. Der Geist der Erde ist immer noch im Unfrieden mit Kanth und weder dein Ururgroßvater noch sein Nachfahre sind unseren Empfehlungen gefolgt. Danach haben wir davon abgesehen, weiter daran zu erinnern, denn das wäre ja unhöflich, weil ihr es spätestens beim zweiten Mal verstanden habt.
Sobald ihr den Geist der Erde beruhigt habt, werden sich sicher auch die Höhlen schließen und wir können wie eins geplant über die verborgenen Kristallgrotten von Themaan sprechen.
In Erwartung deiner Erleuchtung
Korva Prechaa, Erzschamanin von Mehita, Vermittlerin im Hohen Rat
Liebe Korva Prechaa,
ich habe die mir zugänglichen Unterlagen meines verstorbenen Großvaters nach Hinweisen auf die Empfehlungen des Geisterkultes abgesucht und muss leider sagen, dass ich keine gefunden habe. Ich kann nicht sagen, ob mein Urgroßvater meinem Großvater von diesem Empfehlungen berichtet hat, aber weder meine Mutter, noch einer meiner Onkel und Tanten, die ich dazu befragen konnte, wussten irgendetwas darüber.
Ich würde mich also freuen, wenn du einen dritten Anlauf mit mir startest und die Empfehlungen für mich noch einmal aufschreibst.
Erleuchtung und Frieden für dich,
Chakib Bakhtava,
Oligarch von Kanth
Der Oligarch beauftragt Pirooz Roozba parallel damit, im Institut nach allem zu suchen, dass Informationen über die Empfehlungen des Geisterkultes beinhaltet oder die Kristallgrotten von Themaan erwähnt.
Werter Chakib Bakhtava,
die Überlieferung sollte dir wichtig sein. Aber ich bin mir sicher, dass du die Dinge unter Kontrolle hast. Immerhin war unsere Warnung damals eindeutig und nach all den Jahren wirst du sicher keine Abgesandten der Stiftung, Tiamats oder der Akademie in die Stadt gelassen haben, so dass der Fluch weiterschlafen wird, wenn ihr ihn schon nicht aufheben wollt. Damit sollte Kanth vor Katastrophen geschützt sein.
In Erwartung deiner Erleuchtung
Korva Prechaa, Erzschamanin von Mehita, Vermittlerin im Hohen Rat
Liebe Korva Prechaa,
die Überlieferungen sind mir wichtig, aber wie kann ich sie ehren, wenn niemand sie für wichtig genug zu halten scheint, damit sie auch mir überliefert werden?
Ich dachte ich hätte in meinem letzten Brief zum Ausdruck gebracht, dass ich an einer Aufhebeung des Fluches interessiert bin!
Und da sich bereits Vertreter von all den genannten Fraktionen in Kanth aufhalten, kann ich diese Absicht nur noch einmal bekräftigen.
Erleuchtung und Frieden für dich,
Chakib Bakhtava,
Oligarch von Kanth
Danach schickt der Oligarch eine Notiz an Pirooz Roozba, dass er sich mit der Suche nach den angeforderten Unterlagen beeilen soll.
Der Oligarch starrt auf den Brief von dieser Erzschamanin und auf die Notiz, die ihm Pirooz geschickt hat:
"Leider gibt es keinerlei Unterlagen darüber, da ein gewisser Sarekh sie vor 40 Jahren ausgeborgt und nie zurückgebracht hat. Pirooz"
Vor sich hinmurmelnd beginnt der Oligarch einen weiteren Brief an Korva zu verfassen - der kurz darauf im Müll landet. Ungehalten trommelt er inzwischen mit den Fingern, während auch Entwurf zwei, drei und vier den Weg des Ersten gehen.
Dann schreibt er:
Iskandaa,
in Mehita wohnt so eine Erzschamanin namens Korva Prechaa, ich hab dir mal unseren bisherigen Briefwechsel angefügt.
Da ich mich bei dem Versuch, ihr einen weiteren Brief zu schreiben, an deinen Rat erinnert habe, manchmal mein Temperament und meine Eigenarten etwas mehr unter Kontrolle zu haben - und ich muss zugeben, dass das Gespräch beim Flug neulich auch dazu beigetragen hat, aber davon erzähle ich dir mehr, wenn du demnächst nach Kanth kommst - befolge ich nun deinen Rat, und gebe die ganze Sache in deine Hände, immerhin kannst du auch einfach vorbeigehen.
Chakib
Iskandaa liest die Briefe zweimal, bevor er ohne weitere Regung aufsteht und sein Büro im Nebengebäude des Hohen Rates verlässt. Er prüft auf dem Gebäudeplan, wo sich das Büro von Korva befindet und geht direkt dorthin, um persönlich anzufragen, ob sie Zeit für ihn hat.
Nach deutlichem Zögern empfängt die Erzschamanin ihn tatsächlich.
Masa al'hrem, Gesandter, ich muss dich gleich vorweg warnen, dass meine Ansicht sich nicht ändern wird, egal ob du persönlich vorsprichst oder dein Verwandter selbst anreist. Es müssen sich Dinge in Kanth ändern, nicht vor Ort und nicht bei mir.
Masa an'nur, Erzschamanin Korva,
damit, dass sich die Dinge in Kanth verändern müssen, sind wir uns einig.
Sei versichert, ich hatte auch nicht vor dich von einer Reise nach Kanth oder vergleichbarem zu überzeugen.
Ich bin hier, um dich zu bitten, mir dabei zu helfen, zu der Erleuchtung zu kommen, die ich benötige, damit ich meinen Schwager helfen kann, den richtigen Weg für die Zukunft Kanths zu beschreiten.
Aber Erleuchtung kannst du doch nur selbst finden?
Die Schamanin ist eine resolute, füllige Frau in mittleren Jahren, die durchaus so aussieht, als könnte sie Schlägereien in der Karawanserei auf handfeste Art und Weise für sich entscheiden. Ihre grünen Augen blitzen gefährlich beim Sprechen.
Wir haben euch alle Aufzeichnungen zukommen lassen. Ich habe leider keine Ahnung, was ihr damit gemacht habt, aber dort stand alles drin. Ihr solltet sie uns dann zurückbringen, wenn ihr fertig seid. Ich stelle an deinem Verhalten fest, dass das nicht der Fall ist. Ihr wisst aber schon, dass wir sehr selten Dinge aufschreiben? Jemand wird sicherlich die Inhalte tradiert haben, aber die Schamanen zu finden, welche die Inhalte kennen, kann Jahre dauern. Da sind die Aufzeichnungen sicher besser. Und ja, wir hätten die auch gerne zurück!
Ihr Tisch leidet zusehends am Griff ihrer linken Hand, die sich schraubstockartig um die Kante gelegt hat.
Ich dachte, dass einem Andere beim Beginn des Weges zur Erleuchtung behilfreich sein können?
Naja, darüber können wir vielleicht ein anderes Mal ausführlicher reden.
Wenn es Jahre dauern könnte, sollten wir sicherheitshalber damit beginnen, müssen die Schamanen denn alle einzelnen angeschrieben werden? Gibt es nicht so etwas wie eine gemeinsame Gesprächsplattform?
Sagt dir der Name Sarekh eigentlich etwas?
Vor allem bei der letzten Frage, beobachtet Iskandaa ihre Reaktion genau.
Die Schamanin hat ihn abwartet angesehen, doch ihre Reaktion auf den Namen ist dramatisch. Ihre Hand bricht tatsächlich wie von selbst ein Stück aus dem Schreibtisch, dann fällt sie aus dem Stuhl und halb auf den Tisch, bevor sie sich hastig aufrichtet und ihren Gegenüber anzischt.
Soll das ein Witz sein? Bis du verrückt, den Namen hier auszusprechen? Ist dir dein Leben gar nichts wert?
Sie fasst sich ein wenig, dann blickt sie ihn entsetzt an.
Willst du damit ausdrücken, der hat unsere Aufzeichnungen genommen? Oh nein. Nein . . . Ich muss das der Hegemonialregierung melden. Damit wird der letzte Kampf mit Saredash klarer. Warum habt ihr das nicht früher gemeldet? Also bei Ausleihung. Weißt du, wieviel Tode damit verhindert werden können? Wieviele sind noch bei euch in der Stadt versteckt? Ich hoffe, ihr lasst nicht jeden in die Höhlen! Bei den Wächtern.
Iskandaa sieht wirklich beunruhigt aus, als ob ihm ein böser Verdacht kommt, gibt ihr aber einen Moment um sich zu fassen. Er nutzt die Zeit dafür, um sein Datenpad hervorzuholen, nach einer kurzen Suche hat er gefunden was er gesucht hat.
Er hält das Datenpad so, dass sie den Bildschirm gut sehen kann, aber weit genug weg, damit das Datenpad nicht das Schicksal des Tisches teilt. Auf dem Display kann man lesen:
Das Datum, der 3.8.2020, darunter ist extra markiert und man kann sehen, dass ein weiterer Text folgen muss.
Er sagt nichts weiter, sondern schaut sie nur an, seine Miene drückt noch immer tiefe Beunruhigung aus.
Die Schamanin wirkt für einen Moment so, als würde sie ihren Gegenüber greifen wollen und solange schütteln, bis ihm alle Körperteile wegfliegen. Dann atmet sie einmal tief aus.
Du solltest besser deinen Oligarchen informieren, dass es bald in Kanth vor Parshans nur so wimmeln wird. Er sollte die Höhlen abriegeln und alles Personal genau registrieren. Ich werde das Wesirat für Inneres informieren, dass Kanth abzuriegeln ist und unter Quarantäne gestellt werden muss, bis alles überprüft wurde. Angesichts eurer Fläche und der zahlreichen verfallenen Stadtviertel sowie des Ausmaßes der Höhlen wird das sicher ein paar Jahre in Anspruch nehmen.
Jahre?!
Iskandda schaut sie vollkommen ungläubig an.
Wenn du erwartest, das so etwas Jahre in Anspruch nehmen darf oder sollte, wird mir einiges klarer.
Dann lass uns gleich das Wesirat für Inneres informieren, denn als Abgesandter Kanths, will ich bei diesem Gespräch dabei sein. Außerdem erhalte ich alle Anweisungen für Kanth dann aus erster Hand und kann sie danach unverzüglich an die entsprechenden Stellen in Kanth weiterleiten. Und so wie es klingt, sollte auch jemand vom Oberkommando bei dem Gespräch anwesend sein.
Wieso darf? Was wird dir dabei klar?
Sie schüttelt den Kopf.
Ich werde das Wesirat gerne informieren. Aber warum jemand vom Oberkommando dabei sein sollte, ist mir unklar. Oder weißt du bereits, was nötig sein wird? Was hast du bisher verschwiegen?
Du hast darauf hingewiesen, dass Kanth bald vor Parshans nur so wimmeln wird, das wird ohne das Oberkommando wohl nicht stattfinden.
Aber das stellt doch nur die Parshans. Das Wesirat für Inneres entscheidet über deren Einsatz und die Begrenzungen. Das wäre ja noch schöner, wenn das Oberkommando jenseits der Mandatsvorgaben selbständig handeln würde. Es gibt da schon eine Hierarchie, sonst könnte der Hohe Rat die Streitkräfte ja nicht belangen. Oder ist Kanth eine Verantwortlichkeit des Oberkommandos unwichtig?
Iskandaa wirkt etwas genervt.
Informieren wir einfach das Wesirat und hören, was sie dazu sagen.
Sie verdreht die Augen.
Das kann ich auch ohne dich gut erledigen.
Sie tippt auf ihrer Kommunikationskonsole herum.
Thain, ja, hallo, ich bins. Bitte verbinde mich direkt mit Pahit. . . Nein, ich bin durchaus der Meinung, dass sich der Wesir für Inneres persönlich dafür interessiert, was ich zu sagen habe . . . Ja, okay, ich warte kurz.
Sie achtet während dessen nur darauf, was sie offensichtlich aus einem Knopf in ihrem Ohr hört, das kommt jedoch nicht deutlich noch für andere rüber. Wartend lehnt sie sich zurück und schaut nach vor, dann stutzt.
Ich hab dir doch gesagt, dass ich das ohne dich erledigen kann. Du darfst gehen. Das Wesirat für Inneres wird sicherlich deinen Oligarchen informieren, wenn die Sache durchgeführt wird.
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